Der rote Schlepper zieht Victorias bestes Stück. Und ist damit sicher vollkommen unterfordert. Er könnte Tonnen durch die Stadt wuchten. Auch Tonnen von Wurfwaren für die kleinen Narren, deren knurrenden Mägen fast schon das Gejohle und die Gesänge übertönt, mit dem immer noch die meisten Zuschauer jeden neuen Wagen hoffnungsvoll begrüßen.
Endlich gibt es Schmackofatz frisch vom Wagen. Doch Victoria findet einen übergroßen Zuckerkonsum nicht vorteilhaft. So hat sie ihre heißgeliebte Käsevitrine auf den Anhänger wuchten lassen. Und ganz viel freifliegenden Käse dazu. Sie verteilt sowieso lieber herzhaft als süß.
Es kommen Käseminis im Ganzen geflogen und Käsedreiecke aus dem Leib geschnitten werden von ihr und Albert direkt überreicht. Sie winken die kleinen Hungergeister heran und drücken den überraschten Neugierigen schnell ein würzige Kleinigkeit in die Pfote.
Das Mausemädchen aus der Bälledusche der Erdmannen sieht darin schon einen Fortschritt. Käse ist deutlich besser als klebrige Filzkugeln. Aber sie schaut sich schnell um, ob jetzt noch Wagen mit Brötchen, Butter, Frühstücksbrettchen und kleinen Käsemessern kommen. Dann würde es ja ein kleiner Zwischenimbiss werden.
Victoria findet ja, dass Albert die Beschriftung des Wagens vergeigt hat. 'Der Käse, der aus den Löchern fliegt', das verstehe wer will. Aber "Baby(bel)-Weitwurf" – das ist doch nur geschmacklos verschwurbelter Kopfkäse. Zumal sie den Käse nur ungern fliegen lässt. Lieber sorgt sie persönlich dafür, das jedes Stück in gute Pfoten kommt.
Die 'Tiefflieger' haben genug von der ständigen Reise im Kreise. Da haben sie ihre Flugzeuge genommen und sich in den Zug eingereiht. Nun hoffen sie, dass Alberts Magnum-Sektflaschen dem ständige Geruckel im Wagen standhalten und ihnen die Korken nicht noch um die Ohren fliegen. Sie würden ja gern eine Extrarunde fliegen und sich hinten im Zug wieder einreihen. Aber bis jetzt will niemand mit ihnen tauschen.
Giulio weiß, das heute seine Eisdiele "Il Pinguino" kein Geschäft machen wird. So hat er im Fahrrad den Straßenverkauf eröffnet. Und einen Pinguin auf den Eiskasten gesetzt. Guilio ist schon ein Schelm, der Arges dabei denkt. Er verteilt gern sein Eis, muss sich dann nur immer wieder abstrampeln, um danach die Lücke zu den 'Tieffliegern' zu schließen.
Die Zwillinge haben sich schnell ein Eis besorgt und den Käse erst einmal beiseite gelegt. Hoffentlich haben sie es aufgeschleckt, bevor die nächsten Süßwaren anrücken. Damit sie wieder beide Pfoten zum Fangen freihaben.
Bei den 'Tieffliegern' hat die Katze mit dem Jet die Führung übernommen und zieht die Flügelmänner in der Formation nach. Sie vertraut auf ihren Tretdüsentrieb und gibt einfach Stoff, wenn die Flaschen gefährlich wackeln sollten. Dann schießen sie einfach am zuckelnden Käsekasten mit seinem trägen Schlepper vorbei und bringen sich beim Bauwagen der Erdmannen in Sicherheit.
Hinter Giulio dieselt der zweite Bö-botz im Zug. Er hat sich unter ein grünes Dach begeben. Ein dichter Tuff von echter Flowerpower schmückt sein Haupt.
