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Samstag, 9. September 2023

Eine runde Pöttekunde-Stunde


"Buhouuuuu! BoHouuuuuu!" Das Nebelhorn ruft zur Schulstunde für alle Leicht- und Ultraleichtmatros*innen. Eigentlich sind schon alle da. Aber Doppelblau trötet zu gern in das alte Lärmmachding. Die blauen Jungs und Mädchen können es kaum erwarten, bis die Pöttekunde startet. Wobei … hätten sie sich da nicht lieber in der Kombüse treffen sollen?

Ihr heutiger Lehrmeister erscheint. Der 'Geist der Seefahrt' hat es nicht so mit den Seemannsgang und bevorzugt die 'plötzliche Erscheinung'. Das ist natürlich nicht so gut für die Figur, so das sich inzwischen eine stattliche Plautze aus der Kapitänsjacke schiebt. Seine Schüler*innen kennen das schon und haben ihm extra Platz in der Mitte gelassen. Es wäre ja auch ein Durcheinander, wenn sich die Lehrgeister mitten in einem Steppke materialisieren wollen.

Der 'Geist der Seefahrt' steigt gleich mitten ins Thema ein. Die Pöttekunde hat natürlich nichts mit Labskauspötten und Mattjestöpfchen zu tun. Hier geht es um die richtig großen Pötte für die große Fahrt auf hoher See. Und weil das hier ja nichts für angehende Freizeitkapitäne ist, beginnt er mit einem Fischtrawler, der seine Netze in der rauen Beringsee oder vor Spitzbergen auswirft. "Wenn es die verdammten Fangquoten zulassen," murmelt er dabei in seinen imaginären Bart. Sonst gibt es bald nur noch vegane Surimi. Und dafür braucht man kein Netz sondern nur nur einen Pinsel…

Das ist noch ein echter Hochsee-Kahn, den der 'Geist der Seefahrt' begeistert den kleinen Seebären einlaufen lässt. "Das Boot wird noch kleiner, wenn es nass wird?" Oh diese Dummbatze! Einlaufen ist sowas wie sich in den Hafen legen. "Das bekommt Schlagseite am Kai." Die blauen Schüler*innen tuscheln eifrig auf den hinteren Plätzen. "Damit man besser Aussteigen kann." "Ist das dann Backbord oder Steuerbord?" "Das hängt vom Hafen ab, das ist dann wohl Kippbord!" Der 'Geist der Seefahrt' stöhnt leise, das wird noch viel Arbeit werden. Da wird es noch einige Überstunden geben. "Und Kinners, sagt bloß nicht immer 'Boot'!"

"So ein kleines Schiff ist genau richtig für die erste Heuer," erklärt der 'Geist der Seefahrt' den kleinen Seebär'innen. "Da muss man noch alles selber machen und bekommt die Elemente noch hautnah mit." "Man wird also klatschnass." Die kleine Bärin kennt sich aus. "Dagegen ist so ein Kreuzfahrer schon ein fahrendes Hochhaus, bei dem alles automatisch geht. Da ist der Konditor oder der Pausenclown wichtiger als der ehrliche Bootsmann an der Ankerwinsch." Die kleine Seebärin umrundet misstrauisch die winzige Nussschale: "Das ist wirklich ganz schön winzig…" "Das ist doch nur ein Modell!" Da kennt sich ein Naseweis aber ganz schön aus.

Die Rättin schaut nur kurz vorbei und ist dann doch gleich wieder weg. Als Kapitisse will sie ja schon Chef-Schiffs-Schofföse werden, aber doch nicht von so einem kleinen Pott. Der ist ja viel zu wackelig und sicher gibt es darauf auch nicht genug Besatzung, die man scheuchen und anpfeifen kann. Außerdem sollte es jemanden für die Details geben. Der sich mit dem ganzen Seezeugs wie Steuerrad, Kurs halten und Häfen klar machen auskennt. Sie kann sich schließlich nicht um alles persönlich kümmern. Jetzt muss sie aber los, um etwas ganz anderes klar zu machen.

Der 'Geist der Seefahrt' ist schon längst beim nächsten Pott. Der hier ist eher für die kleine Fahrt im Wattenmeer. So ein Krabbenkutter muss auch seefest sein, aber der Krabbenfischer schläft schon öfter in der eigenen Koje an Land. Das ist dann eher für ein Schnupperpraktikum, wenn man überhaupt noch einen Krabbenfischer findet, der nicht nur noch bunte Staffage für die nächste Hafenpostkarte von Greetsiel ist. Dabei gibt es doch so viele Extras, die ein Krabbenfischer unterwegs machen kann: Sein eigenes Meersalz köcheln, Seehundsbänke besuchen oder Makramee-Eulen knüpfen und Original-Traumfänger für die Karl May-Festspiele in Bad Segeberg.

