Samstag, 29. September 2007

Reiche Beute

Mariele trippelt aufgeregt von von einem Fuß auf den anderen.
Kleine Freibeuter können so umständlich sein. Sie hat sich ihren
Hasen gegriffen und ist längst startbereit. Frederik hebt gerade
erst seine Piratenente vom Steg. Und setzt sie vorsichtig nach
unten auf die Betonplatten, die rund um den Teich führen. Damit
das kleine Rädertier mitkommen kann und nicht oben warten muss.
Das dauert. Dabei ist es schon Abend und bis jetzt haben sie immer
noch keinen Schatz gefunden.

Endlich stöbern sie durch die Rosenbüsche, Staudenhorste
und Sträucher. Die kleine Bärin blinzelt genau in das Zwielicht
unter dem dichten Grün, ob da nicht etwas blinkt und blitzt,
wenn sie mit dem langen Säbel die Blätter auseinanderschiebt.

Mariele ist sich sicher: Wenn jemand seine wertvollsten Dinge
im Garten versteckt hat, dann hier in den Pflanzen hinterm Teich.
Sonst waren sie ja auch schon überall.

Mit dem kräftigen Stößen durchpflügt der kleine Freibeuter
die Astern. Zum Durchkämmen der Büsche ist so ein Piratensäbel
aber eigentlich viel zu fitzelig. Es sollte dafür Schurkenharken oder
Korsarenhäcker geben. Irgendwas mit ganz vielen Zinken vorne dran.
Bei der nächsten Schatzsuche wird Frederik auf jeden Fall eine
bessere Ausrüstung mitnehmen. Und jemanden, der sie tragen muss.


Die Bären sind wirklich gründlich. Aber wieder nichts.
Und eine Schatzsuche ohne Schatz ist doch nur blöd.
Vielleicht darf man das am Ende noch nicht einmal so
nennen. Dann ist das alles nur so eine Nichts-Suche ... bööh!
Also weiter: Jetzt sind die großen Blätter in der Ecke dran.

Das riesige Funkienlaub reicht bis zum Boden. Dicht an dicht
schieben sich die stabilen Blätter übereinander. Die kleinen
Schatzsucher können beim besten Willen nicht sehen, wie es
darunter aussieht. "Das ist bis jetzt der beste Platz!" Frederik
drückt das störrische Grünzeug beiseite, bevor er hinzu fügt:
"Hoffentlich, denn die Piratenente ist schon ganz müde und hungrig."

Dann halten zwei Bären einen Moment lang die Luft an und
kriegen erst einmal kein Wort heraus: Tief im Schatten mitten
unter der Funkie steht dort tatsächlich ... ein richtiger Schatz.
Schon ganz übersichtlich in eine Holzkiste verpackt. Die Perlen
und Edelsteine glitzern auch sofort in den tiefen Strahlen der
Abendsonne, die jetzt zwischen den beiden Bären ins Dunkle
hineinleuchten. Alles ist genau so, wie sie sich das in ihren
kühnsten Träumen immer vorgestellt haben.


Doch jetzt wird es Zeit, den kostbaren Fund zu bergen.
Frederik hebt die großen Blätter an, damit Mariele besser
reinschlüpfen kann.

Die Piratenbraut atmet ziemlich tief und stöhnt dabei,
als sie die Kiste endlich ans Licht zerrt. So ein Schatz
kann ganz schön schwer sein.


Frederiks Jubel kennt jetzt kein Halten mehr: "So einen
tollen Schatz hat hier bestimmt noch niemand gefunden.
Das ist ein ganz bedeutender Fund!" Auf jeden Fall ein
schwerwiegender, denn mit einem lauten Plumpsen lässt
Mariele die Holzkiste auf die Steine fallen.

Jetzt kann der kleine Pirat auch mal die Verantwortung
für ihren "bedeutenden" Superfund tragen. Und die sperrige
Holzkiste auch. Der Schatz ist ja so groß, dass der Deckel
nicht mal schließt und die mindestens die Hälfte raushängt.
Mariele trägt inzwischen ihre Piratensäbel und den Hasen.


