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Mittwoch, 31. Dezember 2014

Drehwurm


Wer sich über diese Bilder aus dem Garten wundert ... nicht weiter wundern! Diese Geschichte kommt eigentlich von Ende September 2011 und hat bis jetzt in irgendwelchen Archiven geschlummert. Doch jetzt wird sie als Vorlauf gebraucht. Und deshalb eine extra extra lange Bilderstrecke mit viel Sonnenschein:

 "Dieser Dummbatz!" Die kleine Mia könnte sich jedes Mal grün und blau ärgern, dass sie diesen Schellennarren überhaupt bei den sonst so unsichtbaren Waldbären aufgenommen haben. Denn wenn es einen kleinen Dickichtbewohner gibt, der einfach immer nur un-heimlich ist, dann ist es dieser ständig klimpernde, laut rufende, unschuldig lärmende Waldbär mit rotem Signalstern am grünen Spitzhut.

 Kaum hatte er das bunte Kettenkarussell auf der Betonfläche entdeckt, ist er einfach losgelaufen, hat sich um die aufgeregt umher wuselnden Bärenmädchen nicht gekümmert und schlängelt sich da einfach durch, bis er glücklich auf einem Kettensitz Platz genommen hat. Die vier Petzelinen haben auch nur bemerkt, dass alle Sitzplätze inzwischen besetzt sind, was gut ist, denn sie haben jetzt wichtigere Fragen zu klären.

 Die kleinen Karussellfahrer sausen schön im Kreis, wenn Nelleke hingeht, einen der Kettensitze greift und ihn ordentlich Schwung gibt, damit alle Passagiere herumwirbeln.

 Aber nach zwei bis drei Runden werden die vier kleinen Kreisflieger schon deutlich langsamer und nach vier weiteren Umkreisungen schaukeln sie eigentlich nur noch träge auf der Stelle. Dann muss Nelleke wieder eine Sitzkette greifen, und der winzige Sitzbesetzer sich besonders gut festhalten, wenn die Bärin neuen Schwung holt.

 Zu viel Schwung darf Nelleke dem Karussell aber auch nicht geben. Denn dann beginnt das ganze Drehding gefährlich zu schwanken, droht zu kippen und alle kleinen Mitfahrer können sich kaum noch halten. Dabei kommen aber auch nur zwei weitere Kreisbahnen heraus. Das lohnt die Gefahr nicht.

 Wenn die Mützenbärin außen die ganze Zeit mitläuft, ist die Kreiselfahrt deutlich ruhiger. Aber nach wenigen Runden auch schon wieder viel langsamer, weil der Karussellmotor irgendwann außer Atem ist. Da ist Nelleke dann doch wieder für den altbekannten Schwungantrieb.

 Die Bärenmütter werden immer aufgeregter, wenn ihre Kleinen immer so ruckartig beschleunigt werden. Ständig im Kreis laufen wollen Lisa und Larissa auch nicht. Aber wenn alle Mitfahrer ständig von den Sitzen rutschen und besonders Kaninchen kaum noch Halt bei den wilden Schwüngen hat, dann muss der Karussellmotor doch aufpassen und darf es nicht übertreiben.

 Immer wieder stürmt Lisa zum Kaninchensitz und setzt das kleine Schlappohr wieder aufrecht hin. Dann ermahnt die aufgeregte Bärenmutter ihren Liebling, sich dieses Mal auch gut festzuhalten.

Der Kreiselantrieb ist genervt. Die Fusselmütter sind so übervorsichtig: Da dürfen den Kuscheltieren keine Flusen gekrümmt werden und immer wieder wird die Karussellfahrt unterbrochen, um nachzusehen, ob auch wirklich immer noch alles in Ordnung ist. Aber selbst mal ein paar Runden anschubsen – das will auch niemand übernehmen. Die kleine weiße Maus hat die Lösung. "Duuh willst das ganze Riesenteil in Schwung bringen?" fragt überrascht die Mützenbärin. "Nein, nein, aber ich mache den Sicherheitschef."

 Schon springt der kleine Nager auf Kaninchens Sitz und umklammert fest die Kette: "So habe ich das Schlappohr immer im Blick!" Das beruhigt die ängstliche Frotteetier-Übermutter, denn bei jeder Umdrehung verliert sie ihren Liebling für eine halbe Runde aus den Augen.

