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Mittwoch, 28. Dezember 2022

Der eiskalte Reiter


In der Schneeprärie steht reglos ein einsamer Reiter und blickt ins Nirgendwo.

Er verharrt so stocksteif, die Eiseskälte zieht unaufhaltsam die Beine hoch. Sein treuer Mustang ist schon bretthart.

Auch der Präriehase ist grün gefroren und zarter Raureif bedeckt sein Haupt.

Er lässt sich nicht einsperren! Auch wenn seine Freiheit ein eisiger Hauch umweht.

"Komm endlich rein!" Der Krieger auf dem Mustang schreckt auf und vergisst dabei ein schönes Profil zu machen. Ein Hoppili stapft vorsichtig über den gefrorenen Boden.

"Drinnen im warmen Wigwam brutzelt das Pemmikan über dem elektrischen Lagerfeuer und alle Langohren haben sich in warme Bisondecken gehüllt." Das Hoppili ist nur widerwillig in die Kälte gezogen, um den einsamen Krieger heimzuholen, bevor er noch zum eisigen Kriegerdenkmal erstarrt.

"Ich bleibe!" raunzt der eiskalte Reiter. "Ich habe gesprochen!"

"Pöh! dann eben nicht," murmelt das Hoppili und macht auf dem Mokassin kehrt, bevor der noch mit einfriert.

Das lässt einen Krieger etwas sprachlos zurück. So einfach hätte sich Little Bear die Freiheit nicht vorgestellt. Er wollte doch dafür kämpfen…

Nun gut, dann verharrt er weiter in der Eisprärie und macht wieder ein schönes Profil.

Idee: SchneiderHein    Fotos: W.Hein

Der kleine Bär auf seinem Pferd kommt von den Hampton Bears aus Australien. Das Pferd ist vielleicht sogar noch der Dekobegeisterung meiner Mutter geschuldet – lang ist es her. Und das Hoppili ist eines der zahlreichen Hoppy VanderHare-Langohren, die mit ihren Kostümen vor einigen Jahren aus den Staaten hier eingezogen sind. Als 'Pocahoppy' gehört es zur Folklore der Gründungsväter-Truthahn Begeisterung des amerikanischen Unabhängigkeitstages. Bei uns ist es natürlich sofort dem Stamm der Langohren beigetreten.


Begrabt mein' Scherz an der Biegung des Flusses.

Natürlich ist 'Little Bear' eine kulturelle Aneignung als "Indianer" aus Australien. Ich sage bewusst 'Indianer' und eben nicht indigenes Mitglied der nordamerikanischen Stammeskultur.

Weil 'Little Bear' ein westliches Konstrukt, eine Erfindung mit inzwischen eigener jahrhundertalter Tradition ist. Und eben nicht das Spiegelbild der realen Erstbewohner des amerikanischen Kontinents. So wie der 'Indianer' als wiederentdeckter Inder immer schon ein Missverständnis und bequeme Vereinfachung für die Europäer gewesen ist. Diese wollten die reale Kulturvielfalt der über 800 Stämme und Volksgruppen sowieso nie verstehen. Es wäre dadurch für die  Handvoll "Weißer" in den riesigen Weiten Amerikas auch viel zu unübersichtlich geworden.

Das Vorbild für "Little Bear" ist der Präriebewohner, den wir als Kinder z. B. im "Wilden Westen" im Fernsehen und im Kino kennengelernt haben. Im "Western" und in den Karl May-Filmen wurde dafür eine Kultur benutzt, die sich längst schon unter dem Einfluss der vordringenden Europäer verändert und angepasst hatte. Ohne verwilderte Pferde aus Europa gäbe es keine Prärienomaden auf der Büffeljagd, die in Tipi-Siedlungen leben und gerne Gewehre nutzen, um Stammesfehden auszutragen. Weil sich alles gegenseitig beeinflusst und es keine reinen Paradise gibt.

'Little Bear' ist eine Aneignung und das ist gut so. Denn die Kultur der Aneignung ist Beginn des Interesses, des Verständnisses über Empathie. Wer nicht in seinem Reservat der eigenen Kultur hocken bleiben will, sollte sich die Art der Aneignung genauer anschauen. Was positiv und ehrlich inspiriert ist, mag zwar schief sein, aber ist auch das Fundament für eine gemeinsame Brücke. 

