Freitag, 29. Juni 2018

Wegzehrung

Paul möchte niemanden stören. Dennoch zieht ihn der leckere Erdbeerduft, das fröhliche Lärmen und das bunte Gewusel magisch an. Neugierig muss er sich unbedingt die Beine in den Bauch stehen und findet erst nach einer Weile einen schattigen Platz in einem Blüten-Pavillon.

Die kleinen Mäuse haben ihn längst entdeckt und Mifi ist der große Fremde etwas unheimlich. Doch Megan steigt schnell auf den Zaun, um den Zausel einzuladen: "Komm doch rüber. Es ist genug für alle da!" Doch Paul zögert. Bei seinen langen Wanderungen kommt er selten an einer Dusche vorbei und es hat in den letzten Tagen viel zu selten geregnet. Da möchte er nicht dem Komposthaufen mit seinen Duftmarken Konkurrenz machen.

Dann bekommt er eben sein Stück mit Erdbeercreme-Torte außerhalb der Festwiese. Vorsichtig balancieren die Mäuse das Tortenstück vom Kuchen-Buffet über den Zaun. Paul kann sein Glück nicht fassen. Ein Stück aufrecht auf dem Teller und extra für ihn geschnitten. Nein, eine Kuchengabel braucht er nicht.

Mit wenigen Hapsen schnabuliert er die Torte in den Schlund und leckt dann genüsslich den Teller ab. Eine Geschirrspülmaschine braucht er auch nicht. Die wäre auf seinen Wanderungen auch eher hinderlich.

Mifi ist der dunkle Fremde immer noch etwas unheimlich. In welcher Geschwindigkeit er die Torte wegspachtelt. Da passen sicher noch viele Kuchen und Süßigkeiten in den knurrenden Bauch. Wenn Paul jetzt noch viele Wanderer kennt, wird das Kuchen-Buffet bald geplündert sein.


Fotos: W.Hein

Paul von Victoria Kukalo steht schon am Rand des großen Erdbeerfestes. Das war dann doch zu traurig. Deshalb gibt es diesen Nachtrag. Und Mifi von Deb Canham muss sich keine Sorgen machen. Bislang ist den Mäusen der Süßkram noch nie ausgegangen. Wenn es so heiß ist, verschwinden viele Nager gleich in Il Pinguino für einen Riesenbecher mit Fruchteis, Sahne und Gedöns.


Sonntag, 24. Juni 2018

Schnitzelwerken


Der Übungsraum ist zum Glück frei. Sie brauchen Platz, wenn Honshu, der alte Sensei den beiden Mäusen ganz schnell das professionelle Fuchteln mit Schwertern beibringen soll. Das geht nicht in seinem kleinen Kabuff, da würden sie nur die Reispapierfüllung in den Schiebetüren in Streifen schneiden.

Die kleine weiße Maus und Jack kommen zurück aus der Zukunft. Dort haben sie Ärger mit dem bösen Blech. Das sind riesige Roboter, die plötzlich aufgetaucht sind und die Mäuse nur als 'lästige Erdlinge' bezeichnen. Beim ersten Besuch in Japan haben sie noch gelernt, sich mit bloßen Pfoten zu verteidigen. Doch die Stahlhaut der Robos ist so hart und kalt, dass ihnen dabei nur die Hände wehtun, und die Botze dabei keine Miene verziehen. Deshalb wollen die Nager unbedingt ganz schnell Schwertkämpfer werden und das mit diesen ultrafiesen Samurai-Schwertern, die sogar Stahl wie Butter schneiden können.

Der Kohai, der junge Schüler des Senseis zeigt den Gästen die traditionellen Langschwerter, die hier im Kendo-Raum aufbewahrt werden. Die kleine weiße Maus ist begeistert. Beim letzten Besuch hat sie solche Schwerter noch als nachgemachte Touristenware mitgenommen. Doch hier hängen die echten Meisterstücke japanischer Schmiedekunst, deren Klingen sogar eigene Namen haben.

