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Mittwoch, 6. Mai 2015

Buntraffe im Versteck



Voran watschelt Ping-U-In über den nackten Beton. Kichernd folgt ihm die Ka-Lei-Neh im Kimono.

Sie umrunden beide in weiten Bögen das üppige Grün der pfirsichblättrigen Glockenblumen, die überall in den Fugen sprießen.

Das Sputnik hadert immer noch mit dem Zusatzgewicht eines blinden Passagiers, der darauf beharrt sehr gut gucken zu können. Ständig sitzt das Stacheltier in seiner Flugdose und stört die Flugkonzentration, bevor der Flieger zum Start rollen kann.

Nun haben fast gleichzeitig Ka-Lei-Neh entdeckt, die mit Ping-U-In ihre Runden dreht. "Das ist eine von siebeneinhalb oder nein achteinhalb Schwestern", versucht das Sputnik zu erklären. Er erkennt sie an dem Watschelvogel, aber sonst sehen sich die Schwestern nie ähnlich, weil sie immer anders angezogen sind. Die hier hat sich zum Beispiel in so einen bunt bedruckten Duschvorhang gewickelt.

Gerome sucht die Buntraffe. Als Langhals fühlt er sich verantwortlich, wenn ein Raffentier ausbüchst. Und jedes Mal wenn, eine Buntraffe den Verdacht hat, sie solle sich nützlich machen, entzieht sie sich durch die schnelle Flucht.

Die Buntraffe versteckt besonders ihren langen Hals, denn der könnte sie so schnell verraten. Sie macht sich ganz lang und gibt keinen Mucks von sich. Wer weiß, was sie jetzt wieder tun soll: Reittier, Bettvorleger, Schmusebacke, Spielbeute oder Wasauchimmerschlimmeres. Das kann gut ohne sie stattfinden.

So kann ein Gerome suchen so lange er will. Die Buntraffe wird er nicht freiwillig entdecken. Da ist es gut, dass er heute so eine Reisschale auf dem Kopf trägt. So bekommt er wenigstens keinen Sonnenstich bei der langen Suche. Obwohl die Mittagssonne auch ganz schön auf der Schnauzenspitze piekst und zwickt.

Die weiße Bärin im Ki-Mo-No überlegt einen kurzen Moment, ob sie diese Buntraffe mitsuchen soll. Der Schiebepinguin könnte voran stürmen und sich schon mal ins Blattdickicht umsehen, ob sich dort nicht doch ein farbiger Langhals versteckt.

Aber dann dreht sie doch lieber weiter ihre Runden auf der offenen Betonfläche. Denn wenn der kleine Schiebefreund sich in den grünen Schlingpflanzen verheddert und in der Rabatte hängen bleibt, dann ist er keine große Hilfe. Und dann können sie das Ganze auch lassen.

Gerome wirft immer noch den langen Hals schwungvoll zu allen Seiten. Obwohl er das Hoppy weit überragt, sieht er kein weiteres Giraffentier. Das muss sich so gut getarnt haben, als ob es eine Grünraffe wäre.

Das Hoppy hat ein bessere Idee: "Wir machen ein Picknick. Mit Tee und Reisgebäck …nein, besser mit süßer Limo und leckerem Klitschkuchen. Das ist dann so Leckerschmecker, dass sogar eine Buntraffe aus dem Versteck kommt." Gerome ist noch nicht überzeugt: "Und wenn es nicht funktioniert?" Hoppy reibt sich den Bauch. " Dann haben wir ein leckeres Picknick gehabt."

"Los, steig aus!" Das Sputnik ruckelt und rackelt an der Blechdose. "Raus da! Ich bin und bleibe Einzelflieger" Dieses stachelige Übergepäck bleibt einfach lästig. Und hat jede Menge Sitzfleisch.