Den Mädels ist die Begeisterung des 'Geistes der Seefahrt' für diese Arbeitsplätze zur See nicht ganz geheuer. Das sind doch alles Fischfänger, die da übers Wasser schippern. Vielleicht sind die riesigen Kreuzfahrer doch kein so schrecklicher schwimmender Stahlkasten auf dem Meer. Bevor sie den ganzen Tag dann immer nach Fisch stinken, nehmen sie doch lieber die weiße Ausgehuniform und helfen ungelenken Landratten in die Schwimmwesten bei der Rettungsübung.
 
"Das hier ist eine echte Touristenfalle auf großer Nepptour." Der 'Geist der Seefahrt' kann nur warnen, was dort unwissenden Landratten für ein Seebär aufgebunden wird. "Das hier ist kein Traumschiff, das ist eine gebaute Schiffshavarie." Hier sollte niemand anheuern. Er weiß ja gar nicht, wo er zuerst anfangen soll. Die dicken Tampen auf Deck, Aufbauten wie zwei Klohäuschen, die unmögliche Takelage und dann noch ein Segel, das zur Sicherheit an zwei Masten angeschlagen wird. Obwohl alles aus leichtem Balsaholz bebaut ist, sollen damit wohl Bleikugeln transportiert werden, wenn die Wasserlinie kurz unter der Reling hängt… Die kleinen Seebär*innen nicken – wie immer an dieser Stelle – eifrig. "Aye aye … können wir jetzt weiter machen …?"

Doppelblau will nicht länger warten. Bevor er sich hier weiter an seiner Karriere ein Schwermatrose abrackert. "Vollmatrose," murmelt der 'Geist der Seefahrt'. Auch egal, wenn er so ein massiger Seebär werden soll, dann will er mal den richtigen Pott zu seinem Deckel sehen. Und damit meint er kein Containermonsterschiff oder ein Ökogastanker. Wo einem die Zunge raushängt, wenn man vom Bug endlich in der Kombüse ankommt. Gibt es denn nichts Schönes zur See?

Das ist doch endlich mal ein schönes Schiff. Doppelblau reißt freudig die Arme hoch. Segeln ist doch mit Sicherheit die schönste Art, übers Meer zu kommen. Da zurrt und zupft der Matrose gern an den ganzen Bändseln und Schnüren am Boot. Der 'Geist der Seefahrt' zweifelt mal wieder an der Jugend. Am Ende wollen sie noch die vier Tage Woche auf See bei vollem Heuerausgleich. Und die restlichen drei Tage liegen sie in der Hängematte und spielen online Schiffe versenken mit dem Schmart-Foon. Dafür haben sie keine Ahnung von Nautik, Takelage und dem Fachklönen unter Seebären. Da hätte er sich das ganze Kapitänspatent auch schenken können und gleich Skipper werden können! Er ist kurz davor, einfach wieder mit einem leisen 'Piff-Paff-Puff' zu verschwinden.

Die Kapitisse hat schon mal den Seefuchs klar gemacht. Also aufgeklart und nicht aufgeklärt. Damit kann die nächste große Fahrt kommen. Wenn es auf der Brücke zu sehr schaukelt, hält sie sich an seiner starken Schulter fest. Eine Schiffs-Schofföse hat doch einen Unterleib. Und den hat sie nicht, damit der Rock nicht rutscht.

Idee: SchneiderHein     Fotos und Text: Hein


Montag, 2. November 2015

Süße Heimsuchungen


Was ist schon dieser Schlickerkram gegen die Freuden der eigenen Nase? Snoot dreht noch eine Runde in der eigenen Nase. Er ist doch noch ins Haus gekommen, um zu sehen, was die kleinen Schrecker nach ihrer Sammeltour mit der ganzen süßen Beute anfangen wollen. Es ist so viel zusammen gekommen, nachdem Anna ihre geheimen Vorratskammern geöffnet hat. Der Popelunhold könnte sogar einen Anteil bekommen, doch das reizt ihn nicht sonderlich. Lieber steckt er den langen Finger ins nächste Nasenloch und fängt an nach neuen selbst-gemachten Leckereien zu bohren.