Wenn Winnetou kein guter Indianer gewesen wäre, gäbe es deutlich weniger Interesse an den indigenen Völkern. Wahrscheinlich gäbe es auch weniger Forschung und die inzwischen gewachsene Einsicht über das Fehlverhalten westlicher Kulturen. Da gehören auch die real existierenden Indianerstämme der DDR-Bürger als kleine Republikfluchten dazu. 

Ohne den Anstoß durch die  "falschen" Vorbilder hätte ich nie "Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses" von Dee Brown gelesen. Ich hätte so kein Gegenbild zu den Kavallerie-Heldentaten eines John Waynes bekommen. 

Inzwischen sollten wir wissen, dass jede Filmfigur, jede literarische Figur eine Fiktion, ein Bild und eine notwendige Vereinfachung ist, die einer Intention seines Erfinders folgt. Natürlich sind wir ständig und überall "geframt", weil nichts ohne Botschaft und Absicht in die Welt gesetzt wird. 

Was ich mir nicht aneignen darf, weckt auch keine Emotionen bei mir. Und damit wird es mir letztlich auch egal, ob es dann "woke" ist. Inzwischen klingt vieles wie eine bigotte, kleingeistige Rechthaberei, wenn sofort mit Rassismus, kultureller Aneignung und unzulässigen "Vermittlern" um sich geschlagen wird. Vieles artet schnell in einer Diskussion aus, wer wann was noch tun darf. Wobei der "alte weiße Mann" sich dort lieber ganz raushalten sollte. Wer nicht dazu gehört, weil er nicht betroffen sei, hat deshalb keine Ahnung und kann sich nicht einfühlen. Es bleibt ein Wettlauf der schweren Schicksale, die bitte nur einzeln gewürdigt werden wollen. 

Damit aber frage ich mich, ob ich jemals so ein Schicksal ermessen kann und ob ein Mitfühlen überhaupt noch möglich sei? Wenn mir doch der richtige Hintergrund fehlt und ich diese Verletzungen nie am eigenen Leib erfahren habe. Vielleicht muss ich dann ja draußen bleiben. Aber ich bin da eben auch ganz weit draußen. 

Dabei lebt Kultur vom "Aneignen", vom "Ausleihen" vom "Nachspielen" vom "Imitieren" vom "Schlüpfen in fremde Rollen", muss und darf bisweilen gekünstelt, unecht und übergriffig sein.

Das soll jetzt nicht mehr so sein – die Kunst imitiert nicht mehr das Leben. Sie muss stattdessen authentisch unterfüttert werden. Deshalb spielt kein deutsches Kind mehr Indianer (oder gar Winnetou) und darf inzwischen höchstens Hooligan oder Klimakleber sein. Deshalb übersetzt keine weiße Übersetzer*in das afroamerikanische Gedicht zur Amtseinführung eines alten weißen Mannes – sondern ein korrektes Gremium der Übersetzerinnen mit Migrationshintergrund. Deshalb schminkt sich kein Schauspieler mehr dunkler als Sonnenbankbraun. Künftig sollten "indigene" Rollen auch nur von indigenen Schauspielern besetzt werden, die dafür auch kein "Whitefacing" machen sollten. Othello gehört den Afroamerikanern und Hamlet und Romeo dafür den Skandinaviern und Italienern. Oder sollten die Frauenrollen bei Shakespeare weiterhin von zarten Jünglingen dargestellt werden, weil sie doch so geschrieben waren? Wir brauchen auch unbedingt wieder echte Kastraten für barocke Opern.

Ach ja, auch "Behinderte" werden künftig nur noch von Menschen mit Handicaps dargestellt. Da sollte sich Dustin Hoffman für seinen "Rain Man" mal ordentlich schämen und Robert de Niro für "Zeit des Erwachens". Denn es war ja nicht ihre Welt – sie konnten jederzeit wieder aussteigen. Was ist eigentlich mit sprachbegabten Seeelefanten, die sich von "Urmel aus dem Eis" döskrömönört fühlen?

Was machen wir nur mit der ganzen Kulturgeschichte, die unseren Rassismus der Vergangenheit widerspiegelt? Werke - auch geliebte Kinderbücher – in denen es von Negern, Zigeunern und Indianern wimmelt? In denen Rassisten auftreten und fluchen – manchmal sogar foltern? Neu schreiben, die schlimmen Stellen schwärzen oder gleich in den Giftschrank stellen, wenn nicht eine Nachfahr*in der Betroffenen dazu eine ausgiebige Gegendarstellung in einer Fußnote verfassen kann? Die dann aber auch bitte bei den 'Gute-Nacht-Geschichten' mit vorgelesen werden sollte. Gibt es dann noch Zeitzeugnisse der Vergangenheit, die allgemein zugänglich sind? Oder ist das eine ganz neue Form von "Doppelplusgut", weil der Big Brother of Wokeness unser innerer Zensor geworden ist?