Jemand war sogar so freundlich, eine Thermoskanne mit grünem Tee und einen Imbiss bereitzustellen. Dabei wussten die vier vor einer Stunde selber noch nicht, dass sie hier aufschlagen werden.

Doch Jack ist gleich der Appetit vergangen, vieles in Japan ist ihm einfach zu fischig. Dann können sie auch gleich anfangen. Der Sensei zieht sein schartiges Alltagsschwert aus dem Gürtel und legt es beiseite. Das ist als alte Übungswaffe vollkommen stumpf und ungefährlich. Es reicht aber, sich aller Tage den nötigen Respekt zu verschaffen. Doch wenn die beiden Neulinge etwas lernen sollen, wird er ihnen vorführen, wie unerbittlich eine Meisterklinge sein kann. 

Er nimmt ein Schwert vom Holzständer und zieht es aus dem Futteral. Dann stellt er sich ruhig und aufrecht hin, packt dabei den Griff fest mit beiden Händen. Kaum merklich schwingt sein Körper vor und zurück, rollen die Fußsohlen sanft über die Tatamimatten, wenn er mit geschmeidigen Bewegungen die Ausgangsposition einnimmt. In der verharrt der Sensei dann fast bewegungslos: "Das Wichtigste ist die Konzentration. Ihr habt den Hieb schon tausendmal im Geiste ausgeführt, bevor er tatsächlich aus eurem ganzen Körper fließt." Jack hat inzwischen einen Apfel gefunden und will gerade reinbeißen, während er zuguckt. Doch es passiert ja nichts. "Ihr müsst warten," verkündet der alte Meister: "Ihr wartet, bis ihr erkennt, was euer Gegner vorhat."

Das kann offensichtlich ziemlich lange dauern. Ein gefühlte Ewigkeit passiert nichts …außer den langsamen Bewegungen, mit denen der Sensei die Körperspannung aufbaut. Ohne Gegner kann das wohl noch den ganzen Nachmittag so gehen. Wie sollen die beiden Mäuse da etwas lernen?

 So wirft Jack plötzlich den Apfel in die Luft und mit einem hellen Zischen saust die gleißende Klinge durch die Luft. Es ist nur eine einzige Bewegung, die Honshu macht und doch ist die weiße Maus überrascht, wie schnell der alte Wolf sein kann.

Einen Wimpernschlag später liegt der Apfel sauber zerteilt in zwei Hälften zu Füßen des Senseis, der sofort wieder die Ausgangsstellung einnimmt.

Die kleine weiße Maus ist begeistert. Die hebt die Apfelhälften auf und zeigt sie Jack. Ein einziger Hieb und dann so ein glatter Schnitt mitten durch das Kerngehäuse des Apfels.

Das muss der Sensei gleich nochmal zeigen. Er könnte die Apfelhälften vierteln oder die Maus hat sich gleich zwei neue Äpfel geholt. Jack hat inzwischen einen Korb mit Orangen gefunden. Lassen die sich in der Luft mit dem Langmesser schälen?

Der alte Meister schüttelt den Kopf. So hat er sich die Lehrstunde nicht vorgestellt. Überhaupt sind diese westlichen Spitznasen viel zu quirlig, wuseln ständig umher und quasseln die ganze Zeit. Wo soll da eine Konzentration und die Ruhe für die Kraft kommen?

Aber selbst sein Kohei lässt sich anstecken und schleppt eine Kiste mit Äpfeln heran, damit der alte Meister die Früchte in der Luft zerschnitzeln kann.
   
Honshu knurrt ein Machtwort und beendet diese unwürdige Obstschnippelei. Sie wollen Schwertkämpfer werden und nicht Küchenhilfen für Fruchtcocktails und Nachspeisen. Die kleine weiße Maus bekommt sein altes Übungsschwert.

