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Samstag, 25. Mai 2024

Freie Fahrt für freie Frösche

 

Es ist immer Zeit für ein Benzingespräch. Die beiden Vespafahrer sind immer etwas gemütlicher unterwegs. Da ist das Vorbeifahren mit einem knappen Gruß auch eher die Ausnahme. Gern macht man gleich eine Pause und tauscht sich mit Gleichgesinnten aus.

So bemerken sie auch nicht, dass hinter ihnen eine hellblaue Zigarre vorbei zischt. Diese Hektik und Eile der anderen ist ihnen sowieso ein Rätsel. Wer eine Vespa fährt vermisst häufig nur einen vernünftigen Gepäckraum.

Nun, zu viel Gepäck sollte dieser Fahrer auch nicht haben. Das meiste Auto geht mal wieder für die endlose Motorhaube drauf. Dann noch ein knappes Cockpit und das Heck streichelt eher der Wind, bevor es schwere Reisekoffer durch die Gegend wuchtet. Die würden den Schwerpunkt auch ungünstig hinter die Achse legen, und den Motor vom Vortrieb abbringen.
 
Nie wieder "putt-putt"! Der forsche Landlurch steigert seine Anteilnahme hier gar in ein Höööhn! Höööhn!". Will doch ein "Brumm-Brumm" dieser rapiden Fortbewegung nicht angemessen sein.

Herr Kröt ist glücklich, dass er vom rotschwarzen Krabbeltier auf eine bisweilen brüllende Raubkatze umsteigen konnte. Jetzt wird ihn niemand mehr bei Vollgas 'stehen' lassen. Wo sind all diese Porsches, wenn lurch mal einen braucht?
 
Herr Fuchs hat all seine Sicherheitsbedürfnisse fahren lassen. Mit einer unglücklichen Unke in der Schleichdepression kann er keine Geschäfte machen. Da schon eher mit einer eifrig brummelnden Kröte im Temporausch. Wenn der Lurch endlich einmal Pause machen müsste. Bei einer roten Ampel oder einem Fußgängerüberweg an einer Schule ... Bis dahin hofft der Fuchs, dass Herr Kröt beide Hände am Steuer lässt und nicht wieder freihändig fährt, um mit beiden Armen zu jubilieren. Doch noch kommt von nebenan ein konzentriertes "Hööhhn! Höööhn!"


Idee & Text: W. Hein


Montag, 21. September 2020

Die grellen Lichter der Nacht

 

Ein Raunen geht durch die Reihen. Endlich betritt die Band die Bühne. Der Sänger nickt knapp dem Publikum zu und greift sich den Mikrofonständer. "Uhhhwahhh! Seid ihr berreit? Berrrreit füüür Stunden voller bunter Verrrückheit?" In die Kunstpause drängen sich die ersten Gitarren. Der Gelbschopf legt den Kopf schief, bevor er flüstert: "Und etwas Musik?" Das Publikum antwortet mit Johlen und begeistertem Kreischen der Mausegroupies!

Dann bricht die 'Overture over fur" mit infernalischem Getöse über die Anwesenden herein. Painful Plaid beginnt alle Konzerte mit voller Wucht, um den Fans erst einmal die Gehörgänge frei zu blasen. Von all dem Gesäusel der Fahrstühle, Supermärkte und Kommerz-Formatradios. Die Fans wissen das und erwarten das auch so … Nur die zufällig Anwesenden, die ihre Karten letzte Weihnachten geschenkt bekommen oder beim Preisausschreiben gewonnen haben, halten sich erschreckt die Ohren zu.

"Ich komme nicht durch." Die kleine weiße Maus ist mit Jack durch die Zeit angereist. Das letzte Mal hat sie die Band mitten im Nirgendwo angetroffen. Ihr Konzert hatten sie gerade verkifft. Jetzt stehen sie endlich auf der großen Bühne. Schon damals wollte sie die neue Leadguitar spielen und eine Zusage hatte sie schnell bekommen. Nun kann Max sein Versprechen einlösen – doch sie kommt nicht bis zur Bühne. Jack fragt sich noch, wann sie überhaupt hier gelandet sind? In der Gegenwart würde jeder Besucher sein Smartphone hoch halten und das Konzert aufnehmen, um es danach bei YouTube einstellen.

Hier heißt live noch, dass alle selber sofort zuhören und sich nicht erst später an der Retorte freuen.

Die Fans sind von der 'Overture' ohne Hemmungen und Filter noch ganz sprachlos. So entsteht eine kurze Pause bevor das erste 'reguläre' Stück mit einem Gongschlag beginnt.

