Montag, 9. März 2020

Rosenmontag #6: Nachweispflicht zum wilden Treiben


Das passt doch gut zu Victorias Käse. Die Zwillinge schlecken nur schnell das Eis auf. Es gibt Brot und Brötchen kistenweise. Jetzt fehlen nur noch freigiebige Butterkühe (so als "die bunten Muhs") oder wenigstens ein Wagen der Raps-Ernter ("Schmierig in Gelb-Grün i.V.") mit Margarine.

Es sind erst einmal aber die "Bürokratie-Monster," die hier Backwaren verteilen. Ganz korrekt natürlich mit Bon. Und für alle die in den letzten Wochen ihren Bon an der Kasse vergessen haben, bringen sie körbeweise die so verwaisten Bons zu den Zuschauern. Jeder kann sich den passenenden Beleg raussuchen.

Die Begeisterung der Narren am Straßenrand hält sich in Grenzen. Schon wieder herzhaft und dann mit Bonpflicht? Da hätten sich die Monster die aufwendige Wickelarbeit sparen können.

Das nächste Mal nehmen sie lieber Bürolocher und machen gleich Konfetti aus dem Thermopapier. Obwohl dann sicher das Gemaule losgeht: "Das ist ja alles nur weiß – wie öde!" Aber das ist vielleicht auch die Lösung für den Einzelhandel. Bons auf bunten Papier, die Rollen gleich vorgeschnitten und geritzt. Dann bekommt man mit jedem Brötchen gleich einen Satz Miniluftschlangen. Das müssen die "Bürokratiemonster" jetzt nur in eine Verordnung fassen und gleich an die Hersteller von elektronischen Kassensystemen weiterleiten.

Einige Besucher waren doch so vernünftig, an das Frühstück am nächsten Morgen zu denken. Sie entscheiden sich für ein Baguette und lassen das Schwarzbrot gern in der Auslage liegen.

Dann müssen sich die Monster ranhalten und die ganzen Körbe mit Brot wieder weitertragen. Wenn es hier noch keinen reißenden Absatz gab, der Zug durchläuft ja noch viele Straßen. Vielleicht sind die dortigen Narren einsichtiger, dass auch die freien Gaben am Rosenmontag der Nachweispflicht genügen sollten. Damit alles – auch die Freiheit der tollen Tage – doch noch seine Ordnung hat.

Zwischen Netzen und allerlei Meeresgetier rekelt sich eine Meerjungfrau mit ihrem Schuppenschwanz. Ihr Netz quillt aus einer ollen Blechdose für Ölsardinen, die wiederum von einem Gabelstapler durch die Menge gehoben wird.

Die Nixe sieht nicht glücklich aus, dabei hockt sie doch auf einen riesigem Haufen Plastik, das jedes Mal knistert und nachgibt, wenn sie sich rekelt und streckt. 

Vielleicht wäre dem Wasserwesen das korrekte Mikroplastik lieber gewesen, es wäre sicher weicher und bequemer. Aber die Wagenmacher haben gedacht, dass die Zuschauer das Mikroplastik vielleicht nicht erkannt hätten, weil es ja so winzig ist, dass es unsichtbar verschluckt wird und überall in den Körper gehen kann. Und außerdem gibt es inzwischen auch die riesigen Plastikstrudel mitten in den Ozeanen mit Makroplastik. Da kann man es zusammen mit dem Beifang auch mal abfeiern. 

Eigentlich wollte der Gabelstapler noch Finn, den weißen Hai ohne Flossen zeigen. Aber dann hat der Staplerfahrer lieber den Wagen der Raben angekoppelt. Den schwarzen Vögeln war zu Beginn des Zuges ihr Trecker verreckt. Ohne eigene Zugmaschine hätten sie nicht am Umzug teilnehmen können: Ihr Wagen ist so hoch beladen und die Raben sind so schwer geladen, dass sie ihr Motto nicht nur mit Rabenkraft hätten ziehen können.

Schwer geladen klingt für die hungrigen Mäuler am Wegesrand verheißungsvoll. Aber die Raben sind doch alte Landwirte. Da ist es wohl wieder Essig mit dem Süßkram.

So ist es – es gibt doch nur wieder Nachschub für Brot, Möhren und Käse. Die Elfe oben auf der Telefonzelle verkündet als erste die betrübliche Nachricht: "Ich sehe nur Gemüse. Das aber in rauen Mengen."

Die Raben haben den Schnabel voll. Wenn sie für ihr Gemüse von den Discountern noch nicht einmal das Geld bekommen, das sie selbst aufwenden müssen, um es anbauen, dann … ja dann können sie es auch verschleudern. Und das machen sie jetzt auch!

Nur die Maus mit Hasenohren ist begeistert von noch mehr Gemüse. Sie mag nicht nur Karotten und freut sich, wenn sie für das Gemüse nun noch nicht mal mehr Centpreise zahlen muss. "Ich achte immer auf die Sonderangebote. Das lohnt sich."

Kein Wunder, dass die Raben murren: "Geschenkt ist noch zu billig!" Vielleicht merken es jetzt alle mal, dass es so auf Dauer nicht funktionieren kann - wenn sie die ganzen Gerippe auf dem Wagen sehen ...

Die 'Abräumer' folgen den Raben auf dem Fuße. Doch sie haben nicht viel zu tun. Die Raben grummeln und die Zuschauer muffeln. Also bleibt das meiste Gemüse in dieser Kurve des Zuges auf dem Wagen. Die drei Handkarren müssen hier nichts aufsammeln, bevor es von den nachfolgenden Zugteilnehmer platt gemacht oder zermatscht würde.

