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Mittwoch, 1. November 2023

Blaue Schreckerstunde

 

Die kleinen Schrecker sind da. Victoria hat zur Halloweenparty im Naturkunde-Museum geladen und reichlich Süßes und etwas Saures versprochen. Das Herzhafte hat sie nicht erwähnt und das stört auch keinen großen Geist. Da kann maus ja drum rum greifen.

Kurz vor Mitternacht hat die Halloweenparty endlich begonnen. Das ist für keine Schrecker schon ganz schön spät, Normalerwiese ziehen sie ja schon kurz nach dem Dunkelwerden los. Also haben sie am frühen Abend nur eine kleine Runde in der Nachbarschaft gedreht – es muss ja noch Platz im Magen bleiben. Und sie haben vorgeschlafen, damit sie nicht am Buffet einnicken. 

Die grüne Treat kann es nicht fassen. Ein ganzes Tablett mit Kürbistörtchen und sie hat die freie Auswahl! Wenig später ist sie verzweifelt. Sie hat die freie Auswahl und kann sich nicht entscheiden. Wenn sie von Tür zu Tür zieht, werden die Süßigkeiten zugeteilt. Das ist dann doch der einfachere Weg. Nimmt sie jetzt den vorne links … dann bleibt der hinten in der Mitte stehen. Oder doch umgekehrt … vielleicht sollte sie mit was anderem anfangen. Schokomürbegeister oder Fratzenmuffins. Aber wenn dort auch zu viel Auswahl ist …

Die kleine Gruselelfe staunt über die sanft blubbernde Fledermausbrühe. Sie sollte schnell die Konfekttütchen davor sichern, bevor die grüne Tunke über den Rand geht und alles einschwämmt. Aber viel lieber hätte sie ja gern auch so einen kleinen Saurier als Kuscheltier.

Tabita hat nicht lange gefackelt und gleich zwei tiefstehende Saurier eingesackt, als die Museumshelfer abgelenkt waren. Dazu noch ein Konfektbeutel und jetzt ist noch Platz für zwei Kürbisküchlein. Eines kommt in den Beutel und das zweite gleich in den Bauch.

Das Einsacken ist doch die zweite Natur der kleinen Schrecker. Sie haben extra Taschen und Beutel mitgebracht. Doch nun wissen die Mäuse nicht so recht, ob sie die Packhilfen an der Garderobe abgeben müssen. Beim Buffet gilt wohl nur 'All you can eat' und nicht A'll you can pack' ... 

Die beiden Grünlinge überlegen noch mit der Mitternachts-Kürbissuppe. Ist die nicht viel zu gesund? Vielleicht verträgt sie sich auch nicht mit den ganzem Zucker, Palmfett und Schokoglasur, von denen sie sich normalerweise an Halloween ernähren. Sie hätten wahrscheinlich lieber eine Fruchtkaltschale oder grünen und roten Wackelpeter.

Der Buffettisch mit dem Süßkram kann sich über mangelnden Zuspruch nicht beklagen. Er musste schon ein paar mal nachlegen und viele Gäste schielen auf die noch leere Vampirtüte. Da würde noch viel mehr reinpassen, wenn maus mit einer eleganten Armbewegung die Tischdeko abräumt, die dann zufällig in die Tasche rutscht.

Auch Jack und Alice haben sich unter die Gäste der Halloweenparty im Museum gemischt und sich ihren Anteil an Süßkram gesichert. Das war ganz einfach, da hat niemand nach einer falschen Warze gefragt oder warum sie nicht komplett in Klopapier eingewickelt sind. Für alle Fälle hatte sich Alice noch eine LED-Stabtaschenlampe gesichert, um sich schnell von unten das Gesicht anleuchten zu können. Jack wollte dagegen ein 'Klabautermann incognito' sein, also einer, dem man das Klabauter-sein nicht ansieht. Alice findet das aber nicht besonders geistreich.

