Freitag, 30. April 2021

Dis-Tanz in den Mai

 

Die kleinen Hexen haben zur Walpurgisnacht natürlich ihre Besen mitgebracht. Doch was wollen sie mit den sperrigen Dingern, wenn sie nicht zum Brocken fliegen? Beim Abhotten stören die langen Stiele und die Borsten schleifen am Boden.

Die klügeren Schreckerinnen haben höchstens einen kleinen Zierbesen dabei oder einen Staubwedel, der nicht beim Abtanzen stört.

Also schnell die sperrigen Abstandshalter in der Besengardrobe abgeben. Hoffentlich findet am nächsten Morgen jede Hexe ihren Besen und muss nicht mit einem Fremdteil nach Hause "tieffliegen".

Jungs tanzen doch nicht! Sie checken dafür die Bar. Die ist in diesem Jahr echt gruselig. Und das ist jetzt kein Kompliment. Sollen sie sich Desinfektionsmittel in den Rachen sprühen?

Wenn die Jungs mal wieder am Rand der Tanzfläche festkleben, bleibt Hexe eben Solitänzerin. Macht das Einhalten von AHA, AHA, AHA sowieso einfacher. . . Da, da, da, du liebst mich nicht, ich lieb dich nicht. . .

Die kleine weiße Maus schaut vorbei. Hier muss keiner zum Brocken fliegen. Da kann sie ihren Zauberstab wieder einpacken. Das ist auch besser so, denn den passenden Flugzauberspruch muss sie erst noch googeln.

Der Tanz um das Lagerfeuer - im Kessel köchelt Spinnenweb, Schlangenfrass und Krötenbein. Aber Hauptsache das Feuer wärmt, wenn die Nacht wieder kälter wird.

Die kleinen Schrecker tanzen bis in die späte Nacht. Solange die Batterien im Radio halten. . . und keiner auf die Idee kommt, an der Sendereinstellung zu drehen. Denn wer will tanzen zu „Hölderlin im Expressionismus“ oder zu dem 3. Satz molto temporissimo von „3 Minuten Stille“?

Hopsende Hexen hoppeln hechelnd haber hochglücklich in den Mai...


Idee: SchneiderHein       Fotos: W.Hein

Die kleinen Schrecker kommen auch dieses Jahr nicht zum Brocken und tanzen schon zum zweiten Mal mit Maske in den Mai. Darüber ist wohl nur Hella glücklich. Weil diese Feiern sehr viel besenschonender sind.


Vom Besenwesen

 

Die Krähe wundert sich: was treibt das Schwein auf der Betonfläche?


Hella ist gekommen, um den diesjährigen Hexentanzplatz zu fegen. Sie hat sich längst daran gewöhnt, dass die Mäusehexen sich zur Walpurgisnacht ihre Besen „ausleihen“. Und diese dann als Fluggeräte missbrauchen... 

Da geht die Putzsau lieber vorher fegen und macht den Tanzplatz sauber, bevor die kleinen Hexen kommen. Und Hellas kostbare Besen über den Boden schleifen, sie beschmuddeln und die Borsten krümmen oder gar abbrechen. Die kleine Himmelsreiter lieben es wild und nehmen keine Rücksicht auf ihre Leihgeräte. Dabei haben sie noch nicht einmal eine Vollkasko ohne Selbstbeteiligung. Aber es ist ja auch keine ordentliche Leihe. Ein Mietgeschäft für Putzmittel – Hella schaudert's schon bei dem Gedanken.

Jetzt nimmt die Putzsau noch den Schrubber, um die Fläche wirklich frei von hakeligen Wurzeln, rauen Placken und scheuernden Sandpfützen zu machen. Auch Desinfektionsmittel hat sie mitgebracht, damit ihre Besen bei der Walpurgisnacht keinen Schaden nehmen.

Dann können sie endlich abziehen, bevor die Schrecker anrücken. Die Buntsau möchte gar nicht sehen, wie die wilde Horde mit ihren zweckentfremdeten Putzmitteln umgeht. Dabei ist sie sich noch nicht einmal sicher, ob dieser "Flugraub", von denen die frechen Hexen immer sprechen, überhaupt rechtens ist.

Die Krähe sieht das Schwein abziehen. Hellas Aufgabe ist getan. Die kleinen Hexen können kommen. Der schwarze Vogel ruckelt sich zurecht. Er kann warten ...


Idee: SchneiderHein            Fotos: W.Hein

Hella, die hallische Buntsau kommt von Hanne Mahnke, Frau Waschbär ist von OlFa (Olga Faber) und die Krähe von Volnamini wartet auf zwei Schwestern, die im letzten Jahr zwischen russischer Post und deutschem Zoll hängen geblieben sind.


Montag, 12. April 2021

Picknick am See


Herr Kröt ist auf Reisen. Das heißt aber noch lange nicht, dass er deshalb auf gewisse Annehmlichkeiten verzichten würde. Regelmäßige Pausen gehören selbstverständlich dazu.

Er hat seine beiden Lederkoffer gepackt und den Schirm gegriffen, bevor er sich keck die Feder  in den Zylinder gesteckt hat.

