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Mittwoch, 31. Dezember 2014

Saus und Braus


Und hier beginnt ein neues Abenteuer:

Marie hält etwas enttäuscht die rote Schnur in der Hand. So richtig schnell wird es damit nicht werden. Auch Larissa hat keine Idee, wie sie ohne Dreirad eine ordentliche Sausgeschwindigkeit erreichen wollen.

Auf dem Winter-Karussell warten Schwarzfuß, Q, Marieles Hase und ein Nachbarjunge, dass es endlich ordentlich rundgeht. Begeistert sind sie in die Sitze geklettert, als die Bärenmädchen verkündet haben, zum Jahreswechsel eine große Sause starten zu wollen. Wenn denn schon ein Kettenkarussell mitten im Garten wartet.

Doch sie haben übersehen, dass es im Winter schnell dämmert und Marie dann ohne Licht kein Dreirad fahren sollte. Ihr Schutzengel am Lenker hat schließlich keine Nachtsichtbrille und das El-Eh-Deh-Tagfahrlicht wird noch am Rattenrenner benötigt. 'Tagfahrlicht' hat der Rennpraktikant extra betont, als die Mädchen gefragt haben. So können sie das Karussell nur im Handbetrieb beschleunigen, wenn sie vorher das rote Band um die Karussellmitte aufwickeln und dann wieder abziehen. Das Drehding dreht sich dann ein paar Mal hin und mit genügend Schwung auch wieder zurück. Doch das ganze Hin und Her mit den vielen Richtungswechseln lässt auch den empfindlichen Magen des Nachbarjungen hüpfen, der inzwischen schon über Flugübelkeit klagt.

Marie wüsste gern, wohin sich Nelleke verdrückt hat, und sie ist mit den lahmen Umdrehungen allein gelassen hat. Wenn sie bald nicht wiederkommt, wird der Nachbarjunge sich bald mit grünem Gesicht in die Büsche schlagen. Und die beiden Schlappohren warten immer noch sehnsüchtig darauf, dass ihre Löffel vom Fahrtwind nach hinten gezogen werden. Stattdessen schaukeln sie gerade nur träge im Takt der Kettensitze.

Endlich kommt Nelleke zurück und hat eine zündende Idee: Sie stellen das Fahrgeschäft auf Düsentrieb um.

Dafür hat sie richtige Raketen mitgebracht. Die großen Jungs horten davon eine riesige Menge für die Sylvesterknallerei heute um Mitternacht auf der Straße. Im Moment sammeln sie noch Altglas im Haushalt für die Abschussrampen im großen Weltraumflughafen B-Ä-R. Hoffentlich bleiben sie dabei nicht in der Planung stecken. Da stört es ja wohl keinen großen Geist, wenn sich die Mützenbärin gerade mal vier Saushilfen ausleiht.

"Heh, nicht so wackeln, Marie." Wie soll Nelleke die Raketen an den Karussellecken mit dem widerspenstigen Draht befestigen, wenn die rote Fusselbärin nicht stillhält? Das Dach dreht sich sowieso schon die ganze Zeit und diese Bärenleiter ist auch nur so schnell hingeräubert.

So, das ist endlich der letzte Treibsatz am Baldachin. Nelleke hat alle Raketen bewusst mit der Spitze etwas nach unten gerichtet. Der Rückstoß soll ja nicht den Streifenstoff entflammen. Und abheben soll das Karussell auch nicht. Da ist es sicher besser, wenn die Ecken gleich mehr Anpressdruck bekommen.

"Und ihr seid sicher, dass das so richtig ist?" Der Nachbarjunge denkt an seinen empfindlichen Magen, der sowieso schon angegriffen ist. 

"Klar doch!" Nelleke zückt das lange Kaminfeuerzeug und beginnt zügig die Raketen zu zünden. Am Besten starten alle gleichzeitig, damit es eine gleichmä8ige Beschleunigung gibt. Marie, Larissa, RaffRaff und die kleine Maus halten dabei schon einen respektvollen Sicherheitsabstand ein.