Endlich ist der freche Dosenbesetzer draußen. "Zurücktreten! Damit dich der Propellerwind nicht erfasst. Zurücktreten, ich starte durch." Jetzt nur noch einen Moment verschnaufen und dann fliegt das Sputnik davon. Angestrengt sitzt das rote Fusseltier, sammelt seine Gedanken, denkt nur noch an das Fliegen, macht sich leicht, macht sich leichter … und gleich, gleich dreht sich der Kopfpropeller … Hnnnggghhh!

Doch, puh, träge zuckt der silberne Propeller – keine einzige Umdrehung will er mehr machen, so anstrengend war diese Igeltrennung. Der rote Zottelflieger muss sich erst einmal ausruhen. Doch wenn die Dose noch länger am Boden bleibt, kann der kleine Spitzhut auch wieder einsteigen. Dumm daneben stehen macht keinen Spaß, und der Igel muss sowieso dringend noch etwas klären.

Zwei sitzen in einer Blechdose und das Propellertier ist viel zu müde um sich noch zu wehren. Um sie herum läuft in weiten Kreisen die Ka-Lei-Neh mit ihrer Watschelvorhut. Da wird es Zeit, dass der Igel seinem roten Fusselpiloten endlich etwas erklärt: "Es gibt keine halben Schwestern. Also sind es neun Schwestern … oder eine, die sich immer umzieht." Der kleine Spitzhut hält inne: "Kann man seine eigene Schwester sein … ich glaube das wir schwierig."

Und die Buntraffe wartet weiter im Versteck – bis alle wieder weg sind.


Fotos: W.Hein

Die Buntraffe kommt aus Mahnkes Bärenhöhle in Hannover. Der Langhals Gerome hatte da als Hampton Bear einen viel längeren Weg aus Australien zu uns. Das Hoppy von der North American Bear Company hatte fast einen genauso langen Weg aus den USA. Der Schiebepinguin der Kleinen ist auch weit gereist, als von Deb Canham gestartet ist. Da liegt Detmold als Heimat der Rica-Bären eigentlich um die Ecke, wie die Kleine bestätigen kann. Mushroom von Anna Aleksieva hat dafür seine Heimat weit im Osten. Das Sputnik wäre von keuns and bears wahrscheinlich aus den Niederlanden zu uns geflogen, wenn es sich bloß hätte konzentrieren können. So ist das Sputnik auch über die Bärenhöhle bei uns gelandet.


Sonntag, 3. Mai 2015

Etwas ohne Fisch bitte!



Was die Mädchen nur wieder wollen? Conroy muss sich eilen, er hat eine Verabredung mit Alisa und Maylin im Garten und ist etwas spät dran. Doch was er gerade schon verpasst, weiß er auch nicht – die Mädchen haben immer nur so geheimnisvoll gekichert.

Das ist doch Frau Fuchs! Der kleine Bär hätte sie fast nicht erkannt in der roten Raschelseide.

Frau Fuchs wundert sich immer noch über sich selbst und möchte jetzt auch nicht darüber mit kleinen Naseweisen reden. Plötzlich trägt sie einen Seidenkimono und alles kommt ihr nur noch japanisch vor.

Sie fühlt sich ohne ihren Schafpelz ganz nackt und hat sich deshalb ihren Hühnerhut wieder aufgesetzt. Nur was sie mit diesen runden Schlaufen-Stoffstücken machen soll? Die rote Fuchsdame hatte keine Idee und wollte lieber niemanden fragen. So hat sie sich für Ohrerweiterungen entschieden, obwohl sie jetzt aussieht wie die Geisha-Putzhilfe von Mickey Maus. Der kleine Fragebär stürmt zum Glück vorbei, weil er es eilig hat. Conroy hat wirklich keine Zeit und wundert sich nur, warum Frau Fuchs sich Fußschlappen auf die spitzen Ohren setzt. Findet sie auch, dass bärige Rundohren viel schöner sind? Wenn er die rote Seidenraupe auf dem Rückweg noch mal sieht, wird er sie auf jeden Fall fragen ...

