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Samstag, 21. Februar 2015

Die Verrohrung der Welt



 Autsch! Warum tut es immer so weh, wenn bärin den Boden küsst? Alisa liegt plötzlich auf ihren Pfoten, weil unvermittelt irgendetwas vor ihren Knien aufgetaucht ist, was da gestern auf jeden Fall noch nicht da gewesen ist.

Die weiße Bärin wollte nur schnell zu Maylin, um ihre Freundin zu fragen, wo ihr automatischer Staubsauger-Roboter geblieben ist. Eigentlich hätte er heute schnuffelnd und schnaufend längst durch den Raum wuseln müssen, um die letzten Staubflusen zu jagen. Und überall kleine weiße Puffwölkchen zu verteilen, die er immer bei eifriger Arbeit ausstößt. Doch bevor Alisa jetzt Maylin finden konnte, hat sie irgendetwas ziemlich schmerzhaft von den Beinen gehauen.

Das ist der Übeltäter: ein ganzes Verhau von blinkenden Kupferrohren. Das war gestern noch nicht hier, nicht mal eine einzige Leitung. Und erst recht nicht so ein Durcheinander von ineinander verschlungenen Rohren, von denen einige so hoch gebockt  sind, dass sie heimtückische Stolperfallen werden.

Auch der achtbeinige Laufrobot-Tisch hat seine Schwierigkeiten mit den plötzlich aufgetauchten Hindernissen. Er kann sich gerade noch unter dem Rohr durchpressen, aber die Teller und Tassen kommen da nicht mit.

Unruhig trippelt der Tisch auf der Stelle. So kann er seine Aufgabe nicht erfüllen und das bringt sein Programm in Schwierigkeiten. Das ganze Geschirr liegt am Boden und keines seiner acht Beinchen ist lang genug, es wieder auf die Tischplatte zu hieven. Er surrt und klackt und schnauft, aber was soll er jetzt machen? Weiterlaufen ohne Fracht? Umkehren zum Ausgangspunkt, um Nachschub zu holen? Alisa wollte eigentlich rausfinden, woher all die Rohre kommen, die sich offenbar durch alle Ecken des Raumes ziehen. Und was soll überhaupt das Rumgerohre? Aber zunächst hilft sie dem armen Tisch, Tassen und Schlickerkram wieder aufzudecken.

Eine Schlickerpause könnten Conroy und Gerome jetzt gut gebrauchen. Schon den ganzen Morgen messen sie dieses neue Riesengestänge aus. "Das sind jetzt mindestens sehr genaue 62 komma 5 Millimeter." Conroy lässt das Maßband wieder einschnappen. "Also eher 62 komma 7-5," verbessert ihn Gerome. "Oder gleich 76 komma 4-8-9 – aber dann ganz genau!" verkündet daraufhin der Hosenbär, der sich nicht gern von einem Langhals übertrumpfen lässt.

Als der Tisch endlich ankommt, machen die beiden Jungen Pause von dem ganzen Gemesse. Sie haben schon unzählig viele Zahlen und wissen noch nicht so ganz, wie sie die vielen Verzweigungen und Ableitungen mitzählen sollen. Wenn sie alles ausgemessen haben, werden sie hoffentlich genau wissen, wie viele Rohrleitungen sich plötzlich durch den Wohnraum ziehen. Vielleicht sind es ja schon so viele, dass man sie wie die chinesische Mauer vom Weltall aus sehen könnte. Wenn jetzt kein Dach über dem Raum wäre ...

Alisa sucht immer noch den Anfang für diesen Riesen-Schlamassel, als ihr Heim eine wuchernde Rohrseuche bekommen hat. Diese Verrohrung nimmt immerhin Rücksicht auf ruhenden Buntraffen, die unterwegs einfach überbaut werden. Doch wofür braucht das Haus neue Rohre?

