Dienstag, 31. Dezember 2013

Hinter dem Rücken von kleinen Bären



So langweilig haben sich Delwyn und Santa's Elf den Nordpol nicht vorgestellt. Seit die beiden zugesagt hatten, als Weihnachtswichtel kräftig Pakete umher zu schubsen, hatten sie ja schon gehofft, dass der Job nicht die meiste Zeit aus Warten besteht.

"Das ist gut, bleibt so!" kommt Anna hinzu, die hier heute Regie führt. "Ich brauche ein Bild von den gelangweilten Elfen." Nun, das zu spielen, fällt den beiden Wichteln überhaupt nicht schwer.

Überall stapeln sich die bunten Pakete und noch ein paar Extras. Doch wenn man die Päckchen hochhebt, sind sie ganz leicht, da hier nur leere Kartons und hohle Packungen mit farbigen Papier eingewickelt worden sind. Wenn es heute windiger wäre, würden die ganzen Geschenke wahrscheinlich ständig von der Rampe wehen.

Die Rampe steht auch nicht wirklich am Nordpol. Das Lagerhaus dahinter ist nur eine flache Kulisse, die hinten im heimischen Garten steht. Und bis Weihnachten sind es noch ziemlich genau elf Monate. Anna hat ein paar seltene Schneetage Ende Januar ausgenutzt, um die Wichtelpackstation zu eröffnen. Die kleinen Petze und Schlappohren, für die sie hier den ganzen Aufwand treibt, hat sie mit Lausebär gestern ins Museum geschickt. Und heute in den Winterzoo, damit sie in Haus und Garten freie Bahn hat.

Nun gibt sie Delwyn die letzten Anweisungen. Howard wartet schon mit der Kamera, um die nächste Szene zu fotografieren. Er muss nur warten, bis die große Bärin aus dem Bild verschwunden ist. Die Chefin im Hintergrund  soll man natürlich nicht sehen.

Anna hat für die Wichteldarsteller natürlich Bären gesucht, die sich nicht verquatschen werden. Da kamen ihr die Waldbären wie gerufen, als sie Tobi, Zaubärhaft und die kleine Mia zufällig entdeckte. Normalerweise machen sich die Kleinen unsichtbar und werden in den kommenden Monaten sicher nicht über ihre Rolle bei dieser vorgezogenen Weihnachtsaufführung prahlen.

Delwyn als Australier ist auch eine gute Wahl, denn normalerweise bleiben die Hamptons unter sich. Er sollte nur nicht immer ganz so dick auftragen. Sein breiter australischer Akzent stört zum Glück nicht weiter. Also bitte noch einmal.

Nachdem das Howard im Kasten hat, kommt jetzt die Ankunft des Muffys bei den Waldbären. Der einzelne Schlitten zieht am Fotografen vorbei und stellt sich an der Rampe an.

Natürlich dokumentiert er auch den Ladeunfall bei der Abfahrt. Die Pakete purzeln in den Schnee und ein Muffy muss sie wieder – lautstark schimpfend – einsammeln. Da kann niemand helfen, da es im Schnee sonst sofort verräterische Spuren gibt.

Das dauert alles länger als geplant. Es ist schon Nachmittag und der alte Seebär wartet immer noch auf seinen Einsatz. Anna muss sich um eine Beleuchtung kümmern. Und um warmen Tee für alle Beteiligten, die sicher schon längst Eispfoten haben.

Endlich kann der Seebär das erste Mal anfliegen. Howard überprüft noch mal die Technik. Denn sehr viele Versuche haben sie heute nicht mehr und morgen muss die Wichtelrampe hier wieder verschwunden sein. Noch ein Ausflug und die kleinen Naseweise werden misstrauisch. Dabei versucht Anna ja nur, nach dem Desaster vor ein paar Wochen, diesmal das perfekte Weihnachten vorzubereiten.
  
Es dämmert schon, als der alte Zausel von den Ladewichteln rund gemacht wird. Sie wollen wirklich schnell fertig werden, um endlich wieder in die warme Stube zu kommen. "Wie soll wir die ganzen Pakete nur in dieses Mausefach pressen?" Nächster Versuch: "Natürlich kriegen die dabei runde Ecken und verknickte Schleifen. Das sind doch keine stoßfesten Verpackungen!"


