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Dienstag, 16. Februar 2021

Rosenmontag 2021 #2: Zusammenstehen – natürlich auf Abstand

 So fängt es an

Das ist der 1. Teil des Umzugs

Alles sagen, was ja angeblich nicht geht. Nichts hören – außer dem Gras. Anders sehen oder mehr sehen als die anderen. Was ist nur aus den drei Affen geworden? Hier kommt die Aluhutfraktion.

Hella, die hallische Putzsau, hat auch in diesem Jahr einen Sauger mitgebracht. Statt dem Feinstaub geht es diesmal den Aerosolen an den Kragen.

Tröpfchen für Tröpfchen werden die Aerosole platt gemacht. Wenn nicht immer diese chinesischen Puschelbälle den Sauger verstopfen würden.

Die Knopfreiter haben in diesem Jahr nur ihre Reittiere geschickt. In anderen Umzügen müssen die Reiter aus Sicherheitsgründen ohne Pferd kommen – hier ist es umgekehrt. Die Knopftiere brauchen keine Masken.

Die Erdmänner mussten nicht viel ändern. Eigentlich kann man sich in Deutschland auf die offizielle Planung verlassen. Ihr Wagen feiert die "Impfbaustellen für die Ewigkeit".

Die nächste Laufgruppe kommt im Maskenball. Sie tragen nicht ihr Home-Office-Outfit. Es ist die Traditionsgruppe „die Schlafmützen“ und sie kommen gerade nicht recht voran. Bei der kleinsten Neigung der Straße rollt die Formation auseinander.

Keine Zeit zu verschnaufen, der nächste Mottowagen drängelt schon...

Seit fast einem Jahr geht die Kunst baden. Dabei ist noch nicht einmal klar, ob sie überhaupt das Seepferdchen hat. Obwohl – wenn man der kleinen weißen Maus am Flügel zuhört – nicht jede Kunst wird vermisst.

Giulio macht mit seinem Eiscafé "Il Pinguino" im Moment kein großes Geschäft. Deshalb hat er auch hier Zeit Klopapier zu verteilen. Es ist zwar nicht mehr der Wertstoff wie letztes Jahr, aber niemand würde es wagen, daraus Wurfpapierschlangen wie bei den Kreuzfahrten zu machen.

Der Straßenverkauf wäre froh, wenn die unliebsame Konkurrenz endlich weiter radeln würde.

Heimlich mogeln sich zwei einarmige Banditen am Zug vorbei. Sie haben ihren Einsatz verpasst. Eigentlich sollten sie hinter den Impfbaustellen kommen. Die Erdmänner wollten damit Impftermine verlosen. In der Hoffnung, dass die Impfbank immer gewinnt.


Idee: SchneiderHein     Fotos: W.Hein


Rosenmontag 2021 #3: Kamelle – kurz und kontaktlos

So fängt es an

Das ist Teil 2 des Zuges

Die Narren atmen auf: Endlich gibt es etwas abzugreifen. Hier werden Kamelle verteilt. Aber nur abgepackt, frisch desinfiziert und nur mit geprüftem Sicherheitskonzept.

Jetzt warten die kleinen Hungerleider - naürlich auf Abstand - bis sie vorgelassen werden. Der einzige Vorteil sind mehrere Outlets. Sonst könnte der Zug hier einfach Pause machen, bis die Sonne untergeht.

Die Haarmonster vermissen den Friseur. Wenn der Rest geschlossen ist – ist doch egal – wenn man dort nur mit einer Skimaske überm Kopf auftauchen kann.

Doch auch andere leiden Not...

Sie müssen dringend in die Sonne, mit Impfpass als Freiflugschein. Dafür verteilen sie Flaschen mit Sonnenöl. Hoffentlich kommt die Impfung nicht zu spät für den Sommerurlaub. Sie hätten die einarmigen Banditen nicht vorbeilassen sollen.

In lockerer Formation folgt dem Wagen die Laufgruppe „Hüftgold e.V.“. Sie würden auch gern im Sommer in den Süden. Dann hoffentlich wieder Arm in Arm.

