Donnerstag, 30. April 2020

Disco Distance



Wer braucht für die Walpurgisnacht schon einen sperrigen Brocken? Die kleine Schreckerin hottet diese Nacht dann eben im eigenen Hexenplatz zu heißen Rhythmen.

Auch die anderen Schrecker mussten vom Flugplatz abziehen. Ihre Besenflüge wurden gestrichen. Dann zünden sie das Feuer eben digital an und machen ihren eigenen Tanzplatz auf.

Natürlich achten sie auch hier auf den richtigen Abstand. Social Distance Dancing heißt das Gebot der Stunde. Alle sind mindestens eine Besenlänge voneinander entfernt und zappeln mit Maske auf der Stelle. Es darf eben keiner dem anderen Schrecker zu Nahe kommen.

Die Besen haben sie längst in der Ecke gestellt, die stören nur beim Tanzen. Zum Buffet dürfen die kleinen Unholde natürlich nur einzeln gehen und ernten die wütende Blicke der anderen, wenn sie sich nicht schnell genug entscheiden können. Oder wenn sie sich ein Riesenstück Pizza rausnehmen. Dabei könnten sie doch jeder Zeit den Bringdienst rufen, der – um den Abstand zu halten – den Nachschub dann wie ein Frisbee rüberwirft. Dann hilft natürlich eine Extraportion Käse, damit in der schnellen Drehung dabei nicht die Salami davon segelt.

Treat muss mal – zum Glück gibt es keine kilometerlange Schlange, bei der alle so locker stehen, dass man sich fragen muss, wo eigentlich das Ende ist.

Oh! Der Ort ist schon besetzt. Da hat jemand das Social Distancing aber ziemlich übertrieben. 

Sie will gerade über ihre Entdeckung berichten, da wird sie erst einmal zurecht gestutzt: "Treat, deine Maske rutscht. Dann fliegen die Viren doch doppelt so weit!" 

So tanzen sie wohl noch die ganze Nacht um ihr digitales Lagerfeuer ... 

wenn nicht die Corona-Polizei aufgetaucht wäre und die Abstände verdoppelt hätte. Da wird die Musikbeschallung in den Außenbereichen schon ganz schön leise.


Idee: SchneiderHein       Fotos: W.Hein

Eigentlich sollte die Bändigung der Zeitmaschine das Ende der diesjährigen Walpurgisnacht werden. Aber Silke fehlte ein Happy End. Also gibt es diese Instantparty für die kleinen Schrecker mit einer sehr gnädigen Corona-Polizei. Sie hat nur noch die Personalien aufgenommen, um die Ketten verfolgen zu können. Dabei hat eine Hexe doch gar keine Klunker am Hals.


Ideenklau




Die kleine weiße Maus muss es einsehen. In diesem Jahr führt von hier aus kein Weg zur Walpurgisnacht am Brocken. Und wenn sie dort endlich ankäme, wäre es sicher eine traurige Veranstaltung, wenn ein lose Kette einsamer Figuren mit Mundschutz und Sicherheitsabstand um das Feuer tanzt. Ach, wenn es überhaupt ein Feuer gibt. Doch die kleine weiße Maus hat eine geniale Idee. Sie hat doch eine Zeitmaschine, die sie zu jeder Walpurgisnacht in der Vergangenheit oder Zukunft bringen kann. Sie reist einfach zu der besten Walpurgisnacht aller Zeiten, die sie finden kann. 

Auch wenn sie nun nicht mehr auf dem Besen hinfliegen muss, auf das standesgemässe Hexengerät mag sie nicht verzichten. Wie sieht das denn aus, wenn sie ohne so ein Statussymbol mit den anderen Hexer*innen um das Feuer tanzt. Oder für eine kurze Himmelsrunde abhebt. Die nächste Zeitmaschine sollte jemand in einen Lieferwagen einbauen. Diese enge Sportwagen haben keinen Kofferraum und so ein sperriges Teil in die Fahrgastzelle zu zirkeln ist ganz schön schwierig. Wenn der Besen endlich drinnen ist, verhakt er sich am Lenkrad, steht auf dem Gashebel oder versperrt den Flux-Kompensator. 

