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Dienstag, 7. November 2017

Falsch im Falschen





 Die kleine Rotkappe hat im Grün einen schweren, schwarzen, gusseisernen Herd entdeckt. Nun schaut sie sich verwundert um, wer denn hier eine Hexenküche eingerichtet hat.


 Unvermittelt raschelt es im Dickicht und die Blätter schieben sich beiseite. Das graue Haupt eines Wolfes kann sich ein Lächeln kaum verkneifen, als er die Maus auf der Kochplatte entdeckt.


 "Wie schön, dass du gekommen bist," brummelt glücklich das große Tier. Der Maus wird schon ein wenig mulmig zumute, als der Wolf gleich die schwere Ofentür aufzieht. Nun gut, es ist keine Hexe und sie heißt auch nicht Gretel. Auch sieht das Ganze hier mehr nach Wald- und Wiesenkochen aus, denn nach einem Knusperhäuschen. Aber es ist immer noch ein mächtiger Wolf, der so gar nicht wie ihre Großmutter aussieht. Was ist, wenn sie jetzt im falschen Märchen gelandet ist?


 "Wenn ich dich erwartet hätte, hätte ich Kuchen da," summt der zottelige Küchenchef. Na hoffentlich wird sie jetzt nicht in den Ofen gestopft … als Sättigungsbeilage zum Hauptgericht, bevor es Nachtisch gibt.


Doch schon steht eine dampfende Platte mit Braten und Gemüse neben der roten Kappe. "Ich hoffe, du magst herzhaft." lädt sie der Wolf ein. Er isst ungern allein und umgarnt den unverhofften Küchengast. "Ich suche noch schnell einen Teller und das große Tranchiermesser." Dabei läuft ihm schon das Wasser im Maul zusammen, dass er genüsslich leffzend hochzieht.


 "Ich …ich hab leider überhaupt keine Zeit," stammelt die Maus. Sie verschwindet lieber, bevor es doch noch eine dieser altbekannten Geschichten wird.


 Traurig winkt ihr der Wolf hinterher. "Na dann hoffentlich bis zum nächsten Mal." Das wird wieder eines dieser einsamen Nachtmahle. Wenn es so weitergeht, kann er sich doch eine Gartenglotze zulegen und sein Essen künftig beim flackernden, blauen Fernsehlicht einnehmen. Das fröhliche Lärmen aus der Bilderkiste übertönt dabei das fehlende Lachen der Gäste.


"Bestimmt hatte die Maus ihren Veggie-Day." Das nächste Mal schiebt er keinen Braten in die Röhre sondern doch lieber einen Kuchen. Vielleicht klappt's dann auch mit der flinken Nachbarin…


Fotos: W.Hein


Das kleine Rotkäppchen ist eine Deb Canham Maus. In den gusseiserenen Herd hat sich Silke spontan verliebt. Der lecker angerichtete Braten sollte eigentlich beim nächsten Truthahnessen auf der Mausetafel aufgetischt werden. Und ich habe mir ein Alter Ego im Garten zugelegt. Einem französich-russischen Wolf von Teddyana der seit der Geburt schon 'Wolfgang' heißt, dem konnte ich nicht widerstehen. Wir haben ja auch genügend Gemeinsamkeiten mit einer untersetzten Statur, der grauen Struwelmähne am Haupt und einem riesigen Zinken im Gesicht.

Montag, 25. November 2013

Rot leuchten die Kappen



Da wird die Großmutter sich freuen! Wenn ein Rotkäppchen extra Pilze für sie sammelt. Ganz furchtbar viele, damit es reicht für Pilzsuppe, Pilzpfanne und Pilzstrudel. Schon knurrt der kleinen Maus vor Aufregung der Magen. Schließlich gibt es auch noch so sündige Spezereien wie Pilzrisotten, Pilzomalett, Pilzraguh und Pilzpizza.

Und was soll eine rote Kappe Schöneres sammeln als noch mehr rote Kappen? Wenn sie noch dazu so verführerisch im Dämmerlicht leuchten. Oh, oh, wenn sie bloß mehr als nur das kleine Spankörbchen mitgenommen hätte. Das ist gleich schon reich gefüllt und noch ist nicht die kleinste Schneise im Pilzfeld zu sehen.

"Was machst du da?" Die Ren-Maus ist doch immer viel zu neugierig. Die eifrige Pilzsammlerin will nicht teilen ... jetzt noch nicht, bevor sie sich vielleicht noch einen weiteren Korb besorgen kann. Sie schwenkt mit leichter Pfote den frisch gepflückten, weißgetupften Hutträger in Rot: "Ach, nichts! Ich suche nur einen passenden Stopfpilz für Ömchens Häkelei. Und im Korb habe ich übrigens eine Strickliesel."

"Du sammelst doch hoffentlich keine Schwammerln?" Der graue Geweihträger ist besorgt: "Das sind alles Fliegenpilze!"

Fliegenpilze? Die kleine Maus sieht hier überhaupt keine dicken Brummer. Das hätten die schon drauf schreiben können, wenn den Fluginsekten hier die ganzen schicken, roten Pilzköpfchen gehören. Dann verzichtet sie eben auf den zweiten Korb. Wenn nur ein paar fehlen, wird es den Fliegen schon nicht auffallen.

Sie winkt dem grauen Ren-Nager hastig hinterher, als der sich endlich verabschiedet. Das Jahr rennt voran und die Geweihträger müssen sich rechtzeitig bei den Schlitten sammeln, um den Buntpäckchendienst für die weißbärtigen Rotröcke zu übernehmen. Vorher müssen sie noch guhgeln, wo überhaupt der Nordpol ist.