Doch als alle vier Raketenmotoren plötzlich los fauchen – die Lunten sind abgebrannt – kommt ihnen der viel zu klein vor. Im Laufschritt vergrößern sie die Enfernung zum Flammenrad und eine Nelleke stürmt lachend hinterher. Das wird ein Riesenspaß.

Wenig später saust und braust es wie geplant. Mit einem kräftigen Strahl treibt jede der Raketen die kleinen Karussellfahrer im Kreis herum. Schneller und schneller flitzen die Sitze auf der Kreisbahn und die juchzenden Flieger werden immer höher nach außen getrieben.

Genauso hat Nelleke sich das vorgestellt – es gibt doch nichts Schöneres, als wenn ein Plan funktioniert. Die anderen Bären sind beeindruckt, so schnell war noch nicht einmal Maries Dreirad.

Als die Kleinen immer höher im Kreis fliegen, wird es ihnen doch etwas unheimlich. Könnte nicht jemand die Fahrt etwas langsamer machen? Doch – upps – eine Bremse haben die klugen Bärenmädchen nicht vorgesehen. Bis jetzt war die Kreiselei ja immer nur viel zu langsam gewesen ...

"Ich glaube, da läuft etwas nicht rund," wendet sich Marie an die Expertin für wahnsinnige Fluggeschwindigkeiten. Doch, doch, die kleinen Sesselflieger beschreiben eine perfekte Kreisbahn, die sich immer höher schraubt. Aber auch Nelleke wird etwas mulmig. Der Plan funktioniert wohl viel zu gut.

Doch was sollen sie machen? Wie sollen sie sich der feuerspuckenden Höllenmaschine nähern, ohne mit voller Wucht von den sauschnellen Sesseln erwischt zu werden? Die Hasenpfoten, Schweinsfüße und Paarhufer darin bekommen inzwischen ein echtes Astronautentraining in einer Zentrifuhre – was ist denn das? – na, ein superschnell kreiselnder Fliehkraft-Drehdingsbums.

Immer wilder brausen ein langmutiges Rindvieh, ein ängstliches Ferkel und zwei fest in ihren Sitz gepresste Fluglöffelträger durch die Nacht. Die Raketen rackeln inzwischen heftig in ihren hastigen Verankerungen und werden immer widerwilliger in die enge Kreisbahn gezwungen.

Nein, da können die Bärenmädchen wirklich nicht mehr selber helfen. Aber sie haben eine Idee: Sie schicken einen vollautomatischen Roboter-Rettungstrupp, der sich langsam sirrend zum flammenspeienden Drehwurm aufmacht. Die Roboterhelfer wissen hoffentlich, was zu tun ist, wenn sie bei den heftig umhergeschleuderten Sesselflugpassagieren endlich ankommen.

Doch plötzlich gerät die Zentrifuhre vollkommen aus den Fugen. Der Standteller beginnt bedrohlich abzuheben, wenn die Schubkraft der Raketen inzwischen das ganze Karussell über die Betonplatten tanzen lässt.

Wenig später hat es den Rettungstrupp selbst dahingerafft. Wer hilft jetzt den Helfern? Nur ein Inspektionsroboter versucht noch viel zu bedächtig dem wild um sich schlagenden Karussellfuß zu entkommen. 

Dann ist die ganze Karussellei zum Glück ganz schnell vorbei. Einige Raketen versuchen sich in den Boden zu bohren, während andere sich losgerissen haben und ziellos durch den Garten zischen. Die beiden Schlappohren und der Nachbarjungen sind mit dem Schrecken davongekommen und suchen sofort das Heil in der Flucht.

Zurück bleiben ein verknicktes Gestell, zerrissener Markisenstoff, die erste ausgebrannte Raketenstufe, umhergeworfene Sitze, rettungslos verlorene Retter und eine einsame Ferkelkappe.

Larissa rettet Q aus dem Grünzeug. Als das gescheckte Tier aus dem Kettensessel geschleudert wurde, ist es zum Glück im Dickicht weich gelandet. Die kleine Bärin ist froh, dass ihrem Liebling nichts Schlimmeres zugestoßen ist. Demnächst wird sie sich zweimal überlegen, ob sie sich auf den nächsten verwegenen Nelleke-Plan einlassen wird.