Die Schreckerspinne langweilt sich fürchterlich und wird übergriffig. Wenn alles dicht gedrängt auf Tischen liegt, hat die Tragkraft nicht viel zu tun. Alice und Jack überlegen, wie sie die acht Beine wieder vom Dino runter bekommen, bevor Victoria es sieht. Jack kennt sich zwar mit eigenen Klettertouren aus, aber bei Fremdbesteigungen ist er auch überfragt.

Die kleine Treat kann sich immer noch nicht entscheiden, welches der sechs Törtchen die meiste Cremefüllung hat. Dabei ist die Lösung doch so einfach. Wenn sie einfach eines nehmen würde, könnte sie sich danach noch ein zweites schnappen. bevor jemand am anderen Ende der Halle den letzten Kokosschokoriegel mit Gruselglitter abgegriffen hat.

Victoria ist endlich entspannt – fast. Es läuft gut und die kleinen Schrecker scheinen begeistert zu sein. Kurze Wege – reiche Beute! Und selbst Maulfaule bekommen reichlich Futter bis zur Maulsperre. Das könnte maus im nächsten Jahr noch mal machen. Albert ist dagegen froh, dass kein Rhabarberwein verteilt wird. Das würde die kleinen Meistergeister doch nur schläfrig machen und sie wollen doch durchhalten, bis auf den letzten Krümel. Albert hat nichts dagegen: Mehr für ihn, Hicks!

Das kleine Monster macht Pause am großen Gerippe. So eine Halloweenparty zur Mitternacht schlaucht ganz schön.Es hätte jetzt gern einen Hallowach-Kaffee. Oder ein Kürbiskernkissen. Das wäre jetzt sicher weicher als der nackte Knochenfuß.

Die blaßgrünen Vampire schlendern noch mal um die Tische. Wo sind die Beutel mit Himbeerblut oder wenigstens kleine Weingummivampire? Zur Not würden sie ja auch Lutscher als Sargnägel oder entspiegelte Schaumeier nehmen. Es sollte ein Schwarzes Brett geben – oder ein Flippchart – wo sie ihre Wünsche für das nächste Halloween aufschreiben könnten.

So langsam haben die kleinen Schrecker ihre Bettschwere und schleichen nur noch von einer Schlickerstation zur nächsten. Es wurmt sie dann doch, dass es noch Vorräte auf den Tischen gibt, weil die Augen dann doch größer als der Magen sind und Victorias Helfer immer noch eifrig nachlegen. Die Schrecker holen jetzt doch noch ihre Beutel und sacken noch etwas Wegzehrung ein. Es ist ein langer, ein sehr langer Heimweg und sie wollen zuhause sein, bevor der Morgen dämmert.


Idee: SchneiderHein    Fotos: Hein


Sonntag, 30. April 2023

Über Gepäck unter Fliegern

 

Sie sind mal wieder die Letzten. Nicht die letzte Generation sondern nur die letzten Passagiere des Brockenflugs zur Walpurgisnacht. Und der allerletzte Aufruf zum Boarding schallt seit Minuten über den Abflugplatz. Wanda und Treat wollten hier längst ihre drei Freundinnen treffen, um gemeinsam zum Harz zu fliegen. Endlich wieder, nachdem sie in den letzten Jahren immer nur zuhause Party gemacht haben. "Es ist doch schon Tradition," ächzt Treat vom letzten Wagen. "Halt den Mund und schieb!" schnappt Wanda zurück. Sie will dieses Jahr auf jeden Fall zum Tanzplatz und in den jährlichen Hexentrubel. Sonst hätten sie ja gar nicht zu packen brauchen!

Zum Glück haben die beiden Hexen die beiden Trolleys gefunden, um ihr Gepäck in die Abflugzone zu bringen. Zwei volle Koffersets mit Abendgarderobe und Schminksets für ihren großen Auftritt bei der Walpurgisnacht am Brocken. Fast hätten sie ihren Besen vergessen, dabei sind sie ja auch als Gruppenreise noch Selbstflieger. Jetzt aber schnell, sie müssen noch den Rest der Gruppe finden und der letzte Aufruf ist gerade verklungen.