Für so'n Popelkram können sich die kleinen Schrecker nicht begeistern. Lieber mausen sie ein paar schwarze Lakritzkatzen und bunte Gummibären, die jemand in Eile offensichtlich verloren hat. Diesen verlorenen Gummis geben sie gern ein warmes Plätzchen mitten im eigenen Mausebauch.


Mimosa wundert sich, dass einige Kürbisse bewohnt sind. Andere sind beim Stengelsäubern im Stich gelassen worden. Bevor sie angestochen, ausgehöhlt und von innen beleuchtet werden können. Bei all den Schlickermäusen hat wohl niemand Lust auf eine herzhafte Kürbissuppe. Wohin also mit dem ganzen Aushub? Da muss der Innenausbau wohl warten müssen, bis zum nächsten Hallo-Wien. Wenn sich so lange der Kürbis hält. 

Ein Kürbis der besonderen Art hat sich in die Dekoration gemischt. Eine Schnoile hat sich in ein knalliges Orange getarnt. Vielleicht fällt ein unvorsichtiger, leckerer Mausebraten ab.

Nein, Snoot legt keinen Wert auf das Weingummi zu seinen Füßen. Das dürfen die kleinen Mäuse gern einsammeln. So ein Gummibär ist doch ganz schön zäh im Vergleich zu seinen Popeln. Die zergehen auf der Zunge. Das sollten die Nager mal probieren. Leider müssen sie dafür selber eigene Popel machen. Seine reichen gerade für ihn selber.

Maylin und Plümm haben lieber süße Schaummäuse eingesammelt. Die kleinen Mause-Schrecker hatten erst Angst, mit dem Schaumzucker verwechselt zu werden. Schließlich sind sie auch süß. Und manchmal scheinen einige Kürbisse gefährlich zu schmatzen. Aber die beiden haben ihre Tüte doppelt gefilzt. Da sind keine falschen Mäuse drin.



Gerome muss mit der Schubkarre ganz schön viele Schlangenlinien fahren um an den anderen Sammelfahrzeugen und den schlickernden Wegelagerern vorbei zu kommen. Er hat als australische Wildkaninchen-Plage des Grauens viele Gartenbesitzer ordentlich erschrecken können. Reiche Beute ist der Lohn, die er mit niemanden teilen muss. Wenn er denn endlich ein abgeschiedenes Plätzchen findet.

Die Katze lässt das Mausen nicht. Da kann der Knochenmümmler noch so betteln. Lulu möchte nicht tauschen, wenn sie nicht vorher in die Tüte schauen darf. Vielleicht ist alles nur kalte Luft. Sie hat ja nicht zusehen können, ob das kleine Hasengerippe überhaupt etwas gesammelt hat. Die Katze hat in der Schaumzuckermäusen aufgelauert.

Diese Mäuse sind froh, nicht aus Zucker zu sein. Altklug und Naseweis haben dafür gruseliggrün im Dunkeln geleuchtet. Davon sieht man – bei Licht besehen – nicht mehr viel. Und vor lauter Geisterleuchten haben beide Mäuse das Einsammeln vergessen. Sie müssen mal den kleinen Popler fragen, alle andere scheinen auf ihren Schätzen zu sitzen.

Nein, Gerome möchte nicht tauschen. Da kann Alisa noch so verführerisch mit dem Fruchtburger vor seiner Nase wedeln. Wenn er so etwas haben wollte, hätte er es draußen selber eingesammelt. Von diesen Gartenbesitzern hätte er als Plage doch alles bekommen können.

Aber Alisa mag diese Fruchtburger doch selber nicht. Sie hat sie doch nur mitgenommen, um sie später gegen leckere Beute eintauschen zu können. Aber nun will keiner tauschen. Höchstens gegen eine Packung staubtrockener Bio-Müsli-Kekse – ohne Schokoglasur. Da kann sie sich gleich den Rachen mit Reißnägeln ausputzen. Sie wollte die anderen schrecken und nicht umgekehrt. Gleich geht sie Anna suchen, die sicher noch geheimere Geheimverstecke hat.

Die lila-laune Hexe Marie ist richtig stolz auf Raff Raff, die eine Hängetasche mit gesammelten Süßigkeiten schon seit Stunden trägt. Doch es wäre auch schön, wenn das Langhalstier die Hexe auch mal an die Vorräte lassen würde. Doch jedes Mal, wenn Marie sich der Tasche nähern will, springt Raff Raff schnell ein paar Schritte beiseite.