"Leckomio! Das gibt sicher Ärger." Marie zittert noch am ganzen Körper und auch Nelleke hat ihre Kappe in den Nacken geschoben. "Nicht, wenn wir alles wieder ordentlich hinstellen und die Raketen verschwinden lassen. So halt, dass Anna nichts merkt." Aber wie wollen sie dieses ganze Chaos bloß wieder aufräumen?


Fotos: W.Hein

Das Karussellabenteuer ist eigentlich auch schon wieder ein Jahr alt. Am 31.12.2013 wurde es noch "schnell" im Bild festgehalten. Aber bei den ganzen Aufregungen und dem vielen Feuerzauber wäre die Geschichte in den paar Stunden bis zum Neujahr niemals rechtzeitig fertig geworden. Denn all die spektakulären Flammen und Explosionen werden erst später am Computer dazugebaut. Sonst wäre es für die kleinen Fusselpelze viel zu brandgefährlich. Auch so ist es schon ein Riesenabenteuer gewesen für Nelleke, die weiße Maus und Marie auf der Suche nach dem richtigen Karussellmotor. Im entscheidenden Moment hat sicher geholfen, dass im Supermarkt des Vertrauens ein günstiges Raketenangebot gemacht wurde und einige Wochen zuvor in einer Fernsehsendung von "Nicht nachmachen" gezeigt wurde, wie man eine Wäschespinne im Garten auf rasante Touren bringt. Die kleinen Bärinnen sind alles Rica-Bären, Schwarzfuß ein Hase von Eva Tietz, Marieles Hase eine "Beigabe"von Christiane Kaufmann. Die kleine weiße Maus kennt Deb Canham. RaffRaff hat seinen Namen vom Kindermund geliehen und der Nachbarjunge und Q tragen sogar einen Knopf im Ohr.


Samstag, 27. Dezember 2014

Fast schon ein Paar



Was macht er denn?" Naseweis kann es nicht fassen. Es liegt doch so auf der Hand. Auch wenn es sonst auf dem Boden liegt. Der kleine Mäuserich hinter Larissa trommelt aufgeregt mit der Schwanzspitze auf das helle Holzparkett.

Wenn er jetzt mitspielen könnte, hätte er längst zu einem roten Wollpulloverschaf den eineigen Zwilling gefunden. Der liegt nämlich nur drei Karten weiter. Doch der Mausejunge war zu spät. Larissa und der Nachbarjunge hatten mit diesem Papier-Paare-Suchen schon angefangen. Und jetzt kann die naseweise Spitznase nur zusehen, ... wie ... ja, wie ...

... wie der Nachbarjunge wieder mal daneben greift. "Anna mit Taschenlampe, die liegt doch zwei hoch und vier links," will er gerade herausplatzen, als die kleine Bärin ihre Tatze vor den Mund hält. "Psst!" Dabei hat die Bärin schon längst vier Paare eingesammelt.

Dem Nachbarjungen steht dafür der Schweiß auf der Stirn. Jetzt braucht er eine zweite Hasenmaus im Zuber. Und die liegt jetzt ... wenn er sich nur erinnern könnte. Hatte er den kleinen Matrosen schon mal vorher gesehen? Oder deckt er die Karte immer wieder auf, ohne irgendeine Ahnung, wie es weitergeht ... da ist jetzt ... Hasenmaus? ... nur ein Bär ... Mist! oder besser Doppelmist! Es geht hier schließlich um Paare mit gleichen Bildern.

Die kleine Bärin ist großzügig: das Ferkel darf noch mal, denn gleich wird sie zwei weitere Pärchen einsammeln, wenn das Jungschwein so weitermacht: Einmal Larissa chic in Strick mit Fusselschal und einmal Ritter Julian vom blechernen Schöpflöffel sind zwar ein schönes Paar, aber für den Sieg zählen sie dennoch nicht. 

