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Montag, 9. November 2015

Die Schlickermonster



Das weiße Monster ist ziemlich sauer. Und wird deshalb auch gleich verputzt. Alisa hat die schwere Aufgabe übernommen, alle Monster und Gummiunholde nieder zu machen.

Dabei helfen Maylin und Helen der kleinen Bärin. Eifrig hauen sie die blauen und lilanen Schreckgestalten weg. Einige schmecken zuckersüss – andere zitronensauer. Dann muss schnell ein süßes Glubschauge hinterher gestopft werden. Nur fallen lassen sollte man die Grimassengummis und Vampirlakritzen nicht, denn der Boden ist sicher überall mit Schneckenschleim, Fliegenschiss und Krötensabber überzogen. Igitt, es reicht ja schon, dass sie darin sitzen müssen. "Und das ist nicht gelogen?" Helen überlegt, ob sie nicht besser stehen sollte …

Conroy wühlt eifrig in der Gummiungeheuerdose. Wenn er und Gerome sich nicht ranhalten, haben die Mädels alles weggeschlickert. Es kommt dem Bärenjunge so vor, dass die Dose heute morgen noch randvoll gewesen ist. Eigentlich ist es ein Wunder, dass die Monster überhaupt eine Woche durchgehalten haben. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie zur Hälfte quietschsauer sind und sich alle Beutegreifer erst einmal auf den eindeutigen Süsskram gestürzt haben. Aber in der Not frisst ein Teufel vielleicht Fliegen, ein kleines Schlickermonster aber lieber auch saure Weingummischreckgestalten. 

 Conroy greift noch einmal mit vollen Pfoten ins reiche Unholdsortiment. Vorher hat er sich schon eine Vampirfledermaus ins Maul geschoben. Jetzt hat er dafür blaue Grinser, grüne und gelbe Glubscher sowie braune Reißzähnchen fest im festen Griff. Deren letztes Sekündlein hat jetzt geschlagen.

Die Giraffe zuzelt genussvoll am Lakritzvampir. Die sind viel besser als blaue Gummischrecker, die sauerfies grinsen, weil sie sicher gruselig das Mäulchen zusammenziehen. Der Bärenjunge mag sich noch nicht entscheiden, was seine Lieblingsmonster sind. Deshalb hampft er abwechselnd in zwei Unholde, bis er nur noch Glubschaugen und Spitzohren in den Pfoten hält.

"Ich glaube, ich esse jetzt nur noch die gelbe Gefahr." Conroy hat immer wieder abwechseln von beiden Unholden abgebissen und eigentlich schmeckt die Zitrone richtig lecker, wenn da nicht dieser süße Colageschmack fehlen würde. Vielleicht bekommt er ja auch beide gleichzeitig ins Leckermaul: "Das ist dann ein Monsterspezi!"

Kaum ist Alisa vom Beutegreifen zurück bei den Freundinnen, kommt schon wieder diese blecherne Spassbremse. Erst wollte er beim Hallo-Wien-Sammeln unbedingt mitkommen. Wollte alles in den Beuteln ordentlich sortieren und fragte an den Türen immer nach Apfel und Mandelkern, wenn es gerade leckere Schokoriegel geben sollte. Und auf dem Rückweg hat er dann immer diese Nährwerte auf den Süßkramverpackungen laut vorgelesen und jedes mal bei 'Zucker' und 'Palmfett' vorwurfsvoll aufgepfiffen.

"Widde-widde-widde Ich beobachte die letzten Tage mit Sorge, dass – pfiuhh – die Essenszeiten nicht mehr eingehalten werden. Widde-Widduuuuhuh." Maylin hat in der Zeit schon mal ganz interessiert in Alissa reich gefüllte Rockfalte geschaut. "Widde-widde-widdit-dit es scheint inzwischen nur noch ein endloses Dauermampfen zu sein." Maylin findet dieses rote Monster zum Anbeißen. "Widde-widet-du und habt ihr das Kleingedruckte auf der Dose gelesen?" Was will der Blechmann nur, kleine Bärinnen lesen doch nicht so 'nen Quatsch. "Widde-dadidde-dadu das ist alles purer Zucker, der junge Bären vollkommen hibbelig macht." Wenn man – wie dieses unbestechliche Wunder der Technik – kein positronisches Logikbollwerk ist. Und sowieso keine Öffnung für die ungehemmte Energieaufnahme durch Schlickerkram hat.