Die naseweise Hexenmaus überlegt gerade, ob es denn keinen Klappbesen gibt, da wird sie von hinten angesprochen: "Heh, was machen Sie den da?" Als sie sich umdreht steht da ein großer dunkler Polizist und stemmt vorwurfsvoll die Arme in die Seite: "Haben Sie überhaupt eine Genehmigung?" Die kleine weiße Maus ist fassungslos. Der Vorteil einer Zeitmaschine ist doch, dass sie längst wieder weg ist, bevor die Verwaltung auf Touren kommt.

"Das ist doch ein Zeitmaschine?" stellt ein zweiter Polizist das Offensichtliche fest. "Was haben sie damit vor" Was hat maus schon mit einer Zeitmaschine vor? Natürlich durch die Zeit reisen, dorthin wo es gerade besser oder wenigstens praktisch ist. "Ich fliege zur Walpurgisnacht. In eine Zeit, in der die Nacht wieder eine große Sause ist." Die kleine Maus fragt sich, was diese ganze Fragerei soll.

"Das geht nicht." Der Polizei schickt die Maus auf Abstand. "Treten sie zurück!" Sein Kollege hat inzwischen ein gelbschwarzes Plastikband ausgepackt und beginnt es abzurollen.

Die kleine weiße Maus packt ihre Sachen und geht auf Distanz. Was soll das heißen, das geht jetzt nicht? Wenn sie irgendwelche Probleme haben, dann soll die Polente ihr einfach ein paar Minuten Zeit geben, dann ist sie weg. Dorthin, wo es kein Problem mehr ist. 

"So, wir sind fertig." Der Wagen ist jetzt gesichert. Die beiden Polizisten können nur den Kopf schütteln, bevor sie gehen. Diese Mäuse haben verrückte Ideen … glauben, dass sie einfach einen Sportwagen als Zeitmaschine nehmen können. Um Covid-19 nicht nur räumlich im Fluge verteilen zu können. Sie könnten das Corona-Virus auch in jeder Zeit verteilen, die dann noch nicht einmal eine Ahnung hat, was diese unverantwortlichen Zeit-Vagabunden da einschleppen. Wie soll das jemand nachverfolgen können.

Die beiden Polizisten haben ganze Arbeit geleistet. Die Zeitmaschine ist so verschnürt, dass auch eine kleine weiße Maus nicht weiß, wie sie da noch reinkommen soll.

Damit ist dieses Jahr die Walpurgisnacht endgültig gelaufen. Sie wird wohl mal Candy anrufen müssen, wie sie an den Link für dieses "Gemeinsam-Einsam-Zappeln" kommt. Und wenn diese blöde Pandemie endlich ihre Zeitmaschine freigibt, kann sie als 'Maus der Zukunft' sich selbst als 'Maus der Gegenwart' abholen, um gemeinsam zur besten 'Feier der Vergangenheit' zu sausen. Jawohl! Dieser Gedanke stimmt die kleine weiße Maus gleich wieder heiter. Sie hält ab jetzt schon mal Ausschau nach sich.


Idee: SchneiderHein      Fotos: W.Hein

Silke hat immer ein gutes Gespür, wann es Zeit ist, dass bei den Bären und Mäusen etwas passiert. Auch weiß sie eigentlich ganz genau, welche Themen dran sind. Wie jetzt eben die Walpurgisnacht, die hier schon ein kleiner Klassiker ist. Doch in den heutigen Coronazeiten ist die Vorstellung einer lustvollen Orgie auf dem Hexentanzplatz auf dem Brocken ziemlich schwierig. Nicht nur weil das Oktoberfest in München wahrscheinlich viel wilder und ungehemmter ist als die Harzer Wirklichkeit. Aber in diesen Tagen passt das alles nicht zu Reiseverboten, Abstandsregeln oder der Absage von Großveranstaltungen. Also ist es doch logisch, wenn hier auch die Wünsche mit der Realität auf Kollisionskurs sind. Da ist dann auch eine Zeitmaschine keine Lösung ;-) Daher geht es hier dann doch noch weiter ...


Besenrettung



Seit Anfang der Woche ist Hellas Putzladen wieder geöffnet. Auch wenn die reinliche Buntsau alles rund um das Putzen, Wienern und Scheuern anbietet, dafür braucht sie keine 800 Quadratmeter. Hella ist auf ihre Sauberkunden vorbereitet, hat natürlich auch Schutzmasken für sich und die reinkommenden Passanten. Wer mehr Umsatz macht, bekommt sogar noch ein Extrapäckchen Schutzausrüstung für den nächsten Laden.