"Das kann gar nicht sein," schnell hat der Nachbarjunge noch zwei Karten aufgedeckt. Und dann noch eine Lea mit Sonnenbrille – das ist aber wieder nur eine coole Alleinbärin. Naseweis schlägt die Pfoten über den Ohren zusammen: Kennt das Schwein denn überhaupt keine Regeln? Immer nur zwei Bilder gleichzeitig aufdecken. Doch darauf pfeift inzwischen das rosa Borstentier: "Das kann überhaupt gar nicht sein," kreischt es mit hochrosanem Kopf: "Hier gibt es überhaupt keine Paare mehr! Larissa hat sicher die einzigen Doppeldinger gleich eingesammelt, um mich dran zu kriegen. Jetzt bin ich dran und nun gibt es nur noch Einzelstücke!"

"Ich verlange, dass alle Karten aufgedeckt werden. Sofort!"

Der Nachbarjunge zeigt mit zitternder Klaue auf die bunte Motivmischung: "Denn so kann Schwein doch niemals nicht kein Schwein haben!"


Fotos: W.Hein

Diese Geschichte ist komplett aus der Zeit gefallen. Sie ist eigentlich schon vor ziemlich genau neun Monaten – – Ende April – entstanden. Dann war, wie so oft, keine Zeit und sie sollte später auf den kommenden Kalender hinweisen, bis dieser Termin auch futsch war. So kommt die kleine Spielrunde jetzt in die Weihnachtstage, bevor sie auch noch das richtige Jahr verpasst. Die Rica-Bärin Larissa und der Nachbarjunge (Steiff) haben schon vor einiger Zeit beim Paaremachen die ferkeligen Gehirnzellen rauchen lassen. Deshalb sollte das Motiv auf Wunsch des Kawohl-Verlages auch im Teddy & Co Kalender für 2015 gezeigt werden. Aber wir haben das Bild nicht mehr in unserem Archiv gefunden und so durften die beiden dieses Frühjahr zum Nachfotografieren noch einmal so ein "Quasi-Memory" spielen. Nur eines ändert sich nie: Das wirklich bemühte Ferkel bleibt etwas überfordert. Denn ein Bell Bears Design-Mausejunge hat sich zwar diesmal in die Bilder mit rein gemogelt, darf aber nichts vorsagen: "Zwei links und einen nach unten - da ist der zweite Ritter."


Samstag, 12. März 2011

Das Muh-Q



Larissa kann es kaum erwarten in den Garten zu kommen.
Die anderen Mädchen werden staunen. Denn sie kennen
Q noch nicht.

Am Schwanz zieht die kleine Bärin aufgeregt ein
schwarzweißes Fleckentier hinterdrein. Das hat sie
heute morgen ganz allein und herdenlos gefunden,
Q genannt und gleich adoptiert.

Und jetzt ist sie hier mit Marie und Lena verabredet,
damit die auch Q kennenlernen. Sie sollen auch RaffRaff und
Speick mitbringen. Weil jetzt ja jeder ein Kuscheltier hat,

können sie Mutter und Kind spielen.

Marie stellt gerade RaffRaff auf dem Steg wieder auf
die Beine. Speick jieft und jippert eifrig mit den Lefzen.
Er liebt es sein Schaf einzuhüten. Und nun kann er auf
das rote Langhalstier auch noch aufpassen.

Lena ist ganz stolz auf ihren Hütehund. Der passt auf
und verdient dafür einen Extra-Knuddler. Das Schaf sitzt
mit Marie in der Frühjahrssonne und es gibt ja so viel
zu bereden. Und dann können sie ihren Tieren noch
einiges erzählen. Wo nur Larissa bleibt?

"Ich weiß gar nicht, was die so lange mit ihren Stoffdingern
rummachen," beschwert sich eine kleine weiße Maus. "Die
finden überhaupt kein Ende." Auch Nelleke schüttelt den Kopf.
Solche Kuscheltiere muss man doch überall hintragen und dafür
hat sie nun wirklich keine Zeit.

Hinten im Garten warten Q und Larissa auf die
Mädchen. Aber von denen ist noch nichts zu
sehen. Dabei ist das Warten sooo langweilig ...

