Sonntag, 12. Juli 2015

Ein Tor zum Wundern



Sie rüttelt aus Gewohnheit am Tor und als sich nichts rührt, huscht die Maus weiter. Genni wundert sich, wieso der Torbogen plötzlich an dieser Stelle im Garten steht und welchen Zugang er verwehrt. Denn jedes Mal wenn sie vorbei kommt, rüttelt die kleine Maus an den Gitterstäben am Eingang – in der Hoffnung endlich mal hinter die Torflügel blicken zu können. Doch bis jetzt öffnet sich das Gitter dabei keinen Spalt breit.

Mimi und Finni haben sich im Garten lieber hinter hohen Büschen auf die Lauer gelegt. Auf offener Steinfläche wurden sie schon mal von Riesennagern überrascht. Doch diese Maus hat endlich wieder eine leckere Größe. Es lohnt sich also, bei diesem Gartenkleinsttor zu warten. Nur leider ist die Maus immer so hektisch und so flink wieder verschwunden. Aber da raschelt es schon wieder und leises Schimpfen ist zu hören ...

Der kleine Hutmacher quengelt schon den ganzen Weg. Er drängt dabei selbst ein weißes Mausekaninchen so zur Eile, dass es vergisst "keine Zeit" zu rufen. Der Hütehandwerker will im Wunderland ankommen, bevor wieder irgendwelche Hutgroßkotze ihm die Arbeit streitig machen oder sich bei den ständigen Nicht-Geburtstagsfeiern allzu breit machen. Also würde jetzt bitte endlich jemand dieses Tor öffnen?

Beherzt drückt die kleine Maus unter dem roten Zylinder den sanft quietschende Torflügel auf. Das hatte der Hutmacher immer schon Klein-Alice zeigen wollen: Dieser Hintereingang zum Wunderland ist doch deutlich bequemer als das dunkle Kaninchenloch, das das Mausemädchen beim ersten Besuch nehmen musste.

Mjam, worauf wollen die beiden Miezen noch warten? Es sind schließlich schon drei pelzige Schmackhappen am Tor. Aber Pst! ducken ... da kommen noch mehr.

Drei weitere Mausbraten nähern sich mehr oder weniger entschlossen dem rosenbekränzten Gartentor. Ein besonders stachliger Gesell trippelt nervös mit den Pfoten, weil die Schlafmaus sogar barpfotig mal wieder 'lange Socken anhat'. Die Miezen im Lauerversteck zögern, als sie die grinsende, gelbe Katzenmaus erblicken: Darf katz die nun auch mausen? Oder muss katz hier die kleine Konkurrenz erst wegkatzbuckeln?

Nun reicht es Klein-Alice. Sie kommt zurück und treibt die säumige Schlafmaus zur Eile an. Der Hutmacher wird sonst immer unerträglicher. In sein Schlummerkissen kann sich der schlappe Nager immer noch kuscheln, wenn sie wieder zuhause angekommen sind. Dort wartet sicher eine bequeme Schlaftasse auf den geübten Teegesellschaftsschnarcher.

Jetzt haben die beiden grauen Samtpfoten doch zu lange gewartet und kommen diesen berühmt berüchtigten 'einen Katzensprung' zu spät. Na eigentlich sind das doch schon zwei oder drei Hoppler, denn das Tor ist zu und von dem Nachmittagsimbiss sieht man noch nicht einmal die kleinste Schwanzspitze.

Mit aller Gewalt reißt Finni das kleine Gartentor wieder auf. Das kann doch nicht sein, dass ihr Magen knurrt und die Mäuse so einfach weg sind.

Wo ein Katzenkopf durch passt, kommt die ganze Katze hinterher. Doch der Kopf passt nicht und Finni hängt wimmernd im Gitterbogen fest. "Du braucht einen Trink-mich-Zaubertrank für einen Schrumpfkopf." Diesen blöden Rat hätte sich die Mimi auch sparen können.

Als die graue Miez sich endlich wieder vom Drahtverhau befreit hat, hält sich Finni noch länger den schmerzenden Kopf. Es ist zum Glück noch alles dran und auch die Ohren haben keinen dauerhaften Knick bekommen. Ihre Schwester ist währenddessen einfach hinter das Tor getreten und sucht die flüchtige Zwischenmahlzeit.