 Sie könnte ja auch mitlaufen, wie es eine übermütige RaffRaff gerade tut. Maries Freundin ist schon zu groß für das Karussellfahren. Auf jeden Fall hätte sich ihr langer Hals in den Ketten verheddert. Und so muss sich Marie auch keine Sorgen machen, wie Larrissa, denn deren Q fliegt ja mit. Eine Mariele ist dagegen vollkommen sorglos, denn sie sitzt noch im Haus und hat überhaupt noch nicht bemerkt, dass sich ihr Hase davon gestohlen hat und jetzt begeistert jede Runde mitmacht. Er liebt besonders die wilde Beschleunigung zu Beginn, wenn die Sitze nicht einfach nur gerade runterhängen, sondern immer weiter nach außen getrieben werden. Wenn Nelleke immer wieder versucht, so viel Kraft in den Schwung reinzulegen, dass die ganze 'Schose' gerade noch nicht kippt. 

RaffRaff weiß doch sicher, dass sie immer schön mit Sicherheitsabstand außen rum laufen muss. Sonst kann es ihr der kleine weiße Sicherheitschef noch einmal sagen. Marie hat jetzt keine Zeit mehr, stattdessen eine Idee und muss dafür nur kurz weg: "Ich bin gleich wieder da und dann wird das Dauerkarusseldrehen viel geschwindiger."
  
 Nelleke ist froh, dass sie endlich jemand unterstützt, damit kleine Kettenkarusseller glücklicher werden. Sie hat sich inzwischen einen Stecken gesucht und versucht, mit dem langen Holzstock nun immer wieder in das Stangengewirr in die Mitte der Kreiselmaschine zu stochern. Um dann alles mit Hebelwirkung seitwärts zu drehbewegen. Es ist aber voll schwierig, den Holzstab dabei rechtzeitig herauszuziehen, am nächsten Sitz vorbei zu zielen und dann wieder die senkrechten Karussellstäbe im richtigen Winkel zu treffen.

 Aus der Ferne können die kleinen Waldbären es immer noch nicht fassen, dass ein kleiner Schellenbär sich die ganze Zeit im Kreis schubsen lässt. Dem muss doch inzwischen total schwindelig und speiübel sein ...

 "Die müssen ihn doch sehen." Die klein Mia kann es nicht glauben. Da sitzt der kleine Waldbär die ganze Zeit unter den großen Bären, den Langohren, Kühen, Mäusen und was auch immer. Und es scheint keinen zu kümmern. Dabei sind Waldbären doch immer solche Heimlichbären, damit sie den Großen nicht auffallen.

Noch müht sich Nelleke mit dem langen Stecken den richtigen Ablauf von reinstecken, hebeln und rausziehen zu finden. Wenn sie flucht, hat die ganze Fahrt schon wieder gehakt. Und auch wenn es glatt läuft, wird es nicht sehr schnell. Da kann der kleine Hase auch auf dem Sitz herumturnen, um zu sehen, wer denn sonst so mitfährt. Er winkt dem Bären mit dem Spitzhut begeistert zu, der ein wenig unsicher zurücklächelt. Eigentlich würde der Sternträger gern breit grinsen. Aber wenn jetzt jemand heimlich aus den dichten Grünflächen guckt, wäre das wohl nicht richtig.

 Nelleke gibt den Stockantrieb wieder auf. Diese stockende Drehung entspannt zwar die Bärenmütter, die längst abseits in der Sonne selig ratschen. Aber die meiste Zeit zuckeln die Sitze nun so ruckelig vor sich hin, dass sich die kleinen Karussellfahrer schon langweilen und der Sicherheitschef total unterfordert ist.

"Squuiiiik!" Scharf bremst Marie, als sie wieder zurückkommt. Sie hat ihr Dreirad genommen, damit es schneller geht. Stolz streckt sie ihren erfundenen Karussellturbo Nelleke entgegen: Mit dem roten Seil können sie sicher ordentlich Umdrehungen machen.
  
 Schnell knotet die kleine Mützenträgerin ein Ende um die senkrechten Stangen in der Mitte des Drehdings. Das wird ein toller Antrieb.