Elf Monate später sind der Stress und die Kälte fast vergessen. In den Paketen sind inzwischen die hohlen Attrappen durch echte Geschenke ersetzt. Der alte Seebär kann an der nächsten Eckkneipe warten, bis er wieder 'vom Pol' zurückkehren muss.


Schnell gibt ihm Howard noch die Fotos zum Beweis, dass es die Wichtelpackstation für die Weihnachtslogistik wirklich gibt. Und wenn hier auch kein Weihnachtsmann kommt, kann ein Vollmatrose Ruprecht ihm die Arbeit abnehmen und die Geschenke direkt abholen. So, alles klar, jetzt kann der alte Geschenkebote sein Seemannsgarn spinnen.


Fotos: SchneiderHein

Nun ist es raus, wie der alte Seebär zu den Fotos vom Nordpol kommt. Ein großer Bluff, damit kleine Bären weiter an den Weihnachtsmann glauben können. Und gleichzeitig wollte Anna verhindern, dass der alte Seebär immer wieder mit Geschenken von der Tanke anrückt. Zuerst war geplant, dass Anna eine abgelegene echte Rampe im Industriegebiet nutzen sollte. Dann gab es den besseren Plan von einem Pappkulissenbau im eigenen Garten, wenn der erste Schnee kommt.

Und wer die ganze Geschichte jetzt noch einmal lesen möchte, hier geht's los ...


Dienstag, 24. Dezember 2013

Weihnachten mit Thomas Müller



"Wir könnten auch erst das Papier wegräumen..." Anna hat es sich zwar schon auf der Spielkiste gemütlich gemacht, aber eigentlich ist ihr ringsum mit dem ganzen Fetzpapier noch viel zu viel Tohuwabohu. "Och nö! Wir haben uns gerade schon so schön hingebrummelt!" "Das stört doch keinen großen Geist." "Morgen kommt doch sicher die Putzsau." "Könnte jemand mal die Holzschlange wegnehmen. Örks, die würgt mich." Die kleinen Bären sind noch viel zu aufgeregt, um jetzt schon Schlafen gehen zu können. Deshalb wollen sie eine gute Nachtgeschichte hören, gern auch etwas mit Weihnachten. Da trifft es sich gut, dass Anna unter den Geschenken ein feines Buch "Weihnachten mit Thomas Müller" von Karen Duwe hervorgezogen hat. Daraus wird sie im Lichterglanz der Schmuckfichte noch eine Geschichte vorlesen. Oder zwei, wenn den reich beschenkten Rackern dann immer noch nicht die Augen zugefallen sind. Nur die weltbeste Dinoforschung hat keine Zeit. Sie muss die nächste große Ausgrabung im Garten vorbereiten.


Foto: W.Hein

Dass Anna das Buch hervorziehen kann, verdanken wir unsrer lieben Nachbarin schräg gegenüber, die auch wenig bärenverrückt ist. Sie hat unseren Bären (und uns) dieses wunderbare Buch mit Schmöker- und Vorlesegeschichten geschenkt, in dessen Mittelpunkt ein nordischer Bär mit dem Namen Thomas Müller steht.

Und da jetzt noch immer nicht klar ist, woher der alte Seebär die Fotos vom Nordpol hat, kommt hier nun endlich die Auflösung ...


Die Wichtelpackstation am Nordpol



Die letzten Fetzen sind geflogen. Alle Päckchen sind inzwischen vom bunten Glitzerpapier und den Verhedderbändern vollständig befreit worden. Die kleinen Bären und Schlappohren sind noch ganz erschöpft, aber die Geschenke sind glücklich verteilt. Was fehlt, wird gleich auf die Wunschzettel fürs nächste Jahr übernommen. Jetzt haben endlich alle kleinen Gabenjäger Zeit, damit Vollmatrose Ruprecht berichten kann, wie er überhaupt an die ganzen tollen Geschenke gekommen ist.