Herr Kröt fühlt sich seit Tagen schon so unstet. Er hasst die ewig gleichen Routinen. Wo bleibt denn da die Aufregung? Er hätte nichts gegen einen Tapetenwechsel. Und neue Gesichter mit neuen Herausforderungen. Herr Kröt steht gern in der ersten Reihe oder besser noch im Rampenlicht – von allen bewundert. Dafür stürzt er sich in jedes Abenteuer und nimmt es mit jeder Verrücktheit auf …

Er nimmt noch einen Schluck aus dem schlanken Weinglas. Es ist klar: Hier könnte er ein Weile bleiben – wenn sich genügend Bewunderer für den großartigen Herrn Kröt finden würden. Im Augenblick ist der Andrang noch sehr übersichtlich.

Nun, er wird noch etwas warten – auch wenn es schwer wird. Er gibt den Bewohnern hier noch eine Chance. Herr Kröt nimmt noch einen Schluck. Ist das laaaaaaangweiiiiilig …


Idee: S. Schneider      Fotos und Text: W.Hein

Herr Kröt: Julia Nazarenko

Wir haben einen neuen Mitbewohner – vielleicht etwas anspruchsvoll. Wir werden schon noch sehen, was das bedeutet. Auf jeden Fall sind wir begeistert – Herr Kröt ist ein "Wunschfrosch“.


Hier kommt die Eierbahn

 

Es gibt wohl nicht viele, die wissen wollen, was Mäuse am Ostertag treiben. Für die wenigen gibt es hier einen Nachbericht…

Dafür müssen die Osterhasen aber sehen, dass sie von hier verschwinden. Bis heute morgen haben sie noch Züge mit Ostereiern bestücken lassen, die hier in den Fabriken, gefärbt, gekocht, bemalt oder aus Schokolade gegossen und umwickelt worden sind.
 
Doch nun sind alle Nester bestückt … und wenn nicht … ist es jetzt auch zu spät. und jetzt wird es wirklich Zeit zu gehen, bevor die anderen kommen.

Die anderen das sind die Besucher, die hinter die Kulissen sehen wollen. Die sehen wollen, wie die Osterhasen diesen ganzen Osterrummel organisieren. So sind Alice und Jack begeistert, wieder im Land der kleinen Menschen zu sein. Vor einigen Wochen haben sie hier schon mal die Stadt besucht

Victoria ist froh, dass alle endlich wieder einen Ausflug machen können. Und beim letzten Besuch sind sie nicht bis zu den Fabrikationsanlagen vorgedrungen – sie sind in der Innenstadt hängen geblieben, weil immer jemand sich vertändelt hatte.

Deshalb behält sie heute ihren Albert im Auge, der dafür immer wieder nervös auf seine Uhr schaut, ob denn diesmal die Zeit reichen wird. Wenn die Sommerzeit ihnen doch schon eine ganze Stunde geklaut hat.

Jack wuselt aufgeregt über die Gleise. Hier gibt es ja so viel zu entdecken und das Meiste sieht ausgesprochen lecker aus.

Auch Pink ist begeistert: Das ist ihre Farbe! Schade, dass es das Ei nicht rechtzeitig in ihr Nest geschafft hat und hier noch am Haken baumelt.

"Vorsicht Jack!" Alice wird hektisch: "Runter von den Gleisen." Plötzlich saust ein Schweineschnäuzchen über die Schienen und bring neue Arbeiter zur Eierschicht.

Wo ist der kleine Matrose geblieben? Kaum ist die eilige Saunase wieder verschwunden, ist auch Jack wie vom Erdboden verschluckt. Nur ein Stapel mit Kisten ist umgestürzt. Besser Alice richtet die wieder auf, bevor noch jemand kommt und sie zur Ordnung ruft.

Plötzlich taucht Jack wieder hinter den Güterwagen auf. Er springt von Wagen zu Wagen und untersucht die Fracht ganz genau. Dieser Schlaumeier: Schoko-Hasen in Goldpapier und Krokant-Eier sind hier noch dicht an dicht gestapelt. Wenn Ostern jetzt quasi gelaufen ist, braucht die doch niemand mehr. Das Haltbarkeitsdatum hält doch sicher nicht bis ins nächste Jahr. Da könnte er doch sicher massig naschen und danach noch eine Tüte voll nach Hause nehmen. Oder zwei, wenn Alice sie tragen würde. Statt immer nur die Bedenken …

Wenig später fliegt ein silberner Pfeil über die Schienen. Jack und Alice sind schwer beeindruckt. Das ist doch viel sausewindiger als so ein Vorortkriecher.

Der Propeller am Heck treibt das Geschoss an. Kein Wunder, wenn der Schienenzeppelin an ihnen vorbeifliegt, um im nächsten Tunnelportal zu verschwinden.

Überall wohin das Mausemädchen blickt, überall wird von den Arbeitern viel gewunken. Das liegt wohl an den schweren Maschinen, schnaufenden Kränen und lärmenden Flurfahrzeugen. Die kann man nur mit großen Gesten steuern und es sieht auch viel gewichtiger aus, als wenn man(n) mit einer Fluppe in der Ecke steht.

