Freitag, 30. Juni 2017

Es soll bunte Blumen regnen …


 
Sommerzeit ist Blumenzeit! und das so reichlich, das es sogar Mutter Natur übertrifft. Die Rättin will noch schnell ein Juni-Motiv, bevor es zu spät ist.

Foto: Conroy

Sommerpause … von wegen



Nicht schon wieder! Da wollte Antonetta im letzten Jahr einen kompletten Kalender als Kowagörl machen und dann war nach fünf Motiven im Mai Schluss! Jetzt muss es endlich weiter gehen.

Conroy darf dafür wieder den Knipser machen. Dabei fand der kleine Bär schon im letzten Jahr die Aufgabe so schwierig. Die Rättin hüpft die ganze Zeit aufgeregt durch das Bild, so bekommt er doch keine knackscharfen Bilder.

Und wenn das Motiv endlich im kleinen silberen Kasten ist, ist das immer so ein duftig-ödes Mädchending. Keine Äkschen oder wilde Abenteuer. Dafür Plüsch, Plürosen und Primeln. Oder wie diesmal das ganze Grünzeug gerufen wird.

Na dann soll sich Antonetta mal wieder eine schöne Figur machen! Wenn er nicht bald zum Schuss kommt, kann er doch lieber wieder eine Sommerpause einlegen…

Sommerpause? Von wegen! Antonetta wird noch ein ganzes Kalendergörl. Jetzt aber schnell, sonst ist der Juni vorbei!


Fotos: Conroy und W.Hein


Da ist wieder eines dieser großen Projekte, die irgendwann ins Stolpern geraten. Das Kowagörl braucht doch mindestens zwölf oder mehr Motive für einen ganzen Kalender. Deshalb beginnt hier der nächste Versuch, die fehlenden Monate zu ergänzen. An der Begeisterung der Rättin wird es auf keinen Fall scheitern.



Sonntag, 25. Juni 2017

Katzenjammer



"Guck dem Mädel nichts weg!" raunzt Sinclair den Küchengehilfen an. "D-d-da gibt es nicht viel wegzugucken," stammelt der Schmuddelmäuserich. Sein Kopf wäre dabei sicher eine knallrote Bombe, wenn es das Struwwelfell nicht gnädig verdecken würde.

Kinners, Kinners, Kinners! Dabei soll der Kleine die Küche sauber halten, und all die Bestellungen machen sich auch nicht allein. Jetzt hängt der Junge die ganze Zeit vor den leicht bekleideten Damen. Die hätte er besser wohl doch nicht im Diner aufhängen sollen. Dabei erinnern sie den Chef an die Zeit, als er noch zur See gefahren ist. Da hatte er in jedem Hafen eine. Jetzt halt an jeder Küchenstation.
 
Wie sieht denn überhaupt die Spüle aus? Die Arbeitsfläche ist vollkommen zugestellt. Da liegt ja frisches Gemüse dazwischen! Heiliger Klabautermann, ist das denn hier plötzlich eine Sterneküche? Dabei brutzeln sie doch in diesem Diner nach der Maxime: 'Wenn es in die Friteuse passt, kann man es töten.'

"Die Hamburger müssen gedreht werden und der Toast soll diesmal goldbraun werden und nicht wieder schwarz!" Der Kleine hat einfach keinen Blick für die Arbeit. "Nun mach zu, mein Jung'!"

"Die Dinger dunkeln nun auch von der anderen Seite." Der Gehilfe steigt wieder vom Hocker und sieht sich etwas ratlos in der Küche um: "Und was soll ich jetzt tun?" Der Chef hat schon die sieben Weltmeere gekreuzt, aber so viel Luftraum im Kopf ist ihm bisher noch nicht untergekommen: "Dran bleiben am Grill, damit es nicht wieder werschmort! Dann das Gemüse in den Kühlschrank zum Vergessen. Und mach Ordnung auf den Tischen! Man kann so die Abfälle nicht von den Hamburgerbauteilen unterscheiden" Dann soll der Jung' den Müll nicht wieder vergessen. Waren die Schiffjungen damals auf See auch schon so verpeilt?