Eigentlich hätte Harald jeden Grund glücklich vor sich hin zu pfeifen, wäre da nicht dieser aufdringliche Blechmann. Der Schwerst-Handwerker hat endlich eine Aufgabe gefunden, die das ganze Schwein erfordert. Leitungen müssen im Haus getauscht und dafür neue Rohre gezogen werden. Er hat ganz früh noch im Dunklen angefangen, denn am Liebsten wäre Harald mit der Arbeit fertig geworden, bevor jemand sein Heinzelschweinwerk bemerken hätte. Eine fertige Arbeit ist doch Glück genug, er braucht keinen überschwänglichen Dank. Doch er kommt nicht so schnell voran, wie er gedacht hat. Da ist auch dieser silberne Roboter, der ihm die ganze Zeit reinquatscht: "Widde-widde-wiide das ist eine Arbeit für mich! Kein Schwein muss arbeiten, wenn es ein intelligentes Elektronenhirn viel besser kann." "Ich will aber selber schuften!" stöhnt Harald. "Widde-widde-widde das ist unlogisch!"

Der Haushalts-Roboter hebt den Hammer zur Hilfe. Wenn er Gefühle hätte, würde er weinen, wenn er diese Schweinearbeit sieht: "Ich werde den Anschluss richten müssen." "Das ist nicht notwendig," murrt das Schwein. "Sonst würde ich es schon selber machen." So schnell gibt der intelligente Helfer nicht nach. Endlich gibt es richtige Aufgaben im Haus, die seiner Rechnerleistung würdig sind. Und endlich gibt es keine vorlauten Petzelinen, die mit der Nutzung seiner voll-elektronischen Fähigkeiten vollkommen überfordert sind. Dies ist nicht nur einer dieser Wischel-Wischel-Jobs im Haushalt. Er kann doch so viel mehr als stumpfes Putzen. Und nun weigert sich dieses rosa Riesenferkel, seine überlegene Intelligenz anzuerkennen: "Widde-widde-widde diese Weigerung, mir die streng rationale Arbeitsführung zu überlassen, ist vollkommen irrational." "Mir doch egal," grunzt es ihm entgegen.

Inzwischen hat Alisa wenigstens herausgefunden, wo der automatische Staubsauger geblieben ist: Er hat seine eigene stationäre Entrauchungsanlage bekommen, weil er pfüh-pfüh-pfüh bei der Arbeit immer kleine Dampfwolken ausstösst. Nun hängt sein Auspuff an einem gewundenen Riesenrohr und der so gefesselte Sausesauger rackelt nur noch noch matt surrend auf der Stelle. Pfff-ff-ff ...

"Wenn hier jemand neue Rohre verlegt, bin ich das," grummelt das fast-glückliche Arbeitsschwein. Harald kürzt gerade ein Zwischenstück nach Augenmaß, damit er den Zwischenraum zum Wandregal noch schnell überbrücken kann. Dabei ist es gar nicht so einfach, Rohre leise zu verlegen, kann doch immer etwas laut scheppern oder krachend umfallen. Und dann darf er die Endstücke auch nicht einfach mit satten Hammerschlägen zusammen kloppen.

Der silberne Haushaltsroboter kann diesen Wildwuchs auf der Baustelle nicht weiter ansehen. Er greift einen rechten Winkel, damit hier endlich alles seine Ordnung hat.

Dabei ist hier nichts in Ordnung! Wie soll Harald in Ruhe planen und bauen können, wenn da hinterrücks so ein Silberpimpf seine Arbeit madig macht. "Widde-widde-wiuh das ist hier überhaupt nicht senkrecht," stellt der Blecherbsenzähler gerade fest: "Ich halte hier den Winkelmesser dran, aber ich sehe nirgendwo einen rechten Winkel oi-oi-oijoi da fehlt eine überlegene Positronen-Messung auf drei Stellen hinter dem Komma klick!"

Entnervt entreißt das Schwein dem Blechfritzen das Messwerkzeug. "Wenn da was gemessen werden muss, mache ich das. Das ist hier alles auf Auge gebaut. Das passt!" Der Roboter imitiert einen Seufzer: Wieso sind diese unlogischen Fleischberge immer so unbeherrscht und dabei so herrisch? "Widde-widde-widde da muss aber ein Knick in ihrer Pupille sein. Meine elektronischen Augen sind unbestechlich und sehen hier keinen exakten Winkel. Ich kann ihnen da ein paar Zahlen nennen." Jetzt geht Harald gleich der Blechhut hoch: "Wo ist überhaupt der Tisch, wenn man mit der Faust mal drauf hauen muss?" "Er läuft weg, widde-widde-widde weil er Angst hat." Der Roboter kennt natürlich auch die etwas schlichte Programmierung niederer Möbelmaschinen.

