Sie rüttelt aus Gewohnheit am Tor und als sich nichts rührt, huscht die Maus weiter. Genni wundert sich, wieso der Torbogen plötzlich an dieser Stelle im Garten steht und welchen Zugang er verwehrt. Denn jedes Mal wenn sie vorbei kommt, rüttelt die kleine Maus an den Gitterstäben am Eingang – in der Hoffnung endlich mal hinter die Torflügel blicken zu können. Doch bis jetzt öffnet sich das Gitter dabei keinen Spalt breit.
Mimi und Finni haben sich im Garten lieber hinter hohen Büschen auf die Lauer gelegt. Auf offener Steinfläche wurden sie schon mal von Riesennagern überrascht. Doch diese Maus hat endlich wieder eine leckere Größe. Es lohnt sich also, bei diesem Gartenkleinsttor zu warten. Nur leider ist die Maus immer so hektisch und so flink wieder verschwunden. Aber da raschelt es schon wieder und leises Schimpfen ist zu hören ...
Der kleine Hutmacher quengelt schon den ganzen Weg. Er drängt dabei selbst ein weißes Mausekaninchen so zur Eile, dass es vergisst "keine Zeit" zu rufen. Der Hütehandwerker will im Wunderland ankommen, bevor wieder irgendwelche Hutgroßkotze ihm die Arbeit streitig machen oder sich bei den ständigen Nicht-Geburtstagsfeiern allzu breit machen. Also würde jetzt bitte endlich jemand dieses Tor öffnen?
Beherzt drückt die kleine Maus unter dem roten Zylinder den sanft quietschende Torflügel auf. Das hatte der Hutmacher immer schon Klein-Alice zeigen wollen: Dieser Hintereingang zum Wunderland ist doch deutlich bequemer als das dunkle Kaninchenloch, das das Mausemädchen beim ersten Besuch nehmen musste.
Mjam, worauf wollen die beiden Miezen noch warten? Es sind schließlich schon drei pelzige Schmackhappen am Tor. Aber Pst! ducken ... da kommen noch mehr.
Drei weitere Mausbraten nähern sich mehr oder weniger entschlossen dem rosenbekränzten Gartentor. Ein besonders stachliger Gesell trippelt nervös mit den Pfoten, weil die Schlafmaus sogar barpfotig mal wieder 'lange Socken anhat'. Die Miezen im Lauerversteck zögern, als sie die grinsende, gelbe Katzenmaus erblicken: Darf katz die nun auch mausen? Oder muss katz hier die kleine Konkurrenz erst wegkatzbuckeln?
Nun reicht es Klein-Alice. Sie kommt zurück und treibt die säumige Schlafmaus zur Eile an. Der Hutmacher wird sonst immer unerträglicher. In sein Schlummerkissen kann sich der schlappe Nager immer noch kuscheln, wenn sie wieder zuhause angekommen sind. Dort wartet sicher eine bequeme Schlaftasse auf den geübten Teegesellschaftsschnarcher.
Jetzt haben die beiden grauen Samtpfoten doch zu lange gewartet und kommen diesen berühmt berüchtigten 'einen Katzensprung' zu spät. Na eigentlich sind das doch schon zwei oder drei Hoppler, denn das Tor ist zu und von dem Nachmittagsimbiss sieht man noch nicht einmal die kleinste Schwanzspitze.
Mit aller Gewalt reißt Finni das kleine Gartentor wieder auf. Das kann doch nicht sein, dass ihr Magen knurrt und die Mäuse so einfach weg sind.
Wo ein Katzenkopf durch passt, kommt die ganze Katze hinterher. Doch der Kopf passt nicht und Finni hängt wimmernd im Gitterbogen fest. "Du braucht einen Trink-mich-Zaubertrank für einen Schrumpfkopf." Diesen blöden Rat hätte sich die Mimi auch sparen können.
Als die graue Miez sich endlich wieder vom Drahtverhau befreit hat, hält sich Finni noch länger den schmerzenden Kopf. Es ist zum Glück noch alles dran und auch die Ohren haben keinen dauerhaften Knick bekommen. Ihre Schwester ist währenddessen einfach hinter das Tor getreten und sucht die flüchtige Zwischenmahlzeit.
Mimi kann es immer noch nicht glauben. Die leckeren Mäuse sind doch durch das Tor gelaufen. Jetzt steht sie dahinter und guckt genau unter jedes Blatt und hebt jeden tiefhängenden Zweig an. Aber da ist nichts ... kein Pfotenabdruck, kein Mausehaar, kein Fetzchen Stoff. Sie sind alle verschwunden ... ohne eine Spur zu hinterlassen. Das ist schon ziemlich wunderlich ...
Fotos W.Hein
Die kleinen Alice-im-Wunderland-Mäuse kommen von DebCanham. Den Rosenbogen stellt der Dekohandel bereit. Der ist leider viel zu klein für die CatSisters von Marjan Balke (Tonni Bears).