 Die beiden Mütter sind noch viel zu sehr ins Gespräch vertieft, wie man Kuscheltiere richtig erzieht, ob man ihnen alles durchgehen lassen darf und wann sie anfangen, zu sprechen. "Also wir verstehen uns auch ohne Worte." So merken sie gar nicht, dass Nelleke und Marie fieberhaft daran arbeiten, die ganze Sache endlich richtig in Schwung zu bringen. Damit der Nervenkitzel auch mal wieder mitfährt.

 "So, das hält!" Marie muss das Dach festhalten, damit Nelleke den Knoten richtig zuziehen kann. Jetzt muss die Schürzenträgerin das ganze Karussell langsam rückwärts drehen, während ihre Freundin das rote Band um die Mittelachse aufwickelt. Und dabei aufpasst, dass das Seil immer hübsch sauber läuft, sich nicht verquetscht oder gar verknotet.

 Dann ist der neue Antrieb startbereit. Nelleke kann sich entspannt hinsetzen und muss nur stetig am Seil ziehen. Damit es sich abwickeln kann, dreht sich nun das ganze Kettenrundsauseding fast wie von allein.

 Immer schneller wird die Flugbahn der kleinen Passagiere, die langsam in einen Geschwindigkeitsrausch kommen. Der kleine grüne Spitzhut hätte ja nie gedacht, dass es bei den großen Bären so aufregend sein kann, immer nur im Kreis zu fahren – nein besser – zu fliegen!

Doch so richtig rund läuft es immer noch nicht. Wenn das Seil komplett wieder abgewickelt ist, wickelt es sich wieder auf, und wenn Nelleke dann wieder zieht, dreht sich das Karussell plötzlich rückwärts. Das ganze Hin und Her geht auch nur ein paar Mal. Jedes Mal sind es weniger Umdrehungen und am Ende hat die kleine Bärin das ganze Seil in der Pfote und das blöde Drehbums macht keinen Mucks mehr. "Ich hab da noch eine bessere Idee," rollt Marie mit ihrem Dreirad heran.

Die Düsebärin wird mit ihrem Dreirad das Seil nehmen und damit das Karussell antreiben. Um so schneller sie fährt, um so schneller drehen sich die Kreiselpassagiere mit. Sie hat ja einen Schutzengel am Rad, der kann auf das Karussell mit aufpassen. Oh, oh, der kleine Engel spitzt die Lippen. So eine Teufelsfahrerin ist schon aufregend genug. Aber für alle Fälle ist doch ein Sicherheitschef an Bord der Drehsause.

Vorsichtig begibt sich die Gartenpilotin auf die erste Runde. Sie muss eine saubere Kreisbahn halten, damit sie das Karussell nicht umwirft. Und muss RaffRaff aus dem Weg scheuchen, sonst bleibt das Seil schon in den ersten Rundläufen am langen Hals der Frotteegiraffe hängen. "Alle gut festhalten, es geht los."

 "Schneller, schneller!" feuert Nelleke schon bald die Dreiradfahrerin an. Und die tut ihr gern den Gefallen. Der beste Karusselldauermotor saust außen mit maximaler Wetzgeschwindigkeit um den Kettendreh, und juchzend drehen sich Langohren und Kühe mit. Sowie ein kleiner Waldbär, der sich das breite Grinsen längst nicht mehr verkneifen kann.

 So pest Marie noch eine ganze Weile mit Höchstgeschwindigkeit um das Karussell. Bis alle müde sind. Eigentlich bis die Bärenmütter beschlossen haben, dass ihre Kuscheltiere müde sind und ins Bett müssen. Mit halber Besatzung haben auch die anderen keine Lust mehr. Der beste Karusselfusselantrieb kann dann auch Pause machen und mit Nelleke zum Haus düsen. Die kleine weiße Maus und RaffRaff kommen natürlich mit. So ist ein Kettenkarussel mitten auf der Betonfläche ruckizucki verwaist.

 Ganz allein geblieben ist das Drehvergnügen nicht. Der kleine Waldbär ist einfach dageblieben. Und auch das ist niemandem aufgefallen. Außer natürlich der kleinen Mia und Tobi, die sich endlich aus dem Dickicht wagen.

 "Wie kannst du nur!" schimpft die kleine Bärin. "Es macht doch so einen Spaß." Das ist doch kein Grund! Vielleicht doch, denn auch Tobi blickt versonnen auf die sanft schaukelnden Sitze. Man könnte doch eine Runde oder zwei ... wenn es keiner sieht ...