Die richtigen Klingen sind für unerfahrene Händen viel zu gefährlich. Sie sind so spitz und scharf, dass da schnell was ins Auge gehen kann. Sein Kohei weiß das. Aber auch das stumpfe Schwert sollte immer in der Luft gehalten werden. Der Mattenboden ist empfindlich und eine echte Klinge würde später auf Betonplatten schnell stumpf werden. 

Beidpfotig wuchtet die naseweise Schülerin das Schwert wie befohlen in die Luft. Doch die Klinge ist für einen ausgewachsenen Wolf gemacht worden. Sie kann die erste Grundstellung mit gesenktem Schwert, die der Sensei ihr nun zeigt, nicht einnehmen, ohne dass die schwere Klinge ihr immer wieder auf den Boden fällt.


Dann wird es jetzt viel aufregender für die schmächtigen Schüler. Honshu setzt dafür lieber die Brille auf. Die beiden Nager bekommen doch echte Schwerter in die Pfoten. Denn nur die kurzen Klingen sind leicht genug, damit die Mäuse sie mit lockerer Hand führen können. Bei den großen Schwertern fangen die Pfoten schon nach kurzer Zeit an unkontrolliert zu zittern, weil die Kleinen das Gewicht nicht auf Dauer halten können.


Wie ein träges Fernsehballet schwingen sie ihre Schwerter und bewegen sich langsam vor und zurück. Noch saust da nichts und sie hauen keine Löcher sirrend in die Luft. Ob das später die Botze beeindrucken wird?

 Es dauert unendlich lange, bis die Maus den ersten schnellen Hieb machen darf. Und den muss sie dann immer und immer wieder wiederholen. Kann sie nicht wenigstens dabei einen Apfel verhauen? Jack könnte doch mal eine rote Frucht in ihre Richtung pfeffern.

Aber die Mäuse müssen weiter nur mit der Luft üben. Das ist sterbenslangweilig. So nutzen die weiße Maus und Jack eine kleine Unaufmerksamkeit des Meisters, um sogleich die Klingen zu kreuzen und scheppernd zu fechten. Das macht doch viel mehr Spaß und sie sind ja ganz vorsichtig.

"Stop!" grollt der Sensei. "So kämpft kein Samurai. Er setzt einen einzigen Schlag, der alles entscheidet." Bei diesem Gefuchtel wird sonst nur die ganze scharfe Klinge versaut. Wie soll sie alles sauber durchtrennen können, wenn die Schneide vorher sinnlos zermackelt wird. Ach, diese westlichen Spitznasen ahnen ja gar nicht, dass die besten Schwerter hier in Japan wahre Schätze sind, die nicht mal mit Gold aufgewogen werden können.

Er braucht jetzt eine Stärkung. Honshu befiehlt mit tiefem Bassgeknurre eine Pause. Die Mäuse müssen die Schwerter abgeben und können höchsten ein paar Lockerungsübungen mit chinesischem Schattenboxen machen. Oder sie stärken ihre Konzentration beim stillen Verharren im Lotussitz.

Der Kohei kann inzwischen aufräumen. Denn wie soll sich ein Geist in diesem Durcheinander ordnen können? Nur ein Meister schafft das selbstverständlich, in dem er alles Störende ausblendet, um zur Harmonie zu kommen. Aber diese flatterhaften Geschöpfe aus der Zukunft lassen sich ständig ablenken und haben immer Neues im Blick – doch leider nie das Wesentliche …

Die beiden Mäuse machen da lieber Pause vom anstrengenden Training. Ein Vorteil ist, dass es danach einen leckeren Obstsalat gibt. Frisch geschnippelt und ganz frei von Fisch.


Plötzlich wird die Schiebetür aufgeschoben und erstaunt grunzt ein große haarige Gestalt. Er hatte sich mit seinem Kohei den Raum reservieren lassen. Doch jetzt ist hier ein Riesentrubel und ein heilloses Durcheinander. Ein Wolf im abgerissenen Kimono steht an seinem Sushi und verdrückt noch schnell ein mit Seetang umwickelte Reisröllchen. Das verlangt nach einer Erklärung.