Die Hexe des Ostens ist mit dem Fahrrad angereist, um rechtzeitig zum Abflug zur Walpurgisnacht auf dem Flugfeld zu sein. Dabei muss sie in Hannover eigentlich keine Staus durch Klimakleber befürchten. Selbst auf dem Flugfeld würde sie eine Klebeblockade nicht treffen. So ein Besen ist quasi ein Senkrechtstarter, sie könnte hier überall abheben und zum Harz durchstarten. Doch vorher will sie noch ein wenig Proviant bunkern, seit es auf Inlandsflügen kein eigenes Bord-Catering mehr gibt.

Die kleinen Schrecker*innen stärken sich vor dem Brockenflug zur Walpurgisnacht. Würstchen mit Kartoffelsalat sind ja keine leichte Kost und können beim Fliegen schon etwas schwerer im Magen liegen. Aber die Preise hier im Flugfeld-Imbiss sind noch deutlich ziviler als später auf dem Hexentanzplatz. Deshalb ist das hier ja auch ein Zivilflughafen. Sie haben gehört, dass die Thüringer Rostbratwurst fast doppelt so teuer geworden sein soll. Das liegt sicher auch an den ganzen Klimaauflagen. Ein nachhaltiges, klimaneutrales Hexenfeuer … geht das überhaupt? Oder ist das ganze nur noch eine Lasershow und Lichtgeflacker? Oder ist Holz plötzlich immer nachhaltig, weil es ja nachwachsen kann? Aber sind im Harz nicht ganze Wälder inzwischen kahl und längst abgestorben? Sie sind schon ganz gespannt und können es kaum erwarten, bis es endlich losgeht – äh – fliegt.

"Diese blöden dienstbaren Geister!" Die Hexe des Westens ärgert sich mal wieder über Monster, die gerade mal bis zur Tischkante denken. Sie will hier nur ein paar belegte Brote und ein brodelndes Wasser, bevor sie zur Walpurgisnacht durchstartet. Und diese niederen Dienste wollen ihr nichts aushändigen. Sie betreiben den Imbiss auf dem Flugfeld unter strengen Auflagen. Eine Maskenpflicht ist unter Monstern immer für einen Lacher gut. Aber hier muss der Gast einen Sitzplatz haben, bevor sie ihn bedienen. Damit das Müllmanagement übersichtlich bleibt.

Die Hexe des Westen kann sich grün ärgern! Sie braucht einen Sitzplatz, bevor sie hier einen Imbiss bekommt. Und diese kleinen Schrecker*innen haben sich überall breit gemacht. Auf dem letzten Stuhl haben sie sogar einen Rucksack gestellt! Am liebsten würde sie ja alle verschwinden lassen. Aber selbst die Rohstoffe für ihre magischen Pulver und Tinkturen werden immer teurer. Seltene Erden werden von den chinesischen Drachen gehortet und sibirischen Mammutknochen gibt es nur noch auf dem Schwarzmarkt. Sicher, sie fliegt ja nicht technologieoffen mit (nur theoretisch vorhandenen) Wasserstoff, sondern immer noch mit fossilem Flugpulver. Aber von wegen "wir fliegen ja nur magisch!" und haben deshalb keine Beschaffungsprobleme. Auch Hexen leben in Zeitenwenden und bekommen beim Fliegen inzwischen heftigen Gegenwind.

Die drei kleinen Schreckerinnen warten auf dem Abflugfeld für Besen und andere Haushaltsflieger sehnsüchtig auf ihre beiden Freundinnen Wanda und Treat. Sie haben einen Gruppenflug zum Brocken gebucht und würden ungern ohne die beiden starten. Die Hexen hatten ja eigentlich Flugscham und haben lange überlegt, ob die Flugreise in den Harz nicht ein Kurzstrecken-Inlandsflug ist, die man ja meiden soll. Doch auf den Straßen lauern die Klimakleber und die Bahn wird gerade immer wieder bestreikt. Da ist ein Flug doch immer noch die sicherste Alternative. "Ich kann ja nicht über Karatschi, Caracas und Kathmandu zum Brocken fliegen,"schimpft sich Tabita in Rage. "Nur damit es ein Langstreckenflug wird!" Da hat sie sich lieber einen eBroom besorgt und fliegt mit Erneuerbaren. Ihre Freundinnen forsten da lieber mit ein paar Cent Regenwälder zum Ausgleich auf. Oder fliegen ohne Tempolimit halt schneller, damit sie weniger Luftraum nutzen.