 Der kleine Spitzhutträger hat aufgepasst. Jeder Platz muss besetzt sein. Also verschwindet er im grünen Dickicht und taucht mit einem stacheligen Karussellmitfahrer auf. Der hat sich vor Schreck sofort zu einer Kugel eingerollt.

 Der kleine Bär wuchtet die Piekskugel auf den freien Platz. Hoffentlich rollt sie nicht gleich wieder runter, wenn die wilde Fahrt beginnt.

 Es fehlt noch was. Der grüne Spitzhut hat etwas übersehen. Alle sitzen auf ihren Plätzen, aber es rührt sich nichts. "Natürlich, der Motor fehlt," entfährt es der kleinen Mia. Müssen sie jetzt etwa die Riesenbären mit dem Dreirad wieder zurück holen? Das geht doch nicht. Sie reden nie mit den Großen!

 Die Waldbären sind ratlos. Das bisschen Geschaukel ist offensichtlich nur der halbe Spaß. Wenn nicht nur eine Viertelfreude oder sogar noch weniger. Sie diskutieren das jetzt heftig und für heimliche Waldbären ziemlich laut. Das nutzt ein unfreiwilliger Passagier aus, der sich unbemerkt vom schaukelnden Sitz verabschiedet.

 "Und wenn ich euch jetzt anschiebe," schlägt der Schellenträger mit dem grünen Spitzhut vor. "Ich habe das Rundgesause ja schon erlebt." "Das wäre ein Anfang," gibt widerwillig die kleine Mia zu. Es ist wirklich nur ein Anfang, denn einen kräftigen Wums wie Nelleke hat so ein Waldbär nicht. "Und wenn ich mitlaufe und euch ziehe?" Dann drehen sich endlich die Kettensitze im Kreis. Aber irgendwie ist es immer noch ziemlich langweilig ...

Die kleinen Bären sind immer noch dabei, herauszufinden, wie so ein Drehwurm rund läuft oder wenigstens geht ... so merkt keiner, wie ein Stacheltier stiften geht: "Ich bin dann mal weg."


Fotos: W.Hein

Vor drei Jahren gab es noch Geschichten, die – ohne Werbeunterbrechung – mehr als dreißig Bilder brauchen, um zum Ende zu kommen. Mit der Konsequenz, dass sie dafür ganz lange auf Halde liegen. Auch wenn das wichtigste Requisit ein fantastisches Bärenkarussell ist, wie in diesem Fall. Meine Schwiegermutter, die irgendwann eingesehen hat, dass ihre Großkinder immer nur Petze bleiben werden, hat in einem Antiquitätengeschäft in Bad Harzburg dieses Kettenkarussell gefunden. Ein kompletter Eigenbau mit Kugellager und Dach aus Kleiderbügeln mit Markisenstoff ist in den 60ern wahrscheinlich für eine eifrige Puppenmutti in Garage oder Keller entstanden. Und wartete jetzt im Harzer Laden auf einen neuen Einsatz in unserem Garten. Hier ist er nun, damit die – auch schon ein Jahr verspätete – Sylvestergeschichte den richtigen Vorlauf bekommt.


Sonntag, 23. November 2014

Neue Blätter für den Garten



Das muss sie unbedingt Lausebär zeigen. Mit beschwingten Schritt eilt Anna durch den Garten. Die Bärin summt vor Vorfreude, seit sie den neuen Teddy-Kalender für 2015 entdeckt hat. Auf dem Titel schaut dieses Jahr ein tiefenentspannter Lausebär die bärengeneigten Betrachter an.

Doch als Anna den Titelhelden endlich findet, kommt die große Bärin zu spät. Der Bärenjunge zeigt Lisa und Kaninchen schon den Kalender "Teddy & Co" und der hat noch viel mehr zu bieten als nur große Bären, die sich im grünen Stuhl rekeln.

Lisa findet den Januar zum Beispiel viel wichtiger. Denn dort kann Kaninchen sich selbst entdecken, wie es von ihr, also Lisa, sicher durch einen Wald von Kunstblumen im Schnee getragen wird. Leider kommen dann ganz viele andere Bilder ohne schlappohrige Kuscheltiere.

