Montag, 2. März 2020

Rosenmontag #3: Baustellen, Feinstaub und Schlafmützen


Die Knopfreiter sind auf ihrem Weg im kleinsten Zug der Welt. Ihre Reittiere sind so gutmütig, dass sie keine Angst haben müssen, das einem Zebra oder Drachen die Knöpfe durchgehen. So können sie ihren Ritt genießen und wechseln alle paar Meter die Position in ihrer Formation.

Mittendrin stolziert immer der Hahn mit dem Korb. Doch der Mäuserich hat da etwas missverstanden: Nicht die Zuschauer werfen mit den Kamellen … das ist die Aufgabe der Zugteilnehmer. So gibt es hier nichts zu fangen oder einzusacken. Im Gegenteil, die ersten Narren werden unruhig, dass immer noch nichts geflogen kommt.

Der Bö-botz lässt Blumen sprechen. Die Ketten rasseln, der Diesel nagelt und die Gelenke quitschen, wenn er auf die Blumen zeigt. Und doch ist alles anders …

Der Botz rumpelt nur noch mit Biosprit, mit Diesel aus nachwachsenden Rohstoffen. Das ist doch viel besser als mit Diesel aus Erdöl zu fahren. Erdöl ist die unterirdisch eingedickter Kraft der Sonne vergangener Jahrmillionen, also eigentlich nur Energie auf Pump vergangener Generationen. Um den Fortschritt gebührend zu feiern, hat er sich Girlanden um den Doppel-Auspuff gewunden und winkt eifrig mit riesigen Kunstblumen.

Die kleinen Mäuse am Wegesrand sind nicht so begeistert. Diesel aus nachwachsenden Rohstoffen. Das geht auf ihre Kosten. Die leckeren bunten Süßigkeiten bestehen doch nicht nur aus künstlichen Farbstoffen. Da ist auch jede Menge Zucker drin, der immer noch aus der Natur kommt. Dafür müssen Felder bebaut werden, die danach nicht zu schnödem Brennstoff versaftet werden sollten. Er soll bloß abdampfen. Außerdem muss der Ketten-Roboter aufpassen, dass der nächste Wagen ihn nicht einholt.

Es ist der 'Feinstaubsauger 2.0', der dem schmauchenden Diesel des Bö-botz auf den Fersen ist. Er saugt die Abgase auf, auch wenn der Wagen schon überquillt. Oben auf dem pinken Sauger thront die Miss Putzmittel. Hella, die hallesche Putzsau konnte natürlich nicht absagen, als sie gefragt wurde, ob sie einen riesigen Staubsauger besteigen wollte. Aber, wenn es nach ihr geht, nimmt sie es nicht nur mit dem Feinstaub auf. Egal ob Grob- oder gar Klumpstaub, sie würde alles einsaugen.

Auf dem Wagen fahren auch die anderen Staubsauger aus Hellas Putzmittelladen mit. Und ein kleines Stinktier, das sich immer noch fragt, was es hier auf dem Wagen eigentlich zu suchen hat.

Hella saugt für eine reinliche Welt. Doch natürlich ist das nur symbolisch. Denn der Sauger bekommt keinen Strom, das Heulen des Motors macht Hella selber. Und die Staubwolke, die der Putzhobel so eindrucksvoll einsaugt, ist nur aus Watte. Damit jeder den Feinstaub 2.0 sehen kann.

Ein großer Sauger ist wohl nicht genug. Als Anhänger folgt dem Wagen noch eine Riesenversion von Hellas rot-schwarzem Lieblingssauger. Das ist vielleicht ja schon die nächste Generation für 'Feinstaub 2.1' oder besser gleich '4.0'. "Wo bleibt denn da die 3.0?" fragen neugierige Zuschauer. "Keine Ahnung, aber für Computer und Industrie (oder was auch immer) geht die Zählweise auch immer: 4.0 folgt auf 2.0. Aber Staub-'Sauger' interessieren die aufgeregten Narren am Straßenrand naturgemäß viel weniger als Süßigkeiten-'Spender'.