Das Hygiene nun vor aller Munde ist, findet die Saubersau sogar richtig gut. Auch das Waschen von Pfoten und Hufen bekommt jetzt endlich die notwendige Beachtung. Aber noch besser für Hella das Ausbleiben bestimmter Kunden, auch wenn sie die letzten Tage jede Gelegenheit gehabt hätten …

Die ordnungsliebende Putzsau mag es überhaupt nicht, wenn wertvolle Putzmittel zweckentfremdet werden. Wenn zum Beispiel ihre wunderschönen Besen als Fluggerät missbraucht werden. Wenn wilde Raser der Lüfte in haarsträubenden Flugmanövern, wie verrückt am Stiel reißen und bei der Landung alle Borsten knicken. So ist sie glücklich, dass sich die ganze Woche nicht eine Hexe hat blicken lassen, um für den wilden Walpurgisritt noch schnell einen neuen Reitbesen zu shoppen. Da hätte es wohl auch nichts genutzt, dass Hella vorsorglich als Besenschutz die Preise verdoppelt hat.


Idee: SchneiderHein      Fotos: W.Hein

Aber Hella bleibt sich treu, auch wenn ihr Putzladen häufiger umzieht. Das war ein kurzer Schwenk über den Einzelhandel bevor es endlich weitergeht mit der kleinen weißen Maus und ihrer großartigen Idee, wie sie doch noch zur Walpurgisnacht kommt … 




Fliegerleid



Die kleine weiße Maus ist im Stress. Jedes Jahr in der langen Nacht zum 1. Mai steigt auf dem Brocken im Harz der wilde Hexentanz zur Walpurgisnacht. Nachdem es mehrere Jahre an der fehlenden Flughöhe gescheitert ist, will sie dieses Jahr nicht darauf verzichten. Sie hat den Zauberstab gegriffen und wird gleich nach dem passenden Zauberspruch googeln. Aber bis jetzt zicken ihre mitfliegenden kleinen Schrecken*innen. Sie hat sich von Midnight und Candy die ersten Absagen geholt, weil die ja lieber ödes "Home-Office" machen also 'Heimhexen'.

Also ruft sie mit dem nächsten Video-Call Treat und Wanda. Sie erwischt die beiden Grünlinge am Flughafen. Nachdem sich die Hexenmäuse in den letzten Jahren noch auf die weiße Flugexpertin verlassen und deshalb nie rechtzeitig abgehoben haben, gehen sie diesmal lieber den professionellen Weg. (Zum Glück führen die Drachen das Terminal und nicht irgendwelche Bären. Sonst wäre das alles hier noch eine Baustelle.) Das blaue Gepäck von Wanda müssen sie noch einchecken, während Treats karierter Koffer schon verschwunden ist. Für die Kabine haben sie die praktischen Kürbistaschen umgehängt. Eigentlich sind die Hängebeutel für das kleine Einsacken zu Halloween – aber wenn beim Billigflieger der Service entfällt, braucht maus während des Fluges doch Proviant im Bordgepäck.

Für die beiden ist klar, dass eine Walpurgisparty heilig ist. Also wenn eine kleine weiße Maus mit dabei sein will, soll sie sich sputen: "Lass den ganzen Zauberquatsch und komm hierher. Unser Flug ist noch nicht aufgerufen."

Auch Wanda will das ganze Gerede über individuelle Besenflüge mit Zauberstäben und warum es diesmal 'funzt' nicht hören. Jedes Jahr dasselbe! "Wir nehmen diesmal den Großraumbesen und warten auf dich … aber nur bis der Flieger abhebt."

Hupps, sie sollten auch in der Abflughalle Abstand wahren. Schnell geht jede Maus in ihre Ecke. Vielleicht hätte sich dafür jede einen Gepäcktrolley nehmen sollen – als Abstandshilfe wie die Einkaufswagen im Supermarkt. Aber dann hätte Treat nicht ihren Koffer schon aufs erste Gepäckband stellen sollen. Da war der Koffer schon verschwunden, bevor sie überhaupt abgeflogen sind.

Doch Treat hat Glück. Ein Mitarbeiter im Flughafen hat das flüchtige Gepäckstück gestellt, bevor es nach Kasachstan verladen werden konnte oder einen Trip zum Dach der Welt buchen konnte. Aber eigentlich wäre es auch egal gewesen: "Für heute sind alle Flüge gestrichen."