Pink ist enttäuscht. Diese Wagons müssen doch die Tankwagen für die Eiermalfarben sein. Leider kann sie von außen nicht erkennen, ob es türkis, sonnengelb oder kaminrot sein könnte, wenn alles in pechschwarzen Behätern angeliefert wird.
 
Auch ihre Freundinnen können ihr nicht helfen. Wenn in einem Wagon eine pinke Brühe schwappt, von außen ist nichts zu erkennen. Aber wahrscheinlich wäre der Tank auch längst geleert. Und die Farbe auf unzähligen Eiern und zahllosen Dekoholzhasen verteilt. Was machen sie also noch hier?

Buttercup steht plötzlich allein bei den Güterwagen. Wo sind ihre Freundinnen geblieben?

Pink untersucht inzwischen die Schuppen. Vielleicht liegen hier noch ein paar pinke Dekostücke, die niemand braucht. Noch ein paar Eier oder Nester. Doch bis jetzt sind alle Baracken leer. Die haben hier offensichtlich alles, was sie hatten, schon im Sichtbereich verteilt.

Valentina schaut inzwischen dem Verladern zu, die darauf warten, dass die kleinen Rangierloks frische Güterwagen zur Rampe bringen.

Buttercup ist froh, als sie Valentina in den Backsteinschluchten entdeckt. Doch kaum ist sie einen Moment abgelenkt, ist die rote Maus schon wieder zwischen den Hallen abgetaucht.

Auch wenn in den Hallen immer noch die Schweißlichtbögen flackern, diese rohen Eier werden 'hässliche Entlein' bleiben und keine schönen Ostereier mehr werden.

Victoria hat genug gesehen. Irgendwie ist hier alles staubig und schmuddelig. Dieser Dunst, Staub und Dreck vieler Jahre überzieht hier alle Gebäude, die wenn sie nicht aufpassen noch zu 'Lost Places' werden. Es ist schon erstaunlich, wie alles, was hier in diesem Siff und Sott verladen worden ist, in ihrem Haus so nett, so sauber und so adrett aussehen kann. "Es wird Zeit, wir brechen auf!"

Nur Jack kann sich schwer losreißen. Er würde gern noch ein paar Güterwagen filzen. Denn umso länger er wartet, umso mehr Güterwagen verlassen die Fabrik, werden von den kleinen Dieselloks zu den Abfahrtpunkten geschleppt.

Dann übernimmt die Schnellzuglokomotive und bringt die süße Fracht in die Ferne. Eigentlich nur bis zum nächsten Schattenbahnhof, wo er verdeckt auf die nächste Fahrt wartet und die Fracht zum Beispiel mit Muttertagsgeschenken getauscht werden kann.


Idee: S.Schneider       Szene und  Fotos: W.Hein

Die Osterfabrik hat jetzt viele Jahre, eigentlich Jahrzehnte in Kartons geschlafen zusammen mit den Stromlinienlokomotiven und dem Schienenzeppelin. Und dann kam endlich die Aufgabe, Ostereier für die Hasen im Kleinen in großen Mengen zu produzieren. Inzwischen sind die Produktionsanlagen schon wieder von Pappe umschlossen.

Kaum sind die Mäuse weg  – bis auf die eine, die sich mal wieder verlaufen hat und noch ihre Freundinnen sucht. Kaum sind auch die Mäuse weg, versinkt die Gebäude wieder im Dornröschenschlaf bis zum nächsten Ostern. Oder die Monster kommen und starten die Fratzen-Kürbis-Produktion. Denn die Drachen setzen auf die neue Seidenstraße und 3D-Drucker unter jedem Weihnachtsbaum, der dort gleich die Geschenke mit Geschenkkarton und Schleife frisch ausdruckt.


Samstag, 3. April 2021

Hasen im Stress


Es wird auch dieses Jahr wieder knapp werden. Ostern kommt dann doch immer etwas plötzlich. Wenn jetzt das große Ei nicht endlich auf die Bahn kommt, bleiben morgen die Nester doch noch leer. Dabei hatten die Hasen dieses Jahr ein großartige Idee.

Sie lassen die bunten Eier von der Farben AG gleich in Massenproduktion kochen und färben. Damit sie keine lahmen Pfoten vom Malen bekommen. Doch die Lieferketten der Großindustrie sind inzwischen lang und eng getaktet. Da kann ein querliegendes Schiff im Suezkanal alles in Verzug bringen.

Da werden sie im nächsten Jahr früher anfangen lassen oder sie suchen sich einen größeren Lieferanten. Mehr Werkhallen und vielleicht auch nicht ganz so winzige Mitarbeiter...


Idee: SchneiderHein   Fotos: W.Hein

Es ist ja schon eine Tradition, dass die drei Osterhasen jedes Jahr nach neuen Wegen suchen, wie sie dem Osterstress entgehen können. Und jedes Jahr gelingt es nur bedingt.