Maylin heißt heute May-Lin und ist eine Prinzessin, die unter einem Kirschblütenzweig wartet. In drei blauen schweren Kisten und wuchtigen Truhen hat sie mit ihrer Mitprinzessin Ali-Sa ganz viel Krims und etwas Krams in den Garten hinausgeschleppt und auf einer Bambusmatte ausgebreitet.

Nun wartet May-Lin mit Ali-Sa darauf, dass endlich diese westliche Langnase kommt, den sie zu dieser ganz langwierigen Tee-Hee-Zee-Ree-Moni eingeladen haben. Die erste Schale Tee-Hee ist auf jeden Fall schon mal kalt, bis der Herr Langesocken endlich eintrifft.

Der so Gescholtene weiß immer noch nicht, was plötzlich mit allen Gartenbewohnern passiert ist. Kaum, dass die Kirschbäume zarte Blüten tragen, wandeln alle nur noch in bunter Seide gewandet durch den Garten.

"Nein, nein und nochmals nein." Prinzessin May-Lin braucht heute keine elektronische Haushaltshilfe, die bei ihrer Tee-Hee-Zee-Ree-Moni effizient die Gäste bewirtet, präzise heiße Getränke serviert und darauf achtet, dass zügig die Plätze für die nächsten Besucher frei werden. Noch schneller ist nur noch – widdewiddewiuhh – ein Selbstbedienungstresen.

"Widdewiddewipah – es ist ein völlig vermeidbarer Fehler, hier auf meine positronische Haushaltsoptimierungs-Funktion zu verzichten. Widdewiddewiso – mit Robotik könntet ihr hier richtig richtig Zeit sparen." Doch heute wollen die Mädchen die Zeit wohl reichlich verplempern, wenn sie selbst mit dem Geschirr klappern und mit Heißgetränken plünschen werden. Der silberne Freund und Helfer muss wieder gehen und soll sich die nächsten Stunden hier nicht sehen lassen. "Das ist Aussperrung! Ich habe – widdewiddewidde – ein Recht auf Maschinenarbeit." Kleine Bärinnen sollten wirklich mal die Gebrauchsanleitung lesen, bevor sie sich komplizierte Maschinen anschaffen ...

Die Kleine liebt immer wieder neue Kleider, die dürfen auch gern aus dem Land des Hanami kommen. Dafür bewundert sie schon den ganzen Tag zarte Duftblüten am Baum, steckt sich Blumenschmuck ans Ohr und lächelt und grinst mit dem Hoppy um die Wette, weil es so schön japanisch ist. 

Das Betrachten von den ganzen Kirschblüten ist zwar sehr schön, aber eigentlich wartet das Hoppy lieber auf die reifen Früchte. Denn im Gegensatz zu den Blühwundern in Japan machen sich die meisten hiesigen Kirschbäume nämlich auch noch nützlich. Mjam! Kirschtorte, Kirschquark und Kirschkompott – dem armen Langohr läuft schon das Wasser im Mund zusammen. 

Conroy kann es nicht glauben, dass auch Jungen diesen Blumenguckquatsch mitmachen. Doch Gerome behauptet, dass Australien – seine Heimat – viel dichter an Japan liegt als dieser Garten. Da haben die in 'Da-Unten' viel mehr Erfahrung mit dem Blumengucken. Hier können sie ja besser eine Primelkönigin küren. Und außerdem mögen es die Mädchen, wenn die Jungs mal ihre sanfte Seite zeigen.

In Prinzessin Ali-Sa brodelt es innerlich wie das Tee-hee-Wasser im kochenden Kessel. Wo bleibt Conroy? Sie hat sich so ein Chinagras-Buch gegriffen und lässt die Seiten unruhig hin und her klappen. Sie kann sich nicht wirklich auf diese 'Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht'-Geschichte konzentrieren, weil endlich dieser trödelige Bär kommen soll!

Die beiden Pelznasen in Seide sind inzwischen von den ganzen Kirschleckereien ziemlich hungrig geworden. Der Su-Schie-bepinguin hat zwar keinen Kimono bekommen, aber er freut sich auf den rohen Fisch am Abend. Doch was machen bis dahin die beiden Mädchen? Leider ist es noch viel zu früh im Jahr für ein Erdbeer-Pflück-Fest.

