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Mittwoch, 28. Dezember 2022

Der eiskalte Reiter


In der Schneeprärie steht reglos ein einsamer Reiter und blickt ins Nirgendwo.

Er verharrt so stocksteif, die Eiseskälte zieht unaufhaltsam die Beine hoch. Sein treuer Mustang ist schon bretthart.

Auch der Präriehase ist grün gefroren und zarter Raureif bedeckt sein Haupt.

Er lässt sich nicht einsperren! Auch wenn seine Freiheit ein eisiger Hauch umweht.

"Komm endlich rein!" Der Krieger auf dem Mustang schreckt auf und vergisst dabei ein schönes Profil zu machen. Ein Hoppili stapft vorsichtig über den gefrorenen Boden.

"Drinnen im warmen Wigwam brutzelt das Pemmikan über dem elektrischen Lagerfeuer und alle Langohren haben sich in warme Bisondecken gehüllt." Das Hoppili ist nur widerwillig in die Kälte gezogen, um den einsamen Krieger heimzuholen, bevor er noch zum eisigen Kriegerdenkmal erstarrt.

"Ich bleibe!" raunzt der eiskalte Reiter. "Ich habe gesprochen!"

"Pöh! dann eben nicht," murmelt das Hoppili und macht auf dem Mokassin kehrt, bevor der noch mit einfriert.

Das lässt einen Krieger etwas sprachlos zurück. So einfach hätte sich Little Bear die Freiheit nicht vorgestellt. Er wollte doch dafür kämpfen…

Nun gut, dann verharrt er weiter in der Eisprärie und macht wieder ein schönes Profil.

Idee: SchneiderHein    Fotos: W.Hein

Der kleine Bär auf seinem Pferd kommt von den Hampton Bears aus Australien. Das Pferd ist vielleicht sogar noch der Dekobegeisterung meiner Mutter geschuldet – lang ist es her. Und das Hoppili ist eines der zahlreichen Hoppy VanderHare-Langohren, die mit ihren Kostümen vor einigen Jahren aus den Staaten hier eingezogen sind. Als 'Pocahoppy' gehört es zur Folklore der Gründungsväter-Truthahn Begeisterung des amerikanischen Unabhängigkeitstages. Bei uns ist es natürlich sofort dem Stamm der Langohren beigetreten.


Begrabt mein' Scherz an der Biegung des Flusses.

Natürlich ist 'Little Bear' eine kulturelle Aneignung als "Indianer" aus Australien. Ich sage bewusst 'Indianer' und eben nicht indigenes Mitglied der nordamerikanischen Stammeskultur.

Weil 'Little Bear' ein westliches Konstrukt, eine Erfindung mit inzwischen eigener jahrhundertalter Tradition ist. Und eben nicht das Spiegelbild der realen Erstbewohner des amerikanischen Kontinents. So wie der 'Indianer' als wiederentdeckter Inder immer schon ein Missverständnis und bequeme Vereinfachung für die Europäer gewesen ist. Diese wollten die reale Kulturvielfalt der über 800 Stämme und Volksgruppen sowieso nie verstehen. Es wäre dadurch für die  Handvoll "Weißer" in den riesigen Weiten Amerikas auch viel zu unübersichtlich geworden.

Das Vorbild für "Little Bear" ist der Präriebewohner, den wir als Kinder z. B. im "Wilden Westen" im Fernsehen und im Kino kennengelernt haben. Im "Western" und in den Karl May-Filmen wurde dafür eine Kultur benutzt, die sich längst schon unter dem Einfluss der vordringenden Europäer verändert und angepasst hatte. Ohne verwilderte Pferde aus Europa gäbe es keine Prärienomaden auf der Büffeljagd, die in Tipi-Siedlungen leben und gerne Gewehre nutzen, um Stammesfehden auszutragen. Weil sich alles gegenseitig beeinflusst und es keine reinen Paradise gibt.

'Little Bear' ist eine Aneignung und das ist gut so. Denn die Kultur der Aneignung ist Beginn des Interesses, des Verständnisses über Empathie. Wer nicht in seinem Reservat der eigenen Kultur hocken bleiben will, sollte sich die Art der Aneignung genauer anschauen. Was positiv und ehrlich inspiriert ist, mag zwar schief sein, aber ist auch das Fundament für eine gemeinsame Brücke. 

Wenn Winnetou kein guter Indianer gewesen wäre, gäbe es deutlich weniger Interesse an den indigenen Völkern. Wahrscheinlich gäbe es auch weniger Forschung und die inzwischen gewachsene Einsicht über das Fehlverhalten westlicher Kulturen. Da gehören auch die real existierenden Indianerstämme der DDR-Bürger als kleine Republikfluchten dazu. 

Ohne den Anstoß durch die  "falschen" Vorbilder hätte ich nie "Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses" von Dee Brown gelesen. Ich hätte so kein Gegenbild zu den Kavallerie-Heldentaten eines John Waynes bekommen. 

Inzwischen sollten wir wissen, dass jede Filmfigur, jede literarische Figur eine Fiktion, ein Bild und eine notwendige Vereinfachung ist, die einer Intention seines Erfinders folgt. Natürlich sind wir ständig und überall "geframt", weil nichts ohne Botschaft und Absicht in die Welt gesetzt wird. 