Vielleicht ist Q ja hungrig. Das erste Grün macht sich im
Garten breit und das kann das gescheckte Kuscheltier mal
kosten. Aber auch wenn Larissa die dicke Nase ihrer neuen
Freundin in die frischen Blätter drückt - dieses Grünzeug ist
kein Q-Futter.

Besonders stolz ist die kleine Bärin auf die Ohrmarke
ihres eigenen Kuschelrinds. Die zeigt im Medallion einen
Bärenkopf, damit jeder sehen kann, wohin Q gehört.

Warten ist wirklich soooo langweilig. Zum Glück ist Q ein
großes Kuscheltier. Da kann Larissa sich prima auf den
dicken Bauch legen. Das ist so kuschelweich ... schon
nach wenigen Minuten ist nur noch ein leises Schnarchen
von beiden zu hören.

Die Sonne verschwindet hinter den Bäumen, als Schneeweißchen
die schlafende Bärin im Garten findet. Sie hat sich gewundert,
wo Larissa geblieben ist. Die anderen Bärenmädchen und ein Schaf
sind längst vor Stunden fröhlich quakelnd wieder ins Haus gekommen.
Sie muss jetzt die Kleine unbedingt schnell aufwecken. Die Nächte
sind noch viel zu eisig, um auf kalten Betonplatten zu liegen.

Endlich schlurt ein müdes Fleckentier wieder über den Beton.
Auf dem Weg zurück ins Haus kommt Q natürlich mit. Denn
morgen wird Larissa neue Spiele mit der neuen Freundin suchen.
Aber ob sie mit diesen treulosen Tomaten Marie und Lena
jemals wieder spielen wird? Das weiß eine kleine Bärin
noch nicht.


Fotos W.Hein

Larissa, Marie, Nelleke und Schneeweißchen sind Rica-Bären aus Detmold.
Bei der kleinen weißen Maus hat Deb Canham ihre Hände im Spiel.
Lena hat sich in den Dekofachhandel verirrt. Ein Nachbarjunge und Q
haben einen Knopf im Ohr und RaffRaff saß bei C&A in der Babyabteilung.
Speick ist ein Steiner-Hund und wartete in der Bärenhöhle auf uns.


Donnerstag, 31. Dezember 2009

Geschichtenerzähler



'Weihnachten ganz wunderbar' ist für dieses Jahr wieder ausgelesen.
Und nun denken sich Lisa und Marie selbst kleine Wintergeschichten
aus. Der Nachbarjunge lauscht andächtig, und Anna traut
ihren Ohren nicht ...

Foto: W.Hein


Samstag, 17. Oktober 2009

Hausmusik



"squiieeeerk" - Pause - "ssssquiiiiierk - krak"
Mit klagend lang-gezogenem Stöhnen schiebt sich das
schwarze Flügelbein über das Parkett. Und nach einer
kurzen Pause geht es weiter. "sssquiieerrchhh"

Am Ende des schweren Tasteninstruments drückt, presst und
ächzt eine kleine weiße Maus. Sie hat sich ganz fest vorgenommen,
eine 'Meisterklimperin am Flügelkasten' zu werden. Deshalb muss
der kleine Nager auch immer wieder eifrig üben. Das Klimpern am
Klavier selbst, das Ruckeln auf der Klavierbank, das Verbeugen vor
den begeisterten Klavierfreunden. Diese Schöngeister denkt sich die
Maus im Moment zwar noch aus, aber schon bald werden sicher
die echten Fans Schlange stehen. Komisch, überlegt eine kleine
Maus, dass Schlangen stehen, wo sie noch nicht einmal Beine haben.
Aber eigentlich denkt sie über diese Schlängeldinger nicht gern
nach. Denn die gefrässigen Ringelräuber sollen besonders gern
niedliche Nager verspeisen. Igitt! Und noch mal Igitt!

Für Freiluftkonzerte ist es inzwischen auf jeden Fall im Garten
viel zu kalt und unbeständig geworden. Zwar kann die kleine
Klimpermaus bei einem Platzregen sich schnell unter dem Flügel
unterstellen. Aber dem Holzkasten tut die Nässe sicher nicht gut.

