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Samstag, 15. Mai 2021

Do the Hopsalot-Hop (again)

 

Eine Zeitmaschine bräuchte man. Die kleine weiße Maus steht inmitten von Hits, Hits, Hits. Sie hat als aktiver"Plagegeist" natürlich auch eine Gitarre und könnte vieles davon nachspielen. Aber als Nachspielerin bekommt man viel weniger Geld. Mit einer Zeitmaschine könnte sie die Erste sein, die diese Hits spielt und damit als Erste das große Geld machen...

Wo sind sie da bloß reingeraten? Angelina und Sir Hopsalot haben die Schuppentür aufgezogen und sind mit dem Sonnenlicht in das unbekannte Lager hineingeschlüpft.

Hier stehen lauter bunte Kisten rum. "Musikkisten sind das," die graue Maus hat so etwas in alten Filmen gesehen. "Mit viel Chrom und Plastik stehen die in den Filmen immer in den Imbissen oder Bars herum." Der Hase staunt nicht schlecht. So viele Musiktruhen auf einem Haufen. Wer die hier wohl eingelagert hat?

Ob die ollen Kästen noch Musik machen können? Auch eine kleine weiße Maus stromert immer noch zwischen den bunten Plastikschränken umher. Das lässt sich doch herausfinden. Der weiße Nager klettert schnell zu Knöpfen und Schaltern herauf. Die flinken Pfoten tanzen über die Tasten und – oh Wunder – die erste Musiktruhe erwacht zum Leben: Bop bopa-a-lu a whop bam boo. Tutti frutti, oh Rudy. Schnell springt die Maus zur nächsten Tastatur.

O-o-only you can make all this change in me. Tutti frutti, oh Rudy. "Duu-wapp-alu-wapp-dann-duu," summt der Hase und – ob er will oder nicht – er beginnt im Takt zu wippen. Got a girl named Sue, she knows just what to do. Schon tänzelt er im Takt.

Momma, pappa told me: 'Son, you better watch your step.' Wenn er nur wüsste in welchen, denn schon spielen immer mehr von diesen Tontruhen:
Oh yes, I'm the great pretender. Pretending that I'm doing well. Und jede dudelt etwas anderes: Tutti frutti, oh Rudy. A whop bop-a-lu a whop bam boo.

Good golly Miss Molly, sure like to ball. Die kleine weiße Maus will wissen, ob wirklich alle Dinger 'funsionieren'. Well, it's one for the money. Two for the show. Und das so schnell wie möglich: Let's rock, everybody, let's rock. Everybody in the whole cell block was dancing to the jailhouse rock.

Step on my blue suede shoes. Die kleine Nagerin ist begeistert. O-o-only you can make all this change in me. Aus jeder dieser Riesenkisten kommt nicht nur ein satter Klang. Sie blinken und leuchten in allen Farben dazu im Takt. See you later alligator. After 'while crocodile.

You shake my nerves and you rattle my brain. Too much love drives a man insane.
Der arme Hase kann gar nicht anders. Weeeeh, kiss me baby! Ooooooh, feels good! Er muss tanzen, springen, sich drehen und hüpfen. You can burn my house. Steal my car. Die Musik treibt ihn an und immer weiter. I'm gonna wait till the midnight hour. That's when my love comes tumbling down.

Goodness gracious, great balls of fire! "Kannst-duu-wapp-nicht-malapp-Pause machen," schnauft der Hase. "Da-uund-alles-duwapp-nacheinader-spielen?" Night and day. You are the one.

Volare, oh, oh, cantare, oh, oh, oh, oh. Nel blu dipinto di blu. Noch ein Lied stimmt in das Durcheinander ein.
I'm gonna wait till the midnight hour. Der Hase weiß schon jetzt nicht mehr, welchem Takt er folgen soll. Let's rock, everybody, let's rock. Everybody in the whole cell block was dancing to the jailhouse rock.

Though we're apart. You're part of me still. Angelina staunt, dass sie in diesem ganzen Lärm doch noch immer wieder einzelne Musikstücke wieder erkennt. For you were my thrill on Blueberry Hill. Doch bevor ihr der Titel einfällt – es liegt ihr schon auf der Zunge – drängelt sich schon der nächste bekannte Hit dazwischen. What a wonderful world, yes, I think to myself.