All das macht unsere gemeinsame Welt kleiner, stummer und einsamer.


Sonntag, 21. Dezember 2014

Falsche Hälse



Das ist ja interessant. Die Neue hat ja tatsächlich einen langen Hals. Das muss sich Gerome doch gleich mal näher ansehen.

"Aber, das ist doch eine Riesen-Gemeinheit!" Schon wieder nur so ein lustiger Buntlanghals. Der kleine Giraffenbulle ist enttäuscht. 

Sehr enttäuscht.  

Also so 'was von richtig wirklich schwer enttäuscht. 

 "Es ist eine Riesen-Gemeinheit, dass es – außer mir – hier nur Dekogiraffen gibt," ruft der kleine Bulle aus Leibeskräften in die Runde: "Eine De-ko-gi-raff-e!"

"Die tut nichts," schallt es zurück. "Ich weiß," ruft Gerome, "das ist es ja!" Natürlich tut die nix – außer harmlos grinsen.

Es ist doch immer das gleiche. Immer kommen nur diese Falschhälse aus Frottee ins Haus. Nicht ernst zu nehmen mit ihren bunten Getüddel. "Ich will echte Giraffen!" ruft der kleine Bulle in die Runde: "Warum gibt es hier nur haufenweise  Petzenherden?"

Anna liest im Buch "Weihnachten ganz wunderbar". Genauer gesagt, versucht sie darin zu lesen, wenn das Geschrei eines aufgeregten Langhalses sie nicht immer wieder aus der frisch gelesenen Zeile werfen würde. "Ist das eine Verschwörung gegen uns Giraffen?" Sie muss unbedingt diese Geschichte mit den fliegenden Weihnachtsmännern schaffen, wenn sie heute Abend – wie jeden Abend – den Kurzen eine neue Adventsgeschichte bei Kerzenschein vorlesen will. "Wir sind sehr empfindsame Tiere." Und Anna muss doch vorbereitet sein, wenn die kleinen Bären feststellen, dass die roten Weißbärte wie ein Sputnik mit Kopf-Propeller fliegen. "Sehr empfindsam – bei allem Langmut!" Die kurzen Petzlinge wollen dann sicher wissen, wie so ein Fliegen überhaupt funktioniert, wenn man nur ein sehr tieffliegendes Sputnik kennt.

 "Komm bitte, wenn du etwas willst!" Anna hasst es, laut werden zu müssen. Aber sie hat wirklich keine Minute, wenn sie fertig werden will. "Keine Zeit, ich muss aufpassen!" trompetet es von der anderen Seite.

Der aufgeregte Giraffenjunge hat wichtige Neuigkeiten, die er unbedingt noch loswerden muss: "Da gucken bunte Flitze aus dem Hals," ruft er so laut es geht: "Das ist doch keine Mähne. Höchstens eine Waschanleitung für Leseschwächlinge!"

Das ganze Herumbrüllen ist wirklich etwas anstrengend. Vielleicht sollte sich Gerome schnell das Megafon von der Dinoforschung ausleihen. Mit so einer elektrisch verstärkten Brüllhilfe könnte er sich viel besser mit Anna unterhalten: "Diese Buntkuh ist eine absichtliche, viel zu niedliche Verfälschung jeder aufrechten Giraffe."

Anna seufzt. Es ist ja sicher sehr hilfreich, wenn jetzt auch alle Nachbarn in der Siedlung über sich verniedlichenden Giraffenverfälschungen bestens informiert werden. Falls sich dort auch falsche Hälse einschmeicheln wollen. Aber kann sie nicht Ihre Ruhe haben? Sie muss noch eine ganze Seite vorlesen, um sie gleich besser vorlesen zu können. Und die Lesestunde für die kleinen Bären beginnt bald ...

Doch eine kleine, unverfälschte Giraffe will sich noch lange nicht beruhigen: "Das Vieh hat sogar ein Karo-Ohr! Als würden Ringelbeine nicht reichen."

 "Das ist doch langhalsiges Augenpulver, ein bunter Mustermix auf Stakelbeinen. Und dieses Fussel-Frottee-Fell!" Vielleicht sollte Gerome noch mal darauf hinweisen, wie enttäuscht er ist. Anna ist so still geworden.