Nach der schweren Klavierverschiebung kommt das
leichte Teil. Mit leisen schnellen Pfoten trippelt
die weiße Maus zurück und holt den Klavierhocker.
Den braucht jede Klavierspielerin, um beim Spielen
mit den Füßen an das Pedal 'extra-laut' zu kommen.

Der Klang fliegt natürlich viel besser durch den Raum,
wenn maus ein Konzert von der Anhöhe aus gibt.
Deswegen hat sie sich einen Klavierhügel gesucht,
von dem die Töne nur so runterperlen können. Sie hat
den Flügel bis an die Kante geschoben. Und wenn sie
auf ihr Instrument steigt, ist es auch ganz einfach,
den Mausehocker auf die Kissenkuppe zu wuchten.

Dann trägt sie den Klaviersitz in ihre Villa Hügel. Einen besseren
Platz für Hausmusik kann es doch nicht geben. Irgendsoein 'Elfinchen'
hat sie dafür schnell vor die Tür gesetzt und wenig später ist diese
Flügelschnepfe mit den anderen Puppen in den Osten abgereist.
Raff-Raff, Maries Langhals-Frottee-Tier, hat daraufhin eine leere
bunte Bärenhöhle entdeckt und kriegt seitdem den Po nicht
mehr raus. Mehr passt ja auch nicht rein. Die kleine Maus hat aber
sofort krakelt: "Die grüne Villa nehme ich!" Die Bären haben sich
zwar gewundert, aber hatten auch nichts dagegen. Was kann die
Maus in so einem kleinen Haus schon Großes anstellen?

Nun, Großes anstellen? Vielleicht. Großes einstellen? Auf jeden Fall!
Die kleine Klavierkünstlerin hat jetzt den kleinsten Konzertsaal der
Welt. Der Hocker steht schon. Sie muss jetzt nur noch den schwarzen
Flügel reinwuchten. Leider wartet der noch tief unten im Parkett-Tal ...

Da hat die weiße Maus aber Schwein oder besser Ferkel.
Denn der Nachbarjunge kommt gerade vorbei, als der kleine Nager
schon verzweifeln will. So ein Mauseklavier ist schon sauschwer.

"Vielen Dank, den Rest schaffe ich dann schon."
Die Kleine ist überglücklich, wie schnell so ein
starkes Schwein ihren Flügel auf das Kissen hebt.

Das Schieben über den Holzboden war für eifrige Nager
viel einfacher. Irgendjemand hat auch noch fiese grüne
Schnüre quer über den Weg gespannt. Hier verheddern
sich die Klavierbeine immer wieder. Zum Glück hat so ein
Musikkasten nur drei davon.

Aber eine kleine Maus gibt nicht auf und zerrt den Flügel
über das Hindernis. Auf diesem weichen Boden ist Rumrollen
die beste Art und Weise für einen guten Klaviertransport.

Der Nachbarsjunge schaut nur noch, ob es die
kleine Maus auch wirklich allein schafft, das
sperrige Tasteninstrument ins Haus zu kullern.
Denn eigentlich muss er weg, bevor das Konzert
beginnt. Er hört eben lieber schweren erdigen
Schweinerock mit saugeilen elektrischen Gitarren
als solche piepsige Klimperklassik.

Gleich ist es geschafft. Noch einmal muss der musikvernarrte
Nager das Klavier hochkant kippen - dann ist es endlich bei
der Stoffvilla angekommen. Noch ein Schubs ... blöd ist nur,
dass bei jedem Mal der Deckel aufspringt und drinnen diese
Drahtdinger entsetzt scheppern und erschreckt aufjammern,
wenn der Flügel wieder abrollt und hilflos wie ein Käfer mit
den Beinen nach oben liegen bleibt.

Als sie ihr Musikhaus für Hausmusik entdeckt hat, erschien
der kleinen Maus die Tür noch riesig. Jetzt passt das schwarze
Musikmonstrum kaum rein. Dazu kommt noch diese nervige
Schwelle, über die sie alles heben muss. Es ist eben ein
beschwerlicher Weg zur Kunst.