Was ich mir nicht aneignen darf, weckt auch keine Emotionen bei mir. Und damit wird es mir letztlich auch egal, ob es dann "woke" ist. Inzwischen klingt vieles wie eine bigotte, kleingeistige Rechthaberei, wenn sofort mit Rassismus, kultureller Aneignung und unzulässigen "Vermittlern" um sich geschlagen wird. Vieles artet schnell in einer Diskussion aus, wer wann was noch tun darf. Wobei der "alte weiße Mann" sich dort lieber ganz raushalten sollte. Wer nicht dazu gehört, weil er nicht betroffen sei, hat deshalb keine Ahnung und kann sich nicht einfühlen. Es bleibt ein Wettlauf der schweren Schicksale, die bitte nur einzeln gewürdigt werden wollen. 

Damit aber frage ich mich, ob ich jemals so ein Schicksal ermessen kann und ob ein Mitfühlen überhaupt noch möglich sei? Wenn mir doch der richtige Hintergrund fehlt und ich diese Verletzungen nie am eigenen Leib erfahren habe. Vielleicht muss ich dann ja draußen bleiben. Aber ich bin da eben auch ganz weit draußen. 

Dabei lebt Kultur vom "Aneignen", vom "Ausleihen" vom "Nachspielen" vom "Imitieren" vom "Schlüpfen in fremde Rollen", muss und darf bisweilen gekünstelt, unecht und übergriffig sein.

Das soll jetzt nicht mehr so sein – die Kunst imitiert nicht mehr das Leben. Sie muss stattdessen authentisch unterfüttert werden. Deshalb spielt kein deutsches Kind mehr Indianer (oder gar Winnetou) und darf inzwischen höchstens Hooligan oder Klimakleber sein. Deshalb übersetzt keine weiße Übersetzer*in das afroamerikanische Gedicht zur Amtseinführung eines alten weißen Mannes – sondern ein korrektes Gremium der Übersetzerinnen mit Migrationshintergrund. Deshalb schminkt sich kein Schauspieler mehr dunkler als Sonnenbankbraun. Künftig sollten "indigene" Rollen auch nur von indigenen Schauspielern besetzt werden, die dafür auch kein "Whitefacing" machen sollten. Othello gehört den Afroamerikanern und Hamlet und Romeo dafür den Skandinaviern und Italienern. Oder sollten die Frauenrollen bei Shakespeare weiterhin von zarten Jünglingen dargestellt werden, weil sie doch so geschrieben waren? Wir brauchen auch unbedingt wieder echte Kastraten für barocke Opern.

Ach ja, auch "Behinderte" werden künftig nur noch von Menschen mit Handicaps dargestellt. Da sollte sich Dustin Hoffman für seinen "Rain Man" mal ordentlich schämen und Robert de Niro für "Zeit des Erwachens". Denn es war ja nicht ihre Welt – sie konnten jederzeit wieder aussteigen. Was ist eigentlich mit sprachbegabten Seeelefanten, die sich von "Urmel aus dem Eis" döskrömönört fühlen?

Was machen wir nur mit der ganzen Kulturgeschichte, die unseren Rassismus der Vergangenheit widerspiegelt? Werke - auch geliebte Kinderbücher – in denen es von Negern, Zigeunern und Indianern wimmelt? In denen Rassisten auftreten und fluchen – manchmal sogar foltern? Neu schreiben, die schlimmen Stellen schwärzen oder gleich in den Giftschrank stellen, wenn nicht eine Nachfahr*in der Betroffenen dazu eine ausgiebige Gegendarstellung in einer Fußnote verfassen kann? Die dann aber auch bitte bei den 'Gute-Nacht-Geschichten' mit vorgelesen werden sollte. Gibt es dann noch Zeitzeugnisse der Vergangenheit, die allgemein zugänglich sind? Oder ist das eine ganz neue Form von "Doppelplusgut", weil der Big Brother of Wokeness unser innerer Zensor geworden ist?


All das macht unsere gemeinsame Welt kleiner, stummer und einsamer.


Sonntag, 31. Dezember 2017

Ihr schwant was



 Die beiden Hoppies sind bereit für den großen Auftritt. Auch als Langohren sind sie erfahrene Ballettratten.

Conroy hat sie gerufen, um noch schnell das letzte Kalendermotiv für das Kowa-Görl machen zu können. Dann sind es endlich 12 Bilder für jeden Monat und der Fotograf kann sich endlich andere Inhalte suchen. Inhalte die nicht so zickig und so schwierig einzufangen sind.

Die Rättin möchte zum Finale noch einen großen Auftritt. Und da im Winter doch alle ins Theater rennen, um sich hüpfende Teichvögel und tanzende Nussknacker anzusehen, kann sie doch auch so einen Schwanentümpel bekommen. Ein rauschendes Ballkleid, eine Krone und sie wirft sich wieder in Pose. Bei einem einzigen Foto wird schon keiner merken, dass sie keine Spitzen oder andere pieksigen Figuren tanzen kann.

Die beider Karnickel im Tütü drängeln sich ins Bild. Damit jeder sofort sieht, dass es ein Ballett ist. Keiner spricht, alles springt und hüpft, dreht sich dabei um die eigene Achse.