Marie und RaffRaff wissen gar nicht, was der hektische Girafferich will. Was ist denn gegen Langhälse aus Frottee zu sagen? RaffRaff findet buntes Frottee besonders im Winter besonders praktisch. Es wärmt und einmal in eine Schneewehe gefallen, wird eine Knallfarbe viel schneller gerettet.

Das ganze Geschrei und Beschweren hat inzwischen Little Bear angelockt. Hier ist offensichtlich noch jemand etwas entrüstet. 

Der kleine Indianer hat hier schon länger sein Wigwam aufgeschlagen und wundert sich immer noch über die Jagdgründe hier im Wildwuchsgarten. Als er von Australien aufbrach, wollte er in den Wilden Westen. Nun vielleicht ist er westwärts zu früh ausgestiegen, denn wo sind zum Beispiel die ganzen Büffel? Da wäre er froh, wenn so ein Prärie-Rindvieh wenigstens als Frottee-Hippie mal vorbeischauen würde.

Drüben ist es endlich etwas ruhiger geworden. Das ist auch praktisch, denn Marie und RaffRaff müssen noch etwas genauer untersuchen. Überall, wo es im Hause schon weihnachtet, wird ordentlich was weg-ge-engelt. Die kleinen Flügelwichte hocken zwischen Tannenzweigen, stapfen durch Schneekisten und paradieren als Musikzug über die Fensterbank.

 Marie kennt sich ja aus mit den eifrigen Flügelwarten. Sie hat extra einen geflügelten Bärenschützer für ihr Dreirad bekommen. Damit ihr beim Pesen nichts passiert. Wenn hier jetzt so viele Schutzengel auf einmal gebraucht werden, muss Weihnachten ja höllengefährlich sein.

 Eine Pop-Giraffe ist kein Büffel. Aber vielleicht ist sie ja dennoch zu etwas nütze. Little Bear hat keine guten Erfahrungen mit Rollmustangs gemacht. Aber, wenn dieses Fusselreittier ihn auf der Büffeljagd tragen könnte, dann wäre es doch egal, ob es dabei ein Karo-Ohr hat. Bloß, ob die Wanderung der riesigen Büffelherden überhaupt hier lang führt? Hat die Giraffe schon mal wilde Bisons im Haus gesehen? "Hugh?" Der kleine Indianer erntet nur ein Schulterzucken, da hat Gerome auch keine Erfahrung.

 Little Bear findet den neuen Reituntersatz dann doch eher unpraktisch. Bei dem langen Hals verheddert sich doch immer der Flitzebogen, wenn er schnell von links nach rechts zielen will. Ob andere Indianer wirklich auf Giraffen auf Jagd gehen? "Heh, du Langhalsmustang, kannst Du deinen Hals mal vorstrecken?"

 Der hohe Hals wird nicht flacher, auch als der kleine Indianer kräftig daran zupft. Stattdessen verwandelt sich die ganze Buntraffe mit einem Plumps zum Bodenlieger. So geht das gar nicht. Soll Little Bear jetzt mitlaufen? Wo ist denn da der Vorteil eines Reittiers?

 So einen Frotteemustang kann kein Indianer brauchen. Little Bear muss sich schnell ein neues Reittier suchen, bevor die großen Bisonherden durch das Wohnzimmer ziehen. Der kleine Indianer will deshalb unbedingt weiter und weiter suchen. "Ich bin enttäuscht, Hugh!"

 Nun, Gerome kann inzwischen sehr gut mit dem bunten Fussel-Langhals leben. Wenn es hier nur noch Verfälschungen gibt, dann ist er doch ein echtes Einzelstück: "Ich bin und bleibe hier die Einzelgiraffe!" Wie gut, dass das jetzt auch die Nachbarn wissen.


Fotos: W.Hein

Little Bear und Gerome kommen von den Hampton Bears in Australien. Anna ist eine Bärin von Kathleen Wallace. Marie hat als Rica-Bärin schon länger RaffRaff unter ihre Fittiche genommen. Und der bunte Falschhals kommt aus der Bärenhöhle Hannover.


Montag, 20. Januar 2014

Ein einsamer Reiter



 "Manituverdammich!" So kann doch kein stolzer Krieger seine neue Jagdgründe auskundschaften. Ärgerlich schiebt sich Little Bear das blöde, rutschige Stirnband aus den Augen.

 Doch diese unfreiwillige Blindhilfe um den Kopf ist nicht das einzige Problem, dass eine kleine Rothaut beim gepflegten Spähen hat:

Da hat die alte Ratte im Haus dem kleinen Indianer wohl was vom anderen Pferd erzählt. Denn die Spitznase in ihrer roten Rollkiste schwört auf Räder. Die sollte man immer und überall unterm Hintern haben.