Dann braucht sich eine kleine weiße Maus auch nicht beeilen. Treat und Wanda sind offensichtlich in der Abflughalle gestrandet und können schauen, ob sie die Nacht auf den Plastiksitzen der Wartebänke verbringen wollen. Sie schaut auf ihren Zauberstab, den sie dafür langsam in den Pfoten dreht: Merkwürdig, dieses Misstrauen der beiden grünen Hexennager in die Selbstfliegerei.

Dabei wollen einige Schrecker*innen durchaus noch mit dem Besen selbst durchstarten. Sie stehen auf dem Flugfeld und versuchen das ausgefeilte Reisekonzept der Mephisto AG umzusetzen. Damit soll der Brockenflug gelingen, stecken doch die selben Berater hinter diesem Konzept wie beim Plan für den Frühstart der Bundesliga. Es ist aber schon beim Abheben ganz schön schwierig umzusetzen: Eine Zwei-Besen Abstandsregel gilt für den Start und natürlich später auch im Formationsflug. Wie soll das erst beim wilden Tanz am Hexenplatz im Harz werden? Das war in den letzten Jahren doch immer ein einziges Durcheinander …

Noch wartet Incy mit den anderen auf die Starterlaubnis. Er ruft seinem Flügelmann zur Rechten zu, ob es sich denn schon lohne, in Flugposition zu gehen. Sie könnten sich auf den Besen schwingen, um gegen den Wind abzuheben. Wenn er nur wüsste, in welcher Richtung sie sich dafür drehen müssen.

Startvorbereitung einleiten und dann gegen den Wind? Scaridy hat auch keine Ahnung, wie es weiter geht. Es ist auch so umständlich, das mit den Masken zu klären: Ständig behindert das Tuch die Aussprache. Es klingt alles wie unter einer Wolldecke und selbst das Atmen wird so nicht einfacher.

Pumkin Pickle hat noch ganz andere Sorgen. Sie hat nur einen Minibesen erwischt, so eine Art Handfeger und fragt sich, ob dieser Kleinflieger sie überhaupt weite Strecke tragen kann. Der ist sicher nur für Stadtrundflüge gedacht.

Dann kommt die Durchsage vom Tower: "Ihre Fernflüge werden abgesagt. Es gibt keine Starterlaubnis für Privatflieger."

Das wird so nichts! Dieses Jahr haben weiter fliegende Hexer*innen wohl überall Flugverbot. Die kleine weiße Maus gibt aber noch lange nicht auf. Maske auf und sie ist bereit. Die Schreckerin in Teilzeit überlegt und überlegt. Plötzlich saust die geballte Pfote nach vorn. "Hah!" Sie hat die Idee: "Ich weiß, wie ich doch noch zur Walpurgisnacht am Brocken komme!"

Wenn heute alle Starts ausfallen, können alle kleine Schrecken*innen auch abziehen. Zurück bleibt nur ein einsamer Spielzeugbär an einem Fernrohr auf der Aussichtsplattform.


Idee: SchneiderHein     Fotos: W.Hein

Das letzte Bild ist meiner Liebe zum Kino und romanischen Komödien geschuldet. Kleines Quiz: Welcher Film ist gemeint, auch wenn hier dann ein Rucksack fehlt?

Aber damit muss sich niemand aufhalten: Es geht nach einem kleinen Intermezzo weiter. Die kleine weiße Maus hat ja einen Plan …


Reiselust



Die kleine weiße Maus hat den Hexenhut aus dem Schrank gezogen und die Knicke in der Krempe wieder – so gut es ging – gerichtet. Dann hat sie den fünfzackigen Zauberstab abgestaubt. Jetzt braucht sie nur noch einen schicken Flugbesen passend zur Hutfeder. Es wird doch wieder einen Hexentanz in den Mai auf dem Brocken geben. Wenn sie noch rechtzeitig zur Walpurgisnacht in den Harz will, muss sie sich ranhalten. Am besten macht sie schnell einen Rundruf bei den mitreisenden Schrecker*innen, damit alle rechtzeitig startbereit sind.

Ihre Mitfliegerin Midnight erreicht der Video-Call der weißen Maus zuhause. Die kleine Hexenmaus macht schon seit Wochen Home-Office und wundert sich, dass die Nagerin am anderen Ende immer noch große Reisepläne hat. Sind an ihr die ganzen "Bleibt zuhause"-Aufrufe der letzten Tage vorbei gegangen?