Conroy muss da noch mal eingreifen, wenn er schon die 'Reschie' aufgedrückt bekommen hat. Die beiden Hoppies müssen noch mal üben. Das sieht noch nicht leicht genug aus. Wenn schon die Königin auf großem Fuß leben muss, sollten ihre Zofen nur so schweben. "Ich könnte beide Pfoten hochnehmen," schlägt das rosa Federbällchen vor. "Ich nehme dafür das Bein ganz hoch," verspricht die hellblaue Tanzfee.

Antonetta hat eine bessere Idee. Sie nimmt einen gekrönten Schwan mit ins Bild. Dann weiß doch jeder, dass es diese berühmte Schwanenpfütze sein soll.

"Ich brauche auch wieder eine Krone, Conroy!" Antonetta hält sich testweise einen Blütenkranz übers Haupt. "Du weißt schon, zwei gekrönte Häupter treffen sich und erkennen einander." Oder was man sagt wenn sie dann miteinander gehen. Inzwischen machen das die Könige und Prinzen anders und schauen sich lieber bei Funk und Fernsehen um. Aber in den Märchen wird sofort dann geheiratet, wenn beide zufälligerweise eine Krone tragen.

Das ist jetzt der letzte Versuch. Zwei Hofdamen schweben durchs Bild und die Königin kommt leichfüßig von der anderen Seite. Im Hintergrund wartet schon ein verwunschener Prinz oder was sonst noch Glitzerkram auf dem Kopf trägt. Aber Conroy findet das Bild einfach nur vollgerümpelt. Vielleicht wäre hier weniger mehr.


Bilder: Conroy und W.Hein

Sonntag, 1. November 2015

Die Beutegreifer



Die kleinen Schrecker sollten längst wieder nach Hause kommen. Sind sie inzwischen zu schwer bepackt? Finden sie kein Ende, weil immer noch eine hell erleuchtete Haustür lockt? Oder liegen sie jammernd im Rinnstein, weil sie den ganzen Schlickerkram unterwegs schon verputzt haben? Anna packt das gelbe Warnlicht auf die Straße und hofft bald die ersten Heimkehrer dieser Halloween-Sammelei wieder zu sehen.

Endlich tauchen die ersten Süßkramsammler wieder auf. Sie haben offensichtlich reiche Beute gemacht. Gerome ächzt unter der Last seiner Schubkarre voller Leckereien, die er sich an den Haustüren ergruselt hat. Sein Plan ist voll aufgegangen. Das sind hier alles Gartenbesitzer, die man mit so einem australischen Blumenkiller-Kaninchen wirklich schrecken kann. Wenn so ein gefrässiges Langohr durch den Garten pflügen würde … da gibt man lieber reichlich Süßes für die Hasenzähne.

Die beiden Katzen an seiner Seite schnurren zufrieden. Sie haben nicht wahllos in die Schüsseln gegriffen, wenn die anderen 'Süßes oder Saures' gerufen haben. 'Miezen mausen' ist ihr Motto und so haben sie sich die ganze Nacht an Mausespeck und Schaummäuse gehalten.

Der Klappermümmelmann hat die ganze Zeit einen kleinen Vampir am knöchernden Hacken. Überall, wo der kleine Skeletthase seine Tüte aufgehalten hat, hat das Spitzzähnchen gegrinst und wollte seinen Anteil an Weingummifledermäusen und Schoko-Liebesknochen. Das hat genervt! Die Tüte ist gut gefüllt und dem Schiebepinguin tun inzwischen die Flossen weh vom Asphaltpatschen. Aber nächstes Jahr nimmt das kleine Klappergestell einen größeren Beutel und dann will sie ohne hungrige Begleitung einsacken. Vielleicht sollte sie schon im Hellen beginnen, denn das soll lästigen Vampiren überhaupt nicht schmecken. 

Marie hat als Hexe noch schnell mit dem Besen die letzten Schokolinsen zusammengekehrt. RaffRaffs Beutel ist gut gefüllt und die kleine weiße Maus wacht darüber, dass keine Perlhimbeere aus Nellekes Tasche raus purzelt. So können die drei schnell nach Hause gehen, um ihre Beute zu sichten. Und die ersten Süßigkeiten wegzuschlickern. Und dann die zweiten. Und die dritten …

Naseweis überlegt, ob sich Mäuse zu diesem Hällowien überhaupt verkleiden müssen. Wenn die Hausfrauen die Tür öffnen, sehen manche aus, als ob sie gerade schlucken müssen … dann ruft die Maus nur 'Käsewürfel oder Würfelzucker' und schon ist die Sache geritzt. Seine Schwester denkt, dass die Kostüme ganz praktisch sind. Es sieht doch so viel freundlicher aus. Sonst würde die Tür sofort wieder ins Schloss fallen, bevor sie den süßen Ablass verhandeln könnten.

"Nur noch zwei Häuser. Da hinten ist noch Licht!" Naseweis deutet schnell auf den nächsten Eingang, als die große Rättin kommt, um die beiden Mäuse abzuholen.