Max greift sich wieder das Mikro und kündigt den nächsten Song an: 'Stellar Overtime' und das ist wörtlich zu nehmen. Denn Painful Plaid machen keine Gefangene, wenn es um die Länge ihrer Stücke geht. Und im Konzert hängen sie gern noch ein paar Verzierungen dran.

So greift Kurt beherzt in die Tasten, um in den ersten Minuten die Harmoniegebirge aufzutürmen, die von den Gitarren dann wieder Stück für Stück niedergesägt zu werden.

Max wippt mit dem Mikrofonständer im Takt der Power zweier Schießbuden. Er summt die erste Strophe, um sich einzustimmen. Noch dröhnen die Gitarren und wummert der Bass für den interstellaren Flug durch einen Asteroidengürtel bevor der Kurs auf die nächste Doppelsonne gesetzt wird …

Kurt übernimmt mit dem Keyboard den Gleitflug mitten durch die beiden Sonnen, nur der Bass treibt ihr musikalisches Sternenschiff durch die geifernden Protuberanzen.

"Uhh Yeahh!" übernimmt der Chefkosmonaut das Kommando. "Weeaah drive thru the starrrs!" Max lässt es krachen! "Uhhh Yeah!" Und die Mäusemädchen vor der Bühne schmelzen dahin.

Er gurgelt, röchelt und grummelt sich durch die Verse. Die Fans können jedes Wort mitsingen, da muss er sich mit der Verständlichkeit keine Mühe geben. Aber niemand kann diesen Song so interpretieren wie er. Denn niemand weiß, was er als nächstes tun wird. So dehnt er den Refrain bis zur äußersten Schmerzgrenze der Gehörgänge: "Ssssssssteeeeaarlllllaaahaaaaaaarrrr Oouuaaavveeeeeeerttiiiiiiiiiieeeeeeeehhhhhhhhmmmmmmmmeeeeaaaahhhhr …"

Bob kann sich ein Grinsen kaum verkneifen. Jedes Konzert dasselbe Spiel. Sie versuchen Max so lang wie möglich am Singen zu hindern und wenn er endlich loslegen darf, dehnt er jede Silbe bis zur Unendlichkeit – und zurück.

Nur den beiden Schlagzeugern ist es egal. Sie sind sowieso nicht zu bremsen. Und wenn einer von beiden mal einen Schluck trinken will, trommelt der andere in der Zeit halt mit der doppelten Intensität.

Doch im Moment ist eine Pause nicht zu denken. Gleich beginnt ihr großes Doppelsolo, wenn der interstellare Überflug sich dem schwarzen Loch nähert und sich alles beschleunigt, bis es dem Piloten die Stimme verschlägt.

Sie hätten mehr Ohrenwatte mitbringen sollen. Was für eine Karriere: Gestern noch (wenigstens gefühlt) haben sie diese Hippies wegen Ruhestörung verwarnt – heute müssen sie den Ordnungsdienst für ihren Radau machen. Und kleinen Mädchen den Weg zu den Toilettenanlagen zeigen.

Misstrauisch betrachten die Cops die kleinen Verrückten vor der Bühne. Wer geht sonst freiwillig in so einen Hexenkessel? Sie sollen Präsenz zeigen, aber niemanden stören. So stehen sie am Rand, wo die großen Boxentürmen stehen. Und sehnen sich nach der nächsten Einsatzfahrt mit Sirenengeheul.

Da ist das große Doppelsolo. Nur die beiden Schlagzeuger werfen sich die Bälle zu. Abwechselnd stürmt einer von beiden voraus, fordert den anderen mit immer neuen Taktwechseln heraus, brilliert mit seinen Tricks und eilt kurz danach atemlos dem Partner hinterher. Dann steigt die restliche Band ein, kurz bevor sie das schwarze Loch erreichen und die Bühne im Dunkel versinkt.

Ein kurzer Moment der Stille, den einige Mausmädchen sofort zum Ratschen nutzen. Wo gibt es die leckersten Erdbeershakes? Warum trägt Pretty immer Pink? Hat Pearl einen Freund oder warum ist sie nicht bei ihnen? Hat jemand noch einen Zehner? Die Getränkepreise sind viel höher als beim letzten Konzert. Ich trinke immer vorher und dann danach. Auf dem Weg zum Konzert war doch eine Trinkhalle. Der Rest geht in den ersten Takten des nächsten Stücks unter. Nicht, dass die Mädels stoppen, aber ab jetzt hört sie keiner mehr.