"Hau ab, du Blechguwertante, du nervst!" Alisa hat wirklich keine Zeit für all das gesunde Zeugs, dass dieser Roboter immer runterbetet. Und wenn sie das gerade hier richtig sieht, hat ihr Maylin mal glatt einen roten Schlickerschreck aus ihrem Schürzenvorrat gemopst. Das geht doch gar nicht.

Es muss unbedingt ein blauer Unhold sein. Und der klebt ganz frech am Boden und will sich nicht wegschmackofatzen lassen. Conroy kriecht immer tiefer in die durchsichtige Dose und angelt und reckt und streckt sich so weit er kann. Doch diese blaue Mistvieh will sich nicht fangen lassen.

"Und wehe, du blaue Monstermacke bist nachher noch supersauer!" Langsam fragt sich Conroy, ob er allein überhaupt wieder aus der Dose kommt. Hoffentlich haut jetzt Gerome nicht ab, um neuen Schlickerkram zu besorgen, wenn er den alten verstopft.

Die Mädels müssen noch ganz genau klären, was 'Mein' und 'Dein' bedeutet. Und warum zu 'Mein' auf jeden Fall der eigene Kleidersaum gehört. Wenn Maylin hier rote Gruselgeister platt machen will, kann sie auch selber zum Eimer laufen. Und da will Alisa jetzt auch keinen Versöhnungs-Colamonster von Helen. Es geht hier nämlich um die Ehre einer Petzeline … und den eigenen schwer zusammengehamsterten Schlickervorrat.

"Widde-Widdu-Widdi wollt Ihr nicht lieber einen süßen Apfel. Die fallen ja schon von den Bäumen, so reif sind die." Ein logisch denkendes Positronengenie kann nicht verstehen, warum die kleinen Bärinnen noch mehr Nahrung in den Garten schleppen, wenn der schon voll davon ist. Und dann auch noch voll bleibt, weil seine unvernünftigen Bestimmerinnen sich nur das mitgebrachte klebrige Zuckerglipperzeug unter die Tatzen reißen.

"Hau bloß ab! Der ist ja giftgritzegrün. Und wenn der auf den Boden gefallen ist, hängt da sicher noch Igelsabber dran. Oder Schlimmeres." Kleine Bärinnen nehmen nur das, wo viel gute Industrie dabei ist. Bei so Natursachen weiß man nie, welche Natur da dran gewesen ist. "Widde-Widdöhöhöiii – ich habe ihn gewaschen und poliert." Mit pfeifenden Prostest zieht der Blechpflücker ab. "Trotzdem!" rufen ihm die Mädchen noch nach.

Gerome hat vorgesorgt. Wenn ein kleiner Bär immer noch in der Dose steckt, passt dort kein Huf und keine Pfote mehr dazwischen. So lange hat der lakritzselige Langhals seinen kleinen Vorrat aus Außenhüftgold. Aber er muss aufpassen, dass der nicht zu knapp bemessen ist, denn noch hört er nur Ächzen und Schnaufen aus dem runden Plastiktopf.

Conroy hat endlich das blaue Monster aus der Dose geangelt. Und die anderen Schlickerschrecker, die dabei mit rausgerutscht waren, hat er hastig vom Dreck befreit und noch übergeputzt, bevor er sie schnell wieder in den Plastikeimer gepfeffert hat. Obwohl … die sollen es sich da gar nicht so gemütlich machen. Wenn der Blaue weg ist, kommt gleich das nächste Schreckgummi dran.

Da haben die Mädchen noch ein Wort oder zwei Worte mitzureden. Sie finden es gar nicht gut, dass die Jungen die Beschaffungswege so kurz gemacht haben, dass sie sich viel schneller den Bauch vollstopfen können.