"Nun komm schon!" Die Mauseschwester Altklug friert schon ein wenig im duftigen Flatterkleid als oranger Spitzenkürbis. Und das Halstusch aus Spinnenwebstrumpfhosen mit Gruselglitzer wärmt auch nicht mehr, seit die Sonne verschwunden ist und nachts schnell die Kälte die Straßen hochkriecht. Im nächsten Jahr will sie sehen, ob nicht auch Polarforscherinnen mit pelzbesetzten bunten Daunenjacken echte Schreckgestalten sein können. Wenn hier schon ein Schiebepinguin mitsammelt.

Der schwer bepackte Korb der lila Hexe ist mit den beiden Umhängetaschen inzwischen wohlbehalten bei Anna angekommen. Sie hätten ihr Haus auch ohne die orange Warnleuchte wiedergefunden. Und wenn es etwas länger gedauert hätte, hätten sie unterwegs eben noch etwas mehr Beute gemacht.

Es ist dieses Jahr eine gute Ernte gewesen. Am liebsten würden sie vor der großen Bärin schon hier ihre Schätze ausbreiten. Doch bevor die Perlfrüchte und Streuselkugeln durch den Dreck kullern, gehen die drei lieber rein. Anna soll bloß nicht so lange trödeln, denn sonst sind die ersten Beutestücke schon wieder verschwunden.

Der Fürst der Dunkelheit und ein Teufelchen kommen mit fast leeren Pfoten. Seine bissige Durchlaucht wollte nur Blutkonserven und schlanke Jungfrauenhälse haben und darauf sind die Nachbarn nicht wirklich vorbereitet. Und der Teufel hatte immer dazwischen gekräht: "Ich will aber etwas Scharfes!" Bis er ein Stück Schokolade mit rotem Chilli bekam. Dann wollte er schnell etwas 'Feuchtes' und danach höchstens noch Teufel, Monster und Vampire aus Lakritz oder Weingummi. Da war dann das Angebot auch sehr übersichtlich.

So gehen die beiden mit leichtem Gepäck und etwas knurrigen Magen nach Hause. Na hoffentlich hatte die Modergräfin hinter ihnen etwas mehr Glück und will es mit ihnen teilen. Sie hat ja auch einen Seebären dabei, der die großen Vorräte, die eine rote Dame mit Charme einsammeln kann, sicher im Seesack in den Heimathafen bugsiert. Der alte Zausel ist nur froh, dass er die Kinners wieder beisammen hat. Da hört er Alisa kaum zu, die die ganze Zeit überlegt, dass es viel mehr Süßkram geben könnte, wenn alle verkleidet wären. Der alte Seebär könne doch als Klabautermann gehen. Und in die Totenmannskiste müssen dann für ihn Schokotaler und Rumtrüffel gefüllt werden …

Die kleinsten Schrecker sammeln sich am Gespensterlicht. Sie haben eifrig gegruselt, geschreckt und kleine Furchten verbreitet. Aber es gibt nur Liebesperlen und andere Schlickerminis für die winzigen Unheimlichen, wenn sie nicht gleich übersehen werden. Und wenn sie überhaupt an die Klingel kommen.

Da müssen die kleinsten Schrecker von Anna nicht lange überredet werden, ihr in die warme Stube zu folgen. Die große Bärin hat zudem noch eigene Vorräte an Schlickerkram in Mause- und Koboldgröße, die nur auf hungrige Geister warten.

Zurück bleiben Snoot und die schwarze Kürbiskatze. Snoot findet die Funde in der eigenen Nase immer spannender als fremde Süßigkeiten. Die Kürbiskatze ist zwar kein Popelesser – aber im Moment sind zu viele hungrige Mäuse im Haus. Besser wenn die sich träge alle die Bäuche vollgeschlagen haben.


Fotos: W.Hein

Die kleinen Schrecker sind schnell im Haus verschwunden und haben überhaupt keine Zeit mehr für lange Vorstellereien. Die Beute wartet schon und die meisten Gruselsammler kann man auch hier kennenlernen. 


Mittwoch, 6. Mai 2015

Buntraffe im Versteck



Voran watschelt Ping-U-In über den nackten Beton. Kichernd folgt ihm die Ka-Lei-Neh im Kimono.

Sie umrunden beide in weiten Bögen das üppige Grün der pfirsichblättrigen Glockenblumen, die überall in den Fugen sprießen.

Das Sputnik hadert immer noch mit dem Zusatzgewicht eines blinden Passagiers, der darauf beharrt sehr gut gucken zu können. Ständig sitzt das Stacheltier in seiner Flugdose und stört die Flugkonzentration, bevor der Flieger zum Start rollen kann.

Nun haben fast gleichzeitig Ka-Lei-Neh entdeckt, die mit Ping-U-In ihre Runden dreht. "Das ist eine von siebeneinhalb oder nein achteinhalb Schwestern", versucht das Sputnik zu erklären. Er erkennt sie an dem Watschelvogel, aber sonst sehen sich die Schwestern nie ähnlich, weil sie immer anders angezogen sind. Die hier hat sich zum Beispiel in so einen bunt bedruckten Duschvorhang gewickelt.

Gerome sucht die Buntraffe. Als Langhals fühlt er sich verantwortlich, wenn ein Raffentier ausbüchst. Und jedes Mal wenn, eine Buntraffe den Verdacht hat, sie solle sich nützlich machen, entzieht sie sich durch die schnelle Flucht.