Der Sensei begrüßt den Fremden mit einer knappen Verbeugung. Der Affe ist vielleicht ein großer Kämpfer, ein Sproß des sagenhaften Affenkönigs. Doch dann wird er es sicher umso besser verstehen können: Dies ist sozusagen ein Notdienst, er musste den beiden Fremdlingen sofort helfen. Da haben sie sich die Halle nur ausgeliehen und die Häppchen sind fast noch vollständig. Sie müssen jetzt sowieso aufbrechen, denn heute kann er den beiden Mäusen nichts mehr beibringen. Mit scharfen Waffen wird das viel zu gefährlich. Er wird nach seinen alten Kendo-Bambusstöcken suchen müssen. Die beiden Nager stört das nicht. Sie können gern Pause machen, so oft es der Meister will. Sie kommen als Zeitreisende einfach immer wieder, bis er sie ausgebildet hat.


Fotos: W.Hein

Das Personal ist zum größten Teil schon aus den vorherigen Folgen bekannt. Ein "neues" Gesicht in Japan ist der Affe von Eleonore Unkel-Schäufelin. Und auch diesmal kommt das Japanfeeling vor der Schiebetür von Shutterstock mit einem Motiv von Jannoon028. Wir werden sicher noch sehen, wie es mit der Ausbildung weitergeht. Doch vorher:


Kommissar Ito-San von der 'Tokyo Police Squad' hält im Büro Zwiesprache mit seinem Goldfisch. Er kommt im jüngsten Fall nicht weiter und braucht ein paar klug geblubberte Gedanken.


Nach dem Training sind die Fremden zum Glück erst einmal wieder abgerauscht und der Sensei hat Zeit für seine Lieblingsfernsehserie der gepflegten Wiederholung. Die kann er sich jetzt jeder Zeit und immer wieder ansehen, da die Fremden ihm aus Dank so ein flaches Metallbuch mitgebracht haben, das – wenn er es aufklappt – auf einem unglaublich flachem Bildschirm dieselben bewegten Bilder zeigen kann wie sein Fernseher. Nur eben wann er es will und er muss nicht darauf warten, was der Fernseher gerade sendet und muss dafür keine TV-Zeitschrift studieren.


Im Moment grinsen sich auf dem Bildschirm die drei Tunichgute dieser Folge an. Denn offensichtlich hat der Kommissar noch keine Ahnung, dass er sie diesmal fangen muss.


Der Sensei klappt das Flimmerbuch zu. Wenn alles überall und jeder Zeit verfügbar ist, ist es nichts Besonderes mehr. Wenn er alle Folgen sofort und immer wieder schauen kann, muss er sie nicht jetzt sehen oder eben auch nie. Er wird sich eine neue Lieblingsserie im Fernsehen suchen müssen.

Mittwoch, 20. Juni 2018

Zeittreibende



Die hektischen Fremden sind endlich weg. Der Meister genießt die wiedergewonnenen Freiraum. Seine Kammer ist wirklich sehr eng, wenn die ganze Zeit zwei zusätzliche Mäuse aufgeregt umher wuseln, weil sie ständig Selbstverteidigung mit Händen und Pfoten lernen wollen.

 Der Sensei hat Glück: Inspektor Ito-San ermittelt gerade wieder in seinem kleinen Schwarz-Weiß-Fernsehen. Gerade bittet ihn eine Unschuld vom Lande um Hilfe. Sie ist in der Großstadt in schlechte Gesellschaft geraten. Und nur die Tokyo Police Squad kann ihr jetzt noch helfen. Welch ein Glück, dass die Gesetzeshüter gerade jetzt fast eine Stunde Zeit haben, die Stadt wieder etwas besser zu machen.