Alisa hat inzwischen Maylin gefunden, aber ihre Freundin hat auch keine Ahnung, wieso das Zimmer plötzlich Rohre hat. Sie hat ihren gemeinsamen elektrischen Haushaltsroboter auch seit Stunden nicht mehr gesehen und da hat er ausnahmsweise zufrieden gesummt.

Nach irgendeinem Summen ist dem silbernen Haushaltshelfer schon lange nicht mehr zumute. Kaum nähert er sich diesem krukeligen Rohrgestänge, um es zu richten, rückt ihm ein schnaufendes Schwein auf die makellose Blechhaut: "Ich nehm' dich auseinander! Ich hab' auch das Werkzeug dafür!" Mit dünnen Spiralärmchen wehrt sich der hilflose Helferich gegen die immer wütender schnappenden Klauen: "Widde-widde-widd das ist unlogisch. Es ist eine Verschwendung von wertvoller Arbeitszeit und zerstört eine hochkomplexe Maschinenhilfe für wenige Wertstoffe!"

Der Roboter kämpft sich mit der Kneifzange wieder zu seinem Arbeitsplatz. Er hätte besser heute Nacht nicht dabei geholfen, die grellen Arbeitslichter aufzubauen. Denn, auch wenn das hier eine echte Heinzelmännerarbeit ist – die am Besten über Nacht gemacht wird, das Schwein braucht dabei helle Scheinwerfer. Harald musste inzwischen lernen: Seine Arbeiten im Dunklen sind – bei Licht besehen – nicht besonders hilfreich. Doch ein moderner Haushaltshelfer hat natürlich optotronische Nachtsichtaugen. Da hätte er als Wunderwerk der Technik in Ruhe alles selbst aufbauen können, während das nachtblinde Borstenvieh nur ziellos durch den Raum getapert wäre. Manchmal hilft ein Helfer wirklich allen – nur nicht sich selbst.

"Ich bin ein ehrliches Arbeitsschwein und lasse mich nicht wegrationalisieren!" schnauft Harald, als er gerade mit dem Schraubendreher versucht, ein offenes Rohr, das aus seiner Verbindung gerutscht ist, wieder in die Steckmuffe zu drücken. Dieser blöde Blechhaufen soll sich bloß nicht so anstellen. Es musste alles ganz schnell gehen und so sind einige Rohrkonstruktionen eben nicht schnurgerade und dafür etwas lose zusammengesteckt. Das kann man doch noch alles richten.

Wenn einem nicht vorher das Rohr auf den Kopf fällt ... auwauwuaaaa! ... und der Rest auf die Füße. Huiiiijegnnnn! wenn jetzt noch ... "Widde-widde-widde ich hätte gleich sagen können, dass das keine Präzisionsverbindung ist." ... natürlich muss dieser vorlaute Schrotti seinen Senf dazugeben. "Pfiuh-widde-widd ich benötige nur etwas Maschinenöl und genieße es lieber pur, aber danke." Morgen, wenn nicht schon heute, dreht Harald dem Maschinenwicht die Lichter aus. Garantiert! Wenn nur endlich der Schmerz nachlassen würde ...

Eigentlich hätte die Bärin nur dem hellen Licht folgen müssen. Denn dort, wo die hellen Arbeitsscheinwerfer stehen, ist auch der Kopf des Rohrungetüms, das das Haus überfallen hat. Und an der Spitze werkeln zwei Gestalten, die der hellen Petzeline leider nicht ganz unbekannt sind.

Sie braucht gar nicht erst zu fragen, da erklärt der silberne Haushaltshelfer Alisa schon die tollen Neuigkeiten. Endlich gibt es hier Aufgaben, die die ganze Intelligenz eines überlegenen Elektronengehirns erfordern. Die Leitungen im Haus sind marode, müssen dringend neu gezogen werden. Er müsse nur noch dem etwas schlampig werkelnden Schwein klarmachen, dass reine Maschinenarbeit viel weniger Fehler macht. Das im Schweiße seines Angesichts schuftende Schwein kocht bei diesen Worten. Doch die Bärin möchte wissen, was denn in diesem irren Leitungsgewirr überhaupt transportiert werden soll. Na Wasser, Gas, Rauch, benutztes Klopapier, eben so alles, wofür man Rohre im Haus braucht.