Endlich sind die beiden Nachzüglerinnen auf dem Flugfeld eingetroffen. Ihre drei Freundinnen staunen nicht schlecht, was die beiden da alles mitschleppen wollen. "Ja, es ist ein wenig Übergepäck", gibt Wanda kleinlaut zu. Übergepäck ist leicht untertrieben. Sie scheinen ja einen Walpurgismonat – und nicht nur eine Nacht - geplant zu haben, wenn die beiden kleinen Hexen so viele Taschen und Koffer mitnehmen wollen. Dabei trägt so ein Besen doch nur leichtes Handgepäck.

Wanda und Treat sind überzeugt. Weniger Gepäck geht für eine Walpurgisnacht nicht. Sie können ja nicht in ihrer Reisekluft feiern. Deshalb haben sie eine komplette Abendgarderobe zum Wechseln dabei inklusive Hutschachtel für den Hexenhut. Und als Plättbrett wollen beide auch nicht rumlaufen. deshalb hat jede einen Push-Up für darunter dabei. Nun, Push-Up ist ein gutes Stichwort. Sie werden wohl noch schnell einen Frachtbesen zum Harz finden müssen. Denn mit all den Koffern und Taschen werden die beiden so niemals abheben können.

Wanda und Treat haben immer noch ein Problem. Der Abflug zur Walpurgisnacht ist längst aufgerufen und sie haben immer noch viel zu viel Handgepäck. Aber ihre Freundinnen weigern sich standhaft, ihnen etwas abzunehmen. Sie haben selbst schon eine Tasche und die Wegzehrung und die Klorolle müssen auch noch mit. Außerdem hat so ein schnittiger eBroom nur dann genügend Reichweite bis zum Harz, wenn er nicht groß beladen wird. Nachhaltig heißt hier mal wieder nachhaltiger Verzicht.


Idee: SchneiderHein            Fotos, Text und Zeitmanagement: Hein



Dienstag, 16. Februar 2021

Rosenmontag 2021 #3: Kamelle – kurz und kontaktlos

So fängt es an

Das ist Teil 2 des Zuges

Die Narren atmen auf: Endlich gibt es etwas abzugreifen. Hier werden Kamelle verteilt. Aber nur abgepackt, frisch desinfiziert und nur mit geprüftem Sicherheitskonzept.

Jetzt warten die kleinen Hungerleider - naürlich auf Abstand - bis sie vorgelassen werden. Der einzige Vorteil sind mehrere Outlets. Sonst könnte der Zug hier einfach Pause machen, bis die Sonne untergeht.

Die Haarmonster vermissen den Friseur. Wenn der Rest geschlossen ist – ist doch egal – wenn man dort nur mit einer Skimaske überm Kopf auftauchen kann.

Doch auch andere leiden Not...

Sie müssen dringend in die Sonne, mit Impfpass als Freiflugschein. Dafür verteilen sie Flaschen mit Sonnenöl. Hoffentlich kommt die Impfung nicht zu spät für den Sommerurlaub. Sie hätten die einarmigen Banditen nicht vorbeilassen sollen.

In lockerer Formation folgt dem Wagen die Laufgruppe „Hüftgold e.V.“. Sie würden auch gern im Sommer in den Süden. Dann hoffentlich wieder Arm in Arm.

Bevor der Zug zu seinem Höhepunkt kommt, wird schnell noch Süßes verteilt. Der Karnevalsprinz hatte im letzten Jahr gesehen, wie sich die „Beutelratten“ schon gelangweilt abwendeten, als er durchfuhr. So hat er schnell seine Prinzengarde als Süßigkeitenspender eingeteilt.