 Nun sitzt der kleine Bär in der Betonprärie auf dem weißen Räderpferd. Und das Hottehü hottet nicht. Und hüt erst recht nicht.

 "Die Räder sind nicht wichtig! Er kommt auf die Kopf-Flügel an."

 Der reglose Reiter staunt nicht schlecht. Was ist das bloß für ein rotes Fusseltier in einer Räderdose? Das Sputnik blinzelt auch zweimal. Wie will der Bär mit einer einzelnen Mickerfeder auf dem Kopf fliegen wie der Wind? Das kann man sich doch noch nicht einmal schöndenken.

 Da kann Sitting Little Bear zwangsweise nur weiter warten. Vielleicht hat das Langohr im Fransenwams ja eine Idee.

 Nun, ein Pocahoppy zeigt dem kleinen Bären das Zugseil. Sein Pferd braucht doch offensichtlich zusätzliche Pferdestärken, damit es in Fahrt kommt.

 Aber das Langohr hat keine Zeit, um den Reiter über die Prärie zu placken. Da hilft es auch nicht, wenn der Little Bear hinterherruft, dass er doch wirklich sehr, sehr 'little' sei.

 "Und was will die gefiederte Salzsäule in unserem Garten?" Der kleine Muck muss vom Pocahoppy sofort wissen, was es mit dem einsamen Standreiter zu bereden hat. "Och, ich glaube, er sucht nur Indianer."

 
 "So, so, der Hagestolz auf dem hohen Ross sucht also Indianer," summt der Hütejunge. "Ich auch!"   

"Hihihimhmhm..." summt es leise hinter Little Bear.


Fotos: W.Hein

Die blonde Rothaut Little Bear kommt als Hampton Bear aus dem fernen Australien. Der kleine Muck ist ein Needful Friend mit etwas feuchtfeindlichen Hintergedanken. Das Pocahoppy von der American Bear Company ist bei uns inzwischen weit entfernt von den heimatlichen Jagdgründen in den Staaten. Ein fanatischer Räderfan bleibt Joris, ein Tonni Bear-Ratterich aus den Niederlanden. Das Sputnik fliegt im Auftrag der belgischen keuns & bears. Der Kullerigel von D'Lyell-Bears ist aus Neuseeland über England zu uns gerollt.


Montag, 13. Januar 2014

Doch nur Deko



Katz und Maus machen gerade mal nichts. Das Puppentheater von den letzten Weihnachtsgeschenken hat Pause. Die Streifenmiez ist ganz froh, wenn mal keine Pfote im Po steckt. Sie könnte einfach nur abhängen, bis eifrige Bären sie wieder umher treiben. Die Maus denkt an die langen Wochen im Karton, die ganz sicher kommen werden, wenn langweilig gewordene Spielzeuge wieder verpackt werden. "Lass uns toben, springen, Quatsch machen, solange wir noch an der frischen Luft sind." "Miauhuähhn, ich bin schon viel zu müd!"

Marit-Sofie spielt jetzt kein Katz und Maus. Sie kuschelt sich in den warmen Wintermantel, weil selbst die Sonnentage im Garten ziemlich kalt sind. Mit schnellen Schritten erkundet die Petzeline alle Winkel der dürren Hölle, um zu sehen, was so ein Garten macht, wenn der Winter ausfällt.

Woher der grüne Samtosaurus ein Megaphon hat, weiß Anna auch nicht. Sie hat es ganz sicher nicht als Weihnachtsgeschenk verpackt. Tatsache ist aber, dass Delwyn die brülllaute Flüstertüte inzwischen immer dabei hat, wenn die weltbeste Dinoforschung im Garten nach wertvollen Gerippen sucht. Damit kann er anderen neugierigen Pelznasen schon von Weitem zurufen: "Weitergehen! Es gibt hier nichts zu sehen! Weitergehen!" Sie wollen schließlich als Erste berühmt werden, wenn sie ganz neue Dinos im Feld der vergessenen Gemüse entdecken.

Nun, es gibt dummerweise wirklich noch nichts zu sehen. Dabei würde Linus auch alles wegputzen. Den Dreck und die Staubpartyhikel oder so. Die anderen Werkzeuge in seinem neuen Entdeckerset sind ziemlich erdig und schwerlastig. Damit können grüne Dinohelfer schon mal das Grobe wegmachen, bis die wichtigen Knochen vom Linosaurus kommen.

