Sonntag, 20. April 2014

Schicksenbrut



"Das ist ja verschärft," kreischt die Rexi voller Neid, als sie die Spinotusse erblickt.

Die Madame mit dem Rückensegel hat sich nicht nur die Nägel passend zum Lacktäschchen machen lassen. Lässig legt sie die Kralle auf die mächtige Brut. In diesem Jahr sind grafische Eierschalen für den Nachwuchs der letzte Chicken-Chic.

Die Alloschnepfe schämt sich ein wenig für ihren Nachwuchs. Sie hat zwar zwei Eier im Nest, aber die sind viel kleiner und dazu noch vollkommen schmucklos. "Ich habe halt ein schmales Becken," hüstelt sie und hofft auf ein wenig Verständnis. "Nun, meine Liebe, wenn das alles ist," stellt eine Rexi kalt fest, "dann muss man sich nicht wundern, wenn man zur Halbzeit in der Jura schon wieder ausgestorben ist."

Ja, die Guan-Long unterm Kamm hat gut lachen. Stolz zeigt sie auf das zarte Blütenmuster auf so einem großen Ei, das sie es kaum noch tragen kann. Der Nachwuchs wird sicher als großer Fleischfresser noch Karriere machen. "Was wird es denn? Junge oder Mädchen?" will eine Barry-Onyx wissen. "Ach ich will es vorher noch gar nicht wissen. Deshalb auch die blauen Blümchen, das passt für beide," verkündet die stolze Mutter. "Na hoffentlich wird es dann kein warmer Blüter!"

Hach, die Reptilin kann es gar nicht erwarten, der Freifrau von der Teerkuhle ihre Großbrut zu zeigen. Die hochgewachsene Theropodin wird es sicher zu schätzen wissen, dass ihr Ei schon so wohlerzogen ist und nicht ungezügelt durch die Ecken kullert. Da hört man von den Nestern von anderen Raubsauriern schon ganz wilde Dinge.

Doch Frau Türano de Bärjerack findet das ständige Herumtragen der Brut völlig unschicklich. Wozu gibt es Brutkästen? Sie würde ihre Eier immer gleich nach dem Legen in Pflege geben. Und sich gleich um die Figur im Fitnessstudio kümmern, denn das Abeiern macht doch so hässliche Falten im Bauch.

Die arme Reptilin merkt gar nicht, wie sehr sie die hochgewachsene Freifrau mit ihrem lindgrünen Nachwuchs langweilt. Selbst als Frau Türano herzhaft gähnt und sich danach nach Rezepten für Eierspeisen erkundigt.

"So ein liebes Ei, ganz ruhig und überhaupt nicht schwer," säuselt die Reptilin. "Na, die grüne Nervensäge wird sicher selbst aus keinem schweren Dotter kommen, wenn ihr Kopf immer noch so luftig ist," schießt es da der großen dunklen Dame durch das kleine aber feine Reptilienhirn.

Diese dicke Angabe der Spinotusse konnte eine Rexi der doch nicht so einfach durchgehen lassen. Sie hat schnell eine schicke Designer-Vorzeigebrut adoptiert und balanciert es jetzt stolz auf der Kralle. "Das trägt man in diesem Jahr so! So ganz locker und nebenbei. Damit jeder sieht, dass sie beides vereinen kann: Eine Karriere als reißende Bestie und als treusorgende Hüterin der eigenen Wunscheier."

Die Allo hat lieber doch auf Masse gesetzt und sich lieber für ein großes Gelege entschieden. DIe schicke Veloci schmeichelt ihr dafür ausgiebig. Das ist sicher sehr vorausschauend, einem Einzelei kann doch so schnell etwas passieren.

Nun heute passiert den Eiern der grünen Jura-Ische dieses 'etwas' nicht. Die Allo kann mindestens bis drei zählen und so muss Veloci unverrichteter Dinge abziehen. Wollte sie der wachsamen Brüterin doch ein bis zwei Eier für das nächste Raptorenkränzchen unterm Hintern wegziehen. Dann gibt es halt kein Allo-Rührei mit Urzeit-Krebsen.