Hoffentlich ist es bald vorbei. I'm so young and you're so old. This, my darling, I've been told. Sir Hopsalot springt und schüttelt sich. So eine Single hat doch nie mehr als drei Minuten? Oh, please stay by me, Diana. Sonst wäre es doch nie ein Hit geworden? I love you with my heart Oh-oh, oh-oh, oh-oh Oder was treibt die kleine weiße Maus da noch? Goodness gracious, great balls of fire! Wenn Sir Hopsalot Pech hat, findet sie für alle Stücke eine Endlosschleife.

Tu vuo' fa' ll'americano mericano, mericano... ma si' nato in Italy!
Was will die graue Maus? Sir Hopsalot kann nur hilflos die Löffel schütteln. Candy Man, hey Candy Man… Bei all dem Musikdurcheinander versteht er überhaupt nichts. Come on let's twist again like we did last summer. Das ist schon schwierig, wenn ihn nur ein einziges Musikstück ablenkt, weil er immer überall dem Takt folgen will. That's amore. Aber nun ist es eine ganze Top-20-Hitparade … gleichzeitig! Que sera, sera, whatever will be, will be; the future's not ours to see.

Angelina nähert sich erst vorsichtig, als der Radius des Hasen für unerwartete Ausfallschritte wieder kleiner wird. You didn't have to love me like you did. Sir Hopsalot tänzelt wieder von einem Bein aufs andere,… But you did, but you did um ein wenig zu verschnaufen. And now the end is near. Er versucht den Takt einer ruhigeren Nummern in dem Vielklang zu erwischen. And so I face the final curtain. And I thank you.

Da ist er wieder: Der Ausdruckstänzer! Volare, oh, oh… Der Schattenboxer! Cantare, oh, oh, oh, oh... Der Raumgreifer,… Nel blu dipinto di blu… dem eine Maus besser nicht in die Quere kommt. Felice di stare lassu.

Der Hase stapft im Takt auf den Dielenboden. Er hat schon Seitenstechen von der wilden Hopserei. I think of you. Day and night. Das ist jetzt ein ruhiger Mittelteil. Don't you step on my blue suede shoes. Doch schon wippen die Löffel wieder abwechselnd nach rechts und nach links. Who can take the rainbow? Dann ein stetes Kopfnicken,…  Wrap it in a sigh …bevor die Bewegung die Schultern erfasst…  Soak it in the sun and make a groovy lemon pie …und die Pfoten passend zum Schlagzeug Löcher in Luft hauen. The Candy Man! Als auch noch die Hüfte nur noch schwingt,…  The Candy Man can! ist es um die Ruhe geschehen. The Candy Man can cause… Mit einer wirbelnden Drehung springt das Langohr wieder mitten auf die Tanzfläche …he mixes it with love and makes the world taste good.

Doch kaum setzt die nächste Strophe eines Rock'n'Roll Klassiker mit dem furiosen Ohrwurm ein,…  She rock to the east, she rock to the west …treibt es den armen Hasen zu immer neuen Riesensprüngen und großen Gesten. But she's the girl that I know best. Plötzlich ist der Hase verschwunden, doch die Mäuse hören ihn im nächsten Gang japsen und die Pfoten patschen auf die Fliesen. Night and day. You are the one. Only you beneath the moon and under the sun. "Musstest du wirklich alle Boxen in Gang setzen?" fragt Angelina die weiße Maus. And I think to myself what a wonderful world. Die zuckt nur mit den Schultern: So ist ihre Natur. Der Hase muss tanzen und sie muss alles ausprobieren – und hat nie genug Zeit dafür! And more, much more than this I did it my way.

Tutti frutti, oh Rudy. Das muss doch ein Ende haben! Tutti frutti, oh Rudy. Entnervt hämmert Sir Hopsalot auf der blinkenden Tastatur der lautesten Musikbox ein. Tutti frutti, oh Rudy. Doch die einzige Reaktion, die er dabei erreicht, ist … das Stück fängt wieder von vorn an. Bop bopa-a-lu a whop bam boo.

Die graue Maus sieht sich verwundert um. Like the beat beat beat of the tom-tom. Plötzlich ist der wilde Rammler verschwunden. Inzwischen ist er in dem lärmenden Chaos nicht mehr so leicht zu orten. I'm gonna wait till the stars come out. Viele Stücke nähern sich ihrem Höhepunkt und…  And see that twinkle in your eyes …ziehen noch einmal Lautstärke und Tempo an. I'm gonna wait till the midnight hour. Doch dann hört sie das Japsen und gleichzeitig hurtiges Pfotengetrappel. Yeah, let's twist again, like we did last year. Und mit einem Sprung ist er wieder da, landet im Ausfallschritt und schwingt die Fäuste im Takt: All you want to do is ride around Sally, Huh! 