Alisa kann es nicht fassen. Diese Heimwerker hören nie zu. Wenn sie endlich werkeln dürfen, ist ihnen jedes Mittel recht. Von wegen alle Leitungen erneuern: "Es geht um eine Stromleitung, eine einzige Stromleitung, wo die Steckdose erneuert werden muss. Und die liegt über uns im ersten Stock!"

"Widde-widde-widde-äh-widde-widde-widde;" fieberhaft rechnet das kleine Elektronengehirn: "Gute Rohre kann man im Haus immer gebrauchen widde-widde-widde und Stromleitungen können wir ja noch zusätzlich ziehen widde-widde-widde ..." Da schneidet ihm die Bärin das Wort ab: "Das werdet ihr gefälligst lassen, ich will hier nicht auch noch Wäscheleinen und Stolperdrähte! Und das ganze Gerohre könnt ihr auch gleich wieder abbauen!" Der Haushaltsroboter summt angestrengt und sucht einen Ausweg. Einem direkten Befehl darf er sich nicht widersetzen, aber wenn die etwas uneinsichtige Bärin es vielleicht anders ausdrücken könnte: In der Art von ... 'Überkapazitäten im Leitungsnetz harmonisieren" statt 'abbauen' oder besser 'die Versorgungslage im Haus umstrukturieren'. Bei einer 'Energiewende' könnten sie sogar doch die neue Stromtrasse bauen. Es wäre doch schade um die ganze Arbeit. Doch Harald tätschelt seinen metallenen Kopf: "Halt lieber jetzt die Klappe, mein Kleiner, da kannst du nicht gewinnen."

"Wenn ich wiederkomme, will ich hier kein Rohr mehr sehen. Die verschwinden alle!" Mit Alisa kann man heute wirklich nicht verhandeln. "Und die alten Rohre und Stromleitungen lasst ihr dabei in Ruhe." Die dürfen sie auch nicht anpacken? Was soll denn ein patenter Heimwerker im Haus dann noch machen? "Nichts, vor allen Dingen nicht so eine Unordnung!"

Alisa rauscht ab, sie will das Drama nicht mehr sehen. Vielleicht kommt sie ja für einen  Beruhigungsspaziergang in den Garten, wenn die beiden Frickelmeister nicht schon längst die Gartentür mit einen Rohrverhau zugebaut haben.

Die Helden nächtlicher Bastelstunden sind nach dem Donnerwetter nicht lange geknickt. Es gibt noch einiges zu tun: Immerhin dauert das Rückbauen auch seine Zeit und verlangt den vollen Werkzeugeinsatz. Da hat ein Bauschwein noch reichlich Arbeit. Pfeifend greift sich Harald den Schraubendreher. Und vielleicht gibt es später ja doch noch eine stille Ecke für ein kleines Abwassersystem oder für eine Reserve-Nebenstrecke zum Waschbecken. Dabei kann der Blechmann ihm sogar helfen. "Widde-widde-widde dafür brauche ich aber einen direkten Befehl." "Den kann ich dir geben," der borstige Heimwerker ist da ganz großzügig.

So hören die beiden kaum noch hin, als Alisa ruft: "Und befreit endlich den Staubsauger!"


Fotos: W.Hein

Auf die 'Verrohrung der Welt' freue ich mich schon seit einer Woche vor Weihnachten. Angefangen hat es mit der Überlegung, welche Aufgaben ein chronisch unterforderter Arbeitsroboter übernehmen kann, wenn kleine Bärinnen offensichtlich keine Ahnung von den Fähigkeiten intelligenter Maschinenhelfer haben. Nach einer ersten Zeichnung mit Rohrverhau war klar, dass auch ein Heimwerkerschwein nur dann glücklich ist, wenn es schwer arbeiten kann. Also musste Harald anrücken. Im Baumarkt wurden die ersten Kupferrohre und Arbeitsscheinwerfer besorgt. Dann noch weitere Kupferrohre, damit die Konstruktion wachsen kann. Harald wurde mit dem Rohrschneider beim Ablängen der Teilstücke so sehr geholfen, dass zwei riesige Blasen an den Fingern die Folge waren. Die kleinen Rändelschrauben sind ganz schön scharfkantig. Jetzt musste nur noch Weihnachten, Sylvester, zwei Grippewellen und anderes Leben überstanden werden, bis jetzt endlich die Geschichte erzählt werden konnte.


