Der Frühling lässt anderswo vielleicht Bändchen flattern. In den Garten hat er lieber die Sonne geschickt. Bären und Mäuse haben die dicken Winterjacken längst wieder eingemottet, bevor sie ins Grüne ziehen. Dort verausgaben sich seit Tagen die Krokusse und Schneeglocken, so dass die ersten Blütenkelche schon wieder ermattet zu Boden sinken.
Am Rande der Wiese steht wieder der alte Räderrammler, der von einem Stacheltier sehnsüchtig bewundert wird. Weil das fliegende Langohr ein wenig wurmstichig ist, musste es die nasskalten Jahreszeit in der Garage überwintern. Inzwischen blinzelt es wieder mit blitzenden Nagelaugen unternehmungslustig auf das grüne Geläuf, bis es in wenigen Wochen hinter Hasenglocken verschwinden wird. Doch jetzt hat der Holzhase die ganze Aufmerksamkeit eines kleinen Igels, der andächtig über die großen Räder streicht.
Auch eine kleine Bärin hat immer ein Auge auf das Dekogerümpel im Garten. Doch im letzten Jahr war der Hase so schnell im Wucherdickicht verschwunden, dass sie seine rasebereiten Rollräder noch gar nicht bemerkt hatte. Wenn er nur etwas bequemer wäre und sie wüsste, wie man sich gut festhalten könnte, dann ...
... ja dann würde sie über die grüne Pläne sausen, so schnell die Räderläufe des Rennrammlers sie tragen. Bis zum Ende der Grasnarbe und genauso flink zurück.
Der Rennpraktikant kann da nur mit den Rundohren schlackern. Als wenn eine kleine Bärin auch nur über einen einzigen Blütenstengel rattern würde. Und im Moment stehen die hier an einigen Stellen dicht an dicht. So ein Rennrammler ist doch Vorkriegstechnik. Keine Lenkstange zum Slalomfahren, kein Katzenauge und vor allen Dingen kein EL-EH-DE-Tagfahrlicht. Der hat doch sicher noch nicht einmal Garten-TÜV.
Das ist Marit-Sofie egal. So ein schönes schnittiges Profil, dass den Frühlingswind schneidet. Sie sieht sich auf seinem hochreckten Rundrücken durch den Garten eilen. Und ins Beet purzeln. Weil es keinen Haltegriff gibt.
Sie fragt die graue Maus, die im letzten Jahr doch immer hinter diesen Rennratten hinterher gehetzt ist: "Wie sause ich am besten und natürlich schnellsten auf dem Hasen über den Rasen?" Der heißt doch sicher aus gutem Grund so.
Nun, der Rennpraktikant schaut sich um. Erstmal müssen diese Huckelhöcker aus der Wiese verschwinden. Dann sollte man das fusselige Grün platt machen. Ganz platt. Am besten mit Beton. Und dann fehlt noch ein Gefälle. Oder man fährt gleich auf die Straße, dort wo die Siedlung einen Abgang macht. Marit-Sofie zuckt mit den Schultern: Schade, so hat sie sich eine Ausfahrt ins Grüne nicht vorgestellt.
Aber ein Stacheltier kann sich immer noch sehr gut vorstellen, auf flinken Hasenrädern über den Rasen zu rasen. Es muss dafür nur die Augen zukneifen. Und ein wenig tagträumen. Wenn vorlaute Bären und Hasen dazu bitte schweigen könnten. Pssssst!
Fotos: W.Hein
Marit-Sofie, das Frühlingskind ist eine Rica-Bärin von Ulrike & Claude Charles. Die beiden Mäuse kommen von Bell Bears Design aus den Niederlanden. Der kleine Igel stammt aus Neuseeland von D'Lyell-Bears. Und der alte Rennrammler ist ein Scheunenfund, der sich unversehens auf Ebay wiederfand, bevor er knarzend in unseren Garten rollte.