Seit überall ein Covid-19 Virus alles lahmlegt, hat sich Midnight in der eigenen Wohnung eingeigelt und den Laptop aufgeklappt, um nicht vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Für ihr Fernweh hat sie ein Fernrohr ans Fenster gestellt.

Die Reisetasche für die Harzsause steht schon seit Tagen gepackt im Sessel, aber nach den Nachrichten der letzten Tage, hatte sie schon damit gerechnet, dass der nächtliche Hexentanz zur Walpurgisnacht in den Herbst verlegt wird. Wenn der neue Termin dann nicht mit Halloween kollidiert, dem zweiten Großereignis für kleine Schrecker*innen im Jahr.

Inzwischen hat die kleine weiße Maus zusätzlich eine geschäftige Candy in die Videokonferenz geholt. Die kleine Schreckerin hockt die ganze Zeit vor dem Klappcomputer und ist sofort sprechbereit. Natürlich arbeitet auch sie seit Wochen nur von zuhause.

So köchelt der große Hexenkessel im Wohnzimmer. Die meisten Zutaten hat die weiße Maus im Haus und – wenn etwas fehlt – der Hexenhandel arbeitet längst online. Fliegende Besen-Drohnen bringen Spinnenbein, Fliegenfraß, Alraunenwurz – oder was sonst das dunkle Hexenherz begehrt – als  Mitternachtslieferung direkt vor die Tür.

Die Walpurgisnacht hat Candy längst geregelt. Sie feiert heute Abend mit "Gemeinsam-Einsam-Zappeln" in den eigenen vier Wänden. Für den freien Besentanz holt sie sich einen Live-Stream auf den Laptop. Ein DJ sendet sein Set wilder Tanzmusik in alle angeschlossenen Wohnzimmer und hier kann dann jeder für sich mitmachen – ohne die anderen anzuschwitzen oder mitzurempeln. Wenn es immer schon 'House'-Musik war, gehörte es doch nie in proppenvolle Clubs oder auf eine enthemmte Strandparty im Freien.

Das ist doch nicht zum aushalten. Die kleine weiße Maus hat ja nie geahnt, dass sie mit solchen Stubenhockern befreundet ist. Wenn sie die noch umstimmen will, müssen knallharte … oder besser felsenfeste Fakten her. Sie ruft am Besten jetzt direkt beim Brocken an.

Endlich erreicht die naseweise Maus ein Monster an der Teufelstreppe. Als sein Bild in der Videokonferenz zugeschaltet wird, wundern sich die Mäuse: "Gibt es denn keine Maskenpflicht im Harz?" Das Monster grummelt: "Hier ist doch niemand! Warum soll ich dann eine Maske tragen? Um mich selbst anzustecken?"

Aber eigentlich will die kleine weiße Maus wissen, warum das Monster wenige Stunden vor der wilden Party immer noch allein ist: "Gibt es eine Reisewarnung?" Das Monster schüttelt den Kopf. "Nöh!" Aufatmen. "Hier gibt es ein Einreiseverbot für Auswärtige. Oder ist das hier euer eingetragener Zweitwohnsitz?" Es schaut in die Runde: "So unwirtlich, wie es hier aussieht, wohl eher nicht."

Mist und Doppelmist! So hat sich das eine kleine Oberhexe nicht vorgestellt. Doch Bangemachen gilt nicht – sie ist doch als Teilzeitkraft im Schreckerbusiness. Pah, diese Bedenkenträger sollen doch weiter im eignen Saft schmoren. Wenn alle da hocken bleiben wollen, wo sie gerade hocken – sie findet einen Weg zur Brockenparty!

Candy schaut derweil lieber im Schrank, ob sie noch alle Zutaten hat. Wenn jetzt ein verlängertes Wochenende ohne Bringdienste bevorsteht, wäre es blöd, wenn Krötenblut, Käfersud und Kriechgut zur Neige gingen und alles im Topf vor sich hin simmern müsste, bis Nachschub kommt.

Die bestellten Drachenknochen aus China hängen ja auch noch in der Warteschlange im Frachtflughafen Hongkong fest, weil es in den Zeiten von Corona weniger Verkehr mit Großraum-Flugbesen gibt. Was ist dagegen schon dieses ganze Gewese um fehlendes Klopapier in den letzten Wochen? Das war nicht so schlimm … sie hatte ja genug alte, schwer leserliche Manuskripte, die sie in Streifen schneiden konnte.