Sonntag, 20. Oktober 2013

Hungrige Mäuler



Alisa und Maylin haben sich in die ganz feinen Kleider geworfen. Eine so aufgerüschte Petzeline schreitet nun nur noch mit hoch erhobenem Haupt über den Steg und lässt die Seidenröcke mit weiten Schwüngen rauschen. Sie muss dabei leider immer wieder aufpassen, dass sie jetzt nicht an hakeligen Zweigen und drängeligen Blüten hängen bleibt. Wo ist denn nur der feine Herr, der der Dame in Not beherzt zur Seite springt?

Doch Conroy trägt wieder nur die landeirigen Gummibotten, als er endlich in den Garten kommt. Die sind vielleicht so praktisch wie die Hosenträger an seiner Karobüx. Aber zu den feinen Damen passt das so wenig wie ein satter Marmeladenklecks auf duftigem Hauchzartpraliné. Als eine wandelnde Geschmacksverirrung kann der Bär gleich wieder zurück zum Kleiderschrank gehen. Und er braucht auch gar nicht wiederkommen, wenn er nicht wenigstens einen samtenen Gehrock mit Liebestöter oder eine pastellige Seidenjacke mit Pudertuch findet.

Pah, so etwas trägt doch kein Junge freiwillig. Wenn die Mädels so hochnäsig sein wollen, weil sie sonst auf den eigenen Saum treten, dann sucht sich Conroy eben auch eine Verkleidung. Aber eine, die auch zum Spaß ist und nicht nur etepetete für Spreizpfoten sorgt.

Bald ist Conroy wieder zurück, und so ein Teufelchen ist ja wohl piekfein. Auch wenn er auf die Schnelle keine dreizackige Mistgabel gefunden hat. Und Halloween kommt auch schon mit Riesenschritten, da kann der Bär die rote Hörnerkappe gleich aufbehalten. Das Fest des Schreckens naht? Schon hat Maylin Ihre Freundin beim bocksbeinigen Petz stehen gelassen, sie muss sich schnell umziehen.
  
Nun fein angezogen ist ein spitzzahniger Fürst der Finsternis immer. Und Alisa wäre doch eine perfekte bleiche Braut für nächtliche Walzer in leeren Spiegelsäälen. Also wenn der Teufel an Halloween mit dem Sammeln von Süßwaren und Zuckerwerk zu beschäftigt ist, dann kann der Vampir von Welt gern die Dame in Rot in der Zeit zum Tanz ausführen.

Nichts da! Da hat der Teufel auch noch ein Wort mitzureden. Mäusezähnchen soll sich da mal eine eigene Flamme zulegen. Auf diese rote Spitzentorte hat schon ein Beelzebub sein Brandzeichen gesetzt.
  
Na, da hat sich ein Hornträger schwer verrechnet. Alisa ist doch kein Wanderpokal! Von ihr aus können die beiden auch zusammen losziehen, um Lakritzfledermäuse und Gummiteufel in der Nachbarschaft zu sammeln. Sie geht als Geist im Tütü lieber mit den Mädels und schreckt die Schlickerhortwächter mit schrillen Kieksern und hellem Juchzen.

Im Grünen steht eine Vogelscheuche still und stumm. Ein Hoppy hat die perfekte Verkleidung für das schleckerkramseligen Schrecken der Nachbarschaft gefunden. Doch eine Scheuch-den-Flattermann wandert doch nicht. Kommen die Nachbarn zum Gruseln vorbei und bringen Zuckerwerk und Schokolinsen mit? Oder schiebt eine Strohschrecke die ganze Zeit nur Kohldampf und Magenflaute?

Da sind Hexen und Klappergestelle deutlich mobiler. Maylin hat als Zauberfrau doch auf einen Besen verzichtet. Sie will doch nicht mit einer Reinemachefrau verwechselt werden. Denn das Ausfegen von irgendwelchen Windfängen dauert doch viel zu lange. Dafür hat sie lieber die Bettmann-Handtasche gegriffen. Darin hat sie zwei Faltbeutel eingesteckt, bevor das wertvolle Naschwerk noch auf der Straße landet. Der kleine Knochenhase mit dem Schiebepinguin hat nur seine Papiertüte vom letzten Jahr.