Nelleke und die kleine weiße Maus staunen nicht schlecht. Sie haben eine verlassene Tasche randvoll mit Süßigkeiten gefunden. Und auch wenn sie die leckere Versuchung auch lange im Augenwinkel beobachten – niemand scheint sich dafür zu interessieren. Darf bär oder maus gefundenen Süßkram einfach behalten, wenn er so einsam ist?

Jetzt wird es verflucht schwierig, ein ehrlicher Beutegreifer zu bleiben. Die kleine weiße Maus ist doch auch nur neugierig: "Wir sollten nachsehen, was alles im Beutel ist. Nur damit wir als gute Finder später dem Besitzer oder der Besitzerin bestätigen können, das alles da ist." Und nach einer kurzen Pause: "Gibt es Finderlohn nicht schon im Voraus?"


Fotos: W.Hein

Die große Schar der Beutegreifer kommt von Deb Canham, den Rica-Bären, Hampton Bears, Stepi Bears, Tonni Bears und Bell Bears Design. Dazu kommt noch eine Frotteeraffe von Chic und Anmut und der große Huhuvogel von Hansa Toys.


Sonntag, 1. November 2015

Die Beutegreifer



Die kleinen Schrecker sollten längst wieder nach Hause kommen. Sind sie inzwischen zu schwer bepackt? Finden sie kein Ende, weil immer noch eine hell erleuchtete Haustür lockt? Oder liegen sie jammernd im Rinnstein, weil sie den ganzen Schlickerkram unterwegs schon verputzt haben? Anna packt das gelbe Warnlicht auf die Straße und hofft bald die ersten Heimkehrer dieser Halloween-Sammelei wieder zu sehen.

Endlich tauchen die ersten Süßkramsammler wieder auf. Sie haben offensichtlich reiche Beute gemacht. Gerome ächzt unter der Last seiner Schubkarre voller Leckereien, die er sich an den Haustüren ergruselt hat. Sein Plan ist voll aufgegangen. Das sind hier alles Gartenbesitzer, die man mit so einem australischen Blumenkiller-Kaninchen wirklich schrecken kann. Wenn so ein gefrässiges Langohr durch den Garten pflügen würde … da gibt man lieber reichlich Süßes für die Hasenzähne.

Die beiden Katzen an seiner Seite schnurren zufrieden. Sie haben nicht wahllos in die Schüsseln gegriffen, wenn die anderen 'Süßes oder Saures' gerufen haben. 'Miezen mausen' ist ihr Motto und so haben sie sich die ganze Nacht an Mausespeck und Schaummäuse gehalten.

Der Klappermümmelmann hat die ganze Zeit einen kleinen Vampir am knöchernden Hacken. Überall, wo der kleine Skeletthase seine Tüte aufgehalten hat, hat das Spitzzähnchen gegrinst und wollte seinen Anteil an Weingummifledermäusen und Schoko-Liebesknochen. Das hat genervt! Die Tüte ist gut gefüllt und dem Schiebepinguin tun inzwischen die Flossen weh vom Asphaltpatschen. Aber nächstes Jahr nimmt das kleine Klappergestell einen größeren Beutel und dann will sie ohne hungrige Begleitung einsacken. Vielleicht sollte sie schon im Hellen beginnen, denn das soll lästigen Vampiren überhaupt nicht schmecken. 

Marie hat als Hexe noch schnell mit dem Besen die letzten Schokolinsen zusammengekehrt. RaffRaffs Beutel ist gut gefüllt und die kleine weiße Maus wacht darüber, dass keine Perlhimbeere aus Nellekes Tasche raus purzelt. So können die drei schnell nach Hause gehen, um ihre Beute zu sichten. Und die ersten Süßigkeiten wegzuschlickern. Und dann die zweiten. Und die dritten …

Naseweis überlegt, ob sich Mäuse zu diesem Hällowien überhaupt verkleiden müssen. Wenn die Hausfrauen die Tür öffnen, sehen manche aus, als ob sie gerade schlucken müssen … dann ruft die Maus nur 'Käsewürfel oder Würfelzucker' und schon ist die Sache geritzt. Seine Schwester denkt, dass die Kostüme ganz praktisch sind. Es sieht doch so viel freundlicher aus. Sonst würde die Tür sofort wieder ins Schloss fallen, bevor sie den süßen Ablass verhandeln könnten.