Mimi kann es immer noch nicht glauben. Die leckeren Mäuse sind doch durch das Tor gelaufen. Jetzt steht sie dahinter und guckt genau unter jedes Blatt und hebt jeden tiefhängenden Zweig an. Aber da ist nichts ... kein Pfotenabdruck, kein Mausehaar, kein Fetzchen Stoff. Sie sind alle verschwunden ... ohne eine Spur zu hinterlassen. Das ist schon ziemlich wunderlich ...


Fotos W.Hein

Die kleinen Alice-im-Wunderland-Mäuse kommen von DebCanham. Den Rosenbogen stellt der Dekohandel bereit. Der ist leider viel zu klein für die CatSisters von Marjan Balke (Tonni Bears).


Samstag, 4. Juli 2015

Kerl's day



Der alte Zausel schmaucht unentwegt ein lustiges Pfeifchen. So ein Schiffschef hat offensichtlich ein leichtes Leben. Seine Matrosen müssen dafür schon den ganzen Tag die Quetschkommode pressen oder die Mundorgel flink hin und her flitzen lassen. Dann doch lieber als Oberwassermotz die Meerschaumpfeife vor sich hin dampfen lassen und von Zeit zu Zeit einen schönen Rauchring machen. Antonetta muss unbedingt so einen Schiffsführerschein machen. Die junge Rättin will auch eine Kapitisse werden.

Und dafür hat sie sich richtig rausgeputzt: Ein schickes Kleid mit seeblauen Streifen, dazu ein breiter Kragen und ein kecker Matrosenhut. So kann jeder sofort sehen, dass es hier eine junge Rättin ernst meint: Sie will etwas aus ihrem Leben machen, jemand werden und sich nicht mit den anderen ziellosen Nagern durch den Kompost arbeiten. Jetzt muss sie nur noch echte Seebären finden, die ihr alles beibringen können.

Doch leider ist sie heute nicht die Erste bei den großen Fachbären. Dieser kleine blaue Bär hat sich vorgedrängelt und die ehrgeizige Rättin muss unruhig von einer Pfote auf die andere trippeln, bis sie endlich den alten Fahrensmännern diese wichtige, diese einzig wirklich wichtige Frage stellen kann.

"Ich möchte ein richtiger Seebär werden. So schnell wie möglich!" Der kleine Doppelblau hat sich die letzten Tage immer im Schlepptau des hibbeligen Seehasen gehalten, um zu sehen, was ein Leichtmatrosenanwärter so alles macht. Aber wenn es hier jetzt schon ausgewachsene Schwermatrosen gibt, kennen die sicher eine Abkürzung. Weiter kommt der kleine Bär nicht … denn wenn die alten Raubeine schon mal beim Seebärenmachen sind, können sie schnell noch eine Kapitisse dazu machen. "Das will nämlich ich werden," drängelt sich die Rättin nach vorn. "Heiliger Klabautermann," entfährt es da Bo Brummel, auf den hier alle hören.

Die Seebären müssen sich dringend beraten und murmeln dabei in den nicht vorhandenen Seebärenbart. "Das wird jetzt aber unübersichtlich," grummelt Hümpel, "und eigentlich machen wir hier doch Ferien." "Ich weiß, ich weiß," brummelt der Obermatrose zurück. "aber wir haben uns blöderweise schon einmal breitschlagen lassen." Er denkt an diesen eifrigen Hasenmaus. "Und jetzt …" er zupft an seiner verschlissenen Jacke, die nur noch in der letzten Knopfreihe passt … "haben wir bald einen ganzen Kinnergarten am Hals. Wenn das weiter einreißt, will alles, was Pfoten und Fell hat, noch ein rauer Petz auf der noch raueren See werden!"

Also muss der Bo Brummel ein Machtwort sprechen: "Frauen an Bord bringen Unglück und die Ratten bleiben sowieso nie lange, das lohnt sich nicht." Wenn das Schiff untergeht, sind die Ratten weg. Das weiß jeder Seebär und das sollte die Nagerin bedenken, bevor sie … wie war das noch mal … 'Kapitisse' werden will. "Also für das "Von-Bord-Gehen", müssen wir einer Ratte nichts beibringen und eine Frau bleibt besser gleich weg!" Jetzt noch zu diesem Wasserfloh – er wendet sich Doppelblau zu: "Na, du Kurzer musst doch einfach noch wachsen, dann wirst du automatisch ein blauer Junge." Damit sollten sie jetzt wieder ihre Ruhe haben.