That's amore. Wenig später steht Sir Hopsalot endlich vollkommen ausgepumpt… With a happy refrain… neben den beiden Mäusen: "Ich kann-na-napp du-wapp nicht mehr…“ …just singin', singin' in the rain.

Vorher muss er doch nur diese wilden Lärmkisten stoppen. When I bit off more than I could chew. Hektisch hämmert auf die Tasten ein,… But with it all, when there was doubt …wenn es ihn hüpfend mal wieder… i ate it up than spite it out …an einer blinkenden Hit-Maschine vorbei treibt. When the stars make you drool just like a pasta e fasul. …my way.

"Komm endlich mit!" Bells will ring ting-a-ling-a-ling, ting-a-ling-a-ling… Die Mäuse winken ihm zu und halten sich danach die Ohren zu. And you'll sing 'Vita bella' "Wir gehen. Es ist doch unerträglich laut." Hearts will play tippy-tippy-tay, tippy-tippy-tay…

"Ja-wappulapp-gleich!" stößt das Langohr hervor. "Ich-bebop-komme-duwapp-gleich!" Kiss me baby, Ooooooh! feels good! Er würde gern gehen, aber noch treibt ihn der Takt. I'm really nervous, but it sure is fun. Die Mäuse drehen sich noch ein letztes Mal um, bevor sie aufbrechen. Come on, baby, you drive me crazy! Sir Hopsalat winkt zurück und dann reißt ihn die Musik wieder mit. Goodness gracious, great balls of fire! 


Fotos: W.Hein

Diese Geschichte gab es schon einmal. Das ist also ein Remake in neuer Kulisse und einigen wenigen Änderungen. Die meisten ergeben sich aus den etwas anderen Blickwinkeln und aus dem Wissen späterer Jahre (Hier liegt inzwischen der Start für die Zeitreisen). Warum es hier jetzt veröffentlicht wird? Nun, es wäre eine Möglichkeit, die alten Geschichten wieder ins Rampenlicht zu zerren, da ein Archiv für viele Blogbesucher weniger eine Schatzsuche denn ein Staubfänger mit Altlasten ist. Aber eigentlich geht es nur darum, dass Sir Hopsalot als Ausdruckstänzer auch einen zweiten Auftritt mit Bravour meistert.

Schon damals 2017 gibt es wohl zu wenige Leser für eine echte 'Challenge': 
Wie viele Hits werden hier gespielt und vor allem welche?

Montag, 21. September 2020

Die grellen Lichter der Nacht

 

Ein Raunen geht durch die Reihen. Endlich betritt die Band die Bühne. Der Sänger nickt knapp dem Publikum zu und greift sich den Mikrofonständer. "Uhhhwahhh! Seid ihr berreit? Berrrreit füüür Stunden voller bunter Verrrückheit?" In die Kunstpause drängen sich die ersten Gitarren. Der Gelbschopf legt den Kopf schief, bevor er flüstert: "Und etwas Musik?" Das Publikum antwortet mit Johlen und begeistertem Kreischen der Mausegroupies!

Dann bricht die 'Overture over fur" mit infernalischem Getöse über die Anwesenden herein. Painful Plaid beginnt alle Konzerte mit voller Wucht, um den Fans erst einmal die Gehörgänge frei zu blasen. Von all dem Gesäusel der Fahrstühle, Supermärkte und Kommerz-Formatradios. Die Fans wissen das und erwarten das auch so … Nur die zufällig Anwesenden, die ihre Karten letzte Weihnachten geschenkt bekommen oder beim Preisausschreiben gewonnen haben, halten sich erschreckt die Ohren zu.

"Ich komme nicht durch." Die kleine weiße Maus ist mit Jack durch die Zeit angereist. Das letzte Mal hat sie die Band mitten im Nirgendwo angetroffen. Ihr Konzert hatten sie gerade verkifft. Jetzt stehen sie endlich auf der großen Bühne. Schon damals wollte sie die neue Leadguitar spielen und eine Zusage hatte sie schnell bekommen. Nun kann Max sein Versprechen einlösen – doch sie kommt nicht bis zur Bühne. Jack fragt sich noch, wann sie überhaupt hier gelandet sind? In der Gegenwart würde jeder Besucher sein Smartphone hoch halten und das Konzert aufnehmen, um es danach bei YouTube einstellen.

Hier heißt live noch, dass alle selber sofort zuhören und sich nicht erst später an der Retorte freuen.