So langsam macht sich die Kleine Sorgen. Es werden jedes Jahr mehr Schlickersammler, die in die Nachbarschaft ausschwärmen wollen. Und es werden doch nicht mehr Häuser, erst vor einem Monat haben sie in der Straße ein ganzes Haus mit Stumpf und Stiel abgerissen. Irgendwann werden die Vorräte an Gummibären, Schokoriegeln und Knuspertafeln nicht mehr für alle reichen. Oder jemand müsste vorab in den Straßen klingeln gehen, damit die Leute rechtzeitig zum Supermarkt fahren können.

Vorwitzig wippt die Fledermaus am Hexenhut voraus. Wer zuerst kommt, sammelt zuerst! Also sammelt das Gerippe rasch seine Knochen zusammen, um nicht abgehängt zu werden. Sie haben eigentlich noch elf Tage Zeit, bis die vollen Vorratsschalen hinter den hell erleuchteten Haustüren warten. Aber die Kleine behält die vielen hungrigen Münder lieber im Blick. Und es sind ja nicht nur petzige Süßmäuler.

Geheimnisvoll blinzelt die schwarze Katze durch die Larve. So ein samtpfötiges Raubtier ist doch viel unheimlicher als ein niedliches Langohr. Plümm lacht silberhell und schlackert sanft mit den Ohren. So kann Halloween kommen. Obwohl, diese Katze nimmt nur klebrigsüßen Mäusespeck und Nager aus Schaumzucker.

Von wegen niedlich! Natürlich hat sich Gerome auch ein Horrorkostüm übergestreift. Man kann in Australien jeden fragen, Kaninchen sind eine wahre Plage. Der Langhals hat schon die Schubkarre bereitgestellt, denn die Leute werden sackweise den Süßkram spenden, bevor ein Langohr mit seinen Verwandten den ganzen Garten untertunnelt.

Die Spirale des Schreckens zwingt Lulu zu drastischen Maßnahmen. Wenn demnächst ein schwarze Katze mit Schlenkerohren ihren Schlickerkram wegmausen will, dann wird eine naturschwarze Miez eben fleckig. Im Leopardenanzug wirkt Katz doch Miauurrr! doppelt gefährlich und will mit Milchschokolade und Katzenpfötchen besänftigt werden. Nur Harald hat keine Zeit für die Vorbereitung von ausgedehnten Schlickertouren. Er hat inzwischen den Hobel in beide Klauen genommen und raspelt über die Stegkanten.


Fotos: W.Hein

Alisa, Conroy, Maylin, die Kleine und Lauritz sind Rica-Bären. Die Häsein Plümm und das Arbeitstier Harald kommen von den Tonni Bears. Lulu ist eine Katze von den Stepi-Bären. Gerome ist eine Giraffe und ein Hampton Bear aus Australien. Die Vogelscheuche Hoppy stammt aus Amerika von der North American Bear Company, der Schiebepinguin von Deb Canham ist auch unterm Sternenbanner geboren. Der Igel ist – um auch keinen zu vergessen – von D'Lyell Bears aus Neuseeland. Fast alle Kostüme sind aus der Muffy Vanderbear Kollektion für bestgekleidete Bären, Katzen, Hasen und Giraffen.


Samstag, 19. Oktober 2013

Schwarzfuß



Harald ist inzwischen zu Präzisionswerkzeug für die Holzbearbeitung übergegangen. Mit Stechbeitel und Hobel rückt er dem Steg zu Leibe, um endlich ein ordentliches Glattloch in diesen Splittermurks zu stemmen. Er wundert sich nur, was das wieder für ein Gewusel hinter seinem Rücken ist. Die anderen Bären hier im Garten drömeln offensichtlich wieder nur durch den Tag und verpassen die Freude an geregelter Arbeit.

Little Muck und Madengesicht haben doch Arbeit. Nach ihrem Ausflug in die Bärenhöhle müssen sie wieder mit gezückten Wasserwummen die Langohren im Garten suchen. Da haben sie auch gleich ein neues Hasengesicht gestellt. Der steckt zwar im feinen Zwirn und hat auch keine Federn oder Stirnbänder. Aber Schlappohr bleibt Schlappohr! "Pfoten und Löffel hoch, Fremder!", raunzt Little Muck mit eingeübter Stimme wie ein Reibeisen. Dann muss er erst einmal husten.

