Sie geben diesem Winter noch eine Chance. Den Bauch voller heißer Milch mit Honig sind die fünf Einwanderer in die kalte Landschaft gestapft. Sie müssen aber feststellen, dass die innere Wärme dabei kaum bis zu den Pfoten reicht. Die Kälte zieht schnell die Tatzen, Läufe und Hufe hinauf, da könnten die festen Schuhe und wollenen Socken wohl noch viel dicker sein.
Dabei haben Samuel und die anderen Hamptons sie im Haus extra mit Mänteln, Pullovern und Winterstiefeln dick eingemummelt, weil sie sonst vor lauter Bibbern, Zittern und Zetern wohl überhaupt nichts vom Garten sehen würden. Die anderen hätten ihnen aber auch noch sagen können, dass der Boden so rutschig ist, dass sie nur vorsichtig vorantapsen können.
Ewan wundert sich nur, was diese Bewohner der nördlichen Halbkugel an diesem Wetter finden. Es macht doch das normale Bärenleben unnötig schwierig. Starbuck, der schon seinen zweiten Winter hier erlebt, hätte ihm schon vorher sagen müssen, dass jetzt im Garten nichts blüht. Weil sich fast alle Pflanzen unter die weiße Schneedecke verzogen oder rechtzeitig Blüten und Blätter abgeworfen haben. Bienen und Hummeln halten dann natürlich auch Winterschlaf, da sie ohne Blumen ja keinen Honig für Bären machen können. Aber immerhin gibt es hier Nektarsammler, er hat da schon Fotos gesehen.
Auf jeden Fall hat sie das schwere Schicksal nicht allein getroffen. Denn Lottie und Ewan haben sich bis jetzt genau umgeschaut. Das sieht hier überall so frostig aus. Auch die kleine Giraffe reckt enttäuscht den langen Hals, um vielleicht trotzdem noch irgendwo eine sonnige Oase zu sichten.
Gerome will endlich wieder ins Haus. Das bleibt hier so eine Tiefkühltruhe, die zarten Huftieren nur Eisbeine schenkt. Und darauf kann er verzichten, denn eigentlich leben Giraffen in der schneefreien Savanne und geben sich gerade noch mit einem mild gestimmten Wetter für Südkontinente ab.
Die Hasendame Bu hatte sich zwar schon einen Fellüberwurf für die Einreise mitgebracht, aber nun ist das Langohr froh, dass sie im Haus noch einen ganzen Fusselfell-Mantel dazu bekommen hat. Eigentlich ist sie für einen Schneehasen noch viel zu braun gebrannt und wäre jetzt auch gern wieder ein langweiliger Stubenhocker.
Da patscht plötzlich dieser eisige Knirschkram Ewan mitten ins Gesicht. Er schüttelt sich heftig, um die nasskalte Ladung aus den Ohren zu schleudern. Doch die Eiskristalle verkleben sofort im zotteligen Fell. Inzwischen sieht auch Lottie ein kühles Unglück auf sich zukommen.
Finn hat entdeckt, dass dieser Schnee doch Vorteile hat. Man kann daraus Kugeln zusammen pappen und auf andere Bären werfen.
Man kann mit Schnee aber auch freche Petze gründlich einseifen. Ewan und Lottie lassen keinen Zweifel daran, dass sie sich dafür auch Eispfötchen holen würden.
Da geht Finn doch lieber mit den anderen wieder schnell ins warme Haus. Das ist jetzt genug Winter für australische Einwanderer, die vor einigen Tagen noch in der Sommerfrische gesessen haben. Gerome trippelt aufgeregt von einem Huf auf den anderen. Das hat er doch schon längst gesagt.
Fotos: SchneiderHein
Lottie, Finn und Ewan sind sonnenverwöhnte Hampton Bears von Kangeroo Island, einer Insel im Südwesten Australiens. Die Hasendame Bu und Langhals Gerome kommen als Hamptons zwar auch daher, bestehen aber darauf, dass sie streng genommen keine Bären sind.