 Honshu, der weise Japan-Wolf blättert eifrig in der Fernsehzeitung. Wie viele Folgen hat er jetzt durch die Ausbildung der beiden Mäuse verpasst? Da trifft es sich gut, dass fast alle Fälle von Inspektor Ito-San immer dem selben Strickmuster folgen. Kennt man einen, überraschen einen die anderen nicht.

 Lange Zeit verbringt der Inspektor mit dem Nachdenken über die neuen Informationen. Er beachtet dabei nicht, was außerhalb seines Hochhaus-Büros mit dem Blick auf die Bucht von Tokyo passiert.

Stattdessen sichert er lieber die Beweise und vertieft sich in eine Kiste mit Lebensspuren von Opfern und Tätern.

Da klopft es an die Shoji-Tür. Der Sensei blickt überreascht seinen Kohai an und dann zur Tür. Erwarten sie jemanden? Schon wieder? Die ungebetenen Fremden sind doch gerade erst weg.

Und sie sind schon wieder da. Die beiden Mäuse deuten eine knappe Verbeugung an, als sie wieder in den Raum stapfen: "Äh hallo wir sind's. Wir haben noch etwas vergessen"

 Die weiße Maus trippelt aufgeregt zum schartigen Samuraischwert des Sensei. "Wir haben das Hauen und Stechen mit bloßen Pfoten ausprobiert. Doch an diesen Blechdosen" – Sie meint die Bö-Botz, die kalten Roboter – "knicken wir uns nur die Finger." Da müssen sie härter zuschlagen … am besten gleich mit noch härteren Stahlschwertern. "Wir müssen schnell noch Schwertkämpfer werden."

Vorher will der Schüler noch wissen, wie sie sich schon die Finger an den Metallmonstern abknicken konnten, wenn sie doch gerade erst zur Tür heraus gegangen sind. Da war doch überhaupt keine Zeit zum Pfotenhauen. "Och, das ist überhaupt kein Problem," winkt die weiße Maus ab: "Wir sind doch Zeitreisende."

Der Meister kann da nur den Kopf schütteln. Und verpasst die nächste dramatische Wendung im Fernsehen: Gerade sind dort die jugendlichen Tunichgute im Bild. Der aufmerksame Zuseher hat damit schon einen Vorsprung vor dem Kommissar, der die jungen Rabauken erst noch finden muss. Doch dieser Vorsprung wird dem Sensei nichts nutzen, wenn er mit den beiden Mäusen jetzt sofort Schnitzelwerken soll, damit sie über Kendo den Schwertkampf der Samurai lernen. Er wird wieder viele Folgen sorgfältiger und übersichtlicher Polizeiarbeit versäumen.

So verpasst er gerade den Höhepunkt jeder Folge. Kommissar Ito-San hält gerade Zwiesprache mit seinem Goldfisch. Er fasst alle Fakten zusammen und überlegt, wie er den Tätern näher kommen kann. Vielleicht blubbert der Flossenfreund gerade einen großartigen Plan für eine Tunichgut-Falle. Wenn ihn Ito-San etwas besser verstehen würde. So muss er wieder allein ohne Plan auf die Straße.

Wie diesmal die Rabauken doch noch gefasst werden, wird der Sensei Honshu bei dem hektischen Auflauf in seinem Raum nie erfahren. Da will er doch lieber wissen, was dieses merkwürdige Zeitreisen bedeutet.

Wenig später stehen alle mitten im Kirschgarten und der alte Samurai und sein Schüler staunen über diesen hässlichen Metallkasten, mit dem die beiden Nager hier gelandet sein wollen. Das sei eine "Zeitmaschine" - das ist so erstaunlich … da kann man wohl keine Schönheit und Harmonie verlangen. Überhaupt das Zerreißen der Zeit und das Fetzen an der Folge der Dinge ist so eine gewalttätige Idee, der Sensei seufzt, vielleicht muss ein Werkzeug dafür so kantig kühl sein. Die weiße Maus beschwört ihn: "Das muss unser Geheimnis bleiben!" Nun, welch vernünftiges Wesen würde ihm glauben? Was soll er also schon groß erzählen?