Die Garde verteilt ihre Gaben mit langen Stecken. Das geht schneller als die offizielle Übergabestelle mit Security. Dafür werden sie am Abend sicherlich lahme Arme haben.

Den Abschluss des Zuges macht immer der Prinzenwagen. Rattikus der 1.5 ist in seiner erweiterten Amtszeit und grüßt wieder huldvoll mit seinem Gefolge die wartenden Narren. Die sind in diesem Jahr nur locker hingetüpfelt. Das wird sein Nachfolger hoffentlich beim nächsten Umzug in 2022 wieder anders sehen.

Dafür hat Rattikus in diesem Jahr einen ganz besonderen Gast an seiner Seite: das Corona-Virus COVID 19 - natürlich aber unter Sicherheitsglas!

„Es ist vorbei. Euer Gnaden.“ Der Kammerherr hatte dem Moschnarchen für die Betrachtung des Zuges eine Glassuite besorgt. Leonidas ohne Land nickt zufrieden. In diesem Jahr hat er nichts verpasst. Das war doch kümmerlich und nicht so prächtig wie der Zug im Jahr zuvor. Für seine Kandidatur als gekröntes Haupt des Zuges hätte er da schon ein paar Ideen.

Die Ausputzer kommen. In diesem Jahr liegt viel weniger herum. Das ist auch problemlos in Kurzarbeit zu schaffen.

„Und wo waren die Bienen?“ Die Blumenelfen sind muffig. Kaum ist Pandemie, fallen die Insekten hinten über, bis sie wirklich auf dem Rücken liegen. Das werden sie im nächsten Jahr ändern. Ob sie dafür echte Bienenstöcke in den Zug schmuggeln sollten? Wer weiß..


Idee: SchneiderHein     Fotos: W.Hein


Donnerstag, 30. April 2020

Reiselust



Die kleine weiße Maus hat den Hexenhut aus dem Schrank gezogen und die Knicke in der Krempe wieder – so gut es ging – gerichtet. Dann hat sie den fünfzackigen Zauberstab abgestaubt. Jetzt braucht sie nur noch einen schicken Flugbesen passend zur Hutfeder. Es wird doch wieder einen Hexentanz in den Mai auf dem Brocken geben. Wenn sie noch rechtzeitig zur Walpurgisnacht in den Harz will, muss sie sich ranhalten. Am besten macht sie schnell einen Rundruf bei den mitreisenden Schrecker*innen, damit alle rechtzeitig startbereit sind.

Ihre Mitfliegerin Midnight erreicht der Video-Call der weißen Maus zuhause. Die kleine Hexenmaus macht schon seit Wochen Home-Office und wundert sich, dass die Nagerin am anderen Ende immer noch große Reisepläne hat. Sind an ihr die ganzen "Bleibt zuhause"-Aufrufe der letzten Tage vorbei gegangen?

Seit überall ein Covid-19 Virus alles lahmlegt, hat sich Midnight in der eigenen Wohnung eingeigelt und den Laptop aufgeklappt, um nicht vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Für ihr Fernweh hat sie ein Fernrohr ans Fenster gestellt.

Die Reisetasche für die Harzsause steht schon seit Tagen gepackt im Sessel, aber nach den Nachrichten der letzten Tage, hatte sie schon damit gerechnet, dass der nächtliche Hexentanz zur Walpurgisnacht in den Herbst verlegt wird. Wenn der neue Termin dann nicht mit Halloween kollidiert, dem zweiten Großereignis für kleine Schrecker*innen im Jahr.

Inzwischen hat die kleine weiße Maus zusätzlich eine geschäftige Candy in die Videokonferenz geholt. Die kleine Schreckerin hockt die ganze Zeit vor dem Klappcomputer und ist sofort sprechbereit. Natürlich arbeitet auch sie seit Wochen nur von zuhause.

So köchelt der große Hexenkessel im Wohnzimmer. Die meisten Zutaten hat die weiße Maus im Haus und – wenn etwas fehlt – der Hexenhandel arbeitet längst online. Fliegende Besen-Drohnen bringen Spinnenbein, Fliegenfraß, Alraunenwurz – oder was sonst das dunkle Hexenherz begehrt – als  Mitternachtslieferung direkt vor die Tür.