"Ich glaube, ich habe noch einen Kirschjogurt im Kühlschrank gesehen. Zur Feier des Tages sollten wir den sofort wegschnabulieren." Das ist eine gute Idee, da kommt ein Hoppy sofort mit. Ob es dazu auch ein Stück Möhrenkuchen gibt?

"Endlich! Wo bist du Lahmarsch gewesen?" wird Conroy begrüßt. Doch dann besinnen sich die beiden Prinzessinnen darauf, dass es doch eine Tee-Hee-Zee-Ree-Moni werden soll. Also noch mal: "Sei gegrüsst, edler Gast. Schüttle den Staub ab und gib uns die Ehre, eine köstliche Schale Tee-Hee mit Dir zu teilen."

Der Edelgast bleibt schwierig: Conroy will seine dicken Botten nicht ausziehen, um in die bereit liegenden leichten Stoffpantoletten zu schlüpfen. Dabei hat gemeiner Gartendreck auf der Tatamimatte im Tee-Hee-Haus nichts zu suchen. Die beiden Prinzessinnen seufzen und geben dann doch noch nach: Der ehrenwerte Gast einer Tee-Hee-Zee-Ree-Moni mag zwar ein Banause sein, aber er ist eben doch ein ehrenwerter Gast.

Endlich ahnt Conroy, was die Mädchen wollen: Es soll also ein Teetrinken werden, nur so ein schwierig langsames, wegen dieser 'Zee-Hee-Ree-Moni.' Der Bärenjunge hätte ja lieber Brause mit Klitschkuchen 'auf die Hand'. Aber er möchte kein Spielverderber sein und hockt sich mit den Mädchen an diesen niedrigen Tisch, dem jemand die Beine geklaut hat.

Ali-Sa reicht nun einen kleinen Im-Bis, deren bunte Maki-Röllchen sie vorher – auch schön für das Auge – farbig sortiert hat. Der Bärenjunge zögert: "Ist das auch nicht fischig?" Er mag auf keinen Fall glitschiges Meeresgetier und irgendwie sieht das alles so fremd aus ... Was die so alles essen, weiß man bei den Asia-Leuten ja nie.

"Nun stell dich nicht so an!" Die Prinzessin hatte sich so auf diesen Nachmittag gefreut und tagelang mit May-Lin alles genauestens vorbereitet. Es sollte alles so richtig schlitzaugig werden, mit ganz viel langsamen Pfotenbewegungen, raschelndem Rumgerutsche und würdevollen Nicken. Und nun will der Bärenjunge nicht richtig mitspielen: "Nimm jetzt gefälligst so ein Maki-Teil!" Hastig greift Conroy zu und schluckt die bunte Rolle mit geschlossenen Augen – kaum zerkaut – schnell runter.

Natürlich muss er davon sofort husten und braucht jetzt schnell etwas zum Nachspülen. Als Prinzessin May-Lin ihm nun die Schale Tee-Hee darbietet, zögert der Bär. Was ist das bloß für ein bitterherbes Gebräu? Könnte es nicht einfach Cola geben?

"Das ist Tee-Hee! Und den haben wir selber gemacht!" Ali-Sa kocht schon wieder: "Und nicht so'n Teebeutel-Kack!" Das mit der feineren Lebensart ist wohl nichts für Jungen: "Los May-Lin, zeig's ihm!"

Also nimmt die weiße Prinzessin selbst einen kräftigen Schluck aus der Schale, um dem ehrenwerten Gast zu zeigen, dass an so einem Tee-Hee überhaupt nichts Schlimmes ist. Außerdem braucht sie das Gefäß, um neuen Tee-Hee zu machen. Bei einer Zee-Hee-Ree-Moni kann es nicht umständlich genug sein, und so haben sie nur eine Schale für alle.