Zum Beweis zeigt Jack dem alten Japaner ein Heft, das sie mitgebracht haben. Ein Sport-Almanach, der von 1950 bis ins Jahr 2000 alle Daten sammelt. "Das ist doch die Zukunft! Das steht sogar auf dem Titel."

Damit die beiden Eingeborenen ihnen glauben, führen die weiße Maus und Jack ihre Zeitmaschine vor. Der Sensei und sein Kohei haben jeder eine Sonnenbrille bekommen, die grellen Blitze beim Start sollen sie nicht blenden.

  Ein kurzes Flackern und die silberne Kiste schwankt immer noch leicht in der Luft. Merkwürdigerweise ist sie nun mit einen feinen Eisschicht überzogen.

 "Habt ihr's gesehen?" ruft die weiße Maus aufgeregt, als zischend die Tür hochfährt:"Das war ein Zeitsprung und eine Punktlandung!" Sie ist echt stolz, wie genau sie das inzwischen hinbekommen. So genau, dass Honshu immer noch nicht glauben kann, das sie überhaupt weg gewesen sind.

Aber sie haben extra einen Beweis mitgebracht, dass sie wirklich einen Abstecher in die Zukunft gemacht haben. Vorsichtig tänzelt Jack über die gefrorene Motorhaube und stellt dann einen Laptop vor den alten Meister. Damit er künftig keine Sendung mit Kommissar Ito-San verpasst, haben sie alle Folgen im Internet gesammelt und auf die Festplatte gespeichert. Jack startet den Rechner und Honshu blickt ungläubig auf diesen flachen Bildschirm, kaum dicker als ein Stück Pappe, auf dem plötzlich die 'Tokyo Police Squad' ermittelt.

  Es ist sogar die Folge, deren Ende der Sensei verpasst hat, als sie so plötzlich aufgebrochen sind, um sich eine Zeitmaschine erklären zu lassen. Der Komissar Ito-San ist gerade in einem alten Viertel von Tokyo unterwegs, wo die alten Holzhäuser dicht an dicht stehen und die Gassen dunkel und unübersichtlich sich durchschlängeln.

 Hier ist er plötzlich von drei Tunichguten umringt, die schelmisch grinsen, als sie ihn langsam einkreisen

"Das kann ich jeder Zeit sehen?" ungläubig schüttelt der alte Meister sein Haupt. "Klar, das ist auf dem Gerät gespeichert," nickt die Maus. "Dieser Fall und 127 weitere Folgen, in denen dieser steife Knilch mit seinem Goldfisch im Büro spricht." "Dann wird es Zeit," Honshu klappt dieses neumodische Fernsehbuch zu. "Wir müssen zum Training."

Jack tappt langsam in den leeren Tatami-Raum, als der Sensei die Shoji-Tür öffnet. "Hier lernen das Schwerter-Schwingen?" Auch eine kleine weiße Maus kann es kaum erwarten, dass der Kohei sie auf die Matten lässt.

Es geht weiter …



Fotos: W.Hein


So ist das mit den Zeitreisenden. Kaum sieht man sie beim Erdbeerfest – schon sind sie wieder in Japan. Hier treffen sie wieder Honshu, den Japan-Wolf von Victoria Kukalo. Die Tatami-Räume kommen direkt aus Japan. Sie sind die dortigen Puppenstuben für Traditionalisten. Für das richtige Japanfeeling sorgen die Shutterstockbilder von Betibup33, ESB Professional, ElessarDesign, Jannoon028, Thayut Sutheeravut, 24 Novembers und natürlich stammt der Godzilla in der Bucht von Tokyo aus den klassischen Filmen "Gojira" des Regisseurs Ishiro Honda von 1954 (Toho Studios).