"Und hopp!" Sir Hopsalot springt schon seit Tagen 'besonders nachhaltig' durch das ganze Haus. Eigentlich wäre es keinem aufgefallen, wenn er es nicht immer wieder betonen würde: "Ich bin gerade im Training." Denn für die anderen springt der weiße Hase schon immer wie ein wildgewordener Flummi über das Parkett. Sir Hopsalot und ein 'ruhiges Dahinschreiten' oder gar ein 'lässiges Stillsitzen', daran kann sich niemand erinnern.
Der kleine Maushase hat den Fehler gemacht, den wilden Hüpfer zu fragen, was das denn für ein 'Training' sei, da muss Sir Hopsalot fast eine Pause machen. Der Kopf der Langohrmaus blickt auf und ab, als er versucht den sprunghaften Ausführungen des hellen Spring-ins-Feldes zu folgen. Der wippt weiter auf seinen Hinterläufen, um ja nicht den Schwung zu verlieren: "Ich übe für das internationale Schafbockspringen und es sind nur noch wenige Stunden bis Ostern ..."
"Ich darf da bloß nicht in einen Trainingsrückstand kommen, wenn ich einen Sprung verpasse," erklärt der Langhase, als er die kurze Maus umtänzelt: "Die Konkurrenz ist hart: In Australien gibt es riesige Schafherden, die von Kängeruhs rudelweise übersprungen werden. Und auch die schottischen Hütehunde machen Riesensätze über das gemeine Hochlandschaf."
Sir Hopsalot muss sich dagegen mit attrappigen Holzschafen begnügen. Die Heidschnucken in der weiteren Umgebung stehen noch im geheizten Winterstall und auch Lena, das Deichlamm im Haus hatte bis jetzt noch keine Zeit für das Hüpftraining. Sie hat einfach keinen Bock als Hindernisschaf immer nur im Wege von quirligen Hasenhüpfern zu stehen. So hat der Springlöffler sich eben ein paar Dekoschafe in Reihe stellen lassen, um den Bocksprung in der Rammlerklasse zur vollendeten Schönheit zu bringen.
Wenn der kleine Ohrennager gerade mal da ist, kann er sich doch nützlich machen. Als Schiedrichter kann er gleich sehen, wie großartig der helle Sprunghase die Schafsreihe meistert und dabei keine Sekunde verliert. "Platz da!" Sir Hopsalot nimmt Anlauf. "Du musst jetzt los sagen." Die auf den Boden gepresste Pfote beginnt schon ein wenig zu zittern: "Bitte schnell. Ich kann nicht länger warten ..." Dann kommt endlich das erlösende "Äh ja ... los."
Schon fliegt der Hase über das erste Schaf. Er stößt sich mit dem Hinterlauf an der Oberkante ab, um sich Schwung zu holen für die nächste Schnucke. Die beiden kleinen Wollschranken sind ja nur zum Warmspringen. Der Schiedrichter weicht zurück und überlegt gerade noch, ob die Bocksprünge überhaupt die Hindernisse berühren dürfen. Aber jetzt ist es wohl zu spät für eine Nachfrage.
Dann kommt das erste Hochschaf. Das überspringt der Meisterhüpfer mit einem doppelläufigen Gewaltsprung und nutzt die Kraft der zwei Lenden für den Absprung zum nächsten Großhindernis ...
Er hat den Hüpfpunkt perfekt getroffen und schraubt sich schon wieder hoch hinaus über den nächsten Wollochser. Er kommt noch nicht einmal dazu, laut "Alle hopp" zu rufen, da jetzt die kniffeligste Stelle im ganzen Sprungpahkur kommt ...
Er muss den Eiergraben mit einem weiten Sprung überqueren, denn jede Zwischenlandung kostet zu viel wertvolle Zeit. Der Hase fliegt mit einem Riesensatz über den Wollrücken auf die nächste Schafattrappe zu und ...
Um Haaresbreite überquert er das höchste Herdenhindernis. Die Wollflusen kitzeln noch den Hinterlauf, aber dann ist Sir Hopsalot schon darüber hinweg. Die Riesenschnucke war in den letzten Tagen immer ein Angstgegner für den Meister-Lampen-Springer gewesen. Doch heute nimmt er sie perfekt, das ganze Wintertraining hat sich dafür gelohnt ...
Jetzt darf Sir Hopsalot bei der Kehrtwende keine Zeit liegen lassen. Er muss ganz kurz hinter der letzten Riesenschnucke landen und sofort mit einer halben Drehung wieder hoch in die Luft kommen. Und dabei gleich über das Hochschaf mit einem Riesensatz setzen ...
Auf den letzten Metern darf der junge Rammler nicht die Konzentration verlieren. Die kommenden Hindernisse sind nur scheinbar leichter, weil sie nicht mehr so hoch sind. Aber schließlich stecken schon einige Sprünge in den Hasenknochen und wie oft scheitern die jungen Hüpfer an der eigenen Nachlässigkeit ...
Der Sir riskiert viel beim Absprung vom letzten Mittelschaf. Kopfüber voran saust er auf die letzte Doppelkombination zu. Er könnte jetzt auf Sicherheit hüpfen, aber er geht für den Rekord bis zum Schluss auf volles Risiko ...
Die letzen beiden Buntschafe sind dann doch nur noch Formsache. Der weiße Springteufel erlaubt sich sogar einen extrahohen Hüpfer zum Abschluss. Denn heute wird kein Langohr besser über die Schafe fliegen. Da hätte sogar eine Lena als mobiles Lammhindernis noch querschießen können: Sir Hopsalot ist der Meisterhüpfer des Tages.
Außer Atem und etwas stoßweise will der Hase es gleich wissen: "Und ... wie ... war ... ich ?!?" Der kleine Schiedsrichter hat zwar keinen direkten Vergleich aber: "Ich glaube fantastisch." Sir Hopsalot ist zufrieden: "Dann kann die internationale Meisterschaft im Schafbockspringen ja kommen!" "Die kommt hierher?" Der weiße Maushase ist begeistert. "Äh, na ja ... ich glaube nicht, die ist woanders ..." Der Meisterspringer kommt ein wenig aus dem Takt. "Dann fahren Sie also hin?" Das klingt für kleine Nager immer noch aufregend: "Darf ich mitkommen?" Das ständige Hüpfen ebbt ein wenig ab: "Ähem, da muss ich erst einmal überlegen ..."
Da muss sich Herr Hopsalot erst einmal setzen. Daran hat er vor lauter Training ja noch gar nicht gedacht. Zu einer Meisterschaft muss man ja auch noch rechtzeitig hinfahren ... Und wenn die in diesem Jahr in Neuseeland stattfindet? Oder an einem anderen Ende der Welt? Wo es in dieser Jahreszeit genügend Hindernisschafe gibt?
Idee: SchneiderHein Fotos: W.Hein
Sir Hopsalot von ForestBlueFactory ist wahrlich der größte Spring-ins-Feld aller Klassen und der weiße Maushase von Deb Canham hat wider Erwarten genügend Zeit für die Beweisführung mitgebracht, obwohl er die Mauseversion aus Alice im Wunderland ist: "Keine Zeit ... Keine Zeit ... ich komm' zu spät ..."