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Montag, 15. Februar 2016

Meilen-Stiefel



Dieser Winter ist matschig und selbst der seltene Schnee wird sofort feucht. Sir Hosalot hat sich einen Schal gegen die Kälte übergeworfen – und sich dann doch für den Innenwald entschieden. Nun zieht er eine Laterne über den Holzboden, falls die Dunkelheit wieder so plötzlich hereinbricht, weil irgend jemand das Licht ausmacht.

Dieses Metallungetüm ist einfach nur sauschwer und damit überhaupt nichts für federleichte Hasen – wie es so ein hibbeliger Spring-ins-Feld ist.

Dazu kommt noch dieser rotweiße Ringelschweif, der unentwegt im Wege liegt und versucht, mit heimtückischen Schlingen den Hasen zu Fall zu bringen. Immer wieder muss das schwer schuftende Langohr inne halten und mit hektisch-kreisenden Pfoten dieses Wollungetüm wieder weit nach hinten stoßen.


Dieser ganze Winterkram ist eine elende Verhinderung für jede schnellere Fortbewegung. Sir Hopsalot fragt sich, ob deswegen so viele Tiere einen Winterschlaf halten. Damit sie nicht in dieser zähen Zeit ewiger Zeitlupen jeden Tag nur träge dahinschleichen müssen.


Schneeweisschen ist auf jeden Fall froh, dass Sir Hopsalot das Kitz noch nicht zwischen den Scheibentannen entdeckt hat. Es hatte schon im letzten Winter versucht, dem hektischen Langohr zu helfen und hatte dafür den Hüpfhasen auf seinen Rücken genommen. Doch wenig später konnten sie sich beide nicht mehr einigen, wie schnell so ein Rehreiten sein sollte. Schneeweisschen war froh, als Sir Hopsalot endlich entnervt davongesprungen ist. Und seitdem geht die kleine Ricke dem Hasen – so gut es geht – aus dem Weg. Sie nickt dem Spitzhutigel noch schnell zu, ihr zu folgen und taucht dann noch tiefer in den Holzwald ein.

Sir Hopsalot ist schon mal das erste Winterhemmnis los geworden. Wozu braucht er überhaupt einen Schal, wenn der Innenwald geheizt wird? Diese traditionellen Halswickler werden auf jeden Fall vollkommen überschätzt.

So lässt sich die Metallleuchte schon viel besser wuppen. Erleichtert zieht ein Meister Lampe diese seine Lampe weiter am Waldrand entlang. Wenn jemand plötzlich das Licht löscht – er bleibt erleuchtet. Aber könnte jemand nicht mal leichtere Hasenmeisterlampen erfinden?

Die Erdmannen Hei, Ho und Huh haben den ganzen Sommer im Garten verspielt. Den Bau der geplanten Erdmannenhöhle haben sie deshalb auf das nächste Frühjahr verschoben. Denn jetzt ist der Boden sicher noch gefroren oder schon wieder klatschnass. So sind die drei für den Winter auch in den trockenen Innenwald gezogen.

Erdmannen können fast alles gebrauchen. Sie haben schon vor ein einigen Wochen diese schicken Wintermützen gefunden. Ab jetzt wärmt sie ein kuschliger Schal an kalten Tagen. Unglaublich, was die Leute so alles wegwerfen. Zum Glück – ihrem Glück!

Es ist leider nur ein Schal für drei Hälse. Aber, wenn sie zusammen rücken, könnte jeder ein Stück bekommen. Huh hat sich schon mal eingekuschelt. Ho grummelt, dass Huh sich nicht so breit machen solle. Eigentlich ist der Zweite zu sein doch ziemlich blöde. Er kann ja nur noch mitlaufen, wenn Hei jetzt das andere Ende um sich schlingt.

Sir Hopsalot hat inzwischen eine großartige Entdeckung gemacht. Rote Stiefel, die nur auf ihn gewartet haben. Denn das sind sicher diese glorreichen sieben Meilenstiefel. Leider sind fünf schon unterwegs. Aber wenn er diese beiden überstreift, wird er mit Riesensätzen meilenweit davonspringen können.
Da - hmmgrmblhmmpf – sitzt der erste famose Stiefel schon auf der Hasenpfote. Jetzt könnte er sicher schon mit links halbe Meilen laufen. Aber er würde dann mit dem anderen Fuß immer nur in Mikrometern humpeln können.