Die Fans sind von der 'Overture' ohne Hemmungen und Filter noch ganz sprachlos. So entsteht eine kurze Pause bevor das erste 'reguläre' Stück mit einem Gongschlag beginnt.

Max greift sich wieder das Mikro und kündigt den nächsten Song an: 'Stellar Overtime' und das ist wörtlich zu nehmen. Denn Painful Plaid machen keine Gefangene, wenn es um die Länge ihrer Stücke geht. Und im Konzert hängen sie gern noch ein paar Verzierungen dran.

So greift Kurt beherzt in die Tasten, um in den ersten Minuten die Harmoniegebirge aufzutürmen, die von den Gitarren dann wieder Stück für Stück niedergesägt zu werden.

Max wippt mit dem Mikrofonständer im Takt der Power zweier Schießbuden. Er summt die erste Strophe, um sich einzustimmen. Noch dröhnen die Gitarren und wummert der Bass für den interstellaren Flug durch einen Asteroidengürtel bevor der Kurs auf die nächste Doppelsonne gesetzt wird …

Kurt übernimmt mit dem Keyboard den Gleitflug mitten durch die beiden Sonnen, nur der Bass treibt ihr musikalisches Sternenschiff durch die geifernden Protuberanzen.

"Uhh Yeahh!" übernimmt der Chefkosmonaut das Kommando. "Weeaah drive thru the starrrs!" Max lässt es krachen! "Uhhh Yeah!" Und die Mäusemädchen vor der Bühne schmelzen dahin.

Er gurgelt, röchelt und grummelt sich durch die Verse. Die Fans können jedes Wort mitsingen, da muss er sich mit der Verständlichkeit keine Mühe geben. Aber niemand kann diesen Song so interpretieren wie er. Denn niemand weiß, was er als nächstes tun wird. So dehnt er den Refrain bis zur äußersten Schmerzgrenze der Gehörgänge: "Ssssssssteeeeaarlllllaaahaaaaaaarrrr Oouuaaavveeeeeeerttiiiiiiiiiieeeeeeeehhhhhhhhmmmmmmmmeeeeaaaahhhhr …"

Bob kann sich ein Grinsen kaum verkneifen. Jedes Konzert dasselbe Spiel. Sie versuchen Max so lang wie möglich am Singen zu hindern und wenn er endlich loslegen darf, dehnt er jede Silbe bis zur Unendlichkeit – und zurück.

Nur den beiden Schlagzeugern ist es egal. Sie sind sowieso nicht zu bremsen. Und wenn einer von beiden mal einen Schluck trinken will, trommelt der andere in der Zeit halt mit der doppelten Intensität.

Doch im Moment ist eine Pause nicht zu denken. Gleich beginnt ihr großes Doppelsolo, wenn der interstellare Überflug sich dem schwarzen Loch nähert und sich alles beschleunigt, bis es dem Piloten die Stimme verschlägt.

Sie hätten mehr Ohrenwatte mitbringen sollen. Was für eine Karriere: Gestern noch (wenigstens gefühlt) haben sie diese Hippies wegen Ruhestörung verwarnt – heute müssen sie den Ordnungsdienst für ihren Radau machen. Und kleinen Mädchen den Weg zu den Toilettenanlagen zeigen.

Misstrauisch betrachten die Cops die kleinen Verrückten vor der Bühne. Wer geht sonst freiwillig in so einen Hexenkessel? Sie sollen Präsenz zeigen, aber niemanden stören. So stehen sie am Rand, wo die großen Boxentürmen stehen. Und sehnen sich nach der nächsten Einsatzfahrt mit Sirenengeheul.

Da ist das große Doppelsolo. Nur die beiden Schlagzeuger werfen sich die Bälle zu. Abwechselnd stürmt einer von beiden voraus, fordert den anderen mit immer neuen Taktwechseln heraus, brilliert mit seinen Tricks und eilt kurz danach atemlos dem Partner hinterher. Dann steigt die restliche Band ein, kurz bevor sie das schwarze Loch erreichen und die Bühne im Dunkel versinkt.

Ein kurzer Moment der Stille, den einige Mausmädchen sofort zum Ratschen nutzen. Wo gibt es die leckersten Erdbeershakes? Warum trägt Pretty immer Pink? Hat Pearl einen Freund oder warum ist sie nicht bei ihnen? Hat jemand noch einen Zehner? Die Getränkepreise sind viel höher als beim letzten Konzert. Ich trinke immer vorher und dann danach. Auf dem Weg zum Konzert war doch eine Trinkhalle. Der Rest geht in den ersten Takten des nächsten Stücks unter. Nicht, dass die Mädels stoppen, aber ab jetzt hört sie keiner mehr.