Mariele hat recht gehabt. Das muss der kleine Freibeuter
schon zugeben. Das Ding ist höllisch schwer. Außerdem
muss er aufpassen, dass er nicht stolpert, wenn er auf eine
der runterbaumelnden Ketten tritt. Kaum hat er die Kiste eine
Steinplatte weiter gewuchtet, überredet er die kleine Bärin,
jetzt gleich hier eine Pause zu machen und den Schatz genau
zu untersuchen. Die stimmt sofort zu, da sie eigentlich auch
viel zu neugierig ist.

Der Hase hat es nicht mehr in seinem Versteck ausgehalten.
Erst hat er die Jubelschreie gehört. Danach viel Geschnaufe
und ein wenig Freibeutergefluche über im Weg hängende
Klunkerketten. Jetzt sind nur noch leise Aahs! und Ohhs! zu
hören und eifriges Geklimper. Vorsichtig nähert sich das stille
Langohr den offensichtlich erfolgreichen Findern.

Endlich sehen auch die kleinsten Mitglieder der Eksspiediediom
den großen Protzfund. Die Piratenente und der Marieles Hase
sind richtig stolz auf sich, denn ohne ihre Hilfe hätte der Schatz
sicher nicht gefunden werden können. Der kleine Kuschelfreund
wühlt schon eifrig mit, während sich die beiden Bären begeistert
die wertvollsten Klunker vorführen.

Schon bald ist das kleine Schlappohr fündig geworden.
Für sich hat es eine Kette mit bunten Glasperlen und
weißen Meeresschnecken raus gezogen. Die Piratenente
bekommt auch eine Muschelkette. Marieles Hase hängt
dem Rädertier schnell das Schmuckstück um den Hals.


Dann wühlt der kleine Hase weiter in der Kiste.
Und der Rädermaat zeigt seinem Freibeuterkapitän
begeistert den neuen Halsschmuck.


Auch Mariele hat in die Vollen gegriffen und sich eine Kette
um den Hals gehängt. Eine weitere hat sie auf dem Kopf
geschlungen. "Das ist ein Tiadehm!" erklärt sie dem etwas
ratlos guckenden Frederik. In der einen Pfote hält sie einen
grünen Armreif und eine weitere Kette hat sich die kleine Bärin
mehrfach um den Unterarm gewickelt. Sie kann sich gar nicht
satt sehen an den schimmernden Perlen und leuchtenden
Steinen an ihrer Pfote. Das funkelt alles so schön.

Frederik legt den Kopf auf die Seite und betrachtet die kleine Bärin,
die sich im Licht dreht, damit die Glitzersteine besser leuchten.

Der junge Bär atmet tief durch und schluckt ein paar Mal,
bevor er sich traut: "Weißt Du Mariele, du siehst jetzt wie ..."
der Schrecken der sieben Weltmeere und des Gartenteichs
schluckt noch einmal: "... wie eine richtige Prinzessin aus."


Mariele stutzt einen Moment und schaut sich an.
Stimmt! Überall glitzert und funkelt es. Sie ist jetzt
eine Prinzessin. Und sie hat nichts dagegen.

Da hat Freedrik den namenlosen Hasen entdeckt.
Er winkt ihn gleich eifrig heran. "Ich möchte aber
nicht stören," windet sich das Langohr. "Im Gegenteil,
lieber Freund! Wir müssen dir etwas zeigen, dass du
sicher noch nie gesehen hast. Wir haben den großen
Piratenschatz gefunden." Der Freibeuter überlegt einen
kurzen Moment: "Vielleicht ist es ja sogar der größte
Piratenschatz überhaupt."

Voller Stolz zeigen ihm die beiden Bären die wertvollen
Ketten, die reich mit Edelstein besetzten Anhänger und
die sicher unbezahlbaren Broschen. Der Hase bewundert
jedes Schmuckstück ausgiebig. Im Stillen hofft er, dass noch
niemand im Haus die vielen Glitzerdinger vermisst. Er hat in
der ganzen Aufregung ganz vergessen, um Erlaubnis zu fragen,
als er sich den Schatz geborgt hat.