Die Buntraffe versteckt besonders ihren langen Hals, denn der könnte sie so schnell verraten. Sie macht sich ganz lang und gibt keinen Mucks von sich. Wer weiß, was sie jetzt wieder tun soll: Reittier, Bettvorleger, Schmusebacke, Spielbeute oder Wasauchimmerschlimmeres. Das kann gut ohne sie stattfinden.

So kann ein Gerome suchen so lange er will. Die Buntraffe wird er nicht freiwillig entdecken. Da ist es gut, dass er heute so eine Reisschale auf dem Kopf trägt. So bekommt er wenigstens keinen Sonnenstich bei der langen Suche. Obwohl die Mittagssonne auch ganz schön auf der Schnauzenspitze piekst und zwickt.

Die weiße Bärin im Ki-Mo-No überlegt einen kurzen Moment, ob sie diese Buntraffe mitsuchen soll. Der Schiebepinguin könnte voran stürmen und sich schon mal ins Blattdickicht umsehen, ob sich dort nicht doch ein farbiger Langhals versteckt.

Aber dann dreht sie doch lieber weiter ihre Runden auf der offenen Betonfläche. Denn wenn der kleine Schiebefreund sich in den grünen Schlingpflanzen verheddert und in der Rabatte hängen bleibt, dann ist er keine große Hilfe. Und dann können sie das Ganze auch lassen.

Gerome wirft immer noch den langen Hals schwungvoll zu allen Seiten. Obwohl er das Hoppy weit überragt, sieht er kein weiteres Giraffentier. Das muss sich so gut getarnt haben, als ob es eine Grünraffe wäre.

Das Hoppy hat ein bessere Idee: "Wir machen ein Picknick. Mit Tee und Reisgebäck …nein, besser mit süßer Limo und leckerem Klitschkuchen. Das ist dann so Leckerschmecker, dass sogar eine Buntraffe aus dem Versteck kommt." Gerome ist noch nicht überzeugt: "Und wenn es nicht funktioniert?" Hoppy reibt sich den Bauch. " Dann haben wir ein leckeres Picknick gehabt."

"Los, steig aus!" Das Sputnik ruckelt und rackelt an der Blechdose. "Raus da! Ich bin und bleibe Einzelflieger" Dieses stachelige Übergepäck bleibt einfach lästig. Und hat jede Menge Sitzfleisch.

Endlich ist der freche Dosenbesetzer draußen. "Zurücktreten! Damit dich der Propellerwind nicht erfasst. Zurücktreten, ich starte durch." Jetzt nur noch einen Moment verschnaufen und dann fliegt das Sputnik davon. Angestrengt sitzt das rote Fusseltier, sammelt seine Gedanken, denkt nur noch an das Fliegen, macht sich leicht, macht sich leichter … und gleich, gleich dreht sich der Kopfpropeller … Hnnnggghhh!

Doch, puh, träge zuckt der silberne Propeller – keine einzige Umdrehung will er mehr machen, so anstrengend war diese Igeltrennung. Der rote Zottelflieger muss sich erst einmal ausruhen. Doch wenn die Dose noch länger am Boden bleibt, kann der kleine Spitzhut auch wieder einsteigen. Dumm daneben stehen macht keinen Spaß, und der Igel muss sowieso dringend noch etwas klären.

Zwei sitzen in einer Blechdose und das Propellertier ist viel zu müde um sich noch zu wehren. Um sie herum läuft in weiten Kreisen die Ka-Lei-Neh mit ihrer Watschelvorhut. Da wird es Zeit, dass der Igel seinem roten Fusselpiloten endlich etwas erklärt: "Es gibt keine halben Schwestern. Also sind es neun Schwestern … oder eine, die sich immer umzieht." Der kleine Spitzhut hält inne: "Kann man seine eigene Schwester sein … ich glaube das wir schwierig."

Und die Buntraffe wartet weiter im Versteck – bis alle wieder weg sind.


Fotos: W.Hein

Die Buntraffe kommt aus Mahnkes Bärenhöhle in Hannover. Der Langhals Gerome hatte da als Hampton Bear einen viel längeren Weg aus Australien zu uns. Das Hoppy von der North American Bear Company hatte fast einen genauso langen Weg aus den USA. Der Schiebepinguin der Kleinen ist auch weit gereist, als von Deb Canham gestartet ist. Da liegt Detmold als Heimat der Rica-Bären eigentlich um die Ecke, wie die Kleine bestätigen kann. Mushroom von Anna Aleksieva hat dafür seine Heimat weit im Osten. Das Sputnik wäre von keuns and bears wahrscheinlich aus den Niederlanden zu uns geflogen, wenn es sich bloß hätte konzentrieren können. So ist das Sputnik auch über die Bärenhöhle bei uns gelandet.


Sonntag, 3. Mai 2015

Etwas ohne Fisch bitte!



Was die Mädchen nur wieder wollen? Conroy muss sich eilen, er hat eine Verabredung mit Alisa und Maylin im Garten und ist etwas spät dran. Doch was er gerade schon verpasst, weiß er auch nicht – die Mädchen haben immer nur so geheimnisvoll gekichert.