Der immer noch etwas überrumpelte Ehrengast kann gern etwas warten. Er überlegt, ob er nicht lieber noch einen bunten Happen nimmt. Bevor Ali-Sa wieder lospoltert, auch wenn sie gerade noch eifrig die Tee-Hee-Zutaten sucht. Wenn er schnell isst, ist es vielleicht auch nicht wirklich fischig ...

Nur noch einen Augenblck, dann sind beide Prinzessinnen bereit für die nächste Schale. May-Lin holt einen schweren Wasserkessel und wuchtet ihn über eine Wärmeplatte. Ali-Sa wühlt in der Zeit noch in Kisten, rumpelt in der Ecke und klappert mit irgendwelchen Metallteilen.

"Siehe, ehrenwerter Gast, deinen Tee-Hee machen wir ganz frisch!" Stolz zeigt die Bärin die Teedose für den Pulvertee. Dazu greift sie den Drahtschneebesen, denn so ein Bambusrührer fehlt den beiden Prinzessinnen leider immer noch – wie diese zögerliche Plinkermusik, die bei Japanern immer endlos durch die Papierwand dringt.

Ali-Sa schüttet eine gute Portion trockene Flusen aus der Dose in die Schale, während May-Lin summend im Hintergrund mit dem Teekessel hantiert. Nun gut – nicht alles landet im Porzelangefäß – ein schmaler Bambusdosierlöffel kommt zusammen mit echtem Matsche-Tee-Hee auch auf die Wunschliste für die nächste Zee-Hee-Ree-Moni.

Doch im hier und jetzt gießt May-Lin ziemlich heißes Wasser in Schale, wo die grünen Blätter sofort das Wasser färben und ein leicht bitteres Aroma in Luft liegt, das von einem blumigen Duft gemildert wird.

"Das muss man jetzt schaumig schlagen!" Da der Schneebesen für die Schale doch etwas unhandlich ist, macht Ali-Sa das immer mit der Pfote. Ganz kurz und heftig, weil es fast kochendheiß ist. Dann zieht sie noch schneller die Pfote wieder raus, leckt sie ab und beginnt sie ausgiebig zu bepusten. Das ist noch viel zu schmerzhaft und gar nicht so würdevoll, wie es für eine gepflegte Umstandsmacherei sein sollte.

Eine Schale von Prinzessinnen pfotengemachter Tee-Hee steht nun dampfend vor Conroy. Doch da schwimmen noch so viele Flusen drin rum. Warum hat wohl jemand Beuteltee erfunden? Jawohl, wegen der Flusen! Vielleicht wäre es ja besser, wenn die Mädchen einen Elektromixer hätten, einen der mit Turbogeschwindigkeit alles kleinhäkselt. Also der Hosenbär hätte ja auch nichts gegen einen Schnellimbiss: Wozu muss bärin so viel Aufhebens um diese Heißgetränke machen? So ein pfotengerührter Tee ist sicher auch nicht so hügehnisch ... er nimmt erst einmal so einen grün-fischigen Happen ... bevor er ...

Prinzessin Ali-Sa kann sich das Elend nicht mehr mit ansehen. Da muss es doch noch andere edle Kostgänger geben. Doch Gerome hat heute schon genug für die Mädchenverständigung getan. Er möchte nicht auch noch Ehrengast bei einer Tee-Hee-Zee-Ree-Moni werden. Es sei denn, es gäbe zur Feier des Tages auch Kirsch-Cola.

So muss Conroy die braungrüne Brühe weiter allein anstarren und lieber noch einen Im-Bis nehmen. Der sieht plötzlich auch gar nicht mehr so fischig aus.

Das nächste Mal werden sich die beiden Prinzessinnen genau überlegen, wen sie einladen. Denn sonst können sie das ganze Tee-Hee-Zeugs auch gleich in der blauen Kiste lassen.