Die stolzen Piraten sind auf jeden Fall glücklich. "Gebt mir eure
Pfote," ruft Frederik: "Schlagt ein." Ihre Eksspiediediom ist ein
richtig großes Abenteuer gewesen. Sie haben am Ende den Schatz
gefunden. Und einen Nootpohl. Weil sie so eine tolle Mannschaft
sind: Der Käptn mit Freibeuterhut, der deshalb sagen darf, wo es
lang geht. Wenn eine Jetzt-doch-Prinzessin nicht schneller ist.
Ein treuer Rädermaat und Marieles Schlappohr nicht zu vergessen.
Die Kleinsten sind durch dick und dünn mitgekommen. Dabei hätten
sie in dem riesigen Garten doch so leicht verloren gehen können.


Die Sonne verschwindet schon hinter den umliegenden Bäumen
und sie sitzen immer noch im Garten. Die großen Schatzsucher
und -finder haben noch so viel zu erzählen. Der namenlose Hase
hört ja sowieso lieber zu.

So fing alles an ...

Fotos W.Hein

Ein namenloser Hase: "James" von Marjoleine Diemel
(Old Time Teddies & Furry Friends)
Frederik: Barbara Fernholz (Zaubearhaft)
Mariele mit Hase: Christiane Kaufmann (Hünfelder Bären)
Piratenente: Fundstück

Donnerstag, 27. September 2007

Keine Zeit, keine Zeit

Frederik schlägt mit dem Säbel auf die Büsche, nachdem
das mit dem Sich-in-die-Büsche-schlagen vorher nicht
geklappt hat. Jetzt sucht er mit Mariele, ihrem kleinen Hasen
und der Piratenente schon seit Stunden den großen Piratenschatz
im Garten. Sie sind an den Grenzen gewesen. In den hintersten
Winkeln. Auf allen Wegen. Mitten im grünen Gestrüpp. Er hat
nach Blattgold auf Bäumen gesucht. Und bis jetzt nichts. Also
untersuchen sie jetzt das dichte Blattwerk der Sträucher und
vorsichtig das pieksige Immergrün.

Nun sind die drei Buchsbaumkugeln an der Betonfläche dran.
Erst stochern die beiden Bären mit ihren Piratendolchen im
dichten Laub. Das macht beiden unheimlich viel Spaß, aber
finden tut man so natürlich nichts.

Also greift Frederik beherzt ins grüne Gestrüpp und zieht
die Zweige solange auseinander, bis er die Äste im Inneren
sehen kann. Wieder sieht er nur einen nackter Stamm im Schatten
und keine Spur eines Schatzes. Sie werden weitersuchen müssen.

Es raschelt weiter hinten im Garten. Der unbekannte Hase
schaut schnell über die Schulter und spitzt die Ohren. Wenn
das Langohr die Luft anhält, hört er die beiden Bären in den
Büschen. Von Zeit zu Zeit werden die Piratenente und
Marieles Hase gerufen, sie sollen ja nicht so weit zurück bleiben.

Das ist gut, wenn die Piratentruppe noch außer Sichtweite
beschäftigt ist. Der Hase braucht einfach noch ein wenig Zeit.
So hat er sich gleich zu Anfang von der großen Eksspediedieom
verabschiedet, um unbemerkt ins Haus zu kommen. Hier hat er
inzwischen alle Ketten und Schmuckstücke, die ordentlich prunken
und protzen, zusammengesucht und in eine Holzkiste gestopft.
Er prüft noch mal, ob im Licht alles schön glitzert und gleißt,
bevor der schwerste Teil seines Plans beginnt.


Er schließt den Deckel so gut es geht und wirft einen
letzten Kontrollblick in die Runde. Die Luft ist rein. Also los.


Doch wohin mit der Schatzkiste? Er will sie doch für die Piraten
im Garten gut verbergen. Das Verstecken von Geschenken liegt
den meisten Hasen wohl im Blut. Sonst hätten sie sich auch nie
für diesen Eierjob im Frühjahr gemeldet.


Jetzt muss er aber diesen Schatz loswerden. Vielleicht am Besten
im Pflanzengewirr hinterm Teich. Vor allen Dingen aber schnell,
bevor die Pirateneksspiediedion zurückkommt.


Der Hase ächzt und schnauft ein wenig, als er versucht
das sperrige Ding zum Versteck zu bekommen. Er hat es gut
gemeint und die Schatzkiste bis oben hin vollgepackt. Vielleicht
auch etwas zu gut, denn sie ist unglaublich schwer geworden
und schließen kann er den Holzkasten auch nicht mehr. Der
kleine Karohase muss helfen, das Ganze zusammen zu halten.