Das ist doch Frau Fuchs! Der kleine Bär hätte sie fast nicht erkannt in der roten Raschelseide.

Frau Fuchs wundert sich immer noch über sich selbst und möchte jetzt auch nicht darüber mit kleinen Naseweisen reden. Plötzlich trägt sie einen Seidenkimono und alles kommt ihr nur noch japanisch vor.

Sie fühlt sich ohne ihren Schafpelz ganz nackt und hat sich deshalb ihren Hühnerhut wieder aufgesetzt. Nur was sie mit diesen runden Schlaufen-Stoffstücken machen soll? Die rote Fuchsdame hatte keine Idee und wollte lieber niemanden fragen. So hat sie sich für Ohrerweiterungen entschieden, obwohl sie jetzt aussieht wie die Geisha-Putzhilfe von Mickey Maus. Der kleine Fragebär stürmt zum Glück vorbei, weil er es eilig hat. Conroy hat wirklich keine Zeit und wundert sich nur, warum Frau Fuchs sich Fußschlappen auf die spitzen Ohren setzt. Findet sie auch, dass bärige Rundohren viel schöner sind? Wenn er die rote Seidenraupe auf dem Rückweg noch mal sieht, wird er sie auf jeden Fall fragen ...

Maylin heißt heute May-Lin und ist eine Prinzessin, die unter einem Kirschblütenzweig wartet. In drei blauen schweren Kisten und wuchtigen Truhen hat sie mit ihrer Mitprinzessin Ali-Sa ganz viel Krims und etwas Krams in den Garten hinausgeschleppt und auf einer Bambusmatte ausgebreitet.

Nun wartet May-Lin mit Ali-Sa darauf, dass endlich diese westliche Langnase kommt, den sie zu dieser ganz langwierigen Tee-Hee-Zee-Ree-Moni eingeladen haben. Die erste Schale Tee-Hee ist auf jeden Fall schon mal kalt, bis der Herr Langesocken endlich eintrifft.

Der so Gescholtene weiß immer noch nicht, was plötzlich mit allen Gartenbewohnern passiert ist. Kaum, dass die Kirschbäume zarte Blüten tragen, wandeln alle nur noch in bunter Seide gewandet durch den Garten.

"Nein, nein und nochmals nein." Prinzessin May-Lin braucht heute keine elektronische Haushaltshilfe, die bei ihrer Tee-Hee-Zee-Ree-Moni effizient die Gäste bewirtet, präzise heiße Getränke serviert und darauf achtet, dass zügig die Plätze für die nächsten Besucher frei werden. Noch schneller ist nur noch – widdewiddewiuhh – ein Selbstbedienungstresen.

"Widdewiddewipah – es ist ein völlig vermeidbarer Fehler, hier auf meine positronische Haushaltsoptimierungs-Funktion zu verzichten. Widdewiddewiso – mit Robotik könntet ihr hier richtig richtig Zeit sparen." Doch heute wollen die Mädchen die Zeit wohl reichlich verplempern, wenn sie selbst mit dem Geschirr klappern und mit Heißgetränken plünschen werden. Der silberne Freund und Helfer muss wieder gehen und soll sich die nächsten Stunden hier nicht sehen lassen. "Das ist Aussperrung! Ich habe – widdewiddewidde – ein Recht auf Maschinenarbeit." Kleine Bärinnen sollten wirklich mal die Gebrauchsanleitung lesen, bevor sie sich komplizierte Maschinen anschaffen ...

Die Kleine liebt immer wieder neue Kleider, die dürfen auch gern aus dem Land des Hanami kommen. Dafür bewundert sie schon den ganzen Tag zarte Duftblüten am Baum, steckt sich Blumenschmuck ans Ohr und lächelt und grinst mit dem Hoppy um die Wette, weil es so schön japanisch ist. 

Das Betrachten von den ganzen Kirschblüten ist zwar sehr schön, aber eigentlich wartet das Hoppy lieber auf die reifen Früchte. Denn im Gegensatz zu den Blühwundern in Japan machen sich die meisten hiesigen Kirschbäume nämlich auch noch nützlich. Mjam! Kirschtorte, Kirschquark und Kirschkompott – dem armen Langohr läuft schon das Wasser im Mund zusammen. 

Conroy kann es nicht glauben, dass auch Jungen diesen Blumenguckquatsch mitmachen. Doch Gerome behauptet, dass Australien – seine Heimat – viel dichter an Japan liegt als dieser Garten. Da haben die in 'Da-Unten' viel mehr Erfahrung mit dem Blumengucken. Hier können sie ja besser eine Primelkönigin küren. Und außerdem mögen es die Mädchen, wenn die Jungs mal ihre sanfte Seite zeigen.

In Prinzessin Ali-Sa brodelt es innerlich wie das Tee-hee-Wasser im kochenden Kessel. Wo bleibt Conroy? Sie hat sich so ein Chinagras-Buch gegriffen und lässt die Seiten unruhig hin und her klappen. Sie kann sich nicht wirklich auf diese 'Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht'-Geschichte konzentrieren, weil endlich dieser trödelige Bär kommen soll!