"Nur noch zwei Häuser. Da hinten ist noch Licht!" Naseweis deutet schnell auf den nächsten Eingang, als die große Rättin kommt, um die beiden Mäuse abzuholen.

"Nun komm schon!" Die Mauseschwester Altklug friert schon ein wenig im duftigen Flatterkleid als oranger Spitzenkürbis. Und das Halstusch aus Spinnenwebstrumpfhosen mit Gruselglitzer wärmt auch nicht mehr, seit die Sonne verschwunden ist und nachts schnell die Kälte die Straßen hochkriecht. Im nächsten Jahr will sie sehen, ob nicht auch Polarforscherinnen mit pelzbesetzten bunten Daunenjacken echte Schreckgestalten sein können. Wenn hier schon ein Schiebepinguin mitsammelt.

Der schwer bepackte Korb der lila Hexe ist mit den beiden Umhängetaschen inzwischen wohlbehalten bei Anna angekommen. Sie hätten ihr Haus auch ohne die orange Warnleuchte wiedergefunden. Und wenn es etwas länger gedauert hätte, hätten sie unterwegs eben noch etwas mehr Beute gemacht.

Es ist dieses Jahr eine gute Ernte gewesen. Am liebsten würden sie vor der großen Bärin schon hier ihre Schätze ausbreiten. Doch bevor die Perlfrüchte und Streuselkugeln durch den Dreck kullern, gehen die drei lieber rein. Anna soll bloß nicht so lange trödeln, denn sonst sind die ersten Beutestücke schon wieder verschwunden.

Der Fürst der Dunkelheit und ein Teufelchen kommen mit fast leeren Pfoten. Seine bissige Durchlaucht wollte nur Blutkonserven und schlanke Jungfrauenhälse haben und darauf sind die Nachbarn nicht wirklich vorbereitet. Und der Teufel hatte immer dazwischen gekräht: "Ich will aber etwas Scharfes!" Bis er ein Stück Schokolade mit rotem Chilli bekam. Dann wollte er schnell etwas 'Feuchtes' und danach höchstens noch Teufel, Monster und Vampire aus Lakritz oder Weingummi. Da war dann das Angebot auch sehr übersichtlich.

So gehen die beiden mit leichtem Gepäck und etwas knurrigen Magen nach Hause. Na hoffentlich hatte die Modergräfin hinter ihnen etwas mehr Glück und will es mit ihnen teilen. Sie hat ja auch einen Seebären dabei, der die großen Vorräte, die eine rote Dame mit Charme einsammeln kann, sicher im Seesack in den Heimathafen bugsiert. Der alte Zausel ist nur froh, dass er die Kinners wieder beisammen hat. Da hört er Alisa kaum zu, die die ganze Zeit überlegt, dass es viel mehr Süßkram geben könnte, wenn alle verkleidet wären. Der alte Seebär könne doch als Klabautermann gehen. Und in die Totenmannskiste müssen dann für ihn Schokotaler und Rumtrüffel gefüllt werden …

Die kleinsten Schrecker sammeln sich am Gespensterlicht. Sie haben eifrig gegruselt, geschreckt und kleine Furchten verbreitet. Aber es gibt nur Liebesperlen und andere Schlickerminis für die winzigen Unheimlichen, wenn sie nicht gleich übersehen werden. Und wenn sie überhaupt an die Klingel kommen.

Da müssen die kleinsten Schrecker von Anna nicht lange überredet werden, ihr in die warme Stube zu folgen. Die große Bärin hat zudem noch eigene Vorräte an Schlickerkram in Mause- und Koboldgröße, die nur auf hungrige Geister warten.

Zurück bleiben Snoot und die schwarze Kürbiskatze. Snoot findet die Funde in der eigenen Nase immer spannender als fremde Süßigkeiten. Die Kürbiskatze ist zwar kein Popelesser – aber im Moment sind zu viele hungrige Mäuse im Haus. Besser wenn die sich träge alle die Bäuche vollgeschlagen haben.


Fotos: W.Hein

Die kleinen Schrecker sind schnell im Haus verschwunden und haben überhaupt keine Zeit mehr für lange Vorstellereien. Die Beute wartet schon und die meisten Gruselsammler kann man auch hier kennenlernen. 


Mittwoch, 19. März 2014

Bodenluftverkehr



Die Sonne hat die kleinen Petze aus dem Haus getrieben. Mit langen Lichtfingern schiebt sie die Bären durch die hohen Bäume. Jetzt hüpfen sie von einem Sonnenflecken zum nächsten. Im Schatten ist es noch empfindlich kalt.