Als die Kiste als Verpackung für die Saat der "Vergessenen Gemüse"
ins Haus kam, war sie viel handlicher. Aber das ist schon lange her
und die Gemüse sind längst schon wieder auch in diesem Garten
vergessen worden. Der Hase ist ja nur froh gewesen, dass er so
eine tolle leere Schatzkiste gefunden hat, die er füllen konnte.
Jetzt braucht er nur noch ein perfektes Versteck im Grünen.


Das Langohr schiebt vorsichtig die riesigen Funkienblätter
beiseite. Das sieht nach dem besten Versteck aus, das sich
ein Schatzverberger nur vorstellen kann. Die tiefen Schatten
der großen Blätter werden die wertvolle Kiste vor allzu
flüchtigen Blicken schützen.


Beherzt greift er die schwere Holzkiste und kämpft sich in
das dunkle Dickicht. Er muss aufpassen, dass einige Ketten nicht
an irgendwelchen Zweigen hängenbleiben. Piratenschätze
können ganz schön sperrig sein.


Geschafft! Die Schatz ist tief im grünen Blattwerk verborgen.
Der große Schatzmeister hat sogar die Blätter wieder zurechtgerückt
und wieder aufgerichtet, damit keine Spur vom Eingang zum Versteck
zu sehen ist. Auch hat das stille Langohr auf seinen Rückweg sorgsam
darauf geachtet, dass ihm nicht doch noch eine Kette herausgerutscht
ist und jetzt in der Sonne verräterisch glitzert.


Plötzlich hält ein namenloser Hase inne.
Entsetzt schlägt er die Arme über dem Kopf
zusammen. Jetzt hätte er doch fast etwas
ganz, ganz Wichtiges vergessen ...


Schnell huscht der Hase wieder zurück zum Versteck.

Mit einem kräftigen Satz springt er wieder mitten
zwischen die großen Blätter.


Wenig später strahlt er über das ganze Gesicht, als er
wieder aus dem Gebüsch kriecht. Sein kleiner Karohase
konnte sich nicht vom Schatz trennen. Und fast hätte das
Langohr ihn zurückgelassen. Aber dann wüssten die Piraten
doch sofort, wer die Geschmeide, Perlen und Edelsteine
versteckt hätte. Und außerdem hätte sein kleiner Liebling
sicher irgendwann Angst im Dunklen bekommen.


Seinen Karohasen fest an die Brust gepresst, hastet er
den Weg zurück. Der flinke Löffelträger will die kleinen
Schatzsucher doch überraschen und alles erledigt haben,
bevor sie kommen. Natürlich alles ganz heimlich, still
und leise, wie es die Natur eines Hasen ist.


Nahe beim Steg taucht das Langohr im Gebüsch ab. Hier müssen
die Schatzsucher wieder lang kommen, wenn sie heimkehren.
Der Hase will doch dabei sein, wenn die Bären den Schatz finden.
Er muss noch lange warten, bis er Stimmen und Schritte hört.


Es ist schon Abend geworden, als eine müde Piratenbande
endlich aus dem Garten zurückkommt. Sie haben doch alles
abgesucht, aber einen Schatz haben sie nicht gefunden. Morgen
gehen sie noch mal mit Schaufeln los und graben alles um.


"Wie tief werden Wertsachen eigentlich so vergraben?"
Mariele überlegt, wie sie morgen vorgehen wollen. "Irre tief,"
behauptet der kleine Freibeuter. "Wir sollten uns einen Bagger
besorgen." Sonst würde die Suche noch Tage dauern. Danach
werden unzählige Löcher den Garten übersähen wie die Krater
den Mond. Das wird ein toller Bären-Abenteuer-Spielplatz.


Nach den ganzen Anstrengungen des Tages müssen die Bären
erst einmal eine Pause machen. Frederik plant schon große
Ausgrabungen, als Mariele plötzlich aufspringt.


"Los komm schon, Frederik," die kleine Bärin ist ganz
aufgeregt. "Vielleicht müssen wir ja gar nicht buddeln.
Wir haben ganz vergessen, rund um den Teich zu suchen."