"See me max play" beginnt mit Max an den Bongos. Er steht im Zentrum der Bühne und trommelt und streicht zärtlich mit den Händen über die stramm gespannten Felle.

Der Sänger überlässt die anderen Instrumente gern der übrigen Band. Singen ist schon Job genug. Und jemand muss sich auch um die ganzen weiblichen Fans kümmern. Wegen der trockenen Tränen und den feuchten Träumen. Aber die Bongos nimmt er gern, um einen kurzen Moment verschnaufen zu können.

Die anderen kennen das Riesen-Ego von Max und sind an manchen Tagen froh, überhaupt noch Platz auf der Bühne zu haben. Aber einer muss ja auch den Riesenmax oder Oberpimpf machen. Denn, wenn sie nur ihre Gitarren schwingen würden und alles entspannt angehen ließen, würden sie wahrscheinlich nur auf Hochzeiten Coverversionen spielen.

Da sind Rick und John lieber echte Rockstars mit wilden Groupies, knorrigen Roadies und fliegenden Fernsehern in fremden Hotelbetten weit weg von zuhause. Es ist nicht immer einfach. Aber immer noch besser als fremden Schmalz als Mietmusiker auf Familienfeiern in entlegenen Landgasthöfen abdudeln zu müssen.

Zu beiden Seiten der Bühne stehen die Boxentürme der berühmt-berüchtigten 'Wall of sound'. Keine Band stapelt mehr Boxen auf die Bühne. Mächtige Lautsprecher sorgen für den richtigen Druck. Es mag Bands geben, die besser spielen. Es mag Bands geben, die mehr Hits haben. Manche Bands machen mehr Kleinholz. Aber keine Band ist lauter. Das weiß auch der nervöse Musiker, der hinter den Boxen auf seinen Auftritt wartet.

Endlich winkt Max ihn zu sich auf die Bühne. Es ist Star, der frühere Lead-Guitaristo von Painful Plaid. Jahrelang sind sie sich aus dem Weg gegangen, nun ist es endlich Zeit für das große Wiedersehen. Wenn es auch nur für ein paar Minuten auf der Bühne ist.

Max begrüßt Star, stellt ihn kurz den Fans vor und überlässt ihm die Bühne für seine Version von 'Star spank the banner': "Oh yeah, boy oh boy, wish you cum a star?" Die Mausemädchen kreischen. "Here he is …" Star lässt seine Gitarre aufheulen und fetzt über die Saiten.

"Oh boy, can you see the damn' early light?" haucht Max in sein Mikro. Währenddessen schwingt sich die Hymne in immer neue Höhen, bis sie zu "… the rockets red glare, the bombs bursting in air …" in einem Feuerwerk der ineinander verwobenen Akkorde explodiert. Niemand macht das so wie Star, der jetzt erst richtig aufdreht.

Atemlos hängen die Fans an seinen Fingern, die über die Saiten tanzen. So lange mussten sie darauf warten, bis sie den Guitar Hero ihres Bravo-Starschnitts live auf der Bühne erleben können. Dabei haben sie es immer wieder erhofft. Es gab vorher Gerüchte, aber dennoch ist dieser Auftritt eine absolute Überraschung.

"We're the band of the free in a home of the rave." Max singt seine eigene Version wenn Star die Gitarre fliegen lässt. Das ist endlich sein Solo … Er vergisst dabei fast alles um ihn herum und beugt sich immer weiter über die Bühne …

Bis er ins das Gleichgewicht verliert und vom Sofa ins Rutschen kommt …

Unsanft landet er auf dem Boden zwischen verschütteter Cola und halb gegessener Pizza. Wie ist er bloß wieder in seine Bude gekommen?

Fotos: W.Hein

Ist das alles nur ein Traum? Muss Star weiter auf das große Wiedersehen warten? Oder ist das hier der Traum, wenn der Held von der Bühne fällt. Auf jeden Fall hatte Painful Plaid noch einen großen Auftritt verdient. Mit richtiger Bühne, riesigen Boxentürmen, tanzenden Lichtern und sattem Nebel auf der Bühne, der alles schemenhaft und unwirklich scheinen lässt. Eigentlich ein Wunder, warum so eine "harte" Band so viele Girlie-Fans hat. Aber die Mädels mögen ja die bösen Jungs ...