Gebannt hängen die Kurzen an den Lippen des alten Seebären. Seinen Start in der ersten Morgendämmerung haben sie ja nur knapp verpasst. Nun muss er ihnen genau erzählen, wie er überhaupt den Weg zum Pol gefunden hat. Denn das Navi musste ja hierbleiben, um wertvolles Fluggewicht zu sparen. Also musste der Flugbär mit dem Raketenschlitten ganz hoch fliegen, damit er erkennen konnte, wie sich die Bahnlinie aus der Stadt schlängelt und ihn nach Norden führt. Dann folgte er den Schienen bis nach Hamburg, über den Hafen ... dem großen Fluss mit den dicken Containerschiffen ... bis zur wilden Nordsee. Er ist dann immer an der Küste lang geflogen. Er hat die Inseln, Halligen und Halbinseln wie Sylt hinter sich gelassen. Dann kam Dänemark und in Norwegen wurde es schon ziemlich einsam. Über das weite Meer hat er sich nicht getraut, denn wo sollte er dort tanken? Dieser Raketenschlitten verfeuert den Supersprit mit Pimpelionenoktan schneller als ein kleines Schlappohr 'Karrottenkuchen' sagen und dann verputzen kann. "Karottenkuchen?" Genau, und deshalb musste er die Tankstellen immer im Blick behalten. Auf der Nordsee gibt es ja höchstens Ölbohrinseln und dort ist der Sprit dann noch nicht fertig. Die schwere, schwarze Rohölpampe bringt keinen Feuerhobel auf Touren und deshalb haben die dort keine Zapfsäulen, keine Waschstraße und keinen Backshop für ein zweites Frühstück.

Der alte Zausel ist längst richtig in Fahrt gekommen und spinnt das Seemansgarn vom Nordkap bis zum ewigen Eis hoch im Norden. Er hat gesehen, wie mühsam die Eisbrecher Fahrrinnen in die dicke Eisschollen brechen müssen und hat den Eisbären bei der Robbenjagd zugewunken. Das ist alles so spannend, dass sogar das immer noch enttäuschte Navi vergisst, sich wieder aus dem riesigen Schal heraus zu pellen. Dabei wollte es das Weihnachtsgeschenk nur schnell ausprobieren, denn die bessere Stube im Haus ist eigentlich viel zu gut geheizt. Aber der Seebär hat sogar Fotos mitgebracht. So wird es auch Zeit, dass er endlich von der Packstation der Weihnachtswichtel am Pol berichtet:


Die Elfen des Weihnachtsmanns warten schon an der Laderampe zwischen den fertig gepackten Päckchen auf die ganzen Schlitten. Wochenlang, ach was, monatelang haben sie für diese Tage trainiert. Auch wenn in Europa das Geschenkeverteilen noch bis zu den heiligen drei Königen dauert, kommen jetzt jeden Tag von überall her die eiligen Weihnachtspäckchen-Holdieste. Die von der südlichen Halbkugel der Erde, für Australien, Südafrika oder Feuerland zum Beispiel, sind schon wieder weg. Sie haben so einen weiten Weg, dass sie einfach früher anfangen müssen. Aber nun wird es langsam Zeit für die Nordlichter, damit dort die ganzen Bescherungen auch ausreichend bestückt werden können.

Elfen und Wichtel tänzeln den ganzen Morgen schon unruhig von einem Fuß auf den anderen. Das liegt nicht nur am gefrorenen Boden, für den ihre traditionellen Schnabelschuhe mit Glöckchen etwas leicht sind. Die Helfer suchen den Horizont ab und können es gar nicht erwarten, dass der Trubel endlich los geht. Denn ohne die Päckchenfahrer werden keine Geschenke verteilt. Oder wer bekommt dann die ganzen Beschwerden? Der Weihnachtsmann! Der gibt die dann gleich an seine Helfer weiter. Deshalb wollen sie endlich ihre Arbeit tun. Aber wann kommen diese saumseligen Schlittenführer?

Das Tor 1 in Flohgröße ist so klein, das es vom flüchtigen Besucher oft übersehen wird. Tor 2 ist für Mäuse und andere Kleintiere. Es hat sich bei dem ganzen Ladeverkehr mit den vielen verschiedenen Geschenkgrößen einfach als praktisch erweisen, dass sich die Pakettransporter nicht immer in die Quere kommen. Dabei wurden häufiger die winzigen Schlitten für Kerbtiere von gigantischen Päckchenfrachtern überrollt oder an der Rampenwand platt gequetscht. Das gab jedes Mal eine Riesenaufregung, bis alle bunten Pakete wieder geborgen und neu verpackt waren. Außerdem sind Fliegen und Ameisen auch nicht glücklich, wenn sie immer zerdrückte und angestoßene Geschenke bekommen. Deshalb hat man für die verschiedenen Größen der Beschenkten jetzt sauber getrennte Packstationen geschaffen. Auf dieser Seite der Laderampe gibt es jetzt vier Tore und jedes ist für andere Schlitten zuständig.