Der Schrecken der sieben Weltmeere und des Gartenteichs
nimmt darauf seine Piratenente mit Bedacht vom Steg.
Ohne diese Hilfe würde der kleine Rädermaat niemals
den großen Höhenunterschied überwinden können. Und dann
müsste das beste Schnabeltier für Freibeuter wieder warten,
wo doch die Schatzsuche weitergeht ...

Und so geht es weiter ...

Fotos: W.Hein

Ein namenloser Hase: "James" von Marjoleine Diemel
(Old Time Teddies & Furry Friends)
Frederik: Barbara Fernholz (Zaubearhaft)
Mariele mit Hase: Christiane Kaufmann (Hünfelder Bären)
Piratenente: Fundstück



Montag, 24. September 2007

Der Nootpohl

Es ist ein beschwerlicher Weg zum unverhofften Reichtum.
Schon ganz, ganz lange streifen die Bären durch den Garten.
Die beiden sind immer noch auf der Suche nach dicken
Klunkern und fetter Beute. Aber bis jetzt ist da nicht einmal
der kleinste Fitzel von einem Schatz zu sehen.

Die langen Gräser mit ihren scharfen Kanten behindern
ihren Weg rund um den kleinen Aluteich. Die kleinen
Freibeuter müssen die grünen Blätter vorsichtig mit ihren
Säbeln beiseite schieben, um sich nicht zu schneiden.
Das ist jetzt wirklich eine grüne Hölle.

Der kleine Hase muss mit der Piratenente draußen warten.
Die kleinsten Schatzsucher würden im Blattgewirr einfach
nur hängenbleiben. Die große Totenkopf-Flagge haben sie
senkrecht aufgepflanzt, damit Frederik und Mariele sie
wiederfinden. Natürlich wollen sie endlich auch die
Schätze sehen.

Aber so sehr Frederik und Mariele sich auch durch diese
widerspenstigen Seggen kämpfen, einen Hinweis auf den
versteckten "Notgroschen" finden sie hier nicht. Diese
Gräser waren wohl immer schon viel zu pieksig.

Frederik ist langsam sauer: "Weg du altes Gemüse."
Mit dem Säbel drängt er die scharfen Stengel zurück.
"Hau ab, sonst mach' ich Schnitzelgras aus dir!"

Das ist eine ganz schön anstrengende Arbeit, sich so durch
die Segge zu kämpfen. Mariele hat sich eine Schatzsuche
viel lustiger vorgestellt: "Morgen eröffne ich lieber einen
Kaufmannsladen. Dann werde ich bestimmt schneller
im Geld schwimmen."

Vorher schauen sie noch bei den vergessenen Gemüsen nach.
Vielleicht ist da ja nicht nur Grünzeug vergessen worden.
Sie folgen dem Steinplattenweg bis ganz nach hinten zur Grenze.

Danach geht es immer weiter durch den Garten.
Mitten ins Erdbeerfeld hinein. Denn Schätze an
befestigten Wegen kann ja jeder finden. Mariele
und Frederik versuchen ihr Glück deshalb im
dichten Gestrüpp beim alten Efeubaum.

Der Hase auf Piratenente verschwindet fast im
Pflanzengewirr. Es ist nicht einfach, den beiden
Bären in die Wildnis zu folgen. Immer wieder muss
Frederik die roten Räder seines Schnabeltiers aus
dem Pflanzengewirr befreien.

Sie kämpfen sich weiter durch das Dickicht abseits
der Wege. Keine Spur von den wertvollen Geschmeiden
oder glänzenden Goldstücken, auf die Piraten doch
ein Anrecht haben. Aber vielleicht wussten das die
früheren Schatzbesitzer ja nicht. Auf jeden Fall haben
sie wohl keine Lust gehabt, ihre Wertsachen irgendwo tief
im Grünen zu verstecken.

Wenig später stehen die kleinen Piraten auf dem
schattigen Weg, der mitten durch den Hochwald führt.

Von da geht es über den Mulchweg in die letzten Winkel
des Gartens. Weil Frederik schon die schwere Fahne tragen
muss, zieht Mariele inzwischen die Piratenente mit dem
kleinen Hasen.