Idee: SchneiderHein     Fotos: W.Hein

Schon bei der Planung zeigen sich die Unterschiede von Mädchen und Jungen. Die einen schwelgen im Kirschblütenfest (das es tatsächlich in Hannover gibt), die anderen machen sich Gedanken um fischige Happen und wie viel Technik man(n) zum Umrühren braucht. Wenigstens einigen sie sich bei der Ausstattung und sammeln einen kleinen Asia-Shop in Bärengröße. Das Puppengeschirr mit blauen Chinadekoren ist zum Teil Flohmarkteroberung, zum Teil Ebay-Fund. Mit dem Wasserkessel und Holztablett hat IKEA mal japanophile Puppenmütter ausgestattet. Die kleinen Origami-Kraniche sind mit Dinos aus Japan als kleine Aufmerksamkeit mitgekommen. Die drei blauen Kästen sind wirklich Dekobedarf (und Austauschartikel für ein missglücktes Geschenk). Die Tischsets hat Silkes Mutter beigesteuert, da sich in dieser Generation immer ein großer Fundus findet. Die Wände des oben offenen Teehauses sind Verpackungsmaterial für empfindliche Gartendekolieferungen. Der Kirschblütenzweig würde als Kunstblume auch das ganze Jahr Kirschblütenfeste verschönern. Nur ein Hoppy von der American Bear Company durfte seinen roten Kimono behalten. All die anderen Muffys und Hoppys mussten ihre asiatische Garderobe abgeben, damit die Kleine, Alisa, Maylin (alles Rica-Bären) und Gerome (australische Hampton Bear-Giraffe) sich die Kimonos, Tuniken, Hosen und Stoffpantoffeln schnappen konnten. Nur Conroy (auch ein Rica-Bär) und der Schiebepinguin (Deb Canham) sind vom Japanwahn oder vom Chinafieber verschont geblieben. Frau Fuchs (von Natasha Kataeva) fand sich plötzlich in einen üppigen Build-a-Bear-Kimono gehüllt, der aber für die schlanke rote Persönlichkeit mit vielen Klammern abgesteckt werden musste. Und dann waren da noch diese Riesenschlappen überzählig, die niemals an schlanke Fuchsfesseln passen würden. Es gab eine Lösung, die nur Conroy wundert. Ein einsamer Freund der asiatischen Effizienz bleibt der silberne Haushaltsroboter (von Anna Freimane, Puschok 1983), denn eigentlich darf er nicht richtig mitspielen, obwohl das vollkommen unlogisch ist.


Sonntag, 22. März 2015

Gänsemarsch



Die Buntraffe lässt sich nicht!

Conroy kann noch so viel betteln und bitten. Die Buntraffe lässt sich nicht aus dem hohem Blattwerk locken. Sie bleibt im sicheren Grün, bevor wieder so ein Indianer aus dem Dickicht stürmt und sich johlend auf ihren Rücken schwingt. Ein Langhals ist doch kein Reittier, nur weil es auf vier Hufen steht.

Eher geht eine Buntraffe stiften und sucht dabei etwas Weites. Ein Conroy stürmt grummelnd hinterher. "Ich will doch gar nicht…" schnauft er. "Ich meine doch nur…" ächzt er. "Ich hätte doch nur …" rugt er hinterher. "Menno!"

Gaahhk, gahaak! begrüsst die weiße Rollgans freudig eine Ente auf Rädern, als diese plötzlich hinterm dem Grünbüschel auftaucht. Endlich watschelt sie nicht mehr allein durch den Garten.
  
Auch die beiden Steuerbärinnen an der Stange begrüßen sich schnell. Sie haben sich schon länger im Blick, da ist die freudige Überraschung nicht ganz so groß wie kurz über dem Boden. Sie werden jetzt zusammen bleiben also ruft Maylin: "Gänse marsch!"

Die Buntraffe saust mit weiten Sprüngen über die Waldmeistersteppe. Unter den Hufen rascheln die trockenen Blätter. Sie lässt sich heute wirklich nicht. Nicht überlisten, nicht einfangen und erst recht nicht zureiten.