"See me max play" beginnt mit Max an den Bongos. Er steht im Zentrum der Bühne und trommelt und streicht zärtlich mit den Händen über die stramm gespannten Felle.

Der Sänger überlässt die anderen Instrumente gern der übrigen Band. Singen ist schon Job genug. Und jemand muss sich auch um die ganzen weiblichen Fans kümmern. Wegen der trockenen Tränen und den feuchten Träumen. Aber die Bongos nimmt er gern, um einen kurzen Moment verschnaufen zu können.

Die anderen kennen das Riesen-Ego von Max und sind an manchen Tagen froh, überhaupt noch Platz auf der Bühne zu haben. Aber einer muss ja auch den Riesenmax oder Oberpimpf machen. Denn, wenn sie nur ihre Gitarren schwingen würden und alles entspannt angehen ließen, würden sie wahrscheinlich nur auf Hochzeiten Coverversionen spielen.

Da sind Rick und John lieber echte Rockstars mit wilden Groupies, knorrigen Roadies und fliegenden Fernsehern in fremden Hotelbetten weit weg von zuhause. Es ist nicht immer einfach. Aber immer noch besser als fremden Schmalz als Mietmusiker auf Familienfeiern in entlegenen Landgasthöfen abdudeln zu müssen.

Zu beiden Seiten der Bühne stehen die Boxentürme der berühmt-berüchtigten 'Wall of sound'. Keine Band stapelt mehr Boxen auf die Bühne. Mächtige Lautsprecher sorgen für den richtigen Druck. Es mag Bands geben, die besser spielen. Es mag Bands geben, die mehr Hits haben. Manche Bands machen mehr Kleinholz. Aber keine Band ist lauter. Das weiß auch der nervöse Musiker, der hinter den Boxen auf seinen Auftritt wartet.

Endlich winkt Max ihn zu sich auf die Bühne. Es ist Star, der frühere Lead-Guitaristo von Painful Plaid. Jahrelang sind sie sich aus dem Weg gegangen, nun ist es endlich Zeit für das große Wiedersehen. Wenn es auch nur für ein paar Minuten auf der Bühne ist.

Max begrüßt Star, stellt ihn kurz den Fans vor und überlässt ihm die Bühne für seine Version von 'Star spank the banner': "Oh yeah, boy oh boy, wish you cum a star?" Die Mausemädchen kreischen. "Here he is …" Star lässt seine Gitarre aufheulen und fetzt über die Saiten.

"Oh boy, can you see the damn' early light?" haucht Max in sein Mikro. Währenddessen schwingt sich die Hymne in immer neue Höhen, bis sie zu "… the rockets red glare, the bombs bursting in air …" in einem Feuerwerk der ineinander verwobenen Akkorde explodiert. Niemand macht das so wie Star, der jetzt erst richtig aufdreht.

Atemlos hängen die Fans an seinen Fingern, die über die Saiten tanzen. So lange mussten sie darauf warten, bis sie den Guitar Hero ihres Bravo-Starschnitts live auf der Bühne erleben können. Dabei haben sie es immer wieder erhofft. Es gab vorher Gerüchte, aber dennoch ist dieser Auftritt eine absolute Überraschung.

"We're the band of the free in a home of the rave." Max singt seine eigene Version wenn Star die Gitarre fliegen lässt. Das ist endlich sein Solo … Er vergisst dabei fast alles um ihn herum und beugt sich immer weiter über die Bühne …

Bis er ins das Gleichgewicht verliert und vom Sofa ins Rutschen kommt …

Unsanft landet er auf dem Boden zwischen verschütteter Cola und halb gegessener Pizza. Wie ist er bloß wieder in seine Bude gekommen?

Fotos: W.Hein

Ist das alles nur ein Traum? Muss Star weiter auf das große Wiedersehen warten? Oder ist das hier der Traum, wenn der Held von der Bühne fällt. Auf jeden Fall hatte Painful Plaid noch einen großen Auftritt verdient. Mit richtiger Bühne, riesigen Boxentürmen, tanzenden Lichtern und sattem Nebel auf der Bühne, der alles schemenhaft und unwirklich scheinen lässt. Eigentlich ein Wunder, warum so eine "harte" Band so viele Girlie-Fans hat. Aber die Mädels mögen ja die bösen Jungs ...