"Und jetzt?" Mariele sieht mit großen Augen Frederik an.
Und der überlegt fieberhaft. Sie stehen am Ende des
Mulchweges, hier ist auch der Garten zu Ende. Aber die
kleine Bärin im Spitzenkleid sieht immer noch keinen
Erfolg ihrer Suche.

"Hier gibt es gar nichts." Mariele ist ratlos.
Gibt es in diesem Garten eigentlich irgendetwas?

Frederik widerspricht heftig: "Natürlich gibt es hier
etwas!" "Einen Schatz?" Mariele versteht gar nicht,
warum der kleine Freibeuter plötzlich so wild mit dem
Säbel in der Luft herumfuchtelt. "Keinen Schatz!" ruft der
aufgeregt: "Etwas viel besseres!"

"Hier ist es! Und wir haben es gefunden." Frederik
deutet mit dem Säbel auf den Boden vor ihren Füßen.
Marie sieht gar nichts. "Was haben wir denn gefunden?"
Frederik schaut ihr stolz in die Augen: "Na den Nootpohl!"

Frederik zeigtt auf die dunkle Stelle vor ihnen:
"Hier ist der Nootpohl. Und wir haben ihn entdeckt."
Fragende Gesichter sehen den kleinen Freibeuter an.
Der fährt ein wenig trotzig fort: "Nur Bären können
das. Da kannst du Winnie den Pu fragen. Der hat
einen in England gefunden. Es gibt mehrere davon."

Frederik rammt den Fahnenmast in den Boden. Genau dort,
wo die dunkle Stelle ist. "Weißt du Mariele, was das Beste
daran ist? Keiner hat hier einen Pohl vermutet." De
r Bär
zerrt kräftig am Stab und presst ihn so gut er kann in den
weichen Mulch.
"Ich werde ihn mit unserer Fahne markieren.
Damit jeder sieht, dass dies unser Nootpohl ist."


Der kleine Freibeuter schnauft und ächzt, so kräftig drückt
er die Stange in den Boden: "Die Fahne zeigt es allen:
Das ist der Frederik-Mariele-Piratenente-Hasen-Nootpohl
oder kurz der eFeMPeHa-Nootpohl in unserem Garten."

Frederik rackelt noch ein letztes Mal an der schwarzen
Totenkopf-Flagge.
"Es ist geschafft. Jetzt gehört er uns."

"Wieso soll hier ein Nootpohl sein?" Eine kleine
Bärin bleibt ungläubig. "Das ist doch erfunden."
"Nicht erfunden, sondern gefunden," stellt Frederik
richtig, bevor er stolz neben die Fahne tritt. Das schwere
Piratentuch bleibt jetzt hier. Es gibt weitere Vorteile:
"Wenn wir dann den Schatz finden, können wir die
Schritte vom Pohl abzählen und eine Schatzkarte malen."

Der Hase und die Piratenente finden den eFeMPeHa-Nootpohl
einfach nur klasse. Besonders gefällt ihnen, dass jeder einen
finden darf. Und das sie einen eigenen haben, direkt im
Garten, quasi so um die Ecke.

Den dreien ist nicht zu helfen. Mariele schüttelt den Kopf:
"Na schön, dann ist das der Nootpohl." Die kleine Bärin
stürmt wieder los: "Aber jetzt wir müssen einen Schatz suchen."

Schon hat die kleine Schatzsucherin den halben Weg
zum Wald zurückgelegt. Der Hase und die Piratenente
trollen hinterher. Der große Finder bleibt zurück. Er hätte
sich etwas mehr Anerkennung gewünscht. Mariele ruft:
"Frederik, nun komm endlich."

Frederik schließt brummelnd zu Mariele auf. Er zieht
wieder die Piratenente, da er jetzt eine Pfote frei hat.
Mariele nimmt den Hasen in den Arm. Die Suche soll
schnell weitergehen. Sie haben ja so viel Zeit verloren.

Zurück bleibt der Nootpohl am Ende des Gartens. Und
eine schwarze Totenkopf-Flagge, die mitten darauf steht.

Und so geht es weiter ...

Fotos: W.Hein

Frederik: Barbara Fernholz (Zaubearhaft)
Mariele mit Hase: Christiane Kaufmann (Hünfelder Bären)
Piratenente: Fundstück