Auch bei kleinen Mäusen gibt es große Wünsche, da sind Gabelstapler und Hubwagen rasch an der Leistungsgrenze. Obwohl die winzige Mauseelfe nicht wirklich schwindelfrei ist, steht sie schon wieder oben auf der Palette. Es soll ja auch hier schnell geladen werden, damit es bei der Schlittenabfertigung zu keinem Stau kommt. Da hilft es wenig, wenn der weiße Gevatter Bär im Stapler der überhektischen Maus jedes Mal erklärt, dass es so viel länger dauert. Er muss so viel langsamer rangieren, weil die Flügel der Mauseelfe nur Deko sind und sie bei Gefahr nicht einfach davon fliegen kann. Und es würde natürlich helfen, wenn der Christbaum-Bär nicht immer seinen Hubwagen im Weg stehen lassen würde. Noch ist es auf der Rampe ziemlich eng, so lange überall noch wartende Päckchen umherstehen.

Für die Kurzen steht der Bollerwagen an Tor 3 mit Geschenken bereit. Moderne Ladegeräte können hier schon längst nicht mehr eingesetzt werden. Die Lagerelfen hoffen immer noch auf eine neue, großzügige Verladestation. Es werden schließlich jedes Jahr mehr Kunden, die an den Weihnachtsmann glauben. Da ist es doch kein Wunder, wenn die Wichtellogistik inzwischen aus allen Nähten platzt.

Muffy und Bruce mit klassischen Rentier-Zugschlitten sind die ersten Kunden, die heute ankommen. Die Fuhre geht wohl nur bis nach Schweden oder Alaska, denn mit so einem alten Frachtschlitten kommt kein Geschenkebote weit. Da ist es auch praktisch, dass hoch im Norden die Menschen weit verstreut leben. Denn so schön eine traditionelle Weihnachtslieferung auch sein mag, viele Geschenke schafft so ein Holzding mit nur einer Rentierstärke nicht. Von irgendwelchen Flachbildfernsehern, Spielkonsolen oder Mikrowellenöfen mal ganz zu schweigen.

Das Muffy will gerade etwas umständlich erklären, welche Geschenke es braucht, da stürmen die Elfen schon ins Lager, um die fehlenden Stücke zu holen. Bevor die kleine Rotjacke alles aufzählen kann, stapelt sich der Päckchenberg schon auf dem Schlitten. Nur festbinden kann der kleine Bär die Sachen allein, denn für die Ladungssicherung ist der Frachtführer immer noch selbst zuständig. "Bitte weiterfahren, mach die Rampe frei, damit der Nächste Platz hat."

Endlich ist auch der Schlitten für die Mäuse angekommen. Der Gabelstapler braust ins Lager, um weitere Päckchen heran zu karren. Die Mauseelfe zeigt dem Hubwagen, wohin er das bunte Streifenpaket bringen soll. Das wird beim Laden ganz schön fitzelig. Warum haben sie schon so neue Ladehilfen, wenn die Holer mit so vorsintflutlichen Schlitten anrücken? Da kann man keine Transportkiste vernünftig unterbringen. Das werden sie noch mal umladen müssen. Es wäre doch viel einfacher, wenn die Geschenke gleich auf den Europaletten untern Baum kämen.

Die großen Geschenke an Tor 4 sind auch längst bereit, doch bis jetzt hat noch niemand diesen Teil der Rampe angesteuert. So warten die beiden Lagerelfen immer noch auf den ersten Schlittenkunden. Hier werden die meisten und größten Pakete umgeschlagen und das alles noch in Handarbeit. Wenn also die großen Frachtschlitten andocken, muss es fix gehen. Doch bis dahin bleibt ihnen nur ein zermürbendes Warten.

"Halt! Da kommt noch eins." Fast hätten sie ein Paket für den Muffyschlitten vergessen. Das stand auf dem Wunschzettel ganz unten als kleine Erklärung für ein Sternchen im Text. Wenn die Wünscher doch endlich mal leserlicher schreiben würden. Und dann noch die ganzen Rechtschreibfehler, die dafür sorgen, dass immer wieder falsche Sachen eingepackt werden. So verbringen die Wichtel oft mehr Zeit mit dem Entziffern als mit dem Verpacken. Aber wenn sie die Wunschzettel erst zur Korrektur zurückschicken würden, würde Weihnachten für so einige Wunschzettelschreiber wohl ganz ausfallen.