Lesestoff für längere Sitzungen? Das bringt Midnight auf eine Idee, wie sie die kommenden Stunden bis zum 1. Mai gut verbringen könnte: "Ich lese ein gutes Buch!" Sie blickt auf das besonders bissige Exemplar vor sich auf dem Hocker. "Nun, das besser nicht!"


Idee SchneiderHein     Fotos:W.Hein

Das ist wieder so eine "Auftragsarbeit", wie Silke immer pikiert festgestellt, wenn sie eine tolle Idee hat, und ich erst einmal bestenfalls "Hmm…" mache. Irgendwann verkünde ich, doch, ich könnte es mir vorstellen, da was zu machen, es gibt erste Pläne. Silke hatte sich das eigentlich anders vorgestellt. Dabei wird es nun sicher noch spannend werden. Denn noch ist eine kleine weiße Maus nicht an ihr Ziel gelangt. So geht es weiter ...


Donnerstag, 23. April 2020

Was bleibt …



Die Sonne hat Ende Mai schon einige Kraft. Das nutzen die Hasen für eine Ausfahrt an der Frischluft. Es wäre ja auch blöd, mit Cabrios als offene Badewannen im Regen zu fahren.

Die Flotte der Kleinwagen hat Nachwuchs bekommen. Wenn sie mit den fahrenden bunten Eierwagen weiterhin jedes Jahr die Osternester ausliefern sollen, reichen die zwei Mini-Kofferräume von diesem Jahr einfach nicht mehr aus.

Der Novemberhase erzählt Nugget stolz, wie sie trotz Corona überall die Ostereier verteilt haben. Auch mit den blöden Masken vor der Nase hat jeder sein Nest bekommen! Nicht immer da, wo er es erwartet hat – er musste halt längere Wege gehen. Damit zwei Finder immer genug Abstand hatten. Wie sie überhaupt das ganze Klopapier dafür organisiert haben. Damit jeder Finder eine Rolle im Nest hatte. Der Novemberhase schwelgt noch den eigenen Erfolgen, während der kleine Hase auf dem Beifahrersitz die Augen nach oben verdreht. Er ist doch die ganze Zeit dabei gewesen …

Der Märzhase hat bei der Ausfahrt erst Bedenken gehabt. Reicht die Maskenpflicht für Hasen? In so einem Kleinwagen müssen sie doch nebeneinander sitzen. Und da hilft auch nicht, dass der Beifahrersitz eine Schulterbreite nach hinten versetzt ist. Seine Beifahrerin konnte ihn beruhigen: Zweiergruppen sind erlaubt und mehr Sitze gibt es im Auto nicht. Es sind zwar Kleinwagen, aber den Mindestabstand halten sie untereinander locker ein. Und was ist mit "Bleibt zuhause"? Wohin fahren sie eigentlich? Da zuckt die Häsin mit den Schultern. Sie folgen doch nur dem wilden Hasen auf seiner Vespa.

Auch die Vespa bietet nur Platz für Zwei. Sir Hopsalot stürmt natürlich als Berufshektiker vorneweg. Da hat er doch keinen Zeit für so einen Lappen vor dem Gesicht. (Der schnelle Hase hat den Mundschutz wirklich nicht verstanden … "das hätte aber auch viel zu lange gedauert".) Und der kleine Hasenbär auf dem Soziussitz soll sich einfach an seinem Stummelschwanz gut festhalten .

Die anderen Hasen konnten nur zu den Wagen sprinten, um nicht abgehängt zu werden. Sonst wäre der Hibbelhase allen enteilt.

Jetzt können sie nur hinterher hetzen. Aber wenn sie Sir Hopsalot endlich einholen, werden sie den beiden Vespafahrern erzählen, dass sich in den Zeiten von Corona nicht alles ändert.

So hat weiterhin Bestand, dass wilde Mopedfahrer eine Helmpflicht haben, die auch für kleine Mitfahrer gilt. Auch wenn so ein Helm die Hasenohren knickt und die Löffel dann nicht mehr verwegen im Wind flattern.


Fotos: W.Hein

Die Hasen von Deb Canham parken demnächst die Eierwagen nach dieser "Dienstfahrt" wahrscheinlich wieder für fast ein Jahr in der Garage. Aber Sir Hopsalot von der Blue Forrest Factory ist sicher glücklich, endlich einen "Hobel" gefunden zu haben, der ordentlich saust. Der so beschleunigte Hase freut sich auf viele Ausfahrten im Sommer.