Große Hoffnung setzen die hungrigen Karnevalisten auf die nächste Fußgruppe. Die "Schlafmützen" haben sich doch noch rechtzeitig aufgerafft, den Zug zu begleiten. Die Schlafanzüge sind ihre Uniform, aber wahrscheinlich haben sich einige Mitglieder nach dem Aufstehen nicht groß umgezogen. Dabei haben nur die wenigsten ihr Lieblingskissen und Kuscheltier mitgebracht.

"Was zum Werfen? Ich glaube das haben wir einfach verpennt," murmelt die Schlafmütze, als er von der kleinen Maus mit der Umhängetasche direkt angegangen wird.

So müssen sie rasch weiterziehen, um Platz für den nächsten Mottowagen zu machen, der hoffentlich spendabler ist.

Die Erdmänner bringen wirklich endlich Streugut für das Volk. Sie lieben die schweißtreibende Arbeit mit schwerem Gerät. Da ist das Bauen an sich doch viel schöner als das fertige Werk. Also gehen sie goldenen Zeiten entgegen mit "Baustellen für die Ewigkeit". Denn wer glaubt denn noch, dass der Flughafen in Berlin, der Bahnhof in Stuttgart, die großen Stromtrassen in den Süden oder der Netzausbau für das schnelle Internet jemals fertig werden?

Und passend zum schweren Gerät verteilen die Erdmannen bunte Bälle gleich mit der großen Schaufel. Der große Baggerarm schwenkt pfeifend zur Seite und entlässt dann seine fröhlich bunte Fracht.

Darunter steht eine ahnungslose Närrin, die plötzlich von einer Bälledusche überrascht wird. So viel auf einmal hätte das Mausemädchen nie erwartet. Und es mussten auch nicht unbedingt bunte Rundlinge sein. Was soll sie damit machen? Noch ein paar Fuder sammeln, damit sie zuhause in der Badewanne ein Bällebad einlassen kann?

Dafür ist der Wagen der drei Erdmänner dann doch zu schnell wieder durch. Sie müssen schließlich rechtzeitig mit diesem Zug fertig werden, um wieder zu den richtigen Baustellen anzukommen.

Zurück bleiben überall die bunten Haufen, die unschuldige Narren überhäuft haben. Die sind froh, wenn die drei Bauarbeiter in die Ewigkeit weiterziehen.

Die Elfe auf der Telefonzelle ist froh, dass sie so hoch oben außerhalb der Gefahrenzone steht. Sie hofft noch immer, besonders hochfliegende Kamelle hier auffangen zu können.

Endlich freut sich mal jemand über den Segen von oben. Der große helle Bär hat beide Arme voll und will mehr. Da muss er wohl selber sammeln gehen. Die Erdmannen müssen aufpassen, dass ihr Vorrat bis zum Ende des Zuges reicht.

Einigen kleinen Narren hängt der Magen schon bis sonstwohin. Sie haben extra auf das Frühstück verzichtet, um sich die besten Plätze an der Strecke zu sichern. Und bis jetzt gibt es nur unverdaulichen Buntfilz!

Mit Spannung werden die nächsten Zugläufer erwartet. Es sind große Clowns als 'Walking acts', was eigentlich nichts anderes heißt, dass beide zu Fuß unterwegs sind. So lachen und winken die fröhlichen Riesen und … laufen. Witzigkeit hat manchmal doch seine Grenzen.

Die großen Clowns können noch so viel Faxen machen. Wer mit tiefen leeren Taschen kommt, soll sich lieber beeilen. Damit Platz wird für die spannenden Wagen, die nun hoffentlich anrücken …


Es geht natürlich weiter mit dem kleinsten Zug der Welt. Wir haben ja noch nicht einmal Halbzeit.