Das ehrgeizige Rattenmädchen kann es nicht fassen: "So ein verzopftes, altes Mackerpack von vor-gestern. Von vor-vor-vor-gestern." Antonetta schnaubt, bis die Schnurrhaare zittern: "Die werden noch sehen, was sie davon haben. Wenn sie demnächst an Land hocken bleiben, weil künftig Frauen alles an Bord regeln werden." Sie will jetzt erst recht so eine Schiffs-Schofföse werden und wenn sie dafür hier alle Nagerinnen, Langohrenträgerinnen und Petzelinen davon überzeugen muss, mit an Bord zu kommen. Nixen und Seekühe sind sicher noch nicht genug Frauen für die echte Gleichberechtigung auf See.

Doppelblau ist auch enttäuscht. Aber er muss ja nur warten. So lange lässt er sich erklären, warum Hümpel immer eine Harpune für die Jagd nach Moppel Dick bei sich hat. "Man weiß nie, wann der übergewichtige Wal auftaucht. Plötzlich bläst er an und eh bär sich versieht, stürzt Moppel Dick sich auf den armen Seebären und der liegt dann unter einer riesigen Masse Walfett mit Lebertran." Aber wenn man den wütenden Wal rechtzeitig piekst, pfeift er erschreckt auf und rollt beiseite. Der kleine blaue Bär ist sofort beeindruckt: So einen Pieksstab braucht er auch, wenn er endlich zum See fährt.

Wenn der kleine Doppelblau wüsste, wie gefährlich allein schon das Seemannsgarn ist, das hier gerade gesponnen ist. Es umwickelt den Verstand von kleinen Petzen, bis die ganz geknebelt, sich jetzt schon vor großen weißen Walen fürchten, die plötzlich aus dem Gartenteich springen, um sich auf sie auf die Planken zu werfen. Dabei hatte Hümpel immer schon ein verkürztes Bein. Und so eine selbstgebaute 'Harpune' mit einem Windmühlenmesser sieht doch viel besser aus als eine normale Krücke.

Zwei Langohren beobachten die Seebären schon länger. "Hast Du keine Angst, wenn jetzt hier jeder Seebär werden will?" will Lotte wissen. "Dann ist das doch ein Allerweltsberuf und es wird ganz schön eng auf den Schiffen." Doch Hasenmaus winkt lässig ab: "Pah, ich habe doch einen Riesenvorsprung! Ich kann doch schon ganz viel von diesem Seebärenzeugs. Die Prüfung mache ich mit links!" … "Backbord!" verbessert er sich hastig.

Antonetta nimmt noch einmal Kurs auf die brummeligen Seebären und startet noch einen Versuch: "Habt ihr schon mal eine Rättin zur Seefrau gemacht?" "Natürlich nicht!" Da kann Bo Brummel doch nur den Kopf schütteln. Wer wäre bisher auf so eine verrückte Idee gekommen? Die Nagerin lässt nicht locker: "Aber dann könnt ihr doch gar nicht wissen, wann ich von Bord gehen werde. Vielleicht bleibe ich als Kapitisse ja da. Und selbst wenn, ihr habt doch auch das Schiff verlassen, um hier zu sein."

"Das ist was ganz anderes!" Ein alter Seebär lässt sich doch von einer naseweisen Langnase nicht sagen, was hier jetzt 'von Bord' bedeutet. "Basta!" Und Nager haben noch nie eine Ausbildung bekommen. Die Schiffsratten sind bisher immer ohne ausgekommen.

Die anderen Seebären können dem Brummel nur zustimmen. Das mit dem Unglück durch Frauen stimmt garantiert. Sie fühlen sich gerade nämlich nicht besonders glücklich. 

Endlich zieht die Rättin ab. Da sind sie noch mal davon gekommen: "Die sind wir los, hoffentlich." Aber Sebastian bleibt unsicher: "Ob das mit den Frauen doch noch irgendwann kommt?" Grummelpott zuckt mit den Schultern: "Vielleicht sind ja die elektrischen Komm-Puter schneller und übernehmen vorher die Schiffe."

"Wenn die mich nicht Kapitisse werden lassen," wütend stapft die Rättin wieder ins Haus, "dann … dann werde ich eben vorher Schoppink-Kwien!" Und die Erdbeeren da unten pflückt sie auch gleich. Auf dem Hinweg hat sie die roten Früchte noch hängen lassen – aus Angst vor Flecken auf dem weißen Matrosenkleid. Doch das ist jetzt egal: Als besinnungslose Vielkäuferin kann sie nun so viele Kleider bekleckern wie sie will.