Und Anna will erst recht ein großes Wort mitreden. Sie findet es überhaupt nicht gut, wenn die ganzen Schlickervorräte im Garten verschwinden und dort klammheimlich niedergemacht werden. Da muss sich auch keiner wundern, wenn nachher beim Abendbrot nur noch ein satter pelznasiger Vogelschwarm am Tisch sitzt und lustlos in die Vollkornbrote pickt.

Die Monster mussten doch vernichtet werden, bevor sie Unheil anrichten konnten. Kleine Bären können das sehr gut erklären. Und sie schwören, nachher ganz doll rein zu hauen. In dieses Abendbrot. Aber noch besser sollte es Abendpommes heißen. Gern auch mit Brikettfischen oder Hühnerklein im warmen Backmantel und ganz viel glitschigem rotweißem Ketschwapp mit Majoneese.

"Widde-widde-widde das wäre ja eine Belohnung für den ganzen Schlickerklau. Und kleine Bären sollten lieber gesunde Sachen essen – wie Broccoli und Spinat. Piuhhh – Ich kippe ja auch nicht irgendein Altöl über meine wertvolle Mechanik." Der silberne Fachbot für Ernährungsfragen lässt fassungslos den Kopf um die eigene Achse drehen. Es ist doch klar, dass junge Geister gesunde Dinge schnabulieren sollten, wenn sie den ganzen Tag so aufgeregt rum rennen. "Du hast ja keine Ahnung," entrüstet sich Maylin. "Geistergummis sind doch kein Altöl! Und ich brauche die täglich!"

Das dauert jetzt sicher länger, bis geklärt ist, warum kleine Bärinnen nicht all das bekommen, was sie täglich brauchen. Doch Gerome hat plötzlich keine Zeit mehr. Der Langhals muss ganz schnell weg, um als erster ins Haus zu kommen. Anna kann hier gern gründlich aufräumen und sich ruhig Zeit lassen.

"Du blecherne Petze!" Wer Anna wohl geholt hat. Maylin ist jetzt mindestens so sauer wie die schlimmsten Gummimonster. "Wenn ich dich erwische, reiße ich dir die Antennen einzeln raus!" Alisa muss der großen Bärin noch ganz dringend etwas erklären. So lange die noch abgelenkt ist, kann Conroy noch schnell in die süßen Reste greifen. Und Helen verdrückt noch schneller ein letzten Cola-Unhold, bevor der wieder zu den anderen in die Dose muss.


Fotos: W.Hein

Die kleine Schlickerbande sind bis auf den Langhals Jerome alles Rica-Bären. Der Girafferich kommt als Hampton-Bear aus Australien. Anna ist eine geplagte Großbärin von Kathleen Wallace. Der Petzebot ist eine Erfindung von Anna Freimane, die aber sicher nicht ahnen konnte, welch wunderliche Programmierung sich inzwischen im positronischen Gehirn breit macht. widde-widde-widde.

Mist! Anna nimmt die letzten Vorräte mit. Ohne Monster und Vampire ist dieses Hallo-Wien nun garantiert zu Ende. 

"Jetzt müssen wir wohl singen," Alisa guckt immer weiter dem entschwindenden Süß- und Sauerkram hinterher. Sie werden am Dienstag schiefe Lieder singen und wenn es sein muss, bis nach Bremen ziehen. Aber weitere Monster zum Wegputzen wird es wohl erst wieder im nächsten Jahr geben. Nur Helen ist über eine Pause nicht wirklich unglücklich – in ihrem Kullerbauch rumpumpeln inzwischen diese rachsüchtigen Schlickerschrecker schon richtig heftig.


Samstag, 31. Oktober 2015

Ihr Flug wurde gestrichen



Die Hexen können kommen. Hella ist diesmal bereit für den großen Flug. Schon im April sollte die putzselige Buntsau mit zum Brocken fliegen. Damals hatte sie aber nur so einen struppigen Besen unter den Schinken und war froh, dass am Ende der wilde Hexentanz nur im Haus stattfand und sie dabei in Ruhe die Ecken ausfegen konnte.

Inzwischen hat die stolze Putzsau einen richtigen Staubsauger bekommen, ein Wunderwerk der Technik mit so kräftigem Antrieb, dass er sie sicher über die Wolken schieben wird. Wo bleiben nur die Gruselnager? Das glückliche Schwein hat die kleinen Schrecker die letzten Tage eifrig durch das Haus wuseln sehen. Also hat sie wieder den leuchtenden Hexenhut aufgesetzt und schwingt sich auf ihren Sauger.