Die beiden Pelznasen in Seide sind inzwischen von den ganzen Kirschleckereien ziemlich hungrig geworden. Der Su-Schie-bepinguin hat zwar keinen Kimono bekommen, aber er freut sich auf den rohen Fisch am Abend. Doch was machen bis dahin die beiden Mädchen? Leider ist es noch viel zu früh im Jahr für ein Erdbeer-Pflück-Fest.

"Ich glaube, ich habe noch einen Kirschjogurt im Kühlschrank gesehen. Zur Feier des Tages sollten wir den sofort wegschnabulieren." Das ist eine gute Idee, da kommt ein Hoppy sofort mit. Ob es dazu auch ein Stück Möhrenkuchen gibt?

"Endlich! Wo bist du Lahmarsch gewesen?" wird Conroy begrüßt. Doch dann besinnen sich die beiden Prinzessinnen darauf, dass es doch eine Tee-Hee-Zee-Ree-Moni werden soll. Also noch mal: "Sei gegrüsst, edler Gast. Schüttle den Staub ab und gib uns die Ehre, eine köstliche Schale Tee-Hee mit Dir zu teilen."

Der Edelgast bleibt schwierig: Conroy will seine dicken Botten nicht ausziehen, um in die bereit liegenden leichten Stoffpantoletten zu schlüpfen. Dabei hat gemeiner Gartendreck auf der Tatamimatte im Tee-Hee-Haus nichts zu suchen. Die beiden Prinzessinnen seufzen und geben dann doch noch nach: Der ehrenwerte Gast einer Tee-Hee-Zee-Ree-Moni mag zwar ein Banause sein, aber er ist eben doch ein ehrenwerter Gast.

Endlich ahnt Conroy, was die Mädchen wollen: Es soll also ein Teetrinken werden, nur so ein schwierig langsames, wegen dieser 'Zee-Hee-Ree-Moni.' Der Bärenjunge hätte ja lieber Brause mit Klitschkuchen 'auf die Hand'. Aber er möchte kein Spielverderber sein und hockt sich mit den Mädchen an diesen niedrigen Tisch, dem jemand die Beine geklaut hat.

Ali-Sa reicht nun einen kleinen Im-Bis, deren bunte Maki-Röllchen sie vorher – auch schön für das Auge – farbig sortiert hat. Der Bärenjunge zögert: "Ist das auch nicht fischig?" Er mag auf keinen Fall glitschiges Meeresgetier und irgendwie sieht das alles so fremd aus ... Was die so alles essen, weiß man bei den Asia-Leuten ja nie.

"Nun stell dich nicht so an!" Die Prinzessin hatte sich so auf diesen Nachmittag gefreut und tagelang mit May-Lin alles genauestens vorbereitet. Es sollte alles so richtig schlitzaugig werden, mit ganz viel langsamen Pfotenbewegungen, raschelndem Rumgerutsche und würdevollen Nicken. Und nun will der Bärenjunge nicht richtig mitspielen: "Nimm jetzt gefälligst so ein Maki-Teil!" Hastig greift Conroy zu und schluckt die bunte Rolle mit geschlossenen Augen – kaum zerkaut – schnell runter.

Natürlich muss er davon sofort husten und braucht jetzt schnell etwas zum Nachspülen. Als Prinzessin May-Lin ihm nun die Schale Tee-Hee darbietet, zögert der Bär. Was ist das bloß für ein bitterherbes Gebräu? Könnte es nicht einfach Cola geben?

"Das ist Tee-Hee! Und den haben wir selber gemacht!" Ali-Sa kocht schon wieder: "Und nicht so'n Teebeutel-Kack!" Das mit der feineren Lebensart ist wohl nichts für Jungen: "Los May-Lin, zeig's ihm!"

Also nimmt die weiße Prinzessin selbst einen kräftigen Schluck aus der Schale, um dem ehrenwerten Gast zu zeigen, dass an so einem Tee-Hee überhaupt nichts Schlimmes ist. Außerdem braucht sie das Gefäß, um neuen Tee-Hee zu machen. Bei einer Zee-Hee-Ree-Moni kann es nicht umständlich genug sein, und so haben sie nur eine Schale für alle.

Der immer noch etwas überrumpelte Ehrengast kann gern etwas warten. Er überlegt, ob er nicht lieber noch einen bunten Happen nimmt. Bevor Ali-Sa wieder lospoltert, auch wenn sie gerade noch eifrig die Tee-Hee-Zutaten sucht. Wenn er schnell isst, ist es vielleicht auch nicht wirklich fischig ...

Nur noch einen Augenblck, dann sind beide Prinzessinnen bereit für die nächste Schale. May-Lin holt einen schweren Wasserkessel und wuchtet ihn über eine Wärmeplatte. Ali-Sa wühlt in der Zeit noch in Kisten, rumpelt in der Ecke und klappert mit irgendwelchen Metallteilen.

"Siehe, ehrenwerter Gast, deinen Tee-Hee machen wir ganz frisch!" Stolz zeigt die Bärin die Teedose für den Pulvertee. Dazu greift sie den Drahtschneebesen, denn so ein Bambusrührer fehlt den beiden Prinzessinnen leider immer noch – wie diese zögerliche Plinkermusik, die bei Japanern immer endlos durch die Papierwand dringt.