Puh, wieder allein. Und irgendwelche lästigen Schmeißfliegen erheben auch keine Besitzansprüche. Da kann sie doch noch schnell die schicken Hütchenträger einsacken. Warum nimmt man bloß immer nur die trostlos matschbraunen Pilze, wenn es auch so hübsche gibt?

Frau Fuchs hatte gehofft, sie wäre allein im Garten. Die kleinen Bären kuscheln bei der Kälte im Haus. Nun, die Füchsin wärmt ein Schaffell. Doch sie ist nicht allein: Hier tänzelt und singt noch eine kleine Maus im roten Überwurf unter dem Apfelbaum. Immer wieder bückt sie sich und wirft beschwingt irgendetwas Buntes in ihr Körbchen.

Frau Fuchs bleibt hinter den langen Gräsern verborgen. Bis jetzt waren alle Hausbewohner ein wenig verrückt und bringen den armen Fuchsverstand immer wieder ins Schlingern. Das gilt sicher auch für diesen Nager. Nein, nein und abermals nein, sie bleibt lieber verborgen und ist jetzt schon mal weg.

Ein kleines Rotkäppchen hat zum Glück keine Frau Fuchs im Schaffell gesehen. Es hätte auch keine Zeit dafür. Der aufgeregte Nager wuselt viel zu geschäftig umher, denn wenn sie nicht alle roten Köpfchen mitnehmen kann, muss sie die schönsten Pilze gut auswählen. Der ist vielleicht nur Kompott und jener schon ein Schnitzelbegleiter. Das ist ein Schnippelpilz und den kann man mit leckerem Käse füllen.

So hätte sie fast den nächsten Besucher auch nicht bemerkt. Plötzlich steht ein Rehkitz hinter ihr. Schneeweisschen trägt aber auch einen rechten Tarnanzug. Für den Badeanzug ist es schon zu kalt und die warmen Wollsachen liegen noch im Schrank. Für den Übergang hat sich der schlanke Paarhufer für ihr Fellkleid ganz in Natur entschieden.

 Das Kitz zieht schnell eine Frageschnute. Was macht die kleine Maus nur mit den ganzen Warnpilzen? Wieso Warnpilze? Rotkäppchen schnappt sich noch schnell einen: Die sammelt sie, damit ihre Großmutter nicht gelangweilt in die Glotze starren muss: Wenn dort arme Menschen allein vor hektisch blinkenden Lichterwänden mit bohrenden Fragen stehen. Wenn andere die buntberockten, alpinen Zupfmusiker im Dauertakt beklatschen müssen. Wenn nicht sowieso in jeder Kleinstadt für eine Soko Hintertupfingen gemeuchelt wird. Stattdessen kann Omama zünftig kochen, backen, brutzeln und für kleine Rotkappen den Himmel auf Erden auf dampfende Teller zaubern. Mmmjam, so lecker!

 Doch das Reh schüttelt nur den Kopf: Das sind Giftpilze, deshalb können sie die Fliegen ja auch als Landeplatz bekommen. Wenn man die kocht, bekommt man wilde Träume, schlimmstes Bauchgrimmen und am Ende droht der Verlust des Gedächtnisses. Dabei ist die Oma schon jetzt so tüddelig und ein kleines Rotkäppchen hat ja fast noch gar nichts erlebt, um nun schon wieder etwas davon vergessen zu können.

Die kann man nicht verkochen? Dabei hat sie sich mit dem Sammeln schon so viel Arbeit gemacht! Dann muss ein Rotkäppchen mit den schicken Pilzen etwas anderes machen. Das Kitz hat eine Idee: Sie könnte einen Internethandel aufmachen und die Pilze ohne Leine verkaufen. So ein Zwischennetzladen braucht nur noch den richtigen Namen: 'Rote Kappen schnappen' oder 'Pünktchen für Anton' oder 'Pilze nur zum Gucken'. Das wird eine ganz große Sache, sie sollten schnell noch den zweiten Korb holen.


Idee: SchneiderHein  Fotos: W.Hein

Die kleine Rotkappe ist Little Red Riding Hood von Needle Felted Art. Rudi aus der ForestBlueFactory hat zum Winter wieder sein Flusengeweih zurück. Frau Fuchs von Natasha Kataeva sucht wieder das Weite im Garten. Schneeweisschen aus der Teddy-Manufaktur von Eileen Seifert wird jetzt erst einmal jemanden für den Computer suchen müssen. Mit zarten Hufen hämmert es sich so schlecht auf der Tastatur. Die vielen schicken Fliegenpilze sind ein Erbstück des Hauses, die waren schon vor uns hier. Aber früher waren Fliegenpilze ja auch so beliebt, dass Riesenexemplare ausgehöhlt wurden, um darin einen Kiosk eröffnen zu können.


Sonntag, 24. Februar 2013

Fette Beute



Ein Rotkäppchen trippelt eiligen Schrittes durch das kalte Weiss. Es muss sich beeilen. Nicht nur, weil die Großmutter wartet. Oder weil es sonst Eisfüßchen bekommt ...

Die kleine Korbträgerin hat beunruhigende Spuren im Schnee gefunden. Und da ist es egal, ob ein grauer Wolf hinter dem roten Umhang hinterherhetzt. Oder ob eine graue Katz Mäuse jagt ...

'Essen auf flinken Pfoten' für Omas ... in diesem Moment eher eine blöde Idee. Der winzige Bringdienst will nur noch schnell den Fresskorb abliefern. Eine signalrote Beutemaus wünscht in diesen Tagen, ihre Arbeitskleidung wäre ein 'Weißkäppchen'. 


Fotos: W.Hein

Die "Little Red Riding Hood"-Maus kommt direkt aus dem meist sonnigen Kalifornien von Needle Felted Art von Robin Joy Andreae. Da ist dieser Schneeausflug sicher ein großes Abenteuer.