Bevor der Zug zu seinem Höhepunkt kommt, wird schnell noch Süßes verteilt. Der Karnevalsprinz hatte im letzten Jahr gesehen, wie sich die „Beutelratten“ schon gelangweilt abwendeten, als er durchfuhr. So hat er schnell seine Prinzengarde als Süßigkeitenspender eingeteilt.

Die Garde verteilt ihre Gaben mit langen Stecken. Das geht schneller als die offizielle Übergabestelle mit Security. Dafür werden sie am Abend sicherlich lahme Arme haben.

Den Abschluss des Zuges macht immer der Prinzenwagen. Rattikus der 1.5 ist in seiner erweiterten Amtszeit und grüßt wieder huldvoll mit seinem Gefolge die wartenden Narren. Die sind in diesem Jahr nur locker hingetüpfelt. Das wird sein Nachfolger hoffentlich beim nächsten Umzug in 2022 wieder anders sehen.

Dafür hat Rattikus in diesem Jahr einen ganz besonderen Gast an seiner Seite: das Corona-Virus COVID 19 - natürlich aber unter Sicherheitsglas!

„Es ist vorbei. Euer Gnaden.“ Der Kammerherr hatte dem Moschnarchen für die Betrachtung des Zuges eine Glassuite besorgt. Leonidas ohne Land nickt zufrieden. In diesem Jahr hat er nichts verpasst. Das war doch kümmerlich und nicht so prächtig wie der Zug im Jahr zuvor. Für seine Kandidatur als gekröntes Haupt des Zuges hätte er da schon ein paar Ideen.

Die Ausputzer kommen. In diesem Jahr liegt viel weniger herum. Das ist auch problemlos in Kurzarbeit zu schaffen.

„Und wo waren die Bienen?“ Die Blumenelfen sind muffig. Kaum ist Pandemie, fallen die Insekten hinten über, bis sie wirklich auf dem Rücken liegen. Das werden sie im nächsten Jahr ändern. Ob sie dafür echte Bienenstöcke in den Zug schmuggeln sollten? Wer weiß..


Idee: SchneiderHein     Fotos: W.Hein


Donnerstag, 2. April 2020

Maskeneinkauf



"Das ist doch nur ein besseres Wischtuch vor dem Gesicht," muffelt Jack über das Tragen eines Mundschutzes im Supermarkt. "Der ist doch zum Schutz für die anderen, damit du deine Viren ihnen nicht ins Gesicht rotzt." Alice findet, dass auch kleine Schritte helfen. "Pah, ich rotze in die Armbeuge und wenn wäre das ja was für 'Lissspler" mit ihrer feuchten Aussssprache."

In den Zeiten von Corona - genauer der Covid-19 Pandemie (Alice kann da sehr genau sein) – sollen alle wenigstens einen passiven Mundschutz tragen, wenn sie einkaufen gehen. Aufgeregt wuseln die Mäuse durch die Gänge, um für die nächsten Tage kleine Vorräte einzukaufen. Eine Maus ist vielleicht ein Nagetier – aber noch lange kein Hamster. Wobei, die machen vielleicht dicke Backen, aber warum gibt es keinen Generalverdacht gegen Eichhörnchen? Die legen doch überall Vorratsnester an, um im Ernstfall die Hälfte zu vergessen.

Die Versorgungslage bei Obst und Gemüse ist noch sehr gut, es gibt eine reichhaltige Auswahl auch aus fernen Ländern, als ob nicht die meisten Flieger am Boden stehen würde. Aber im Regal für Nudeln, Reis, Kartoffelpüree, Mehl und Zucker gibt es riesige Lücken und ein paar einsame Pakete mit Ladenhütern wie Instant-Flocken für Semmelknödel mit Röstzwiebelaroma. Die werden dennoch gleich in der Tasche von Valentina verschwinden. Die Maus kann nur den Kopf schütteln. Mit diesen schmalen Resten werden auf ihrem Einkaufszettel viele Ausfälle blieben.