Die Walpurgisnacht hat Candy längst geregelt. Sie feiert heute Abend mit "Gemeinsam-Einsam-Zappeln" in den eigenen vier Wänden. Für den freien Besentanz holt sie sich einen Live-Stream auf den Laptop. Ein DJ sendet sein Set wilder Tanzmusik in alle angeschlossenen Wohnzimmer und hier kann dann jeder für sich mitmachen – ohne die anderen anzuschwitzen oder mitzurempeln. Wenn es immer schon 'House'-Musik war, gehörte es doch nie in proppenvolle Clubs oder auf eine enthemmte Strandparty im Freien.

Das ist doch nicht zum aushalten. Die kleine weiße Maus hat ja nie geahnt, dass sie mit solchen Stubenhockern befreundet ist. Wenn sie die noch umstimmen will, müssen knallharte … oder besser felsenfeste Fakten her. Sie ruft am Besten jetzt direkt beim Brocken an.

Endlich erreicht die naseweise Maus ein Monster an der Teufelstreppe. Als sein Bild in der Videokonferenz zugeschaltet wird, wundern sich die Mäuse: "Gibt es denn keine Maskenpflicht im Harz?" Das Monster grummelt: "Hier ist doch niemand! Warum soll ich dann eine Maske tragen? Um mich selbst anzustecken?"

Aber eigentlich will die kleine weiße Maus wissen, warum das Monster wenige Stunden vor der wilden Party immer noch allein ist: "Gibt es eine Reisewarnung?" Das Monster schüttelt den Kopf. "Nöh!" Aufatmen. "Hier gibt es ein Einreiseverbot für Auswärtige. Oder ist das hier euer eingetragener Zweitwohnsitz?" Es schaut in die Runde: "So unwirtlich, wie es hier aussieht, wohl eher nicht."

Mist und Doppelmist! So hat sich das eine kleine Oberhexe nicht vorgestellt. Doch Bangemachen gilt nicht – sie ist doch als Teilzeitkraft im Schreckerbusiness. Pah, diese Bedenkenträger sollen doch weiter im eignen Saft schmoren. Wenn alle da hocken bleiben wollen, wo sie gerade hocken – sie findet einen Weg zur Brockenparty!

Candy schaut derweil lieber im Schrank, ob sie noch alle Zutaten hat. Wenn jetzt ein verlängertes Wochenende ohne Bringdienste bevorsteht, wäre es blöd, wenn Krötenblut, Käfersud und Kriechgut zur Neige gingen und alles im Topf vor sich hin simmern müsste, bis Nachschub kommt.

Die bestellten Drachenknochen aus China hängen ja auch noch in der Warteschlange im Frachtflughafen Hongkong fest, weil es in den Zeiten von Corona weniger Verkehr mit Großraum-Flugbesen gibt. Was ist dagegen schon dieses ganze Gewese um fehlendes Klopapier in den letzten Wochen? Das war nicht so schlimm … sie hatte ja genug alte, schwer leserliche Manuskripte, die sie in Streifen schneiden konnte.

Lesestoff für längere Sitzungen? Das bringt Midnight auf eine Idee, wie sie die kommenden Stunden bis zum 1. Mai gut verbringen könnte: "Ich lese ein gutes Buch!" Sie blickt auf das besonders bissige Exemplar vor sich auf dem Hocker. "Nun, das besser nicht!"


Idee SchneiderHein     Fotos:W.Hein

Das ist wieder so eine "Auftragsarbeit", wie Silke immer pikiert festgestellt, wenn sie eine tolle Idee hat, und ich erst einmal bestenfalls "Hmm…" mache. Irgendwann verkünde ich, doch, ich könnte es mir vorstellen, da was zu machen, es gibt erste Pläne. Silke hatte sich das eigentlich anders vorgestellt. Dabei wird es nun sicher noch spannend werden. Denn noch ist eine kleine weiße Maus nicht an ihr Ziel gelangt. So geht es weiter ...