"Lass dich nicht ablenken! Die Augen immer auf den Grill!" Der Chef verdreht die Augen: Wo guckt der Kurze wieder hin. "Ich meine nicht den Grill mit der Frau an der Wand!" Morgen hängt er alle Bilder in der Küche wieder ab. Jedenfalls die mit den Frauen.

Er muss sich jetzt wieder um die Franzmann Fritten kümmern, die lustig im Friteusenfett tanzen. Der Küchengehilfe kann inzwischen den Müll rausbringen. Dort draußen gibt es wenigstens keine Ablenkungen.

"Und das du mir ja nicht vergisst, gleich wieder reinzukommen,° ruft er dem Strubbeljungen hinterher, bevor er die Pommes endlich aus dem Fett zieht. "Es gibt noch viel zu tun. Was machen die Bestellungen? Ist da schon was rausgegangen?" Der Assi zuckt mit den Schultern: "Weiß nicht. Ist wohl schon länger her." Da wird der Chef gleich selber nachschauen müssen.

Hier steht immer noch eine Tasse Kaffee in der Durchreiche. Der dampft hier schon eine Viertelstunde vor sich hin. Muffig ruft der Chef zu den Tischen: "Heh! Der Kaffee ist fast schon wieder kalt. Holt den noch jemand ab oder soll ich nochmal in die Microwelle stellen." Auch wenn sich noch keiner rührt, bezahlt werden muss die Tasse auf jeden Fall. Er arbeitet ja schließlich nicht zu seinem Vergnügen hier.

Immer noch keine Reaktion von den Tischen. Auch am Tresen bleibt es mucksmäuschenstill. Lil' Screamer hat den Kaffee nicht bestellt. Sie hält sich schon die ganze Zeit an ihrer Cola fest.

Der Kaffee der schwarzen Katz hat auch schon wärmere Minuten gesehen. Aber eigentlich ist die grummelnde Miez viel zu unruhig, um etwas essen zu können. Sie hat nur etwas bestellt, damit sie der graue Seebär hier warten läßt und sie sich ganz ihrer Unruhe hingeben kann.


Die beiden Katzen am Tisch sind ganz in ihr Gespräch vertieft. Wo gibt es die süßesten Mäuse? Wer macht die besten heißen Hunde? Und was ist eigentlich aus der Katze auf dem heißen Blechdach geworden? Da haben sie ganz die Zeit vergessen. Und die Tasse Kaffee auch.

Eine kleine gelbe Katze – gefangen im Körper einer Maus – blickt die ganze Zeit sehnsüchtig zu den beiden Miezen. Sie gibt seit Tagen ihr ganzes Taschengeld aus, um in der Nähe der Katzen bleiben zu können. Wie gern würde sie rüberschlendern, und einfach über Katzendinge reden. Aber was ist, wenn die beiden in ihr nur einen Nager mit aufgesetzten spitzen Ohren sehen?

Davon ahnen die beiden nichts. Dafür sind sie viel zu beschäftigt, sich die Wartezeit nicht zu lang werden zu lassen. Noch geht ihnen der Gesprächsstoff nicht aus. Dann kennen beide noch jede Menge Schnurren, über die nur Katzen lachen können. Und es gibt ja Schlimmeres, als mitten im Schlaraffenland festzuhängen. Der Küchenchef mag ja noch so granteln, wenn sie rufen bekommen sie ziemlich sofort heißes Essen und kühle Getränke. Und im Hintergrund säuseln dazu mehrstimmiger Harmoniegesang von kalifornischen Träumen oder das Hohelied einer wundervollen Welt aus der Jukebox.