Doch die Schwestern waren da gewiefter. Mit langen Krallen haben sie das Zweitei der Reptilin geangelt, als die noch hinter Frau Türano hinterherschwänzelte. "Das ist kein großer Verlust für die Evolution!" Nun bleibt noch die Frage, wer für das Rührei noch schnell das Feuer erfindet.

"Haben wir denn keinen Vulkan im Garten?" Larissa hat hier noch nie was Passendes gesehen. Müssen die kleinen Bären jetzt warten, bis die Steinzeit beginnt? Vielleicht haben Dinodamen aber auch Einbauküchen mit Microwellen. "Na dann sind die so micro, dass ich die bis jetzt immer übersehen habe."

Die kleine weiße Maus knurrt längst der Magen. Wenn Larissa und Marie nicht endlich mit dem Raptorenkränzchen aufhören, dann kickt sie gleich in das bunte Ei der Spinotusse. Und hofft, dass es schon von der warmen Sonne vorgekocht ist.

Oh ja, das seltsame Brutverhalten der Dinotussen macht ganz schön hungrig. Larissa soll ins Haus gehen und Marmeladebrote holen. "Dinos mögen süße Marmelade?" Die brütenden Federbälger sicher weniger, aber kleine Bären dafür um so mehr.

Im Haus wundert sich Anna seit Tagen.

Jeden Morgen hängt sie neue Eier in die Gestecke, weil wieder ein paar dicke Dinger verschwunden sind. Wohin verschwindet bloß die ganze Osterdeko?


Fotos: W.Hein

Die Dinodamen sind endlich wieder aufgerüscht, weil kleine Bärinnen wieder Zeit für sie haben. Nelleke, Marie und Larissa sind Rica-Bären aus Detmold. Anna von der Stütze kommt aus der Bärenhöhle Hannover und ist eine Bärin von Kathleen Wallace aus Amerika. In Amerika lebt und arbeitet inzwischen auch Deb Canham, die eine kleine weiße Maus persönlich kennt.


Sonntag, 6. April 2014

Hungriges Wetter



"Das ist so eine Suppe!" Alisa kann gar nicht glauben, dass der ganze hintere Garten verschwunden ist: "Das ist eine so dicke Suppe, da sieht man nicht die Pfote vor Augen."

"Genau," pflichtet ihr Conroy bei: "Mit den Pfoten vor den Augen sieht man nichts!"

"Ich hätte ja gedacht, das ist eine Luft zum Schneiden," wundert sich Maylin. So oder so macht dieses Wetter ziemlich hungrig. Die kleinen Bären sind schon so früh in den Garten gestürmt, dass sie glatt das allererste Marmeladenbrot mit Honigmilch vergessen haben. Und jetzt ist da überhaupt kein richtiger Garten. Nur unscharfe Schemen und immer hellere Schattengestalten in Grau, die durch nassdunstige Luft staksen. Wo ist die neugierig langfingerige Sonne der letzten Tage geblieben, die am Morgen ihre Strahlen durch das helle Grün treibt?

"Wenn hier noch fette Brühe in Scheiben geschnitten wird, können wir auch erst einmal frühstücken!" Maylin dreht sich um, um wieder ins Haus zu gehen. "Ich freu mich schon auf diese ersten Stücke im Magen." Insbesondere auf ein Stück Honigkuchen! "Komm, du Pfoten-Nix-Seher!" Alisa führt jetzt Conroy besser aus dem milchigklammen Suppengarten, damit er nicht unterwegs in den Teich fällt.


Fotos: W.Hein

Alisa und Conroy waren ja schon immer kleine Wetterbären. Nun haben sie auch eine Maylin im Schlepptau, die sich wundert, was der Himmel so alles machen kann: Er backt im Winter Brot, lässt an manchen Tagen Tiere regnen und jetzt kocht die Wetterküche milchige Flüssignahrung. Das muss man nicht verstehen. Dafür verstehen sich die die drei kleinen Petze ziemlich gut. Sie sind als Rica-Bären ja auch Geschwister. Sie sind alle von Ulrike und Claude Charles entworfen, genäht und gut, aber nicht zu fest gestopft worden.