Der Blechläufer steht zum 'Klimawandeln'. Wenn der Winter ausfällt, kommen die Sommerblumen schneller. Das passt doch in die neue Zeit, in der niemand Zeit hat. Weder die Gartencenter noch die Kleingärtner. Kaum ist die weiße Weihnacht ausgefallen, träumen alle von bunten Frühlingsbeete weit vor Ostern und fabulieren von frühen Blühwundern mit Rosen und Großstauden.
Dafür steht auf seinem Kopf auch Robin Tutuut, der Rächer der getopften Baumarkt-Begonien und ausgesetzten Betonkübel-Betunien. Auch das sind Lebewesen, die sich Mühe geben, Farbe und Freude in unser Leben bringen.
Zwei kölsche Jungs ziehen den kleinsten Zug der Welt dem Riesenrummel zum Rosenmontag am Rhein vor. Hier wird man noch gesehen, wenn sie den kleinsten Polizistenkorso der Welt geben.
So tuckern sie in Uniform mit ihren Harleys zufrieden durch die Straßen. Alle jubeln ihnen begeistert zu und sind sogar glücklich, besonders strenge Ordnungshüter zu sehen.
Die Zuschauer feiern die beiden Jungs auf ihren Maschinen ab … aber wenn die beiden dafür leckere Knöllchen verteilen könnten … sie warten dann doch sehnsüchtig auf den nächsten Wagen, der sich Zeit lässt.
Er hat offensichtlich etwas zu verteilen, immer wieder wirft die Besatzung irgendwelche Flugobjekte in die Menge. Es sind die Farbmäuse, die sich unter dem Motto "Wir sind bunt" zusammengeschlossen haben.
Sie haben Zeit, denn sie fahren unter dem Banner "Hetz mich nicht so". Sicher sind hier die meisten Zuschauer schlicht Grau, Weiß oder Braun. Aber auf diesen Wagen kommt nur, wer es ein bißchen bunter treibt. Und das ist schon eine besondere Gemeinschaft. Sie sind aber in erster Linie Mäuse, wie viele Besucher am Straßenrand und Teilnehmer am Zug. So können sie sich ganz entspannt unter Gleichen treiben lassen und haben nur Ärger mit den Geschenken.
Als sie die Wurfwaren eingekauft haben, war das Verteilen von bunten Filzbällen noch eine gute Idee. Das passte doch genau zu ihrem Motto. Da konnten sie ja noch nicht wissen, das kurz zuvor die Erdmannen wahllos riesige Haufen klebrig-bunter Bälleberge hinterlassen haben und keiner mehr weitere Filzkugel sehen kann.
Sie konnten doch nicht ahnen, dass andere Mitfahrer die gleichen Einkaufsquellen haben. Im nächsten Jahr versuchen sie vor die Erdmannen in den Zug zu kommen. Und sie werden bunte Lollis oder pinke Zuckerwatte verteilen. Oder anderes klebrige Zeug statt klebriger Bälle …
Sie stehen für echtes Greenwashing: Statt fremde Pflanzen zu kidnappen und Bäume und Sträucher in Gärten gefangen zu setzen, wäre es doch viel nachhaltiger, wenn Bären, Drachen und Mäuse lieber selbst grüne Pflanzenanzüge tragen würden. Das befriedigt die Lust auf Natur und Grün. Es muss dann natürlich von Zeit zu Zeit ausgelüftet und gewaschen werden. Am besten in Handwäsche, weil dieses blickdichte Körperdickicht bei der ganzen Lauferei doch ziemlich warm und schweißtreibend ist.
Idee: SchneiderHein Fotos: W.Hein
Der kleinste Zug zieht sich – viele Gruppen warten noch auf ihren Auftritt und Wagen auf ihre Auffahrt bis endlich der Karnevalsprinz im letzten Wagen den Umzug schließt. Aber es sind ja auch in Mainz, Köln und Düsseldorf viele Stunden abzuguckende Fernsehzeit bis dort alle Rosenmontagszüge durch sind.