Die letzte Ecke muss auch ins Haus. Das ist jetzt
schon ganz schön voll. Aber so kurz vor dem Ziel
wird eine echte Klavinistin - oder wie das heißt -
doch nicht aufgeben.

Das kleine Nagetier presst sich mit Mühe auf den Hocker.
Vielleicht ist der kleinste Konzertsaal der Welt doch etwas
zu klein für eine große Künstlerin mit einem noch größeren
Klavier. Doch für weitere Hausplanungen ist jetzt keine Zeit.
Schließlich muss eine Maus spielen, um eine überall gefeierte
Großmeisterin des Tastendrückens zu werden. Bis jetzt hat
sie immer den Flohwalzer vorgeführt. Als Anna ihr irgendwelche
Fingerübungen von schon toten Kompostisten zeigen wollte, hat
die Mausespielerin nur naseweis angemerkt: "Etühden ermüden!"
Sie will gleich etwas Größeres spielen. Eine Elefantenpolka oder
eine Nilpferdsumpfonie. Und wenn sie die erfinden muss! Damit
es gleich gewaltig wird, versucht sie, so viele Tasten wie es nur
geht auf einmal zu drücken. Den Fuß hat sie natürlich auf dem
'extra-laut'-Pedal. Und wer sie bisher Piepsmaus genannt hat, hat
noch nicht ihre Stimme gehört, die durchdringend schrill fast
eine Melodie trifft.

"Das ist ja schrecklich! Schrecklich laut und schrecklich schief!"
Die kleine Bärin hält sich die Ohren zu. Nelleke hat ja gar nicht
geahnt, was sie angerichtet hat, als sie vor ein paar Wochen ihrer
kleinen Mausefreundin einen Klavierhocker geschenkt hat.

So lange die Maus im Garten geübt hat, konnte eine kleine Bärin
sie noch besser überhören. Da hat der Wind auch die Wirkung
des 'extra-laut'-Pedals weggeweht. Der ständige Flohwalzer war
schon etwas anstrengend, aber jetzt hat ihre kleine Freundin
wohl wilde Hottentottenmusik entdeckt.

"Tür zu!" ruft Nelleke und knallt sicherheitshalber die Tür
gleich selbst zu. Sonst macht es am Ende keiner und der
Mauselärm würde ungedämmt weiter die Kissenanhöhe
runterperlen.

Zufrieden reibt sch die kleine Bärin die Pfoten, als sie
davon stapft. So hört sich das Ganze schon viel besser an.
Weil man viel weniger hört.

Eine kleine Maus kompostiert noch eifrig an der Nilpferdsumphonie.
Wenn sie die Unterarme nimmt, kann sie noch viel mehr Tasten auf
einmal drücken. Schade, dass so ein Klavier keine Pauken hat. Aber
die haben im Musikhaus auch keinen Platz. Es gibt für einen großen
Klang ja so viel zu bedenken. Wie klingt denn so ein Platschen,
wenn die Nilpferde im Fluss umherspringen und dann mit voller
Wucht aufs Wasser klatschen. Padumm! Padusch! ist da doch viel
zu zart. Sie braucht auch noch viele furiose Schlussakkorde, wenn
die wilde Elefantenherde ans Wasserloch stürmt. Wenn sie dazu
singt, ist das sicher schon keine Sumpfonie mehr sondern gleich
eine ganze Oper. Es gibt auf jeden Fall noch so viel zu bedenken,
dass die große Klangerfinderin und Musikzauberin noch nicht
einmal gemerkt hat, dass sie inzwischen hinter verschlossener Tür
den großen Flusspferd-Aufstand probt.

Wenig später schwingt die Tür wieder auf. Eine Meisterklimperin
schaut fassungslos heraus. Woher sollen denn all die begeisterten
Klavierbewunderer kommen, wenn sie im Verborgenen ihre
neue Dickhäuter-Oper spielt. "So hört mich doch keiner!"


Fotos: W.Hein