Dienstag, 28. Juli 2020

Geht ab wie Schmitz' Katze



Das kann doch nur den Jungs einfallen. Die Mädels sind skeptisch. Schnittig sieht er aus – aber es gibt nur zwei Sitze, die Gurte zerdrücken das Kleid und in den Kofferraum passt ja noch nicht einmal die kleine Einkaufstasche. Wie soll das erst beim nächsten Wochenendeinkauf werden?

Die Mausemiez saust auf dem Skateboard vorbei. Wenn sie groß ist, wird sie auch mit so einem Schlitten auf breiten Schlappen den Asphalt fressen … hoffentlich, sie ist doch nur eine Maus, die gern eine richtige Katze wäre … und wahrscheinlich fahren nur die richtigen 'Cool Cats' solche Geschosse 

So ein purpurnes 'Cool Cat' lässt gerade die Tür aufschwingen.

Sie hat ihren pinken Cadillac gegen etwas Moderneres eingetauscht. Diese Heckflossen und der ganze Chrom am Caddie waren doch etwas protzig und altbacken. Da ist so ein Ford GT schon ein anderes Kaliber: Er ist das schnellste 'amerikanische Blech' der Sechziger … das schon eine Haut aus Kunststoff hat.

Die schwarze Katze grummelt. Sie vermisst die Weite des alten rosa Straßenkreuzers mit seinen weichen Flätzsofas und das Gleiten durch die Landschaft. Hier ist alles eng und laut. So als wäre katz' nur ein lästiges Übel, das noch mitgenommen wird, weil die Maschine doch nicht alles selber machen kann.
 
Die Jungs sind begeistert. Sie haben zwar keinen Platz mehr – ihre Rückbank wurde hier eingespart. Aber dafür ist das doch ein echter Sportwagen, der schon im Stand davon fliegt.

Sie umkreisen ehrfürchtig das Biest …

und bewundern den Motor unter Glas. Doch irgendwann reicht es der purpurnen Katze. Bevor die Jungs zu viele Schmierflecken der Bewunderung auf den Lack machen, weil sie an jedem Detail kleben bleiben. Etwas Aufmerksamkeit ist klasse, aber es soll doch nicht überhand nehmen. 

Aber sie kann ja auch schnell davon brausen, wenn sie Abstand zu den Fans haben will.

'Davon brausen?' Das hören die beiden Polizisten gar nicht gern. Da müssen sie wohl schnell eine Geschwindigkeitskontrolle machen. Oder sie hören es doch gern, denn sie lieben ihre Arbeit. Und das Schreiben der Strafzettel ist immer wieder ein Höhepunkt des Tages.

Sie müssen die schnellen Katzen nur auf frischer Tat ertappen. Das wird bei so einer Höllenmaschine nur immer schwieriger. Ob die ihre Motorräder nicht mit links abhängt? Und die Radarfalle ist vielleicht auch schon so langsam, dass sie nur noch die leere Straße ablichtet …


Fotos: W.Hein

Der Ford GT ist der heimliche Star in dem Film "Le Mans 66 – Gegen jede Chance". Da greifen auch gern die Katzen ins Lenkrad, wenn dieser Wagen bei ihnen auftaucht. Es ist vielleicht auch einer der wenigen Spielfilme über Autorennen, die auch für Nichtfans ansehbar sind. Weil nicht alles hunderprozentig korrekt, aber sehr unterhaltsam und mit viel Humor präsentiert wird. Da ist es den Katzen auch egal, dass sie hier nicht in das Original von 1966 (mit Gulf-Lackierung sogar erst 1968) einsteigen, sondern in das Replika von 2004.


Sehnsüchtig blicken die Jungs hinterher, als der blaue Bolide ihnen donnernd die roten Rücklichter zeigt.


Samstag, 27. Juni 2020

Lass es sein



Painful Dead gibt ein Konzert auf dem Dach. Max lässt den Mikrofonständer kreisen … bevor er ein heiseres "Oh Yeah! reinröhrt. Die Band ist gut drauf. Das Woodstock-Debakel im letzten Jahr haben sie fast schon vergessen. Leider geht das mit dem Vergessen ihren Fans auch so. Das werden sie jetzt ändern!
 
Rick und Kurt feuern sich mit den Gitarren gegenseitig an. Auf jede Akkordfolge weiß der andere noch etwas draufzusetzen. Sie sind eigentlich noch im Intro, aber schon jetzt vibrieren die Verstärker von den ganzen Rückkopplungen und Verzerrungen in infernalischer Lautstärke.