Die kleinen Mäuse sind ganz aufgeregt. Endlich kommt ein richtig wichtiger Mottowagen. Sie stürmen auf die Straße und drängen sich dicht an den nächsten Lastwagen: "Bittebittebitte, Biiieette!" "Mir! Mir! Mir!" "Passt bloß auf!" "Ich auch! Ich auch!"

Das ist doch mal ein tolles Motto: "Bonbon ohne Bon" Endlich der reine Süßstoff ohne Komplikationen. So drängen immer mehr Leckermäuler zu dem blauen Schild.

Von oben werfen die Clowns die ganze Zeit Lollis in Plastik und Tüten mit Kamelle. Die Arme werden schon langsam lahm. Aber das Rufen und Betteln von unten hört nicht auf. Was haben denn die anderen Wagen verteilt? Rizinusöl?

Die eifrig bettelnden Narren, sind sich einig. Schon für diesen Wagen hat sich die ganze Warterei gelohnt. Sie überlegen nur, ob sie für das nächste Jahr nicht ein Bürgerkomitee einberufen sollen. Das könnte festlegen, dass der Zuckerpegel bei den ganzen Wurfwaren aller Wagen im Rosenmontagszug nicht zu tief fallen darf. Am besten schreiben sie gleich die Einkaufszettel.

Die Clowns verteilen die Kamelle beutelweise. Sie brauchen dabei nicht mal zielen. Egal wohin die Tüte mit den süßen Bonbons hinfällt, es finden sich sofort flinke Pfoten, die danach greifen.

Dem begehrten Laster folgt unauffällig ein grüner Kleinwagen, der in der Aufregung kaum Beachtung findet. Die Beutegreifer haben jetzt nur noch Augen für die Bonbons vom großen Wagen.

Die Sektflasche vor dem Kühler ist eigentlich nur eine karnevalistische Tarnung. Der kleine Anhänger ist die wahre Mission des grünen Flitzers. Darin befinden sich weitere Lollis und Kamelle. Wenn die Wurfvorräte bei den Clowns oben auf dem Wagen knapp werden, bekommen sie sofort Nachschub aus dem Anhänger.

Die ernsten schwarzen Männer fixieren scharf die Umgebung. Sie werden niemanden ohne Passierschein zum Marketender-Wagen durchlassen. Dies ist ein Hochsicherheitstransport von Süßwaren. Da wird nichts direkt verteilt. Das kommt erst auf den Wagen zu den Clowns, bevor es bei den kleinen Hungerleidern landet.

Jack folgt dem Bonbon-Wagen mit seinem Roboter. Große Aufgaben erfordern große Gesten. So winkt er heftig mit dem riesigen Robotarm, um die armen Süßkram-Opfer vor großen Gefahren zu schützen. Zucker ist doch so gefährlich – schaltet jede Lebensmittelampel auf tiefrot. Also hat Jack einen Riesensack mitgebracht, damit alle ihre gesammelten Zuckervorräte gleich wieder abliefern können.

Das ist gut für ihre Gesundheit. Sie werden danach sicher ewig leben. Und Jack kümmert sich inzwischen persönlich um die Vernichtung der Zuckergefahr.

Doch kleine Mäuse wollen gar nicht ewig leben, wenn sie dafür auf Zucker verzichten müssen. So hat Jack bis jetzt nur einen Trostlolli einsammeln können …


Idee. SchneiderHein      Fotos: W.Hein

Fast geschafft! Nur noch eine Etappe, dann ist der Rosenmontag endlich durch. Aber es sind ja auch über 145 Bilder und noch viel mehr Worte …

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja, ich hab auch diesen Post genossen ... jetzt noch mit passendem Soundtrack :-) Und mit "vernünftiger" Verpflegung fürs Publikum, nach dem fliegenden Käse und den Möhrchen jetzt noch frisches Brot und weiteres Gemüse ! Obwohl einen die armen Raben und die Meerjungfrau samt Beifang natürlich nachdenklich machen.

Umso schlauer die Lösung für den Irrsinnn mit den Kassenzetteln: "Bonbons ohne Bon" und den Rest der ollen Papierstreifen farbig und als Konfetti unter die Leute bringen ;-)

Der völlig unauffällige grüne Kleinwagen ist mir schon gleich aufgefallen, bin ja bekennender Fan dieser Marke ... genial, wer vermutet da schon einen Hochsicherheitstransport ?

Für meinen weißen Kleinwagen fehlen mir leider die zwei coolen Typen im schwarzen Anzug. Vielleicht kann man die nach dem Umzug buchen, schließlich folgt ja noch Jack, der den ganzen Zuckerkram eh wieder einsammeln will ;-)

So, jetzt will ich wissen, wie es weitergeht ... und weiter genießen ! Bis dann viele liebe Grüße und Gutgehen an euch Helden und Bären im Garten, Manu

heinwerken hat gesagt…

@ Manu,
dann los in den letzten Teil mit gekrönten Häuptern und anderen Kronendarstellerinnen (lat. actrix corona). Den Soundtrack dazu z.B. A little less conversation, It is now or never und alles andere vom King oder dem King of Pop … Heal the world …
Es gibt dann noch einen Kleinwagen mit Krustentieren und auch die kasachischen Clownsdrachen von der Pollogistik haben dazwischen auch einen Auftritt im Aufzug. Und wir sehen dann mal, welche Themen im nächsten Winter uns umtreiben.

Vielen Dank für deinen unendlichen Enthusiasmus und die stete Motivation für neue Verrücktheiten.

LG Wolfgang