Plötzlich strafft sich die schwarze Katz und deutet zum Fenster: "Sie ist gekommen! Endlich ist sie da!" Auf diesen Anblick hat die dunkle Miez schon so lange gewartet. Ein Auto ist draußen vorgefahren. Die Purpur-Katze ist gekommen, um sie abzuholen. "Jetzt aber hurtig!"

Die Schwarze drängt zum Aufbruch. "Schnell! Schnell!" und "Keine Zeit!" als die beiden anderen Katzen noch aufessen wollen. Es widerstrebt ihnen, Essen zurückzulassen. Die lila Fahrerin könnte sich doch dazuhocken. Oder sie könnten sich Hundetaschen packen lassen. Doch für so etwas hat die hektische Schwarzkatz nun wirklich keine Zeit …


Die drei Miezen sind schon fast zur Tür raus, da … "Moment," bremst eine helle Katz. "So eine Fahrt ist lang, da brauchen wir unbedingt noch Reiseproviant." Und so muss sich eine schwarze Katz gedulden, bis beide etwas schnelles Warmes auf der Hand haben.


 Jetzt ist es fast zu spät. Die Katzen sind gerade zur Tür raus und sie hat noch kein Wort mit ihnen gewechselt. So wird sie nie eine echte Samtpfote werden. Die kleine Mausekatz springt auf und stürmt aus dem Diner.


Oh, oh, hoffentlich kommt sie nicht zu spät. Sie könnte sich auf die Zunge beißen – oder sonst wohin. Warum hat sie nur so lange gewartet?

Endlich ist die Purpurkatz gekommen, um die Kollegen abzuholen. Es hat etwas gedauert, bis sie den richtigen fahrbaren Untersatz organisieren konnte. So mussten die drei Katzen viel länger als gedacht im Diner warten. Nun können sie endlich zu viert in die Ferne schweifen. Die schwarze Katze trommelt mit den Krallenspitzen schon ungeduldig auf dem Armaturenbrett. Die Purpurkatz macht sich nur Sorgen um das Auto. Es ist ein Traum in rosa. Sie hat sich schon längst nach den ersten Metern in ihren Pink Cadillac verliebt.


Deshalb wäre es auch gut, wenn jetzt nicht gleich Tomatenketchup oder Senf auf das helle Polster gekleckert wird. "Müsst ihr im Auto überhaupt was essen?" fragt die Fahrerin entrüstet. "Ihr kommt doch aus einem Diner? Ihr müsst doch pappsatt sein." "Wir mussten das Essen ja stehen lassen, weil wir so überhastet aufgebrochen sind, verteidigen die Hinterbänlker die knurrenden Mägen. Bevor es losgeht, dreht Flash die Purpurkatz sich auf seinem Sitz noch einmal herum und verteilt Benimmregeln für die Rückbank.


"Also, ich will hier keine Flecken haben. Fasst nichts mit fettigen Pfoten an. In den Seitentaschen findet ihr Erfrischungstücher im Zitronenduft. Und lasst die Verpackungen nicht rumfliegen. Ich will keine Sauerei oder Unordnung hier hinten sehen. Und vergesst nicht, ich behalte euch im Rückspiegel im Blick!" Die Purpurkatz lässt sich wieder hinters Steuer gleiten. Schon jetzt genervt fragt sie die schwarze Katz: "Musstest du die beiden Tölpel wieder mitbringen? Schon das letzte Mal haben sie uns fast die Haare vom Kopf gefressen. Und als Nacktkatze sehe ich nicht besonders vorteilhaft aus."


 Die beiden hellen Miezen im Fond können nur den Kopf schütteln. Wenn Gottkater nicht gewollt hätte, dass im Auto geschmaust wird, hätte er sicher nicht zugelassen, dass spitze Pommespapiertüten, Wurstpappen und Styroboxen für Hamburger und den ganzen anderen Grillkram erfunden werden. Es ist also eine heilige Pflicht auch unterwegs zu futtern. Sonst würden ihre knurrenden Mägen am Ende noch den Motor übertönen.


