Sonntag, 18. März 2012

Bevor der Regen kommt



Maximus sitzt im neuen Pullover und Strickjacke noch ein paar Minuten im Garten. Ein großes Hoch mit dem Namen 'Gulliver' sollte den Frühling bringen. Doch schon ziehen immer mehr graue Wolken heran und in der Luft kann der Bär schon die erste Feuchtigkeit schmecken. Da hätten die paar Sonnenstrahlen sich wohl besser 'Lilliput' nennen sollen.

Schnell inspiziert der graue Bär noch die neuen Mitbewohner im Garten. Eine neue Katzenfamilie ist am Teich eingezogen. Aber die sind nur ein Schatten ihrer selbst. Aus stabilem Stahlblech geschnitten haben sie keine Tiefe und nur weiter weg vom Steg betrachtet sehen sie wie eine muntere Miezmutter mit drei Jungen aus.

Maximus streicht der großen Samtpfote über den Nacken. Warum stellen sich die anderen Hausbewohner rostige Katzen in den Garten? Es gibt hier doch schon zwei graue Katzen, die sogar laufen, springen und mauzen können. Der Bär schüttelt den Kopf. Es sind auch keine Warnkatzen, die die frechen Miesetiger aus Nachbarschaft fern halten. Oder die kleinen flinken Mäuse, denn erst vor zwei Tagen hat eine der beiden Graukatzen einen kleinen Nager gejagt.

Upps, da wäre Maximus fast über die kleine Scheibenkatz gestolpert. Die Miez buckelt schon mit erhobenen Schwanz. Doch woher wusste die Stahlkatze das schon vorher? Der Bär ist doch zum ersten Mal hier, aber sie hat wohl nur auf ihn gewartet.

Eine Ecke weiter haben unter den Frühlingsblühern einige Eier schon lange genug gewartet. Jetzt schlüpfen daraus winzige Federbälger, die einander aufgeregt begrüßen.

Immer neue gelbe Köpfe schauen aus den aufgesprengten Eiern. Langsam schwillt das zarte Schnattern an, wenn die Küken die ersten unbeholfenen Schritte machen. Sie bleiben auch dann dicht zusammen, als alle endlich sich von den Schalenresten befreit haben.

Wenig später sitzen die ersten Nestflüchter schon an der Uferzone. Zartes Grün sprießt aus den graubraunen Resten von Gräsern und Schilf des Vorjahres. Die kleinen Platschfüße der Küken zeigen schon jetzt, dass der Teich schon bald ihr Revier sein wird. Aber noch zögern sie und warten auf jemanden, der ihnen zeigt, ob sie dort gefahrlos reinspringen können.

Vorsichtig nähert sich eine große graue Gestalt den aufgeregt piepsenden Küken. Die eifrig umher wuselnden gelben Farbklekse sind doch was anderes als diese rostigen Plattkatzen. Maximus will die Kleinen ja nicht erschrecken, aber wenn er keine hektischen Bewegungen macht und ganz leise ist, dann kann er vielleicht ganz, ganz nah kommen. Die sind ja so flauschig und niedlich. Der Bär kann nicht widerstehen ... er wird einfach magisch von den noch tapsigen Bewegungen der Jungvögel angezogen.

"Wiwiwi." Neugierig drängen sich die sieben Kleinen an den großen Bären. Der staunt nicht schlecht, wo plötzlich die gelben Flauschbälle herkommen. "Wiwiwi." Und sie scheinen auch keine Angst zu haben. Aber da fehlt doch was? Oder besser wer? "Wiwiwi?" Maximus schaut ratlos in die Runde. Wo ist denn die Mutter?

Der alte Vogel steht sicher ganz zufällig in der Nähe. Oder ist das doch kein Zufall? Maximus schaut sich den verwitterten Säbelschnabel genau an. Der passt nicht zu den orangen Plattschnäbeln der kleinen Küken. Und so ein Blechvogel legt doch keine Eier? Dieses Metallgetier, das hier überall rumsteht, ist doch zu wundersam.