Das Überstreifen des zweiten Stiefels wird noch viel schwieriger, als sich das ein Hase vorgestellt hat. Als er rasch reinschlüpfen will, ist dort plötzlich etwas Gummiweiches, wo eigentlich sein Fuß sein sollte. So wird da kein Schuh draus.

Für seinen durchtrainierten Hinterlauf findet er erst Platz, als er die klebrige Zuckerriegel raus wirft. Lebensmittel gehören doch nicht ins Schuhwerk. Wahrscheinlich waren die zwei Meilenstiefel deshalb immer noch Ladenhüter.

"Pst! Ich weiß auch nicht, was der Sör Hoppla-Hott mit den Stiefeln will" Der kleine Stachelkopf stupst immer wieder Schneeweisschen an, sodass das Kitz doch immer wieder gucken muss. "Es regnet nie im Innenwald und ich habe schon lange keine Matschpfützen gesehen." Eigentlich würde das Reh sich gern besser verstecken, aber beide können ihre Augen nicht vom eifrigen Hasen lassen.

Der steckt inzwischen stolz in beiden Stiefeln. Die Meilen können kommen. Sir Hopsalott wird sie fressen … und dabei mindestens den halben Erdball umrunden.

So, das dreifach gewickelte Erdmannpaket ist bereit, der Spur des Hasen zu folgen. Vielleicht hat er noch mehr praktische Winterdinge verloren oder sie stoßen gar auf die Schätze einer ganzen Langohrdeponie.

Die ersten Meilen sind noch ziemlich wackelig. So ein Stiefel schlackert und hat Luft. Sir Hopsalot wird nicht schneller mit den roten Stiefeln – sondern nur staksiger. Wie ein Storch im Salat. Sind das vielleicht nur Rabattentreter für Grünzeug und die anderen fünf waren die Meilenfresser? Dann ist es ja kein Wunder, dass darin nur noch Schlickersachen gelagert werden.

"Was sind denn das für Übungen?" will ein neugieriger Hei wissen, als die Erdmannen beim Hasen ankommen. "Pillartiss oder Jooga?" Kein Wesen würde das, was dieser Hase treibt, noch Laufen nennen.

"Das sind zwei von sieben Meilenstiefeln," erklärt der Hase. "Aber ich habe wohl ein Montagsmodell erwischt." Denn Schlurfen und Stapfen gehen schon sehr gut, aber weite Strecken schafft der Hase noch nicht. "Ich hätte wohl besser die Gebrauchsanleitung gelesen." Doch die ist nirgendwo zu sehen. Und wenn findet hase ja immer nur den zweiten Teil – den mit den zwölf Sprachen, die er gerade nicht spricht.

"Lass mal sehen," ermutigt Hei den Hasen zu weiteren Schritten. Sir Hopsalot tapst unbeholfen noch eine Runde im Kreis. "Das sieht wirklich nicht nach Meilen und mehr aus. Eher nach Meile mit Weile."

Das ist zuviel. Sir Hopsalot reicht's. Diese Stiefel haben eine vollständige Fehlfunktion. Zum Glück hat er sie nur gefunden – und nicht im Internet bestellt. "Ich schrei vor Frust!" Der Hase krümmt sich zusammen …

… und schnellt mit einem Riesensatz aus den nutzlosen Botten. Befreit und völlig losgelöst hüpft Sir Hopsalot von dannen. Warum lässt er sich immer wieder blenden von diesen märchenhaften Versprechungen des Fortschritts? Die einzige Fortbewegung ist für einen Hasen das naturbelassene Springen ohne Hilfsmittel. Das war bis jetzt immer so. Hoffentlich denkt er beim nächsten Mal daran, bevor er sich wieder so einen Technokram aufschwatzen lässt.