Der kleine Gehilfe kann wieder abräumen. Fluchtartig haben alle Katzen den Raum verlassen und hastig bezahlt. Zurück bleiben volle Teller und Gläser. Irgendwie reicht die Selbstbedienung selten bis zur Rückgabe. Und jetzt muss er mit dem Tablett zurück noch mehr aufpassen, wenn die Teller noch so schwer sind. Wieso sind alle davon gestürmt? So schlimm kann das Essen doch nicht sein.


Nur eine kleine niedliche Maus ist geblieben und hält sich weiter an ihrer Cola fest. Nein, hier muss er noch nicht abräumen. Wenn der Chef in der Küche nicht so drängelig wäre könnte er sich dazuhocken. Vielleicht ist die Kleine ja nett und ihm fallen sogar die richtigen Worte ein. Sie ist nicht nur ein Traum an der Wand. Er muss ja nicht unbedingt von seinem Küchendienst erzählen … oder … äh "Was ist los da draußen," tönt es da schon aus der Küche: "Hast du Wurzeln geschlagen? Soll ich rauskommen und dich begießen?" Da nimmt der Gehilfe schnell seinen ganzen Mut zusammen: "Ist noch genug Mayo da?" "Danke, ich hab schon," murmelt eine lila Maus nur abwesend.


Draußen hat sich der pinke Cadillac endlich in Bewegung gesetzt. Auf der Rückbank wird schon die Wegzehrung ausgepackt – mjam – und natürlich nicht gekleckert. Dafür segelt die Karte davon. Aber man kann ja nicht alles im Blick behalten.


Dabei sind doch diese Polster alle abwaschbar. Manche Katzen werden ganz schön pinselig, wenn sie plötzlich ein eigenes Auto fahren. "Passt bloß auf!" zischt die schwarze Katze. Sie will endlich in langersehnte Ferne und keine weiteren Störungen, die zu neuen Halts zwingen und damit die kostbare Fortbewegung gefährden.


Die gelbe Katzenmaus erreicht die Straße und läuft den davon eilenden Katzen hinterher: "Halt, nehmt mich mit," bricht es in unerhörter Lautstärke aus dem kleinen Körper hervor. Die Angst nie dazuzugehören, weckt ungeahnte Kräfte in der gefühlten Katze.


Bevor sie noch lauter rufen kann, schlägt dem kätzischen Nager eine fliegende Karte ins Gesicht.


Zuerst verschlägt es ihr den Atem. Doch schnell hat sie sich wieder gefangen. Wütend kickt die gelbe Mausekatz die blöde Karte davon.


Als endlich die Sicht wieder frei ist, sind ist der pinke Schlitten schon wieder kleiner. Sie ruft noch einmal aus Leibeskräften: "Neeehmt miiich mit!" Aber die Katzen sind schon zu weit weg und hören nicht. Diesmal wird eine kleine gelbe Katze garantiert nicht mit ihnen mitfahren.

Die Katzenmaus wird auf die nächste Katzenfuhre warten müssen. Sie zieht sich auf die Außenterasse des Diner zurück, um die Rückkehr der Katzen ja nicht zu verpassen. Hoffentlich muss sie nicht so lange ausharren, wie es offensichtlich schon einige andere hier tun.


Fotos W.Hein

Dies ist nun das Diner in seiner schönsten Form. Vielleicht etwas testoron geschwängert in der Küche. Aber dafür sind auch einige chromblitzende Profigeräte eingezogen. Der Gastraum bietet genügend Platz für alle Katzen und Mäuse von Deb Canham. Auch die Jukebox ist schon im All gewesen. Dazu kommt gleißendes Licht von oben, das die Räume besser ausleuchtet. Und draußen wartet eine Illusion von 'Joshua Trees' in New Mexico.



Montag, 19. Juni 2017

Fluxuslärm




 Plötzlich fällt ein Schatten auf sein Gesicht. Roswell stockt der Atem, als er überrascht nach oben blickt.