Ein Sputnik in den Gedenkemeintüpfeln zuckt zusammen. Es wollte hier in aller Ruhe die Freiluft-Flugsaison eröffnen. Dafür muss sich das rote Fusseltier nur aufs Fliegen konzentrieren und den ganzen anderen Flusenkram, der sonst im Kopf herumschwirrt, dort rauswerfen. Und jetzt kommen diese hellen Stimmen immer näher. 

Schon watschelt mit quitschenden Rädern ein Pinguin heran. Das mit dem sanften Abheben wird immer schwieriger, denn schon muss das Sputnik sich auf freundliche Worte konzentrieren. Es sollte doch antworten, wenn eine kleine helle Bärin sagt: "Hallo!" Und dann sogar noch: "Schön, dass du auch hier bist. Hab' schon von Weitem deinen silbernen Popel-Roteller in der Sonne blinken gesehen." Äh, also, upps, das heißt jetzt wohl: "Die Flugtassen hoch!" Öhm, prost, neh, nur: "Tach!"

"Psst, hast du das rote Dosentier schon mal fliegen sehen?" Der kleine Matrose stupst Maylin an. "So richtig mit surrendem Propeller und inner Luft hoch übern Kopf?" Die weiße Bärin schüttelt den Kopf: "Neh, noch nie." Sie kann sich noch nicht einmal an einen blütenkopfrasierenden Tiefflug erinnern. Der blaue Junge gibt keine Ruhe: "Kann es überhaupt fliegen?"

Den Verdacht hat die Kleine ja auch schon länger: Das Sputnik ist als Flieger ein Bodendecker. "Das ist gar nicht schlimm." Sie zeigt dem Sputnik ihren Pinguin: "Hier schau mal! Das ist ein richtiger Vogel, ganz sicher, und er kann trotzdem nicht fliegen."

Conroy ist verwirrt. Ein Flieger bleibt ein Flieger, auch wenn er dabei nicht abhebt? Was macht denn einen Flieger zum Flieger? Ein Flugschein für Scheinflüge? Eine frei drehende Luftschraube auf dem Kopf? Ist dann jeder Ventilator ein Flieger? "Ach Conroy, lass es gut sein. Du willst doch kein Kein-Conroy sein," beruhigt ihn Alisa. Das ist doch etwas vollkommen anderes. Weil er weiß, dass er auf jeden Fall ein Ein-Conroy ist.

Genau wie das Sputnik weiß was es ist: Natürlich ist es ein Flugtier. Das ist alles eine Frage des Willens. Und wenn es sich nur endlich mal konzentrieren könnte, weil hier nicht so ein Trubel herrschen würde. Diese Bären müssen immer so freundlich sein. Und dabei auch noch lärmen und reden. Ein Sputnik muss hier weg!

Und gleich ... gleich wird es wieder davon fliegen. Quasi also ... sofort. Was diese unverschämte Bärin sich nur denkt! Was hat ein Sputnik mit diesen schwarzweißen Vogelrollmops zu tun? ... Es braucht nur etwas Ruhe zum Durchstarten. Wenn es sich nur nicht so aufregen müsste. Weil es doch eine bodenlose Gemeinheit ist, einfach zu behaupten, dass ein Sputnik nicht fliegen könnte. Nur, weil es gerade vielleicht eine kleine Starthemmung hat. Das Sputnik gerade jetzt noch nicht fliegen, weil es sich über diese erdverwachsene Gemeinheit noch immer aufregen muss. So hüpft ein Sputnik über die Blätter und zerrt am Fahrwerk, während die beiden Augen den zaghaft zuckenden Propeller fest im Blick behalten. 

"Heh, bleib doch hier!" Die Kleine winkt dem davon hoppelnden Dosenhüpfer hinterher. Sie wollte ihn doch nur trösten. Es muss doch auch Tiefstflieger im erdnahen Bodenverkehr geben. 

Oh! Oh! Jetzt verheddert sich der eilige Fusselflieger auch noch in den fisseligen Gedenkemeinranken. So wird er niemals abheben und damit kleine Pinguinschieber doch noch Lügen strafen.


Fotos: W.Hein

Das Sputnik ist ein bodennaher Dosenlenker von den keuns & bears. Der Schiebepinguin der Kleinen hat Deb Canham auf die Räder gestellt. Alisa, Maylin, die Kleine, Conroy und Lauritz sind alles kleine Rica-Bären von Ulrike und Claude Charles.