"Die werden nicht kommen," murmelt die Schlafmaus, als sie vorbeischlurft."Es ist Hällowien und da haben die Mäusegeister überhaupt keine Zeit für lange Flugreisen. Sie müssen diese ganzen Schlickervorräte umverteilen, die sich in den umliegenden Häusern angesammelt haben und die armen Nachbarn so schwer belasten: von den voll gepackten Schalen, Schüsseln und Tüten hinter den hell erleuchteten Türen rein in ihre mitgebrachten Taschen, Beutel und Säcke. Und dann müssen die süßen Dinge alle am Ende auch noch vernichtet werden." Die Schlafmaus gähnt: "Hier wird heute niemand fliegen. Und morgen auch nicht, denn voller Bauch fliegt nicht gern." Auch Hella wird am Boden bleiben, wenn der Hexenflughafen heute geschlossen bleibt.

"Widde-widde-buhuu! Das ist ein schwerer Fehler, dabei auf die Kraft der Logik zu verzichten!" Der silberne Roboter pfeift entrüstet und lässt den Kopf einmal um die eigene Achse rotieren. "Pfiüüühhh!" Diesmal wollen ihn die kleinen Bärinnen nicht dabei haben, wenn sie mit ihren Taschen losziehen, um überall den Süßkram einzusammeln. Dabei wollte er sogar die Taschen tragen, ohne Rücksicht auf seine Schwerlastbeschränkung. "Man darf doch so etwas nicht so chaotisch planen wie es kleine Hexen tun!"

Die Schlafmaus trottet davon, sie möchte nur noch schlafen und findet vielleicht eine kuschlige leerstehende Bonboniere. Die muss es jetzt doch zuhauf geben, wenn die ganzen Schokoriegel, Bonbons, Konfekt und der andere Schlickerkram schon hinter den Türen auf gierige Schlünder warten. "Widdi-widdu-pihu! Sie haben noch nicht einmal ein Navigationsgerät eingepackt und wollen einfach loslaufen. Weil sich dabei immer etwas ergäbe – das ist doch – widde-widde – keine Planung! Pfiiummpf!"

"Widde-widde-wiedu man sollte zum Beispiel etwas Saures gleich einpacken. Weil es an den Türen meist nur Süßwaren gibt. Und wenn alle 'Süßes oder Saures' rufen, wäre es doch blöd, wenn es - pidde-pidde-piddeldiddeldu – nichts zum Ausgleich gäbe." Schneeweisschen bleibt erschreckt stehen. Die Ricke wollte sich an dem brabbelnden Blechmann eigentlich vorbei schleichen, um rechtzeitig mit den anderen auf Süßwarenjagd zu gehen. "Widde-wisch-wusch man sollte in diesen Taschen vorher noch einmal aufräumen. Und sie sollten Faltbeutel einpacken, damit Extrarationen nicht zurückgelassen werden müssen." Es gibt für positronische Gehirne noch so viel bedenken und diese dummen Gören wollen ihren klügsten elektronischen Helfer nicht mitnehmen. "Pfiuhh!" Das Kitz weicht langsam zu Seite. Es hat sich eine Sonnenbrille zur Tarnung ausgeliehen. Hoffentlich reicht diese Maske jetzt, um unerkannt zum Ausgang zu kommen.

"Ich –hüstel – muss jetzt mal." Schneeweisschen hat nun wirklich keine Zeit mehr, dem mechanischen Klagen weiter zu folgen. Sonst ist das ganze leckere Salzgebäck der Nachbarhäuser schon in den Taschen der gruseligen Gierschlunde verschwunden. Denn die warten sicher nicht auf weitere Mäuler, die auch zu stopfen sind.