Auch an Tor 2 ist das Verladen der Geschenke für die Mäuse fast geschafft. Die meisten jungen Nager, die auf ihren Listen stehen, wollen zum Fest alten Käse. Da sind die winzigen Geschenkepacker froh, dass der Nordpol die ganze Zeit gut gekühlt ist. Sonst würden die ganzen Pakete schon längst miefen, und sie hätten wohl alle eine Klammer auf der Nase. Zum Glück hat so ein Käse jede Menge Löcher. Das macht die Geschenke nicht so schwer. Wenn sie erst einmal auf dem Weg sind, kann es ihnen aber auch egal sein.

Das Zweibär-Rentier macht sich wieder bereit und setzt sich wieder den Kopf für die schweißtreibenden Antriebsarbeit auf. Ordentliche Berufskleidung ist gerade zu Weihnachten sehr wichtig und sollte auch unterwegs korrekt sitzen. Falls ein Mausekind sie zufällig sieht oder ihre Ankunft nicht geheim bleibt. Die wenigsten Mausehöhlen haben heute noch einen Kamin, so dass ein Mauseweihnachtsschlitten oft ganz normal am Eingangsloch vorfahren muss.

Die Elfen haben es ja gleich gesagt: So ohne Tüdderkram und Halteseil ist das nichts. Weit ist das Muffy nicht gekommen, bis die ersten Päckchen in den Schnee purzeln. Das wird bei dieser 'Verlier-die-Hälfte-Geschwindigkeit' wohl nur eine Lieferung für den nördlichsten Zipfel von Schweden.

"Ist das langweilig! Man könnte glauben, die haben für ihre Schenkerei bis Ostern Zeit." Der grüne Ladewichtel kann ein Gähnen kaum unterdrücken: "Wofür bekommen wir eigentlich die ganzen Wunschzettel, packen dafür Päckchen wie die Verrückten? Wenn keiner kommt, um sie dann abzuholen?"


Langsam werden auch die kleinen Zuhörer ungeduldig. "Wann kommen unsere Geschenke?" Dass andere Geschenkeholer ihre Fracht bekommen, ist ja schön und gut. Aber deswegen haben sie ja nicht die ganze Zeit so atemlos gelauscht. Sie wollen endlich wissen, wie ihre Pakete untern Weihnachtsbaum kommen. "Gemach, gemach, Kinners," beruhigt sie der alte Seebär. "Jetzt komme ich ins Bild:"


Der Tag ist schon weit fortgeschritten, als sich endlich im wilden Ritt 'Ruprecht Won' der Packstation am Nordpol nähert. Der alte Seebär hat sogar einen Direktflug ohne große Umwege erwischt, aber der Weg in der Arktis hat sich noch ganz schön lange hingezogen.

Das Landen des Geschenkehobels im Schnee ist mit einer vereisten Piste immer eine kitzlige Angelegenheit. Wenn der Pilot jetzt eine Schneewehe falsch erwischt, bleibt er stecken. Oder wird gar über die Landebahn hinaus katapultiert. Das ist schon ein Job für einen echten Teufelsflieger, hier am Pol die Geschenke klar zu machen.

"Heiliger Bimmbamm! Das wird auch Zeit!" Die zuständigen Ladeelfen sind überhaupt nicht besinnlich gestimmt. Und für einen lütten Klönschnack an der Rampe haben sie auch keine Zeit: "Welche Nummer hat deine Wunschliste und wo soll der ganze Rotz nun rein?

Der alte Seebär brummelt hastig noch ein "Moin, Moin!" und öffnet die Ladeluke so schnell es geht. Der kleine Elf überzeugt sich vom ordnungsgemäßen Zustand des Frachtraums, damit es nachher keine Reklamationen gibt. Der größere Ladewichtel stapelt inzwischen schon die ersten Pakete neben dem Raketenschlitten.  

"Jedes mal das Gleiche!" schimpft der grüne Elf. "Da packen wir für die dicken Wunschzettel und dann kommen sie mit einer alten 'Ruprecht Retro' angeflogen." Dabei hat die alte Mühle nur ein rundes Zwergenfach unterm Sitz. Da sollten sie doch gleich einen modernen Geschenkeflieger nehmen, eine zweistrahlige 'Jonaswal Raumwunder' oder wenigstens die 'Dicker Schlund Santa 3000' mit Kufenfahrwerk und sechs Sternmotoren mit ordentlich Rentierstärken unter der Haube. "Ich wusste es doch: Wir haben noch nicht einmal die Hälfte drin und es quillt jetzt schon wieder raus." Der kleine Elfenhelfer hangelt flink in den Laderaum und versucht die kleinen Pakete noch einmal zu verdichten, ohne alle Ecken einzudrücken oder die Schleifen zu verquetschen. "Warum gibt es zu Weihnachten eigentlich keine praktischen, stoßsicheren Transsportverpackungen?"