 Erst hat es fürchterlich gepoltert und geblitzt – doch für ein Spontangewitter fehlt der Regen. Und plötzlich schwebt da ein Riesending über dem kleinen Mäuserich.


Zischend schwingt der silberne Flügel nach oben. "Es hat fusioniert!" jubiliert eine kleine weiße Maus. "Es ist wirklich eine Zeitmaschine und wir sind direkt in die Fünfziger gesaust." Beim Anflug hat sie schon einen deser pinken Straßenkreuzer mit Heckflossen entdeckt. Auch wenn sie ihn jetzt gerade nicht sieht, hier sind sie richtig.


Roswell wird der Silbervogel, der scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht ist und jetzt träge in der Luft verharrt, immer unheimlicher. Der rosa Mäuserich tritt kräftig in die Pedale seines Tretautos, um endlich aus dem Schatten zu kommen.


 Co-Pilot Jack soll die naseweiße Pilotin bei der Landung einweisen. Er öffnet dafür die Beifahrertür. Doch irgendwie ist da unten so ein Schrumpf-Cadillac im Weg. Der saust im Zickzack-Kurs über den Rasen und fährt immer gerade dahin, wohin die weiße Maus ihre silberne Flugmaschine steuern will.


"Hey, platz da, sonst machen wir dich platt!" ruft Jack dem rosa Nager zu. "Wir setzen zur Landung an. Dieses Rumfliegen braucht sonst viel zuviel Energie!" Dabei kann ihnen der Verbrauch egal sein, denn dieses Auto fliegt dank Fusionsantrieb mit Schnitzelwerk mit ein paar Gartenabfällen.


 Endlich setzt das silberne Ungetüm auf dem Boden auf. Schnell saust Roswell am Heck vorbei. Aus diesen riesigen schwarzen Kästen kommt immer noch eine ungeheure Hitze und er will sich nicht die feinen Härchen ansengen lassen.


  "Hallo, mein rosa Freund," begrüßt ihn die weiße Maus, als sie aus dem Cockpit klettert. "Wir kommen aus der Zukunft und suchen hier einen heißen Schuppen." Roswell hat es erst einmal die Sprache verschlagen. "Ih äh ich ha-hab' da e-eine Idee …" nuschelt er dann endlich. Jack zerrt schon mal die Gitarre vom Beifahrersitz ins Freie.


Glücklich greift sich die weiße Maus ihr Instrument. Ohne ihre Liebe zur verstärkten E-Klampfe wäre sie nie hierher gereist:


Die Idee ist dem weißen Nager gekommen, als sie zuhause Jack von ihrer großen Zeit als 'Plagegeist' vorgeschwärmt hat. Sie und ihre Band hätten berühmt werden können. Nur die Hits haben gefehlt. Aber es ist auch schwierig, vorab zu wissen, was die Leute nachher hören wollen.



Wenn die Musik erst einmal in einer Jukebox sind, ist alles klar. Dann sind es Hits und einige sind schon seit Jahrzehnten in den Musikkisten drin. So etwas müsste sie spielen! Doch eben dann, wenn es noch keiner kennt. Also muss sie als künftiger Star in die Zeit, wenn diese Jukebox befüllt wird. In die Fünfziger … aber mit dem Wissen von heute. Sie braucht unbedingt eine Zeitmaschine.


Und jetzt hat sie eine Zeitmaschine. Sie hat die Gitarre eingepackt und den Fluxkompressor auf die Fünfziger gestellt. Nun ist eine Teufels-Gitarristin hier, um der kommende Superstar von Gestern zu werden. "Also los, mein rosa Freund, wo ist nun der nächste heiße Schuppen?"


 Hmm, so hat sich eine kleine weiße Maus den Karrierestart nicht vorgestellt: "Das ist ein heißer Schuppen?" Roswell stammelt: "Äh, also, wenn man den Ofen aufdreht, kommt maus hier … äh … im Sommer schon ins Schwitzen."


