Sonntag, 1. März 2020

Rosenmontag #2: Mondays for Future


Endlich hat die Ungeduld ein Ende. Eine hyperaktive Pompon-Maus macht den Anfang und tänzelt und juchzt vor dem ersten Wagen des kleinsten Zuges. Sie reißt den grünen Puschel nach oben und springt begeistert hinterher. Der schwarze Bär am Steuer dahinter kann nur Schritt fahren, aber das ist schon in Ordnung. Sie wollen ja nicht auch der schnellste Zug sein.

Es beginnt mit der 'Ofentüre mit viel Blech'. "Der was?" fragt eine Maus ihre Nachbarin unter dem großen Hut. "Dem Anfang, Beginn, Losgehen oder so etwas." Die Maus nickt, "Ach, 'Ouvertüre' meinen die." Das ist dann wohl so närrisch komisch wie Brotfresser, Espedition oder funsionieren…

Auf dem Wagen fahren als Clowns mit Instrumenten vier Holzfiguren mit, die schon viel Tradition als Dauernarren haben. Aber für das laute Blech ist der Musikzug dahinter zuständig. Ganz vorn wecken zwei Mäuse mit Trommel und Becken die drömelnden Zuschauer auf, die vielleicht beim Warten auf den Zug ins Dösen gekommen sind.

Dabei würden die letzten Schlafmützen garantiert geweckt werden von dem lautstarken Beifall, der auftost, wenn die lila Maus begeistert die Arme hochreißt.

Danach übertönt der Holterdipolter-Marsch der Blechbläser aber den Beifall und das ständige aufgeregte Gemurmel. Für viele ist es der erste Rosenmontagszug, den sie live erleben. Da gibt es überall noch Fragezeichen. Wie wird es wohl werden? Gibt es viele Mottowagen? Was ist überhaupt ein Mottowagen? Und was viele Naschkatzen und Mäuse umtreibt, wann kommen endlich die fliegenden Süßigkeiten?

Die eifrigen Blechbläser haben jedenfalls genug damit zu tun, ordentlich Lärm und Stimmung zu machen. Da haben sie keine Pfote frei, um Süßkram zu verteilen.

Es scheppert das Becken und danach geht die Fanfare durch Mark und Bein. Der Holtertipolter-Marsch ist bekannt für seinen anspruchsvollen Takt, der springt wie eine Spinne auf der heißen Ofenplatte. Auch die mehrstimmige Melodie sucht immer nach dem einfachen Weg … und verirrt sich immer wieder. Es ist ein echt verrücktes Lied mit immer wieder auch schönen Stellen. Nur das Schunkeln fällt den Mäusen am Straßenrand etwas schwer. Sie rumpeln dabei immer wieder zusammen.

Endlich erscheint der Motto-Roboter hinter dem Musikantenzug. Damit alle wissen, worauf sie warten. Außer den Kamelle. Gleich nach dem wimmernden Schifferklavier stapft er mit festem Schritt entlang der Zugstrecke. Und schwenkt dabei wild die lila Riesenpuscheln. 

"Mondays for Future" trägt die kleine weiße Maus im Roboter vor der Brust. Dabei ist das doch eine Übertreibung. Denn eigentlich geht es doch erst einmal nur um einen Montag, diesen Rosenmontag.

Für alle Fälle, trägt der gelbe Stahlkoloss noch einen Absender auf dem Rücken. 'No Plan A … Just Chaos'. Für alle die wissen wollen, ob es einen Plan B gibt, wenn es schon keinen Planeten B gibt. Die Zukunfts-Kinder am Freitag haben immer darauf hingewiesen. Für eine kleine weiße Maus ist das doch selbstverständlich, sie lebt auf der Erde und auf keinem Himmelskörper mit einem Buchstaben-Namen. Weder 'A' noch 'Eff' oder 'Ypsilon'.

Die erste 'Boden-Gruppe' sind in dieser Session die 'Pompons on Wheelz'. Einige Mitglieder besuchen zuerst noch ihren begeisterten Fan-Block mitten unter den Zuschauern. Die Sterne- und Streifenträger müssen doch zusammenhalten.

Dann kehren sie schnell in die Formation der Pomponschwenker zurück. Das Besondere sind aber nicht die eifrig gewedelten bunten Puschel. Jedes Mitglied der 'PoW' steht auf Rollen. Ob Rollschuh oder Skateboard, sie rollen in immer neuen Figuren über die Straße und heben dabei die farbigen Pompons im Takt in eine ähnliche Richtung.

"Nun schwenk doch endlich deinen Puschel!" die kleine Maus ist genervt. Der Raketenbär kann sich mit seinem Kostüm wieder keinen Schritt rühren, will aber unbedingt mitfahren. Also muss sie ihn den ganzen Weg schieben. Da kann er wenigstens den Rest der 'Choro' mitmachen. Sonst stimmt doch das ganze Bild nicht.

Die 'PoW' haben die Formation geändert und holen – bis auf den Raketenbären – für die nächsten Meter mit einem kräftigen Tritt Schwung. Sie dürfen den Anschluss nach vorn zum gelben Roboter nicht verlieren und schon gleich zu Beginn des Zuges Löcher reißen. Sonst staut es sich gleich hinten.

Der nächste Wagen möchte in keinen Stau geraten, damit niemand auf die lange Schleppe am Heck tritt. Es wäre doch schade um die wunderschön schimmernden Pfauenfedern.

Dieser Wagen ist den Schöngeistern gewidmet, die sich an der nutzlosen Schönheit der Pfauen freuen. Die Zuschauer fragen sich nur, warum eine olle Kamera vorn auf dem schwarzen Cabrio montiert ist.

Das ist der Hinweis auf die eitle Selbstbespiegelung der ewigen Selbstdarsteller, die wie Pfauen Rad schlagen, wenn sie sich ständig in Selfies abfeiern. Ach so, die Zuschauer schütteln verständnislos die Köpfe. Wenn die Wagenbauer das meinen … Pfauen sind doch einfach auch so schön. Ohne so komplizierte Erklärungen eigentlich sogar viel schöner …

Da sind Knopfreiter doch viel einfacher gestrickt. Sie freuen sich an ihren bunten Reittieren und wie gut diese dressiert sind. Die Reiter haben schon die ersten Proben mitgemacht und wollten deshalb schnell auf die Strecke. Das kann von Ihnen aus eine jahrzehntelange Tradition werden.

Es geht natürlich noch weiter…


Idee: SchneiderHein    Fotos: W.Hein


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mondays for future ;-) Zum Glück hab ich mir für die Fastenzeit nicht Verzichten auf Lachen und Spaß haben vorgenommen ... die hyperaktive Pomponmaus, die gespannte Zuschauermenge, die schlau geplante Choro, der Selfie-Pfauen-Poser-Wagen ;-) und man fühlt sich mittendrin ! Freu mich schon auf den nächsten Häschtäg, egal wann, nochmal liebe Grüße, Manu

SchneiderHein hat gesagt…

@ Manu
Das wäre auch wirklich eine blöde Idee, denn gerade Lachen ist doch so eine Art Gesundbrunnen ;-)
Vermutlich dauert es nun aber noch etwas bis zum nächsten # … Flo mit der Pfote raubt einiges an Zeit und der für diesen Umzug genomme Urlaub muss auch irgendwie eingeholt werden. Hoffentlich holt uns jetzt nicht auch noch 'Corona' ein! Allerdings für das Vorankommen des Zuges wäre so ein verordneter Hausarrest nicht schlecht. Nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wäre das schon ein Problem. Also mal abwarten, wann was kommt ...