Doch Delwyn muss mit dem Megafon die Schaulustigen abhalten. Und außerdem ist das die ganz falsche Stelle zum Buddeln. Das wird schon klar werden, wenn sie den Delwinosaurus dann woanders finden.

"Es gibt nichts zu sehen!" schallt es blechern durch den Garten. Eine merkwürdige Nordprärie ist das hier. Little Bear ist mit Scruffels gerade aus Australien angekommen. "Bitte weitergehen!" klingt etwas breit gezogen, wie die Aussies auch zuhause sprechen. "Nicht näher kommen! Wegbleiben!" tönt es hinter den Büschen. So hat sich Little Bear den Wilden Westen nicht vorgestellt. Wo sind die Hütejungs? Wo die edlen Wilden? Vielleicht haben sie sich ja auch verflogen und das ist hier überhaupt kein Jagdgebiet für kleine Indianer?

Dabei hat Lynda ihnen versprochen, als sie in den Karton für die Abreise aus Australien geklettert sind, dass es hier Langohren und Hasenfußindianer gäbe. Ganz sicher! Und außerdem leben hier schon andere Bären vom Land Kopfüber oder eben 'Downunder' wie der weitgereiste Fachbär sagt. "Keine Angst," brummelt Scruffels. "Wenn's uns hier nicht gefällt, fliegen wir einfach wieder zurück! Großes Indianerehrenwort." Der kleine Bär schiebt das Stirnband wieder hoch: "In echt?" "Hugh!"

"Das kannste vergessen," die kleine Mia schüttelt den Kopf. Der Dummbatz wird es nie lernen, wie man sich unsichtbar macht. Ein feuerwehrmelderroter Pullover wird niemals unauffällig sein. Da braucht er sich auch nicht neben die zartgeröteten Lenzrosen stellen. Und wieso haben seine Schnabelschuhe überhaupt Schellen?

Oh! Nein! Das meint er doch nicht ernst? "Doch, doch, tierisch bärenernst," nickt Tobi. Die kleine Mia ist sprachlos. Der kleine Schellenbär hat die Lösung für rote Pullover: Eine mobile Tarnvorrichtung für den Garten. Er stellt die Pilzgruppe einfach dort auf, wo er gerade sitzt. Dann sieht der Garten richtig rot und ein Waldbär fällt im Hutschatten von Rotköpfchen nicht weiter auf. Die kleine Mia zuckt mit den Schultern. Dann klemmt sich der Dummbatz seine Fliegenpilztarnung besser schnell unter die Arme, denn sie verschwindet jetzt endlich ins Unterholz.

"Mjamm Mjamm Mjamm!" Der kleinen Bärin im roten Wintermantel läuft das Wasser im Mund zusammen. Da wackelt eine knusprige Lebkuchenfrau über die Betonfläche. Und als die bemerkt, dass ein hungriges Leckermaul ihr folgt, versucht sie schnell davon zu hoppeln. Doch so ein Lebkuchenwesen ist kein Sprinter. Vielleicht werden deshalb so viele im Winter erlegt?

"Geh weg!" kreischt das Lebkuchenlangohr, als die Bärin aufholt. "Ich schmecke iBah!" "Das glaube ich nicht," kichert die Zuckerschnute: "Ich mache da besser einen Geschmackstest."

"Nimm doch einen Apfel. Die liegen hier doch überall rum!" japst Plümm. So ein wandelnder Lebkuchen ist gut eingepackt und kommt schnell ins Schwitzen. "Och nöh, das Fallobst ist viel zu eisig," schnalzt die Petzeline, die ihre Schlickersachen zu Weihnachten schon längst verputzt hat. "Du siehst doch einfach leckerschmecker aus. Zum Anbeißen!" Da hat das kleine Langohr wohl einen Fehler gemacht: "Ich bin doch nur Deko!"


Idee: Schneiderhein   Fotos: W.Hein

Im Garten tummeln sich die Rica Bären Marit-Sofie, Linus und – psst, nicht weitersagen – die kleine Mia. Aus dem fernen Australien kommen Little Bear, Scruffels und Delwyn, der keine Zeit hat, seine Brüder zu begrüßen. "Nicht herkommen! Wegbleiben!" Tobi ist ein Valdorf Bear und die rote Pilzatrappen trägt Zaubärhaft von Barbara Fernholz durch den Garten. Der kleine Lebkuchenhase auf der Flucht ist Plümm von den Tonni Bears.