"Ho, Ho, Ho!" Der grüne Weihnachtself zeigt auf die Sterne am Ladetor. Das Licht geht an, weil es schon dunkel wird. "Das bedeutet Überstunden, unsere Wichtelschicht an der Laderampe ist längst zu Ende. Und Überstunden müssen doppelt bezahlt werden!"


Die Geschenkepacker drängen deshalb noch mehr zur Eile: "Jetzt lass uns endlich die letzten Pakete reinhauen. Diese enge Ladeluke ist dabei kein Geschenk!" Eigentlich dauert es dadurch wieder viel länger, bis alles an Bord ist. Denn sie müssen es immer wieder umpacken und teilweise wieder entladen, um auch den letzen Winkel auszunutzen. Dem alten Seebären ist der ganze Aufwand nen büschen peinlich. Aber heiliger Klabautermann, er muss halt mit dem alten Schlittengedöns fliegen, das da ist.

Die letzten großen Pakete werden noch schnell hinten auf die Rakete geschnallt. Da muss der Matrosenknecht beim Steuern halt aufpassen und vorsichtiger fliegen. Hauptsache der Feuerstrahl versengt nicht das Geschenkpapier und fackelt dabei flatternde Schleifenbänder ab. Endlich ist auch das letzte Paket verstaut und die 'Ruprecht Won' rollt wieder auf die Startbahn.

Und jedes Mal kommt noch dieser ohrenbetäubende Lärm, wenn die schweren Frachtraketen wieder abheben. Wenn Weihnachten das ganze Jahr wäre und ständig die Geschenkeflieger landen und starten müssten, wären auch Weihnachtselfen für ein Nachtflugverbot. Doch endlich haben sie auch Feierabend und können ausstempeln. Es wird schon schwierig genug, dem obersten Logistikwichtel die ganzen Überstunden an der Rampe erklären zu müssen. "Diese privaten Geschenkdienste haben einfach nicht die richtigen Frachtflieger: "Da sollte jemand mal mindestens eine EU-Richtlinie machen, damit dieser unprofessionelle Wildwuchs eingefangen wird."

Der alte Seebär ist bannig froh, dass er endlich wieder losfliegen kann. Es ist ein weiter Weg zurück und bis jetzt hat er die Verspätung noch nicht wieder aufholen können. Dabei ist seine Aufgabe lange nicht beendet. Der schwierige Teil beginnt gerade erst, da er die Geschenke auch noch heil abliefern muss.


Die kleinen Naseweise sind längst bei den Schlickersachen angekommen. Allein das viele Zuhören macht schon hungrig. Das Navi schwitzt immer noch ganz fürchterlich und würde sich gern aus dem dicken Schal wickeln. Der alte Seebär könnte doch schnell zum Ende kommen: Der Rückflug mit den Geschenken hat ja geklappt. Sonst hätten sie nichts bekommen, und die Strecke kennen sie ja schon vom Hinflug. Der Vollmatrose Ruprecht soll lieber noch ein paar Fotos zeigen.


Fotos: W.Hein

Die kleinen Hausbewohner, die hier so gebannt zuhören, sind Bären von Ulrike Amadori, Ulrike und Claude Charles (Rica Bären), Bären aus dem Fleckerwald, ein Hoppy der North American Bear Company und natürlich die kleine, weiße Maus von Deb Canham. Die Helfer an der Polstation kommen von Deb Canham, Steiff, Petra Valdorf, Barbara Fernholz (Zaubearhaft), Rica Bär, Muffy Vanderbear von der North American Bear Company und Lynda Hampton aus Australien. Der alte Seebär ist auch ein Amadori Bär. Und wenn das jetzt alles geklärt ist, bleibt nur noch die Frage: Woher hat der Seebär Fotos vom Nordpol?

Und damit sich kleine Bären solche schwierigen Fragen nicht stellen, wird jetzt ganz schnell etwas vorgelesen ...