"Ich lasse mich doch nicht …" japst Conroy. "Ich lasse mich doch nicht von einem bunten Fusselrenner an der Nase herumführen." Er hat doch Besseres zu tun, als eine wildgewordene Bildstörung zu fangen. Obwohl, wenn er jetzt unschuldig pfeifen und einen weiten Bogen um das Raffentier machen würde, dann gegen den Wind und schnell an der Mähne zupacken …

Schlapp, schlapp, schlapp patschen die schwarzen Flossen auf den Beton. Der kleine Pinguin ist hier wohl der Stangenvogel mit der meisten Rollerfahrung im Garten.

Er hat besonders viel Erfahrung damit, dass eigentlich die kleine Bärin bestimmt, wo er lang watschelt.

Sie führt die Stange in seinem Rücken und schiebt ihn unerbittlich voran. Er ist ihr immer voraus, kommt schneller ans Ziel. Aber eben nur an das Ziel, das die Kleine für ihn bestimmt hat.

Gans und Ente geht es nicht viel besser. Auch hier bestimmen kleine Petzelinen ihren Weg. Sie strampeln sich vorn ab und hinten schieben sie flinke Pfoten mal nach rechts mal nach links.

Wenn die Pfoten nicht gerade abgelenkt sind, weil die Steuerlieschen sich gerade einen Witz erzählen müssen und sich dabei vor Lachen ausschütten. Dann können die beiden Watschelvögeln den Hindernissen erst in letzter Sekunde ausweichen … oder rumpeln mitten durchs Gestrüpp.

"Wir müssen aufpassen," sagt dann Alisa. "Oh ja, das ist voll wichtig", pflichtet ihr Maylin bei. Wenig später stupst sie ihre Freundin in die Seite, kichert vor Vorfreude und beginnt: "Kennst du den, wo zwei erboste Stachelscheine in einem Fass auf einen Wasserfall zutreiben …"

Weiter kommt Maylin nicht, da plötzlich ein schnittiger Pinguin ihren Weg kreuzt.

"Oh, ihr habt auch was zu schieben," stellt die Kleine erfreut fest. "Das trifft sich gut, dann könnt ihr gleich mitkommen." Und bevor die beiden Petzelinen noch etwas sagen können, stürmt der Pinguin mit seiner eiligen Lenkhilfe schon wieder voran.

"Warum folgen wir ihr eigentlich?" flüstert Maylin ihrer Freundin zu. "Warum nicht? Oder hast du was Besseres vor?" Hat Maylin nicht, also können sie ihre Vögel auch hinterher watscheln lassen.

Der kleine Pinguin ist gründlich. In wilden Zickzack-Linien und weiten Bögen saust er über die ganze Betonfläche, jagt die wandernden Sonnenstrahlen auf den Steinplatten, untersucht jeden Kübel und umkurvt dabei alle Büschel und Strünke, die aus den Fugen ragen. Maylin und Alisa hatten vorher nie geahnt, dass es für das kleine Federvieh hier so viel zu entdecken gibt.

"Und was machen wir jetzt?" Wenn sie inzwischen die letzten und allerletzten Ecken abfahren, werden sich die Vögel doch sicher langweilen. "Jetzt," lacht die Kleine. "Jetzt haben unsere Flatterlinge an der Stange vom vielen Geschiebe schon eckige Räder. WIr sausen nach Hause."

"Komm Conroy, trödel nicht so!" Die Mädchen wollen wieder ins Haus und wenn der Junge sich mal beeilen würde, würden sie ihn auch mitnehmen.

Da sputet sich der kleine Bär. Soll doch die blöde Buntraffe bleiben, wo der Pfeffer wächst! Oder was sonst hier noch im Garten wuchert und rumrankt.


Fotos: W.Hein

Die kleinen Bären sind alle Rica-Bären aus Detmold von Ulrike und Claude Charles. Die Schiebevögel hat Brenda Powers bei Deb Canham auf die Räder gesetzt. Die Buntraffe von Sigikit kommt aus Mahnkes Bärenhöhle in Hannover. Sie hat dort ruhig im Regal gelegen und nie geanht wie aufregend die Flucht vor einem Leben als Langhalsmustang sein kann.