Fotos: W.Hein

Da hat sich Hella, die Buntsau von Hanne Mahnke, ganz umsonst vorbereitet. Weder der Hexenhut von der Teddybär Total noch der Staubsauger aus der Bärenhöhle in Hannover wird heute gebraucht, wenn es keinen Brockenflug gibt. Die Schlafmaus gehört zur Alice im Wunderland-Serie von Deb Canham und wandert von einem Teeservice zum nächsten, um einen besseren Schlafplatz zu finden. Die Unvernunft der anderen Hausbewohner hindert den Haushaltsroboter von Anne Freimane daran, hier alles einmal logisch durch zu organisieren. Und Schneeweisschen von Eileen Seifert muss sich nun wirklich sputen, die schlickerseligen Schrecker und hungrigen Hexen sind schon in die Nachbarschaft  ausgeschwärmt.


Sonntag, 3. Mai 2015

Etwas ohne Fisch bitte!



Was die Mädchen nur wieder wollen? Conroy muss sich eilen, er hat eine Verabredung mit Alisa und Maylin im Garten und ist etwas spät dran. Doch was er gerade schon verpasst, weiß er auch nicht – die Mädchen haben immer nur so geheimnisvoll gekichert.

Das ist doch Frau Fuchs! Der kleine Bär hätte sie fast nicht erkannt in der roten Raschelseide.

Frau Fuchs wundert sich immer noch über sich selbst und möchte jetzt auch nicht darüber mit kleinen Naseweisen reden. Plötzlich trägt sie einen Seidenkimono und alles kommt ihr nur noch japanisch vor.

Sie fühlt sich ohne ihren Schafpelz ganz nackt und hat sich deshalb ihren Hühnerhut wieder aufgesetzt. Nur was sie mit diesen runden Schlaufen-Stoffstücken machen soll? Die rote Fuchsdame hatte keine Idee und wollte lieber niemanden fragen. So hat sie sich für Ohrerweiterungen entschieden, obwohl sie jetzt aussieht wie die Geisha-Putzhilfe von Mickey Maus. Der kleine Fragebär stürmt zum Glück vorbei, weil er es eilig hat. Conroy hat wirklich keine Zeit und wundert sich nur, warum Frau Fuchs sich Fußschlappen auf die spitzen Ohren setzt. Findet sie auch, dass bärige Rundohren viel schöner sind? Wenn er die rote Seidenraupe auf dem Rückweg noch mal sieht, wird er sie auf jeden Fall fragen ...

Maylin heißt heute May-Lin und ist eine Prinzessin, die unter einem Kirschblütenzweig wartet. In drei blauen schweren Kisten und wuchtigen Truhen hat sie mit ihrer Mitprinzessin Ali-Sa ganz viel Krims und etwas Krams in den Garten hinausgeschleppt und auf einer Bambusmatte ausgebreitet.

Nun wartet May-Lin mit Ali-Sa darauf, dass endlich diese westliche Langnase kommt, den sie zu dieser ganz langwierigen Tee-Hee-Zee-Ree-Moni eingeladen haben. Die erste Schale Tee-Hee ist auf jeden Fall schon mal kalt, bis der Herr Langesocken endlich eintrifft.

Der so Gescholtene weiß immer noch nicht, was plötzlich mit allen Gartenbewohnern passiert ist. Kaum, dass die Kirschbäume zarte Blüten tragen, wandeln alle nur noch in bunter Seide gewandet durch den Garten.

"Nein, nein und nochmals nein." Prinzessin May-Lin braucht heute keine elektronische Haushaltshilfe, die bei ihrer Tee-Hee-Zee-Ree-Moni effizient die Gäste bewirtet, präzise heiße Getränke serviert und darauf achtet, dass zügig die Plätze für die nächsten Besucher frei werden. Noch schneller ist nur noch – widdewiddewiuhh – ein Selbstbedienungstresen.

"Widdewiddewipah – es ist ein völlig vermeidbarer Fehler, hier auf meine positronische Haushaltsoptimierungs-Funktion zu verzichten. Widdewiddewiso – mit Robotik könntet ihr hier richtig richtig Zeit sparen." Doch heute wollen die Mädchen die Zeit wohl reichlich verplempern, wenn sie selbst mit dem Geschirr klappern und mit Heißgetränken plünschen werden. Der silberne Freund und Helfer muss wieder gehen und soll sich die nächsten Stunden hier nicht sehen lassen. "Das ist Aussperrung! Ich habe – widdewiddewidde – ein Recht auf Maschinenarbeit." Kleine Bärinnen sollten wirklich mal die Gebrauchsanleitung lesen, bevor sie sich komplizierte Maschinen anschaffen ...