Das große Fetzen



Und mit einem entschlossenen Ratsch ist der letzte bunte Papierschnipsel weg. Ein Buch ... nicht schlecht. Fitch hätte es schlechter treffen können. Es gibt Bilder und lesen lernen kann der Bär immer noch. Vielleicht sollte er noch ein weiteres Päckchen auffetzen, wenn er noch eins findet. Der Boden ist schon bedeckt mit ehemaligen Paketen, die sich für ihren Inhalt aufgegeben haben. Nur, dadurch können sich die letzten kleinen Geschenke vor dem Bären immer besser verstecken.

Das Hoppy und der Neffe haben aus zwei Päckchen mit bunten Streifenpapier jeweils eine Holzschlange gezogen, die sich um ihre Arme winden. Marit-Sofie hat dafür in einem unbeobachteten Moment den Baum geplündert. Die Miezekatze tanzt inzwischen nach ihrer Pfeife, denn ihre Pfote steckt im Katzenpo.

Maylin tänzelt die ersten Schritte vor dem Spiegel für kleine Balletnager. Aus ihrem Paket hat sie ein duftiges Rosenblätterkostüm gezogen und hat sich den Kelchhut schon mal keck übers Ohr geschoben. Am liebsten würde sie sich in eine hüpfende Rosenelfe verwandeln. Ob die anderen etwas dagegen hätten, wenn sie sich laute Plinkermusik wünschen würde?

Für sich und Raff Raff hat sich Marie ein großes rotes Paket gesichert. Das passt bestens zu ihrem Fusselkleid und dem Frotteefell ihrer Giraffe. Das Kuscheltier ist schon ganz aufgeregt und fegt mit dem Schweif ein paar unwichtige Kleinpäckchen beiseite.

Nelleke zuppelt das Papier von den Gaben und die kleine weiße Maus muss den Inhalt dann mit den Wunschzetteln vergleichen. Ein Springseil mit Karottengriffen sucht der flinke Nager schon länger. Aber bis jetzt hat sich zum Glück noch keine Tiefkühlpizza mit Edelsalamiauflage oder Instantkartoffelpüree unter die Geschenke gemischt. Im letzten Jahr hat der alte Seebär schon merkwürdige Mitbringsel vom Pol gebracht. Da muss wohl den Weihnachtswichteln eine Einkaufsliste dazwischen gerutscht sein.

Das Navi hat den Allwetterschal gleich umgelegt, um festzustellen, dass es doch eher ein Bibberkaltschal ist. In seinem dicken Felloverall als Pummelren ist er ja schon eine wandelnde Sauna. Aber mit dem Schal schwitzt der kleine Bär sogar noch viel schneller. Hoffentlich darf er bald mit zum Nordpol fliegen, dafür ist sein Gehäuse gemacht: Ein Weihnachtsnavi muss ja auch in arktischer Kälte fehlerfrei pfungsonieren. Marit-Sofie hat nicht nur die Katze fest im Griff. Sie hat ihre neue Bärentasche gleich genutzt, um auch eine Maus  einzusacken.

Oho, die Holzschlange windet sich ganz schön von einem Arm zum anderen. Wenn der Neffe jetzt nicht aufpasst, gleitet sie zu Boden und verschwindet zwischen bunten Papierfetzen, Glitzerpapierschnipseln und hingeworfenen Bändern und Schleifen. Dann wird es fast unmöglich sein, dass flinke Klapperreptil wieder zu finden.

Endlich die richtige Ausrüstung für die weltbeste Dinoforschung. Mit dieser formidablen Expeditionstasche kann Linus künftig den Garten durchpflügen. Jetzt ist kein Saurierknochen vor ihm sicher. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann der erste Linosaurus in den Museen der Welt bewundert werden kann.


Fotos: W.Hein

Es sind hier noch nicht einmal alle Beschenkten im Bild, so viele Bären, Schlappohren und Nager haben sich inzwischen in Haus und Garten eingefunden. Von den hier beim Fetzen ertappten sind: Marie, Nelleke, Larissa, Marit-Sofie, Maylin und Linus Rica Bären. Delwyn und Fitch sind Hampton Bears. Hoppys und Muffys kommen immer von der North American Bear Company. Der kleine Neffe ist ein Amadori Bär und das Navi kommt von den Bären aus dem Flecker Wald. Und wie immer gilt: Die kleine weiße Maus kennt Deb Canham persönlich.

Bis hier besinnliche Ruhe einkehrt, wird es wohl noch etwas dauern ...