"Nein, nein, wir brauchen keinen Kleinbild-Kalender," schüttelt Lausebär den Kopf, als Anna ihm den Aufkleber-Jahresbegleiter unter die Schnauze hält. Währenddessen erklärt Lisa ihrem Langohr, was eine Flüstertüte ist, die Nelleke da auf dem Bild hält. Und das ganz anschaulich - besser anlautlich - also so laut, dass dem kleinen Frotteetier die langen Ohren davonfliegen.

Wer nicht will, der hat schon. Das stimmt diesmal auf jeden Fall. Dann nimmt Anna den kleinen Kalender wieder mit und wird für sich selbst aufstellen. Vielleicht in der Küche oder vor dem schlossgesicherten Schrank mit den Schlickersachen, oder er bekommt einen Sonnenplatz auf der Fensterbank.

Auch für das nächste Jahr gibt es wieder einen neuen Kalender "Teddy & Co" vom Kawohl-Verlag in drei Größen: Als großen Wandkalender, mittleren Postkartenkalender zum Aufstellen und als kleinen Aufkleberkalender, den man besser nicht in kleine Bärenpfoten gibt. Denn die Aufkleber haften fast überall.



Auch andernorts werden sich die neuen Kalenderblätter gesichert:

"Widde-widde-widde es ist aber sehr unglücklich, die Bilder ohne Sicherheitsgurte durch den Garten zu tragen pi-füh." Der silberne Haushaltsroboter hält immer eine Metallhand zur Schafsrettung bereit, wenn der laufende Couchtisch sich klackernd und schnaufend durch das Herbstbunt arbeitet. "Widde-widde-pihuh was machen Laufmöbel eigentlich im Garten? Und endet der Haushalt nicht an der Wohnungstür? Pfüh-tschack!"

 "Wenn ich groß bin, will ich auch so einen Renner haben." Der kleine Waldbär stapft wütend mit dem Fuß auf, dass alle Schellen klingen.

Oh, menno, immer dasselbe mit diesem Dummbatz. Die kleine Mia kann nur den Kopf schütteln. Waldbären sollten unsichtbar bleiben und nicht riesige, knallbunte, weitleuchtende Bärenkalender durch das Unterholz wuchten. Sie sind in diesem Jahr ja noch nicht einmal drin abgebildet.


Fotos: W.Hein


Montag, 13. Januar 2014

Doch nur Deko



Katz und Maus machen gerade mal nichts. Das Puppentheater von den letzten Weihnachtsgeschenken hat Pause. Die Streifenmiez ist ganz froh, wenn mal keine Pfote im Po steckt. Sie könnte einfach nur abhängen, bis eifrige Bären sie wieder umher treiben. Die Maus denkt an die langen Wochen im Karton, die ganz sicher kommen werden, wenn langweilig gewordene Spielzeuge wieder verpackt werden. "Lass uns toben, springen, Quatsch machen, solange wir noch an der frischen Luft sind." "Miauhuähhn, ich bin schon viel zu müd!"

Marit-Sofie spielt jetzt kein Katz und Maus. Sie kuschelt sich in den warmen Wintermantel, weil selbst die Sonnentage im Garten ziemlich kalt sind. Mit schnellen Schritten erkundet die Petzeline alle Winkel der dürren Hölle, um zu sehen, was so ein Garten macht, wenn der Winter ausfällt.

Woher der grüne Samtosaurus ein Megaphon hat, weiß Anna auch nicht. Sie hat es ganz sicher nicht als Weihnachtsgeschenk verpackt. Tatsache ist aber, dass Delwyn die brülllaute Flüstertüte inzwischen immer dabei hat, wenn die weltbeste Dinoforschung im Garten nach wertvollen Gerippen sucht. Damit kann er anderen neugierigen Pelznasen schon von Weitem zurufen: "Weitergehen! Es gibt hier nichts zu sehen! Weitergehen!" Sie wollen schließlich als Erste berühmt werden, wenn sie ganz neue Dinos im Feld der vergessenen Gemüse entdecken.

Nun, es gibt dummerweise wirklich noch nichts zu sehen. Dabei würde Linus auch alles wegputzen. Den Dreck und die Staubpartyhikel oder so. Die anderen Werkzeuge in seinem neuen Entdeckerset sind ziemlich erdig und schwerlastig. Damit können grüne Dinohelfer schon mal das Grobe wegmachen, bis die wichtigen Knochen vom Linosaurus kommen.