Sie beginnen mit ihrem neuesten Song 'Stardom sucks'! Blöderweise war dieses Woodstock doch wichtiger als sie gedacht haben. Seitdem gab es zwar noch viele Festivals, zu denen sie nicht gebucht wurden, Aber keines hat so eine gute PR bekommen, dass immer noch alle davon reden. Deshalb machen sie auch dieses Konzert auf dem Dach ihres Studios. Die Beatles haben mit dem Konzert für 'Let it be' ihren Abgesang eingeläutet. Für sie wird es aber der Start in die Karriere als Superrockstars.

Rick wechselt für sein erstes Solo die Seite, während Max die nächste Strophe über die schrecklichen Zumutungen eines Rockstars intoniert. Alle zerren an einem rum, ständig ist man auf Achse, muss den Groupies reihenweise einen Korb gehen, weil das Bett schon überquillt und braucht einen Geldspeicher für den Zaster. Wenn das Dollarproblem einem nicht der Manager abnimmt und alles lieber in sein eigenes Konto stopft.
 
Kurt ist an das Keyboard gewechselt, während Bob mit seinem Bass immer noch das Stück zusammenhält und schweißtreibend vorantreibt. Das neue Keyboard ist Klasse. Es hat sogar einen Speicher, der einen Meleodieschnipsel aufheben und endlos wiederholen kann. Endlos ist das richtige Stichwort für die Plaids, denn ihre Stücke sind meist so lang, dass sie noch nicht mal auf eine LP-Seite passen. Bis jetzt spielt das meist noch keine Rolle … aber wenn endlich eine neue Veröffentlichung ansteht, sollte jemand die Bänder nehmen, zerschnipseln und einfach neu zusammenkleben.
 
Doch dies ist ein Livekonzert, da muss ihnen keiner reinfunken. Das tun sie noch nicht einmal untereinander. Sie haben eine grobe Richtung und reihen dann eine Ausuferung an die andere. Doch solange die Fans dieselbe Flughöhe im haben wie sie – alle aufpassen, dass der Dopepegel stimmt – sind alle doch auf einem gemeinsamen Flow.

Sie spielen jetzt schon über eine Stunde und sind immer noch im ersten Stück. Kurt erinnert sich an seine deutschen Vorfahren und baut in das (wahrscheinlich) letzte Keyboard-Solo vor dem Finale noch den Refrain von 'Hänschen-Klein' ein.

Der Roadie kann inzwischen schon mal aufräumen. Er schleppt die Deko der letzten Bühnenschow wieder nach hinten. Die Oktopusarme brauchen sie dort immer für den Titel 'A blobby smack from the bottom of the sea'. Max steckt dann seine Hände in die Arme und bittet vorher einige Fans auf die Bühne, die für ihn die Saugnäpfe schwenken müssen. Aber die ist noch einem ganz anderen Stück unterwegs und bisher hat sich noch kein Fan blicken lassen.

Einige Bandmitglieder machen eine kurze Pause bis zum nächsten Konzert-Highlight 'F*** Woodstock'. John und Max ziehen schnell noch einen durch. Die anderen bleiben schon mal im Rhythmus und spielen einfach eine Zwischenbrücke, die eine perfekte Überleitung gibt. Denn irgendwie beruhen alle ihre Stücke auf dem guten alten Blues-Schema.

Ihr Studio in dem Außenbezirk der Vororte vielleicht doch nicht so günstig gelegen wie das Dach der Beatles in Westminster City mitten im Zentrum von London. Vielleicht hätte jemand auch den Fans Bescheid sagen sollen. Sie hätten vielleicht dafür ihren Manager informieren sollen, was sie vorhaben. Aber es ist doch auch eine ganz spontane Idee gewesen … die sie vor 14 Tagen oder so gehabt haben. So spielen sie bis jetzt für sich noch allein und keine johlende Menge sammelt sich auf der Zufahrtsstraße vor dem Haus.

Endlich bekommen sie doch noch Konzertbesucher. Es sind aber keine echten Fans, dafür eher so etwas wie Gesetzeshüter. Es ist schon erstaunlich, dass es hier draußen auch eine Ruhestörung geben kann.

Der zweite Polizist sieht nur auf den Bus in der Garage und schnaubt verächtlich: "Hippies!"


Fotos: W.Hein

Gleichstand mit Instagram: Painful Dead zum Dritten! Die Drachenband mit einem ganz großen Auftritt auf kleinerer Bühne eines Roof Top Concerts. Mal sehen, wohin es die Jungs beim nächsten Mal verschlägt und ob es dann zu einer Reunion mit dem Leadguitaristo 'Star' kommt. Auch wollen wir dann natürlich die Oktopusarme in Aktion sehen.