Die Kleine liebt immer wieder neue Kleider, die dürfen auch gern aus dem Land des Hanami kommen. Dafür bewundert sie schon den ganzen Tag zarte Duftblüten am Baum, steckt sich Blumenschmuck ans Ohr und lächelt und grinst mit dem Hoppy um die Wette, weil es so schön japanisch ist. 

Das Betrachten von den ganzen Kirschblüten ist zwar sehr schön, aber eigentlich wartet das Hoppy lieber auf die reifen Früchte. Denn im Gegensatz zu den Blühwundern in Japan machen sich die meisten hiesigen Kirschbäume nämlich auch noch nützlich. Mjam! Kirschtorte, Kirschquark und Kirschkompott – dem armen Langohr läuft schon das Wasser im Mund zusammen. 

Conroy kann es nicht glauben, dass auch Jungen diesen Blumenguckquatsch mitmachen. Doch Gerome behauptet, dass Australien – seine Heimat – viel dichter an Japan liegt als dieser Garten. Da haben die in 'Da-Unten' viel mehr Erfahrung mit dem Blumengucken. Hier können sie ja besser eine Primelkönigin küren. Und außerdem mögen es die Mädchen, wenn die Jungs mal ihre sanfte Seite zeigen.

In Prinzessin Ali-Sa brodelt es innerlich wie das Tee-hee-Wasser im kochenden Kessel. Wo bleibt Conroy? Sie hat sich so ein Chinagras-Buch gegriffen und lässt die Seiten unruhig hin und her klappen. Sie kann sich nicht wirklich auf diese 'Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht'-Geschichte konzentrieren, weil endlich dieser trödelige Bär kommen soll!

Die beiden Pelznasen in Seide sind inzwischen von den ganzen Kirschleckereien ziemlich hungrig geworden. Der Su-Schie-bepinguin hat zwar keinen Kimono bekommen, aber er freut sich auf den rohen Fisch am Abend. Doch was machen bis dahin die beiden Mädchen? Leider ist es noch viel zu früh im Jahr für ein Erdbeer-Pflück-Fest.

"Ich glaube, ich habe noch einen Kirschjogurt im Kühlschrank gesehen. Zur Feier des Tages sollten wir den sofort wegschnabulieren." Das ist eine gute Idee, da kommt ein Hoppy sofort mit. Ob es dazu auch ein Stück Möhrenkuchen gibt?

"Endlich! Wo bist du Lahmarsch gewesen?" wird Conroy begrüßt. Doch dann besinnen sich die beiden Prinzessinnen darauf, dass es doch eine Tee-Hee-Zee-Ree-Moni werden soll. Also noch mal: "Sei gegrüsst, edler Gast. Schüttle den Staub ab und gib uns die Ehre, eine köstliche Schale Tee-Hee mit Dir zu teilen."

Der Edelgast bleibt schwierig: Conroy will seine dicken Botten nicht ausziehen, um in die bereit liegenden leichten Stoffpantoletten zu schlüpfen. Dabei hat gemeiner Gartendreck auf der Tatamimatte im Tee-Hee-Haus nichts zu suchen. Die beiden Prinzessinnen seufzen und geben dann doch noch nach: Der ehrenwerte Gast einer Tee-Hee-Zee-Ree-Moni mag zwar ein Banause sein, aber er ist eben doch ein ehrenwerter Gast.

Endlich ahnt Conroy, was die Mädchen wollen: Es soll also ein Teetrinken werden, nur so ein schwierig langsames, wegen dieser 'Zee-Hee-Ree-Moni.' Der Bärenjunge hätte ja lieber Brause mit Klitschkuchen 'auf die Hand'. Aber er möchte kein Spielverderber sein und hockt sich mit den Mädchen an diesen niedrigen Tisch, dem jemand die Beine geklaut hat.

