Hella, die hallesche Putzsau, hat schnell ein neues Ladenlokal für ein paar Tage angemietet. Bei dem Leerstand in den Städten ist das kein Problem. Sie ist mit ihrem Putzladen zu ihren Kunden gezogen und hatte nur ein Problem. Wegen der Hexenaktionswoche mit "Walpurgisnacht-Rabatt auf alle Putzmittel" (außer Besen) durfte sie nicht alles blitzblank putzen. Was bei einem Putzladen doch eigentlich selbstverständlich sein sollte. Aber Hexen, ihre Zielgruppe für diese Woche, mögen es doch lieber etwas heimliger beim Einkauf. also natürlich schmudddelig angegraut.
Das Sortiment im Putzladen hat Hella dem besonderen Anlass angepasst. Neben den klassischen Putzmitteln, Seifen, Bürsten, Eimern und Desinfektionssprays hat sie rund um die Besenauslage noch reichlich Must-Haves für Hexen einsortiert: Tränke, Tinkturen und Tiegel; Wurzeln, Würmer und anderes getrocknete Getier; Wandkarten für giftige Kräuter, Pilze und Spinnen.
Hinter einem Restposten von Corona-Klorollen findet die kleine Hexe endlich die Fachabteilung für Fluggeräte. Hier gibt es die klassische Reisigform und modernere Flieger mit Kastenheck für die Borsten. Allerdings vermisst die Kundin ein Mietangebot. Wenn sie den Besen doch nur für die Walpurgisnacht braucht, weil Putzen nun mal nicht ihr Ding ist, dann wäre doch Rent-a-broom großartig. Allerdings hat Hella bislang noch keine gute Verwendung für die Second-Hand-Besen gefunden. Wer will schon ein durchgerittenes Modell, bei dem alle Borsten krumm geflogen sind?
Die kleinen Hexen sind begeistert. Hellas Putzladen hat nicht nur eine exzellente Besenauswahl. Allgemeiner Hexenbedarf im Original-Vintage-Look steht hier überall zum Verkauf. Auch wenn die Neuware wahrscheinlich hauptsächlich aus Vietnam, Pakistan und China kommt.
Schaummäuse und Lakritzkatzen in einem Korb. So dicht kommen sich Katz und Maus nur in Hellas Putzladen. Doch die geschäftstüchtige Putzsau setzt bei der Hexensonderaktion im Besenladen auch auf Impulskäufe. Ob das auch für die Nordic-Walking-Stöcke gilt? Doch welche Hexe macht sich zu Fuß auf den Weg zum Hexentanzplatz im Harz? Und wenn, wäre es heute am Sonntag nicht viel zu spät, um noch rechtzeitig anzukommen?
Ein Restposten an Hexenbüchern liegt achtlos auf der Palette. Wer braucht heute noch dicke Schwarten, wenn es doch fast alles als eBook gibt? Wem das zu mühselig ist, sucht einfach das passende Tutorial-Video auf YouTube. Oder fragt Alexa oder Siri. Für Hella ist es immer noch ein gutes Geschäft: Manche DIY-Schreckerinnen kaufen die alten Schwarten, um aus den bunten Illustrationen selbstgemachte Glückwunschkarten zu machen. Die kleine Hexe findet da die Box mit bunten Lutschfröschen in Porno-Sorten verschärft nice. Der Trend geht zum Zweitfrosch.
Die kleine weiße Maus hat seit Jahren ein Problem. Sie hat damals versprochen, dass das Besenfliegen husch-husch funsionieren würde. Ein Zauberspruch … und alle kleinen Schrecker würden abheben und auf ihren Besen zum Brocken fliegen. Doch so ein Zauberspruch hat es in sich und alle Versuche mit Zauberstab, Flugpulver und geheimen Hexenbuch waren bis jetzt gescheitert. Nun hat sie – juhu – genau dieses Zauberbuch aus dem Grabbeltisch in Hellas Putzladen gezogen. Doch verdammt, was ist das für eine Sprache?
Warum schreibt jemand ein Zauberbuch in transsilvanisch? Das kann eine kleine weiße Maus doch nicht lesen! Und Deepl und Google können noch kein transsilvanisch. Das kommt vielleicht erst im übernächsten update. Und Chat-GBT kann vielleicht mit zwei, drei Stichworten einen neuen Faust schreiben. Aber es kennt keine funsionierenden Zaubersprüche. Das hat die kleine weiße Maus schon ausprobiert. Das ganze verdammte Hexending sperrt sich noch gegen die Digitalisierung. Hexen und Magier haben bis auf Weiteres wohl noch eine Jobgarantie.
So bleibt das einzig Teuflische am heutigen Tag bis jetzt die Pizza Diavolo. Denn das neue Flugpulver ist entweder nicht vegan oder es fehlt an seltenen Erden, die die chinesischen Drachen einfach nicht mehr schicken. Und selbst die Bundesregierung schwächelt beim Fliegen für alle. Es gibt immer noch kein legales Zeug zum High-Fly. Die kleine weiße Maus hat eine Testtüte, eine Landkarte und etwas Schokolade bereit liegen. Aber Hella weigert sich, ihren Putzladen in eine illegale Haschhöhle verwandeln zu lassen.
Die kleinen Hexen auf der Suche nach neuen Besen haben die Ecke mit der Elektromobilität entdeckt. Aber leider sind das noch die alten Hybridgeräte, die immer eine lange Leitung brauchen, weil die Akkus viel zu schwach sind. Also haben sie ein Reichweitenproblem und werden damit nie rechtzeitig am Brocken ankommen.
Die kleine Hexe hat Glück. Hella ist in ihrem Putzladen mit "Sonderwochen für Hexenbedarf" auf der Höhe der Zeit und zeigt ihr einen echten Akku-Sauger als Besen der Zukunft. Der macht die Brockenreise mit einer einzigen Akkuladung. Er ist natürlich nicht ganz billig. Aber wer als Hexe zeitgemäßer als auf Reisig reisen möchte, kommt an einem eBroom einfach nicht vorbei. Natürlich gibt es immer noch keine Klimaanlage, keine Massagefunktion und kein Soundsystem. Es bleibt ein Besen und außerdem geht das sofort auf die Reichweite.
Glücklich ziehen die kleinen Hexen von dannen. Wanda hat sich beim Besen doch für ein klassisches Modell entschieden, dann aber wenigstens in Schock-Orange. Tabita hat sich dagegen einen topp-modischen eBroom geleistet und aus reiner Nostalgie für einen gehäkelten Klorollenhut auf der Düsenablage. Treat nimmt doch noch mal ihr altes Modell. Das ist inzwischen schon etwas gerupft, deshalb will sie diesmal auf ihr Fluggewicht achten und hat sich dafür eine Körperwaage besorgt. Hella ist zufrieden. Der verkaufsoffene Walpurgis-Sontag im Putzladen ist ein voller Erfolg. Sie will noch schnell eine Quittung schreiben, doch die kleinen Schrecker winken ab. Sie haben keine Zeit, der Brocken wartet!
Idee und Szene: SchneiderHein Immobilienhandel: Schneider Fotos und Text: Hein