Aber den kleinen Küken ist das hohle Federvieh, das den Blechschnabel so hoch aufreckt, offensichtlich doch egal. Der Bär nickt ... das hat er sich inzwischen auch schon so gedacht. Die kleinen Piepser steigen durch die Blütenhorste ohne den Metallvogel zu beachten. Und ihre Mutter würden sie doch wohl erkennen?

Dafür folgen sie dem schlaksigen Bären im Gänsemarsch. Sie purzeln und stolpern über die Steinplatte und schnattern dabei aufgeregt ein zartes "Wiwiwi"... Das sind also kleine Gänse! Maximus ist ziemlich stolz auf sich, dass er das jetzt gleich erkannt hat. Aber jetzt muss so ein kluger Bär noch herausfinden, wie er die Kleinen wieder los wird.

Der große Bär rauft sich die grauen Stoppelhaare. Jetzt liegt der Teich schon ein paar Schritte hinter ihm. Und da stolpern immer noch die sieben kleinen Watschler hintendrein. Er sieht doch überhaupt nicht aus wie so ein Ganter. Und wie so eine Vogelmutter erst recht nicht. Sehen die Kleinen denn nicht, dass er überhaupt keine Federn hat? Wer hat denn schon ein Graugans mit Strickjacke gesehen?

Kaum sitzt der Bär, sind die kleinen Gänse schon da. Mit fordernden "Wiwiwi!" klettern die gelben Küken über die Beine des langen Lulatsch-Bären. Mit "Wiwiwi." zupfen sie an seinem Ärmel. Und die Nachzügler betteln mit "Wiwiwi...", dass er doch endlich warten möge. "Wiwiwi?" wo gibt es was zu schnabulieren?

Maximus sitzt mit seiner neuen Familie am Wasser. Die gelben Flaumlinge sind schon interessiert. Da schwimmt Wasserlinse auf dem Teich. Das ist vielleicht doch leckeres Wasservogelfutter. Und ein Gänsevater kann sich überlegen, wie er da jetzt rankommt.


Fotos: W.Hein
Idee: S. Schneider

Maximus ist ein großer grauer Valdorf-Bär und die kleinen gelben Küken sollten eigentlich in der Deko stehen. Als Auslaufmodelle bei KIK günstig eingesammelt hätten sie sich zwischen Kunstblumen und Birkenreisig eingekuscheln sollen. Aber da haben sich sieben Schnatterlinge wohl anders entschieden und sitzen jetzt zufrieden im Bärenschoß.




Donnerstag, 1. März 2012

warmer Winterstrick




Es steht ihr einfach nicht. Das hellblaue Strickkleid, extra passend zum grauen Poncho gestrickt, steht Amalia einfach nicht. Da brauchen sich de anderen Bären keine Mühe mit dem Schönsprechen geben. Und da der Winter doch fast vorbei ist, wartet die blaße Petzeline im dünnen Sommerkleidchen im Haus auf die ersten warmen Sonnentage. Doch wenn das blaue Strickstück so unbeachtet in der Ecke liegt, kann es doch jemand gut gebrauchen. Mit Unterhemd und Kittelschürzen bekleidet ist es draußen viel zu kalt. Doch Euphemia würde gern mal wieder den Garten erkunden. Also zieht sie schnell das Strickkleid über und witscht ins Freie ... aber dort scheint endlich die Sonne angekommen und die graue Bärin kommt sofort ins Schwitzen. Da verschwindet sie schnell im kühlen Wald.


Foto: S.Schneider


Das Kellerkind Euphemia stand unverhofft vor der Tür. Frau Fernholz hatte sie einfach von Zauberbearhaft auf den Weg geschickt. Und da sie doch kein Starmodell sein will, wieselt Euphemia meist unbemerkt durchs Haus.