Ali-Sa schüttet eine gute Portion trockene Flusen aus der Dose in die Schale, während May-Lin summend im Hintergrund mit dem Teekessel hantiert. Nun gut – nicht alles landet im Porzelangefäß – ein schmaler Bambusdosierlöffel kommt zusammen mit echtem Matsche-Tee-Hee auch auf die Wunschliste für die nächste Zee-Hee-Ree-Moni.

Doch im hier und jetzt gießt May-Lin ziemlich heißes Wasser in Schale, wo die grünen Blätter sofort das Wasser färben und ein leicht bitteres Aroma in Luft liegt, das von einem blumigen Duft gemildert wird.

"Das muss man jetzt schaumig schlagen!" Da der Schneebesen für die Schale doch etwas unhandlich ist, macht Ali-Sa das immer mit der Pfote. Ganz kurz und heftig, weil es fast kochendheiß ist. Dann zieht sie noch schneller die Pfote wieder raus, leckt sie ab und beginnt sie ausgiebig zu bepusten. Das ist noch viel zu schmerzhaft und gar nicht so würdevoll, wie es für eine gepflegte Umstandsmacherei sein sollte.

Eine Schale von Prinzessinnen pfotengemachter Tee-Hee steht nun dampfend vor Conroy. Doch da schwimmen noch so viele Flusen drin rum. Warum hat wohl jemand Beuteltee erfunden? Jawohl, wegen der Flusen! Vielleicht wäre es ja besser, wenn die Mädchen einen Elektromixer hätten, einen der mit Turbogeschwindigkeit alles kleinhäkselt. Also der Hosenbär hätte ja auch nichts gegen einen Schnellimbiss: Wozu muss bärin so viel Aufhebens um diese Heißgetränke machen? So ein pfotengerührter Tee ist sicher auch nicht so hügehnisch ... er nimmt erst einmal so einen grün-fischigen Happen ... bevor er ...

Prinzessin Ali-Sa kann sich das Elend nicht mehr mit ansehen. Da muss es doch noch andere edle Kostgänger geben. Doch Gerome hat heute schon genug für die Mädchenverständigung getan. Er möchte nicht auch noch Ehrengast bei einer Tee-Hee-Zee-Ree-Moni werden. Es sei denn, es gäbe zur Feier des Tages auch Kirsch-Cola.

So muss Conroy die braungrüne Brühe weiter allein anstarren und lieber noch einen Im-Bis nehmen. Der sieht plötzlich auch gar nicht mehr so fischig aus.

Das nächste Mal werden sich die beiden Prinzessinnen genau überlegen, wen sie einladen. Denn sonst können sie das ganze Tee-Hee-Zeugs auch gleich in der blauen Kiste lassen.


Idee: SchneiderHein     Fotos: W.Hein

Schon bei der Planung zeigen sich die Unterschiede von Mädchen und Jungen. Die einen schwelgen im Kirschblütenfest (das es tatsächlich in Hannover gibt), die anderen machen sich Gedanken um fischige Happen und wie viel Technik man(n) zum Umrühren braucht. Wenigstens einigen sie sich bei der Ausstattung und sammeln einen kleinen Asia-Shop in Bärengröße. Das Puppengeschirr mit blauen Chinadekoren ist zum Teil Flohmarkteroberung, zum Teil Ebay-Fund. Mit dem Wasserkessel und Holztablett hat IKEA mal japanophile Puppenmütter ausgestattet. Die kleinen Origami-Kraniche sind mit Dinos aus Japan als kleine Aufmerksamkeit mitgekommen. Die drei blauen Kästen sind wirklich Dekobedarf (und Austauschartikel für ein missglücktes Geschenk). Die Tischsets hat Silkes Mutter beigesteuert, da sich in dieser Generation immer ein großer Fundus findet. Die Wände des oben offenen Teehauses sind Verpackungsmaterial für empfindliche Gartendekolieferungen. Der Kirschblütenzweig würde als Kunstblume auch das ganze Jahr Kirschblütenfeste verschönern. Nur ein Hoppy von der American Bear Company durfte seinen roten Kimono behalten. All die anderen Muffys und Hoppys mussten ihre asiatische Garderobe abgeben, damit die Kleine, Alisa, Maylin (alles Rica-Bären) und Gerome (australische Hampton Bear-Giraffe) sich die Kimonos, Tuniken, Hosen und Stoffpantoffeln schnappen konnten. Nur Conroy (auch ein Rica-Bär) und der Schiebepinguin (Deb Canham) sind vom Japanwahn oder vom Chinafieber verschont geblieben. Frau Fuchs (von Natasha Kataeva) fand sich plötzlich in einen üppigen Build-a-Bear-Kimono gehüllt, der aber für die schlanke rote Persönlichkeit mit vielen Klammern abgesteckt werden musste. Und dann waren da noch diese Riesenschlappen überzählig, die niemals an schlanke Fuchsfesseln passen würden. Es gab eine Lösung, die nur Conroy wundert. Ein einsamer Freund der asiatischen Effizienz bleibt der silberne Haushaltsroboter (von Anna Freimane, Puschok 1983), denn eigentlich darf er nicht richtig mitspielen, obwohl das vollkommen unlogisch ist.