Mittwoch, 8. Oktober 2008

Der Weg zurück




Sieht man heute das Ende ... beginnt alles vor Jahrzehnten
mit einem wuscheligen Bär, der überall immer kräftig das Maul
aufreißt. Er hätte mein erster Bär bleiben können, obwohl er
eigentlich meiner Mutter gehörte. Und wahrscheinlich hätte er
heute viel weniger Brüder, die den Garten unsicher machen.
Aber es ist anders gekommen ...

Der Zotty hat sich gerade mehrere Stunden auf meinen
Bauch gesonnt und überhaupt ... er sitzt hier im Garten,
weil ich bei diesem wilden Gesellen immer noch eine
offene Rechnung mit der deutschen Autobahn und den
Alpen habe. Denn dieser Wuschelpetz ist auch nicht
der 'erste Bär', er ist ja erst seit wenigen Tagen im Haus.


Der erste Zotty ist vor vielen Jahren in einer regnerischen
Nacht verloren gegangen. Die Familie war im beigegetünchten
Käfer unterwegs in den ersten gemeinsamen Urlaub. Mit Freunden
ging es nach Hintertux, einen Talkessel mitten in den Alpen, in
die eine Straße hineinführt. Und dieselbe führt auch wieder raus.
Schon damals wollte ich als kleiner Dötz nicht nur mit Vater und
Mutter verreisen. Deshalb mussten mein Hase Cosy, der 14 Tage
jünger als ich ist, und der Zotty, den mein Vater meiner Mutter
kurz nach der Verlobung schenkte, mit.

Die Anreise aus Norddeutschland dauerte schon länger. Es war
dunkel geworden und ich schlief mit Langohr und Bär auf der
Rückbank. Irgendwann wurde mitten in der Nacht im Regen
Pause auf einer Autobahnraststätte gemacht. Ich blickte von
der Rückbank verschlafen in die Nacht und stolperte wohl auch
für einem kleinem Zwischenstopp zum Klo. Danach habe ich mich
wieder in die Kissen gedrückt und weiter geschlafen.
Erst später sammelte ich die Reisegefährten zum Anschmusen
wieder zusammen ... aber ... da war kein Zotty mehr. Der Bär
blieb verschwunden, obwohl ich alles immer wieder durchwühlte
und die Jacken, Taschen und Kissen auf der Rückbank und im
Fussbodenraum mehrfach umschichtete. Wie konnte er nur
entschwinden? Der Kuschelpetz war wahrscheinlich beim letzten
Halt zwischen Vordersitz und Türholm aus dem Käfer gerutscht
und lag jetzt einsam und verlassen auf dem nassen Asphalt des
Autobahnparkplatzes. Ich heulte Rotz und Wasser und wollte zurück
zum Bären. Den müssen wir doch retten! (... und mich damit auch.)
Aber meine Eltern wollten nicht umkehren. Für sie war der Zotty
längst verloren. Wo sollte man ihn suchen? Wie die verlorene Zeit
aufholen? Wir fuhren also weiter ins bergige Hintertux und machten
dort Urlaub.

Es gibt aus der Zeit Fotos von uns und der anderen Familie. Auf
einigen sitzen die Kinder auf den Schultern der Erwachsenen bei
den Bergwanderungen. Ich behaupte immer noch, das ich dabei
nicht glücklich aussehe. Und ohne diese Bilder wäre ich vielleicht
nie da gewesen ... denn es gibt keine eigenen Erinnerungen an
die Bergwelt, die Pension oder die Ausflüge. Doch das Bild von
dem durchnässten Bären, der verloren mitten in der Nacht an
der Autobahn liegt, das Bild verfolgt mich immer noch. Zudem
mag ich auch heute keine alpinen Bergferien und erst recht nicht
dieses Hintertux im fernen Tuxtal. Aber ich habe seitdem eine
Sehnsucht nach Bären.


Deshalb gibt es jetzt wieder einen Zotty. Doch eigentlich ist
es doch zu spät für ihn. Auch wenn er trotz seines Alters
wahrscheinlich heute immer noch so aussieht wie der damals
verlorene Bruder. Da der mir seit vielen Jahren so lange so
sehr fehlte, passten plötzlich noch ganz viele weitere Bären
in mein Herz. Und die möchte ich inzwischen dort auch
nicht mehr missen.

W. Hein

Der Zotty ist ein Ebay-Eroberung, der zwar nicht ganz so alt ist,
wie es der Zotty meiner Mutter vom Anfang der 60er gewesen wäre.
Er ist wahrscheinlich eher ein Achtundsechziger, aber er hat noch
den Charme der älteren Steiffbären, der sich bei den aktuellen
Knopfbären nicht recht einstellen will. Der Zotty hatte bislang
offensichtlich nur repräsentative Aufgaben, denn er sieht immer
noch frisch aus, nur das Fell ist etwas ausgeblichen. Sogar das
Pappschild auf der Brust ist noch vorhanden. Genau genommen
gibt es inzwischen sogar zwei Zottys. Denn meine Mutter hat jetzt
auch wieder einen Felltröster am Bett sitzen.

Das dritte Bild wäre ohne die Hilfe von Shutterstock und diversen
Internetquellen nicht entstanden. Sei es die Sammlung alter Postkarten
von deutschen Autobahnraststätten, stolze Käferbesitzer und
italienische Hintertuxurlaubern. Vielen Dank für die Vorlagen.



Samstag, 4. Oktober 2008

Jetzt haben wir aber keine Zeit!


Den ganzen Sommer haben sie gewartet ...

und jetzt, wo im Oktober mal die Sonne scheint,
sollen sie gleich hüpfen und springen.


Aber kleine Bärenmädchen sind beschäftigt. Schwer beschäftigt!

Sie müssen Krokoflatterdile bauen und ...

blaue Girafanten mit sechsbeinigen Spitzkehrlingen
aufs Parkett bringen.

Die kleine Piepsmaus hat die Aufregung genutzt,
heimlich den fliegenden Tatzenwurm zu entern.

Nelleke bastelt ein zweihöckeriges Dreibein.

Marie reißt die Krokoflatter wieder auseinander,
um lieber ein Sonnenküken zu bretzeln.


Larissa macht Eierköpfe mit Tütü.

Und als nächstes bauen sie ein weiches Flauschhaus
oder lieber einen Beinwald.

Die kleine weiße Maus hat das Stoffzelt entdeckt ...

aber schon klappt Nelleke das Dach auseinander,
um zu sehen, wie es drinnen aussieht.


"Heh, das ist Mausfriedensbruch!"

"Nelleke, wo willst du hin?" Larissa will gerade den Eierköpfen
einen Rädersatz verpassen, als ihre Freundin von dannen stapft.

"Ich will in den Garten, die Sonne ausnutzen!"

Blaumaus, Streifenkatz und Ringelnase sind schon
ganz gespannt auf die Ausfahrt!

Fotos und Text: W.Hein