Der kleine Wolf schüttelt auch nur den Kopf. Ständig saust er ins Lager, um einige der Regale immer neu aufzufüllen. Aber wenn er wenig später nachschaut, gähnt da wieder ein großes Loch. Vielleicht sollte er sich den Umweg sparen und die Kunden gleich durch das Lager führen.

Wobei … einige Artikel sind wirklich selten geworden. Pink hat noch eine Box mit Frischhaltetüchern und zwei Flaschen mit Desinfektionsreiniger entdeckt und sofort eingesackt.

Der rote Bär entdeckt einen echten Schatz in der Deko. Eine Rolle Klopapier hat sich unter einer Häkelmütze versteckt! Dafür ist das Fach für Müllbeutel fast leer und bei den Putzmitteln liegen nur Streusand, Gallseife und Bohnerwachs wie Blei in den Auslagen.

Victoria möchte rechtzeitig die Vorräte in ihrer Käsevitrine auffüllen, um auch für eine längere Quarantäne vorzusorgen. Sie kann sich nur noch nicht entscheiden, welche Käse sie nach Hause rollen will. Ganze Laibe halten sicher länger als aufgeschnittene Tortenstücke. Und manche Käsesorten werden mit der Lagerung noch viel aromatischer. Aber dass ein dreimonatiger Rohmilchkäse bei ihr noch sieben weitere Monate reifen kann – das glaubt sie selber nicht.

Auf jeden Fall nimmt sie einen Handvorrat von kleinen Rundkäsen mit … als Snack für zwischendurch.

Albert wartet, bis Victoria sich endlich entschieden hat. Er würde gern einen Schluck Wasser aus dem Wasserspender nehmen, doch irgendwie stört der Mundschutz und er sucht noch die Einwegbecher. Da tippt ein Finger auf seine Schulter …

"Hey du," spricht die dunkle Gestalt im Mantel Albert von hinten an: "Hey du, womit wischt du dir jetzt noch den Po ab?"

"Natürlich mit Klopapier," dreht sich der Mäuserich um. "Psst, nicht so laut, es muss ja nicht jeder hören, dass wir über Klopapier reden." Der Fremde neigt sich zu Albert runter: "Und, hast du noch Klopapier?" Albert bemüht sich zu flüstern: "Es wird Tag für Tag weniger und in den letzten beiden Wochen war es hier immer ausverkauft." "Dann ist ja gut, dass ich welches habe," antwortet der große Mantelträger. "DU HAST KLOPAPIER!" ruft Albert begeistert. "Psst, nicht so laut." "Du hast Klopapier …" flüstert erschrocken der Nager im hellblaue Samtfrack. "Genaaau."

Zum Beweis lüpft der Affe die linke Mantelseite, bis im Innenfutter die ersten Rollen blitzen.

"Und, willst du Klopapier?" Albert nickt eifrig: "NATÜRLICH!" Er ist doch kein Wellensittich, der mit einer alten Zeitung als Unterlage zufrieden ist. "Psst! Muss ja nicht jeder mithören." Der Mauseherr zuckt zusammen: "Du würdest es mir verkaufen?" Er wirft einen letzten Blick auf die Rollen, bevor der Mantel wieder zuklappt: "Genaaau."

"Ich bezahle die Rolle dann vorn an der Kasse?" Albert versteht noch nicht, warum der Supermarkt das Klopapier nur noch einzeln und persönlich übergibt. Und warum der Fremde keinen weißen Kittel trägt, wie die anderen Mitarbeiter. "Nun, ich bin selbstständiger Einzelhändler und nur hier, weil meine Kunden auch hier sind," erklärt die dunkle Gestalt. "Dann gehörst du gar nicht zum Personal?" "Genaaau. Deswegen habe ich ja noch ein paar besonders gut gewickelte Rollen für spezielle Kunden." Der Affe blickt sich schnell um, ob auch niemand sie belauscht. "Die sind aber ruckzuck weg." Albert schluckt: "Ich kaufe bei dir direkt?" "Genaaau."

"Jack, leg deinen Mundschutz an." Alice findet es überhaupt nicht witzig, dass der Mäusejunge ihn runtergezogen hat, als er sich zwei Lutscher gegriffen hat. "Wie soll ich denn lutschen, wenn ständig ein Stofffetzen vor der Nase hängt?" Es reicht doch, wenn die Süßigkeiten alle unter Quarantäne sind, weil alles einzeln in Folie verpackt ist.