Doch Delwyn muss mit dem Megafon die Schaulustigen abhalten. Und außerdem ist das die ganz falsche Stelle zum Buddeln. Das wird schon klar werden, wenn sie den Delwinosaurus dann woanders finden.

"Es gibt nichts zu sehen!" schallt es blechern durch den Garten. Eine merkwürdige Nordprärie ist das hier. Little Bear ist mit Scruffels gerade aus Australien angekommen. "Bitte weitergehen!" klingt etwas breit gezogen, wie die Aussies auch zuhause sprechen. "Nicht näher kommen! Wegbleiben!" tönt es hinter den Büschen. So hat sich Little Bear den Wilden Westen nicht vorgestellt. Wo sind die Hütejungs? Wo die edlen Wilden? Vielleicht haben sie sich ja auch verflogen und das ist hier überhaupt kein Jagdgebiet für kleine Indianer?

Dabei hat Lynda ihnen versprochen, als sie in den Karton für die Abreise aus Australien geklettert sind, dass es hier Langohren und Hasenfußindianer gäbe. Ganz sicher! Und außerdem leben hier schon andere Bären vom Land Kopfüber oder eben 'Downunder' wie der weitgereiste Fachbär sagt. "Keine Angst," brummelt Scruffels. "Wenn's uns hier nicht gefällt, fliegen wir einfach wieder zurück! Großes Indianerehrenwort." Der kleine Bär schiebt das Stirnband wieder hoch: "In echt?" "Hugh!"

"Das kannste vergessen," die kleine Mia schüttelt den Kopf. Der Dummbatz wird es nie lernen, wie man sich unsichtbar macht. Ein feuerwehrmelderroter Pullover wird niemals unauffällig sein. Da braucht er sich auch nicht neben die zartgeröteten Lenzrosen stellen. Und wieso haben seine Schnabelschuhe überhaupt Schellen?

Oh! Nein! Das meint er doch nicht ernst? "Doch, doch, tierisch bärenernst," nickt Tobi. Die kleine Mia ist sprachlos. Der kleine Schellenbär hat die Lösung für rote Pullover: Eine mobile Tarnvorrichtung für den Garten. Er stellt die Pilzgruppe einfach dort auf, wo er gerade sitzt. Dann sieht der Garten richtig rot und ein Waldbär fällt im Hutschatten von Rotköpfchen nicht weiter auf. Die kleine Mia zuckt mit den Schultern. Dann klemmt sich der Dummbatz seine Fliegenpilztarnung besser schnell unter die Arme, denn sie verschwindet jetzt endlich ins Unterholz.

"Mjamm Mjamm Mjamm!" Der kleinen Bärin im roten Wintermantel läuft das Wasser im Mund zusammen. Da wackelt eine knusprige Lebkuchenfrau über die Betonfläche. Und als die bemerkt, dass ein hungriges Leckermaul ihr folgt, versucht sie schnell davon zu hoppeln. Doch so ein Lebkuchenwesen ist kein Sprinter. Vielleicht werden deshalb so viele im Winter erlegt?

"Geh weg!" kreischt das Lebkuchenlangohr, als die Bärin aufholt. "Ich schmecke iBah!" "Das glaube ich nicht," kichert die Zuckerschnute: "Ich mache da besser einen Geschmackstest."

"Nimm doch einen Apfel. Die liegen hier doch überall rum!" japst Plümm. So ein wandelnder Lebkuchen ist gut eingepackt und kommt schnell ins Schwitzen. "Och nöh, das Fallobst ist viel zu eisig," schnalzt die Petzeline, die ihre Schlickersachen zu Weihnachten schon längst verputzt hat. "Du siehst doch einfach leckerschmecker aus. Zum Anbeißen!" Da hat das kleine Langohr wohl einen Fehler gemacht: "Ich bin doch nur Deko!"


Idee: Schneiderhein   Fotos: W.Hein

Im Garten tummeln sich die Rica Bären Marit-Sofie, Linus und – psst, nicht weitersagen – die kleine Mia. Aus dem fernen Australien kommen Little Bear, Scruffels und Delwyn, der keine Zeit hat, seine Brüder zu begrüßen. "Nicht herkommen! Wegbleiben!" Tobi ist ein Valdorf Bear und die rote Pilzatrappen trägt Zaubärhaft von Barbara Fernholz durch den Garten. Der kleine Lebkuchenhase auf der Flucht ist Plümm von den Tonni Bears.