Idee: SchneiderHein     Fotos: W.Hein


4 Kommentare:

kleine-creative-Welt hat gesagt…

Das ist ja ein buntes Treiben - die Straßen voll von kleinen wartenden Narren, die zudem noch auf das Frühstück verzichtet haben um nichts zu verpassen - da sind sie natürlich enttäuscht - da rollt nur buntes Filzzeug durch die Straßen -
das Ungetüm,angetrieben von nachwachsenden Rohstoffen... auch da gibts keine Kamelle - dafür sorgt das Feinstaubsaug-Fahrzeug mit der Putzsau obenauf für eine tolle Vorführung - ach und die Schlafmützen vergessen auch noch ihr Wurfmaterial - so was - aber dann... die Baustellen-Erdmänner mit der großen Schaufel... na endlich -
ich fürchte, die Elfe auf der Telefonzelle wird nicht wirklich viel fangen - die Clowns sind ja hübsch anzusehen - aber auch hier.... wo sind die Kamelle?

Mir gefällt der Zug richtig gut - ich bin immer begeistert von den vielen Details - und davon, was es so alles zu kaufen gibt, um einen solchen Zug auf die Beine zu stellen -

ich wünsche euch einen guten Wochenstart -

liebe Grüße - Ruth

Anonym hat gesagt…

Kaum zu fassen, laut der Veranstalter ist noch nicht mal Halbzeit erreicht und noch keine heiß ersehnten Kamellen ... trotzdem finde ich, dass der Kleinste jetzt schon der Weltbeste aller Karnevalszüge ist !!! Knopfreiter, Korb mit Hahn, der Bio-Bö-Botz , ewige Schlafmützen und Walking Acts im Wechsel mit prächtig gestalteten Wagen und gut sichtbaren Beschriftungen, damit auch die Zuschauer in den hinteren Reihen gleich sehen, welches aktuelle Problem da thematisiert wird ;-)
Da haben jetzt Hella und die drei Erdmannen und all die vielen anderen Helden des Zugs ganze Arbeit geleistet ! Bei soviel Action und Abwechslung und bunten Bällebädern denk ich gar nicht mehr an den Süßkram.
Danke fürs große Lesevergnügen ! Schöne, nicht zu stressige Tage für die zwei Zugorganisatoren ;-) Herzliche Grüße von Manu :-)

SchneiderHein hat gesagt…

@ Ruth
Vieles, was es für die 1:12 oder 1:10 Welten zu kaufen gibt, ist reine Handarbeit. Wir haben da im Laufe der Jahr so manche kreative Leute gefunden, die diese winzigen Dinge aus Fimo herstellen. Das ist wirklich nochmals eine ganz eigene kleine Welt, die von Jahr zu Jahr perfekter wird. Für uns wäre das zu fummelig, aber das ist dann so ganz nebenbei auch noch ein weiteres faszinierendes Sammelgebiet geworden. Ebenso wie die Hüte, Taschen und Co, die sich im verlauf des Zuges dann ja doch noch gut füllen …

SchneiderHein hat gesagt…

@ Manu
nachdem Wolfgang von der nächsten Nachtschicht nun noch so platt ist, soll ich jetzt lieber die Kommentare übernehmen. Denn sonnst wird die Zug-Berichterstattung wohl erst kurz vorm nächsten Rosenmontag fertig ;-) Und neue Ideen reifen schon heran - bzw. für manche Ideen sind wir in diesem Jahr schon wieder zu spät dran und haben sie bereits auf das Frühjahr 2021 verschoben …
Ja, in der nächsten Folge ist dann zumindest schon mal 'alles Käse'. Und woher sollten denn die Buntmäuse ahnen, dass sich auch die Erdmänner für bunte Puschelbälle anstatt süßem Klebkram entschieden haben ;-)
Ogh ja, da hatte ich nach Silvester so eine spontane Idee mit dem Karnevalsumzug - so nach dem Motto: 'Da können wir dann mal alle unsere kleinen angesammelten Dinge in einem Zug vereinen!' Aber das wurde mal wieder eine Idee mit Folgekosten …
Allerdings treibt uns all' das jetzt sicherlich wieder zu neuen anderen Ideen an, denn all' die Dinge lassen sich ja auch noch ganz anders einsetzen. Wir haben noch ganz viel vor! Aber zuächst sollten wir wohl diesen Zug in vollen Zügen genießen :-))