Menno, Alice ist so eine Schlaumeier*in: "Gelutscht wird erst, wenn sie bezahlt sind." So lange kann der kleine Matrose auch mit dem Mundschutz warten und sich draußen dann in eine einsame Ecke verziehen. "Wenn alle anderen so eine Maske tragen, kann ich auch ohne gehen." Muss ihm ja keiner nachmachen.

Der Hase ist aufmerksam geworden. Was zeigt der Affe heimlich der kleinen blauen Maus? Das sieht doch verdächtig nach Klopapier aus. Er hat schon die Tiefkühlwaren und Bananen gebunkert. Auch etwas Schokolade für die eigene Belohnung, wenn er nun alle Tage brav im Bau bleibt. Aber die kostbare Rollenware für stille Orte fehlt noch im Einkaufswagen.

Er spricht die große dunkle Gestalt im weiten Mantel an. "Ihr habt das weiße Gold unserer Tage?" Der Affe bürstet ihn unwirsch ab. "Warte doch, bis du dran bist!" Er hasst es, mitten im Verkaufsgespräch unterbrochen zu werden, wenn der 'Fisch' gerade am Haken zappelt. Sonst springt er doch noch davon.

Der 'Fisch' äh Albert lässt sich von irgendwelchen Konkurrenten längst nicht mehr beiseite schieben. Im Gegenteil, er sollte zugreifen bevor diese letzten Rollen auch noch weg sind. Zumal er nur noch jetzt einen streng limitierten Sonderpreis als persönlichen Bonus bekommt. "Weil ich so ein guter Kunde bin …" "Genaaau."

Die Verhandlungen sind fast abgeschlossen: Der kleine Nager im blauen Frack muss sich nur noch zwischen 'drei-lagig flauschgenoppt' und 'vier-lagig supersoft' entscheiden. Natürlich kann er nicht mit Karte zahlen und es gibt keine Punkte. "Nur Bares ist Wahres," murmelt er, als er nach dem Portemonnaie nestelt. "Genaaau."

"Ich habe eine Quittung!" Albert versteht gar nicht, warum Victoria sich aufregt. Damit bekommt er seine Rolle gleich sicher durch die Kasse. Er hat sich immerhin um die gemeinsame Versorgung mit überlebenswichtigen Wertstoffen gekümmert. Bevor das letzte Blatt runtergespült ist und die Familie in die sprichwörtliche Pappröhre guckt.

Das ist mal wieder typisch für ihren Albert. Kauft er mitten im Supermarkt für einen Horrorpreis eine einzelne Rolle Klopapier. Als wenn das wirklich helfen würde. Victoria seufzt, sie hat längst nachgefragt und sich vom weißen Wolf für morgen ein 12er Paket zurücklegen lassen. Das kostet dann sicher weniger als Alberts Einzelstück. Der Affe ist inzwischen weitergezogen und verhandelt längst mit dem nervösen Hasen.


Idee: SchneiderHein       Fotos: W.Hein

Ewige Kinder meiner Generation haben es sicher sofort erkannt: Das Verkaufsgespräch mit dem Affen und Albert ist eine direkte Hommage an die dubiosen Geschäfte von Schlemihl mit Ernie in der Sesamstraße. Es ist zwar kein 'A' oder eine 'Flasche mit Luft'. Aber der immer noch andauernde Hype um Klopapier ist im Moment auch kein Deut vernünftiger. Einige eifrige Käufer machen wahrscheinlich aus den gekauften Paketen eine Dämmung für den Innenraum in der kalten Jahreszeit. Oder planen eine Zweitwährung für die Zeit nach dem Euro. Eine Rolle hat 250 Blatt, man kann also auch kleinere Beträge rausgeben.