"Bitte, das ist sicher ein Irrtum." Lina blickt mit treuem Augenaufschlag direkt in das graue Zauselgesicht des Pistolenschwingers. Ja, also, Langohren sind eigentlich immer laufende Zielscheiben. Aber vom Abspritzen von netten rosa Schweinen hat niemand etwas gesagt.

 "Ich bin ein Märzhase und kein nassbares Langohr!" erhebt der blaue Hase Einspruch. Er findet Wasserflecken überhaupt nicht kleidsam und würde mit dem blassen Nass höchstens einen Tee kochen.

 "Ein Märzhase?" Little Muck staunt: "Da bist ja im Oktober ganz schön aus der Zeit gefallen." Das ändert aber nichts daran, dass der Hütejunge den pingeligen Löffelträger nicht nassspritzen darf. Das wird jetzt in der Prärie ganz schön unübersichtlich, wenn sich auch noch Spielverderber und Fremdhasen rumtreiben.

 "Braucht ihr einen Vampir?" Wenn so ein Monatshase nicht der richtige Präriebewohner ist, dann ist es vielleicht ein zuvorkommende Fürst der Finsternis.

Als der nette Spitzzahn auch noch den Umhang hebt, um eine kleine Blutspende zu erbitten, sucht die zarte Schweineseele Lina Schutz hinter einem starken Heldenrücken.
  
 Nun, Kuhjungen kennen sich mit Blutsaugern nicht so recht aus, der Wilde Westen ist eigentlich immer vampirfrei. Aber die Schwachen und Ängstlichen zu schützen, das kennt der Revolverheld aus unzähligen Duellen Bär gegen Bär.

 Diesen Untoten schickt er in ein nasses Grab!

"Heh! Da bekomme ich einen Schnupfen!" Der kleine Vampir ist erschüttert, wie feucht hier gleich der Empfang ist. Er wollte doch nur einen winzigen Mitternachtsimbiss mit ganz spitzen Zähnen. Diese ungehobelten Landeier! Da sucht er ab jetzt lieber bleiche Burgfräuleins als weiter zu versuchen, diese schießwütigen Viehtreiber anzupieksen.

Auch der blaue Chef der Langohren ist wieder auf dem Kriechpfad. Immer schön in Deckung will er sich an die Bleichbären anpirschen und ihnen einen Pümpel verpassen, bevor die Wasserwummen antworten können. Da entdeckt er ein unbekanntes Langohr.

'Der mit den Hasen maust' ist begeistert. Zu zweit können sie die Hütebären in die Zange nehmen und kreuzweise beschießen. Jetzt muss der Neue nur noch seinen Flitzebogen holen. Doch der ist ein Kriechdienstverweigerer und so ein Stamm von Pazifisten hat überhaupt keine Schiesshilfen oder andere Marterbleichmittel.

Dann zieht er den Kuhjungen eben ein anderes Mal das Fell über die Ohren und nimmt einen Ganzkörperskalp. Nun will der blaue Hibbelhase aber wissen, woran man so eine 'Passipisten-Memme' erkennt. Da zeigt der weiße Hase auf seinen dunklen Spann: "Ich bin ein guter Schwarzfuß."

"Ja, dann bin ich ...", 'der mit dem Hase maust' blickt lange auf seine schmalen Läufe "... dann bin ich wohl ein Hasenfuß."


Fotos: W.Hein

Schwarzfuß ist ein Alpaka-Hase von Eva Tietz. Hasenmaus kommt von Bell Bear Design. Der Märzhase Ralph und die Sau Lina hat Daria Sikora ausgestattet. Unser erster Rica-Bär ist der grauzottelige Herr Maderheim und Anja Fohmann von den Needful Friends hat den kleine Muck gemacht. Hinter dem Vampir steckt Lauritz, ein Rica-Bär, der dafür seinen Matrosenanzug abgelegt hat. Harald von den Tonni Bears hat immer noch keine Zeit, seit er weitere Werkzeuge aus der Bärenhöhle Hannover bekommen hat.