Ali-Sa reicht nun einen kleinen Im-Bis, deren bunte Maki-Röllchen sie vorher – auch schön für das Auge – farbig sortiert hat. Der Bärenjunge zögert: "Ist das auch nicht fischig?" Er mag auf keinen Fall glitschiges Meeresgetier und irgendwie sieht das alles so fremd aus ... Was die so alles essen, weiß man bei den Asia-Leuten ja nie.

"Nun stell dich nicht so an!" Die Prinzessin hatte sich so auf diesen Nachmittag gefreut und tagelang mit May-Lin alles genauestens vorbereitet. Es sollte alles so richtig schlitzaugig werden, mit ganz viel langsamen Pfotenbewegungen, raschelndem Rumgerutsche und würdevollen Nicken. Und nun will der Bärenjunge nicht richtig mitspielen: "Nimm jetzt gefälligst so ein Maki-Teil!" Hastig greift Conroy zu und schluckt die bunte Rolle mit geschlossenen Augen – kaum zerkaut – schnell runter.

Natürlich muss er davon sofort husten und braucht jetzt schnell etwas zum Nachspülen. Als Prinzessin May-Lin ihm nun die Schale Tee-Hee darbietet, zögert der Bär. Was ist das bloß für ein bitterherbes Gebräu? Könnte es nicht einfach Cola geben?

"Das ist Tee-Hee! Und den haben wir selber gemacht!" Ali-Sa kocht schon wieder: "Und nicht so'n Teebeutel-Kack!" Das mit der feineren Lebensart ist wohl nichts für Jungen: "Los May-Lin, zeig's ihm!"

Also nimmt die weiße Prinzessin selbst einen kräftigen Schluck aus der Schale, um dem ehrenwerten Gast zu zeigen, dass an so einem Tee-Hee überhaupt nichts Schlimmes ist. Außerdem braucht sie das Gefäß, um neuen Tee-Hee zu machen. Bei einer Zee-Hee-Ree-Moni kann es nicht umständlich genug sein, und so haben sie nur eine Schale für alle.

Der immer noch etwas überrumpelte Ehrengast kann gern etwas warten. Er überlegt, ob er nicht lieber noch einen bunten Happen nimmt. Bevor Ali-Sa wieder lospoltert, auch wenn sie gerade noch eifrig die Tee-Hee-Zutaten sucht. Wenn er schnell isst, ist es vielleicht auch nicht wirklich fischig ...

Nur noch einen Augenblck, dann sind beide Prinzessinnen bereit für die nächste Schale. May-Lin holt einen schweren Wasserkessel und wuchtet ihn über eine Wärmeplatte. Ali-Sa wühlt in der Zeit noch in Kisten, rumpelt in der Ecke und klappert mit irgendwelchen Metallteilen.

"Siehe, ehrenwerter Gast, deinen Tee-Hee machen wir ganz frisch!" Stolz zeigt die Bärin die Teedose für den Pulvertee. Dazu greift sie den Drahtschneebesen, denn so ein Bambusrührer fehlt den beiden Prinzessinnen leider immer noch – wie diese zögerliche Plinkermusik, die bei Japanern immer endlos durch die Papierwand dringt.

Ali-Sa schüttet eine gute Portion trockene Flusen aus der Dose in die Schale, während May-Lin summend im Hintergrund mit dem Teekessel hantiert. Nun gut – nicht alles landet im Porzelangefäß – ein schmaler Bambusdosierlöffel kommt zusammen mit echtem Matsche-Tee-Hee auch auf die Wunschliste für die nächste Zee-Hee-Ree-Moni.

Doch im hier und jetzt gießt May-Lin ziemlich heißes Wasser in Schale, wo die grünen Blätter sofort das Wasser färben und ein leicht bitteres Aroma in Luft liegt, das von einem blumigen Duft gemildert wird.

"Das muss man jetzt schaumig schlagen!" Da der Schneebesen für die Schale doch etwas unhandlich ist, macht Ali-Sa das immer mit der Pfote. Ganz kurz und heftig, weil es fast kochendheiß ist. Dann zieht sie noch schneller die Pfote wieder raus, leckt sie ab und beginnt sie ausgiebig zu bepusten. Das ist noch viel zu schmerzhaft und gar nicht so würdevoll, wie es für eine gepflegte Umstandsmacherei sein sollte.