Samstag, 12. Januar 2019

Hinter Fenstern aus Papier


was bisher geschah
(Der Link zu den Zeitreisen)

Die beiden Langnasen sind zurück. Fast. Es ist natürlich wieder Japan – aber bei dieser Papierstube waren sie noch nicht. Jack schiebt vorsichtig die Tür auf, um hinein linsen zu können. Die kleine weiße Maus wundert sich derweil, was eine ganze Kiste mit Äpfeln auf der Terrasse macht. Wenn sie jetzt davon einen nimmt, wird das wohl niemanden stören.

"Lass uns wieder gehen, hier ist niemand." Vielleicht genau dieser niemand, den es doch stören würde, wenn die beiden Apfel kauend hier herum laufen. Das diese Japanbutzen nicht abgeschlossen sind, heißt ja wohl nicht, dass jeder sofort willkommen ist.

"Schie habn jemand erwaaarded," mampft die weiße Maus mit vollem Mund. Der Tisch ist gedeckt und kalte Platten stehen bereit. "Aber sicher nicht uns," murmelt Jack. Sie wussten doch bis eben selber nicht, dass sie nun hier sein würden. Und wer den kleinen Mäuserich kennt, weiß auch, dass diese kalten Happen viel zu fischig sind.

"Vielleicht kennt dieser niemand aber unseren alten Schwertmeister. Wir könnten warten, um ihn zu fragen." Die weiße Maus nimmt auf dem Kissen Platz. Der Tisch ist wirklich nicht für sie gedeckt. Der ist zwar niedriger, aber doch immer noch etwas für große Tiere.

Jack ist schon wieder an der Tür. Er möchte hier auf keinen Fall erwischt werden. "Wir suchen den alten Wolf selber. Hier drin kann er uns beim Schwerterfuchteln auch nichts beibringen." Der kleine Matrose drängelt: "Bitte, wir gehen."

Honshu der alte Japanwolf, hat im Moment alle Pfoten voll zu tun. Er fuchtelt zwar nicht mit einem Schwert, aber auch die Bambusstöcker tun höllisch weh, wenn sie auf das Fell klatschen.

Mit einem mächtigen Sprung stürzt sich der Affe auf den schon etwas abgehangenen Sensei, der bis jetzt noch jeden Angriff parieren konnte. Die beiden Schüler drücken sich bei dem raumgreifenden Duell der beiden Schwertmeister lieber ganz dicht an die Papierwände.

Doch was ist das? Noch bevor der Schlag den alten Wolf erreicht, ist dieser verschwunden…

Er hatte es für einen Moment vergessen. Den alten Wolf hat der Affe nur in seiner Vorstellung auf die Matten bitten können. Seit der letzten Begegnung in seinem Haus hat er diesen merkwürdigen Meister nicht wieder gesehen. Aber in seinen Gedanken hat er ihn schon viele Male beim Kendo besiegt. Oder war dicht dran – wenn wie jetzt – der Gegner vor dem entscheidenden Hieb entschwindet.

Honshu ahnt nichts von der entgangenen Gefahr. Er liest zuhause noch ein gutes Buch – natürlich von hinten nach vorn. Das ist doch die natürliche Form, durch ein Buch zu blättern. Das machen sogar die Langnasen aus dem Westen so. Er hat die beiden Mäuse genau beobachtet, wenn ihn die Zeitreisenden mal wieder unangemeldet vor der Tür standen.

Dem Sensei fröstelt ein wenig. So hat der Kohei einen Heizstrahler aufgestellt.

Jetzt köchelt im Raum die Suppe mit Tofu. Der alte Japanwolf genießt die Ruhe. Wie schön, wenn das Leben mal ohne ihn lärmt, keine Touristen reinplatzen oder wilde Affen zu bändigen sind.

Er reibt sich an der elektrischen Hitze die Pfoten und auch der Schüler wartet bis die Tofustücke im Sud durchgezogen sind: "Das Essen ist gleich fertig."

Verdammt, verdammt, verdammt. Der Affe muss sich zwingen, nicht mit dem Bambusstock auf den Boden einzuhämmern. Er kann sich diesen alten Zausel nicht mehr als Gegner vorstellen. Allein kann er doch nicht siegen. Es muss ein Gegner her: "Kohei!" grollt es tief aus seiner Brust.