Fotos: W. Hein

Die ehrgeizige Antonetta ist von Marjan Balke (Tonni Bears). Lotte und Doppelblau kommen von Petra Valdorf (Valdorf Bears). Hasenmaus hat von Bell Bears Design bei uns angeheuert. Die blauen Jungs sind als Obermänner eigentlich alles Landratten aus Berlin. Das hören die Seebären natürlich nicht gern. Obermänner, bis auf Hümpel von Kathleen Wallace, den wir aus der Bärenhöhle Mahnke (Hannover) an Bord geholt haben.


Freitag, 3. Juli 2015

Erdarbeiten



Die beiden Erdmannen machen erst einmal Pause. Sie haben diese ganzen sperrigen Geräte und Stangen in das hedderfreudige Dickicht geschleppt und mussten die ganze Zeit aufpassen, dass sie nirgendwo hängen bleiben oder vorwitzige Blattlianen mit zerren. Sie sind froh, die Gartenbank gefunden zu haben und wollen jetzt verhindern, dass sich dort jemand unnütze Mühe gemacht hat. Denn was macht man sonst mit einer Gartenbank – außer eben Pause.

Hei kann es nicht fassen. Kaum lässt man die beiden einen Augenblick aus den schwarzen Knopfaugen, schon geht das Projekt Erdmannbau nicht weiter voran. Eigentlich wollte er schon längst eine unterirdische Riesenhöhle unter dem ganzen Grünzeug einweihen. Ein geräumiges Heim, mit Schlafnest, Vorratskammer, drei Eingängen und einem geheimen Fluchtweg unter den Rosenstock.

Doch statt den Garten zu unterkellern liegen Ho und Huh auf der faulen Erdmannhaut und ahlen sich in der Sonne. So geht das jetzt schon seit Tagen. Immer kommt etwas dazwischen bevor die ersten Erdarbeiten beginnen können. Mal werden Erdbeeren gepflückt, mal die Molche im Teich beobachtet oder eine längere Expedition zu den Vorratsschränken im Haus unternommen. Doch wenn sie so weiter machen, müssen sie im Winter auswandern oder hoffen, dass ihnen jemand bis dahin einen Fertigtiefbau in den Garten stellt.

Nachdem der Oberhutmotz die beiden Bankfaulenzer noch einmal richtig angepfiffen hat, können sie sich endlich um das Tagesprogramm kümmern:

Eine Partie Erdmann-Krokett in der Sonne auf dem neuen Sandplatz. Wer gewinnt, darf bestimmen wo die Schlafhöhle gebaut wird und ob die Gänge wirklich Huthöhe haben müssen. Auch über die Zahl der Schlupflöcher sollte man noch einmal reden.

Huh verrichtet gerade ganz andere Erdarbeiten, als er mit dem Schläger immer neue Löcher in den sandigen Spielgrund haut. Nur der Ball bleibt davon ungerührt bräsig liegen, wenn er mit jedem neuen Schlag ein wenig mehr unter Sand begraben wird.

Dagegen hat Ho einen guten Lauf und wird mit einem letzten Schlag die grüne Kugel an das Zielholz bringen. Hei muss immer wieder auf seinen Hut aufpassen, der bei jedem Schlägerschwingen ins Gesicht rutscht. Dabei saust die rote Kugel gern ins Abseits.

Damit ist er jetzt der Oberbestimmer und Chefeinrichter der neuen Erdmannenheimat. Er möchte auf jeden Fall eine Sitzlandschaft für den großen Flachbildfernseher und einen Wörlpuhl. Dann genügend Platz für den Kicker und den Flipperautomaten. Der Kühlschrank braucht unbedingt ein Eisfach und haben sie schon über den Holzkohlengrill gesprochen? Gibt es eigentlich Haushaltshilfen für die Junggesellenbutzen von Erdmannen? Und wer übernimmt jetzt diese nervigen Bauarbeiten, wenn sie jetzt noch eine Runde spielen?


Fotos: W.Hein

Die drei Erdmännchen sind von den Lefty Bears von der Teddybär Total in Münster hier eingewandert. Von dort haben sie auch die Gartengeräte und das Krokett-Spiel mitgebracht.