Die einzige Bühne wird hier wohl von den Blumen besetzt. Und so viele Fans passen in diesen Mini-Raum nicht rein. Auch die Hausbar ist ziemlich überschichtlich bestückt: Lufthansa-Cocktail, Asbach und Eierlikör … Wie soll denn so ein Club heißen: "Zum lachenden Mettigel?"


 Die kleine weiße Maus packt wieder ihre E-Gitarre ein. Das sind hier offensichtlich die falschen Fuffziger, vor denen immer wieder gewarnt wird. Sie muss die Zeitmaschine künftig viel präziser einstellen. Irgendwas mit 5 in der Mitte reicht da nicht. Sie sollten erst einmal wieder in die Gegenwart reisen, um noch mal genauer nachzusehen, wo denn in den Fünfzigern wirklich der Bär steppt. So kompliziert hatte sich die weiße Maus das mit dem Berühmt-Werden gar nicht vorgestellt. "Meinst du nicht, dass wir dabei etwas durcheinander bringen?" fragt Jack besorgt auf dem Beifahrersitz. "Pappalapp," winkt der kommende Superstar ab. "Die meisten interessieren sich doch gar nicht dafür, was in der Vergangenheit passiert ist." Und da stört sicher keinen großen Geist, wenn rauskommen würde, dass Elvis, Chuck Berry und Little Richard in Wahrheit alle ein naseweiser Nager gewesen sind.



"Fahr lieber ein Stück zu Seite," gibt sie Roswell noch einen guten Rat, als sie sich wieder hinter das Steuer klemmt. "Wenn wir starten, wirbeln wir immer viel Staub auf."



   Kaum haben sie sich verabschiedet, versucht Roswell mit seinem Auto einen großen Bogen um die silberne Höllemmaschine zu machen. die fauchend langsam aufsteigt.


Kaum hat die Maschine die richtige Flughöhe erreicht, beginnt wieder das Britzeln und Lichtblitze zucken um das fremde Ding.


Dann schießen rote Flammen aus dem Heck und sofort beschleunigt das Fliegdingsbums bis die blauen Blitze immer heftiger zucken. Und dann ist es plötzlich weg.


  Da kann Roswell noch so lange in den Himmel starren, bis der Nacken zu schmerzen beginnt. Der Spuk ist wieder verschwunden, so schnell, wie er plötzlich aufgetaucht war.


Fotos: W.Hein

Die kleine weiße Maus hat tatsächlich eine Zeitmaschine gefunden. Ob sie damit wirklich in den Fünfzigern angekommen ist, kann noch nicht mal ihr Co-Pilot Jack sagen. Aber auf jeden Fall ist es eine Zeitreise in das Jahr 1985. Denn alle, die damals dabei waren, wissen, dass eine Zeitmaschine wie ein silberner DeLorean Sportwagen aussieht. Weil der Zeitsprung doch erst bei 88 Meilen pro Stunde stattfinden kann. Manchmal fühle ich mich schon wie ein alter Knochen, der hier seinen Vorlieben fröhnt. Und dann zweifele ich, ob diese Mauseabenteuer den Kindern von heute überhaupt noch etwas bedeuten können. Ob es nicht die großen 'ewigen Kinder' sind, die hier ihren Spaß haben. Die sich bei 'Zurück in die Zukunft' wissend zunicken und in seligen Erinnerungen schwelgen. Sehen die heutigen Kids überhaupt noch solche 'Klassiker' oder wäre für sie erst das geschichtsvergessene 'Reboot' aus Hollywood mit neuen Gesichtern und mehr Special Effects der letzte heiße Scheiß?

Hella versteht übrigens gar nicht, was an ihrem heißen Schuppen auszusetzen ist. Wenn bald die Wände neu tapeziert sind, fühlt sie sich hier sauwohl.