Der Schüler hat es schon befürchtet. Fast jede Übungsstunde endet so. "Nur einen Moment, mein Meister. Ich bin gleich bereit."

"Ich werde dich unterrichten." Der Affe stellt sich in Positur: "Du weißt, am Schnellsten lernt der Schüler in der Praxis." Der Kohei kann nur stumm nicken, als sein Lehrer fordert: "Nimm das Bambusschwert und stell dich dem Duell."

Etwas unsicher schwankt der Schüler mit dem Übungsschwert zur Mitte des Raumes. Er hat sich einen Helm gegriffen, der leider immer wieder über das gute Auge rutscht.

"Los, Kohei, das kannst du besser." Der Affe gleitet mit einer geschmeidigen, fließenden Bewegung in die Ausgangsposition. "Nimm Haltung an und wedel nicht so mit dem Bambus."

Der erste 'Hieb' ist nur ein sanftes Tätscheln, das leicht gegen das Bambusschwert des Schülers tickt. "Wehr dich und halte deine Waffe fest. So segelt sie dir gleich wieder davon, wenn ich mit deiner Ausbildung beginne."

Die beiden Kämpfer sind so in ihre Aufgabe vertieft, dass sie noch nicht einmal bemerken, wie hinter ihnen die Tür aufgeschoben wird. Die beiden Mäuse haben endlich den Übungsraum wiedergefunden. Aber vom Sensei keine Spur – nur diese unbändig grobe Affe brummelt und gurgelt auf einen kleinen roten Helmträger mit einem schwankenden Holzstecken ein.

"So wird das nichts." Die weiße Maus zuckt mit den Schultern. Der Übungsraum ist besetzt und den Sensei müssen sie auch noch finden. "Wir fliegen eine Zeitschleife und schauen, ob wir dann mehr Glück haben."

Im Übungsraum muss der Kohei sich endlich Mühe geben.

Dennoch saust der nächste Hieb wieder mit voller Wucht auf den Helm.

Einen Moment verliert der Schüler die Orientierung und dreht seinem Meister sogar den Rücken zu. "Ich bin hier," grummelt dieser höhnisch. Er wartet sogar einen Moment.

Dann setzt er den nächsten Hieb.

Das ist kein Gegner. Und wird es vielleicht nie werden. Ganz anders als dieser alte Wolf in seinem abgetragenen Kimono. Das ist sicher nur eine Täuschung, um zu verbergen, dass hier ein großes Kämpferherz ein Nickerchen hält.


Fotos: W.Hein

Das ist mal wieder eine wilde Bilderhatz und eigentlich keine Werbung. Denn diese Japanwelten lauern nicht an jeder Ecke des Internets. Dennoch war es Zeit, dass die Japanstuben eingelagert werden sollten. So sind diese Bilder schon im Spätherbst entstanden, aber die Idee, dass zur Zeitreise auch die richtigen Bilder gehören, hat doch zu einer Verspätung geführt. Hier sind sie:



Die beiden sausen durch die Zeit, als plötzlich etwas direkt vor ihnen auftaucht.


Woah! Die weiße Maus kann die Zeitmaschine gerade noch nach oben reißen. Bevor der entgegenkommende Wagen unter ihnen durchschießt.


Vorher kann Jack noch schnell einen Blick in das Cockpit des Geisterfahrers erhaschen. Darin sitzt ein kleiner Matrose und eine weiße Maus.


Der Mausejunge folgt der Erscheinung mit weit aufgerissenen Augen. "Was ist das?"


"Ach," die weiße Maus schwenkt wieder in die ursprüngliche Route ein. "Das sind doch nur wir." "Wir?" Jack schaudert's. "Wenn wir so oft nach Japan reisen, kreuzen sich die Zeitlinien und wir begegnen uns dabei immer wieder." Aber muss man sich dabei gleich über den Haufen fahren und gibt es denn keine Verkehrsregeln für Zeitreisen?

PS: Der Fuji in Japan und die wilden Wolken und Blitze einer Zeitreise wären ohne die bildgewaltige Unterstützung von Shutterstock nicht möglich gewesen.