Eine Schale von Prinzessinnen pfotengemachter Tee-Hee steht nun dampfend vor Conroy. Doch da schwimmen noch so viele Flusen drin rum. Warum hat wohl jemand Beuteltee erfunden? Jawohl, wegen der Flusen! Vielleicht wäre es ja besser, wenn die Mädchen einen Elektromixer hätten, einen der mit Turbogeschwindigkeit alles kleinhäkselt. Also der Hosenbär hätte ja auch nichts gegen einen Schnellimbiss: Wozu muss bärin so viel Aufhebens um diese Heißgetränke machen? So ein pfotengerührter Tee ist sicher auch nicht so hügehnisch ... er nimmt erst einmal so einen grün-fischigen Happen ... bevor er ...

Prinzessin Ali-Sa kann sich das Elend nicht mehr mit ansehen. Da muss es doch noch andere edle Kostgänger geben. Doch Gerome hat heute schon genug für die Mädchenverständigung getan. Er möchte nicht auch noch Ehrengast bei einer Tee-Hee-Zee-Ree-Moni werden. Es sei denn, es gäbe zur Feier des Tages auch Kirsch-Cola.

So muss Conroy die braungrüne Brühe weiter allein anstarren und lieber noch einen Im-Bis nehmen. Der sieht plötzlich auch gar nicht mehr so fischig aus.

Das nächste Mal werden sich die beiden Prinzessinnen genau überlegen, wen sie einladen. Denn sonst können sie das ganze Tee-Hee-Zeugs auch gleich in der blauen Kiste lassen.


Idee: SchneiderHein     Fotos: W.Hein

Schon bei der Planung zeigen sich die Unterschiede von Mädchen und Jungen. Die einen schwelgen im Kirschblütenfest (das es tatsächlich in Hannover gibt), die anderen machen sich Gedanken um fischige Happen und wie viel Technik man(n) zum Umrühren braucht. Wenigstens einigen sie sich bei der Ausstattung und sammeln einen kleinen Asia-Shop in Bärengröße. Das Puppengeschirr mit blauen Chinadekoren ist zum Teil Flohmarkteroberung, zum Teil Ebay-Fund. Mit dem Wasserkessel und Holztablett hat IKEA mal japanophile Puppenmütter ausgestattet. Die kleinen Origami-Kraniche sind mit Dinos aus Japan als kleine Aufmerksamkeit mitgekommen. Die drei blauen Kästen sind wirklich Dekobedarf (und Austauschartikel für ein missglücktes Geschenk). Die Tischsets hat Silkes Mutter beigesteuert, da sich in dieser Generation immer ein großer Fundus findet. Die Wände des oben offenen Teehauses sind Verpackungsmaterial für empfindliche Gartendekolieferungen. Der Kirschblütenzweig würde als Kunstblume auch das ganze Jahr Kirschblütenfeste verschönern. Nur ein Hoppy von der American Bear Company durfte seinen roten Kimono behalten. All die anderen Muffys und Hoppys mussten ihre asiatische Garderobe abgeben, damit die Kleine, Alisa, Maylin (alles Rica-Bären) und Gerome (australische Hampton Bear-Giraffe) sich die Kimonos, Tuniken, Hosen und Stoffpantoffeln schnappen konnten. Nur Conroy (auch ein Rica-Bär) und der Schiebepinguin (Deb Canham) sind vom Japanwahn oder vom Chinafieber verschont geblieben. Frau Fuchs (von Natasha Kataeva) fand sich plötzlich in einen üppigen Build-a-Bear-Kimono gehüllt, der aber für die schlanke rote Persönlichkeit mit vielen Klammern abgesteckt werden musste. Und dann waren da noch diese Riesenschlappen überzählig, die niemals an schlanke Fuchsfesseln passen würden. Es gab eine Lösung, die nur Conroy wundert. Ein einsamer Freund der asiatischen Effizienz bleibt der silberne Haushaltsroboter (von Anna Freimane, Puschok 1983), denn eigentlich darf er nicht richtig mitspielen, obwohl das vollkommen unlogisch ist.