Ho und Huh staunen nicht schlecht – wo ist der Hase so schnell hin? Hei entdeckt inzwischen die praktische Seite dieser Flucht: Diese Stiefel vermisst der flinke Hüpfer jetzt sicher nicht mehr. Und Erdmannen können fast alles gebrauchen. 

Zuerst stürzen sich die drei auf den Süßkram. "Schmeckt der inzwischen nicht nach Hasenmauken?" Huh ist da noch unsicher. Doch Hei hält sogar das feine Näschen tief in den Schaft. So ein wenig Hasenfuß hat noch keinem Leckermaul geschadet.

Denn eines hat Hei sofort erkannt, als dieses naive Langohr noch in den roten Stiefeln so hilflos umherstapfte. Das sind natürlich keine Meilentreter sondern naschwerkgeprüfte Nikolausstiefel, die jemand offensichtlich schon lange übersehen hat. Und da kann sich noch die eine Zuckerstange oder der andere Mandelstern tief in der Stiefelspitze verstecken.

Wenig später wundern sich die Erdmannen dann doch: Wozu braucht der Nikolaus Netzstrümpfe? Trägt er unter seinem roten Mantel Strapse? Oder entdeckt er damit seine weibliche Seite?


Idee: SchneiderHein      Fotos: W.Hein

Sir Hopsalot kommt von der Forest-Blue-Factory und Scheeweisschen aus der Teddy-Manufaktur. Anna Aleksieva hat den stacheligen Mushroom Hunter gemacht und die drei Erdmannen haben die Werkstatt der Lefty Bears verlassen, um bei uns einzuziehen.

Die Geschichte ist eine Auftragsarbeit und wer ein Dekowunder kennt, der weiß, dass die notwendige Ausstattung schon rechtzeitig –also zum Nikolaus des letzten Jahres – bereit war. Aber zum Glück kümmert sich ein Sir Hopsalot wenig um die Feiertage und Erdmannen nehmen auch gut abgelagerten Süßkram gern.


Samstag, 31. Oktober 2015

Ihr Flug wurde gestrichen



Die Hexen können kommen. Hella ist diesmal bereit für den großen Flug. Schon im April sollte die putzselige Buntsau mit zum Brocken fliegen. Damals hatte sie aber nur so einen struppigen Besen unter den Schinken und war froh, dass am Ende der wilde Hexentanz nur im Haus stattfand und sie dabei in Ruhe die Ecken ausfegen konnte.

Inzwischen hat die stolze Putzsau einen richtigen Staubsauger bekommen, ein Wunderwerk der Technik mit so kräftigem Antrieb, dass er sie sicher über die Wolken schieben wird. Wo bleiben nur die Gruselnager? Das glückliche Schwein hat die kleinen Schrecker die letzten Tage eifrig durch das Haus wuseln sehen. Also hat sie wieder den leuchtenden Hexenhut aufgesetzt und schwingt sich auf ihren Sauger.

"Die werden nicht kommen," murmelt die Schlafmaus, als sie vorbeischlurft."Es ist Hällowien und da haben die Mäusegeister überhaupt keine Zeit für lange Flugreisen. Sie müssen diese ganzen Schlickervorräte umverteilen, die sich in den umliegenden Häusern angesammelt haben und die armen Nachbarn so schwer belasten: von den voll gepackten Schalen, Schüsseln und Tüten hinter den hell erleuchteten Türen rein in ihre mitgebrachten Taschen, Beutel und Säcke. Und dann müssen die süßen Dinge alle am Ende auch noch vernichtet werden." Die Schlafmaus gähnt: "Hier wird heute niemand fliegen. Und morgen auch nicht, denn voller Bauch fliegt nicht gern." Auch Hella wird am Boden bleiben, wenn der Hexenflughafen heute geschlossen bleibt.

"Widde-widde-buhuu! Das ist ein schwerer Fehler, dabei auf die Kraft der Logik zu verzichten!" Der silberne Roboter pfeift entrüstet und lässt den Kopf einmal um die eigene Achse rotieren. "Pfiüüühhh!" Diesmal wollen ihn die kleinen Bärinnen nicht dabei haben, wenn sie mit ihren Taschen losziehen, um überall den Süßkram einzusammeln. Dabei wollte er sogar die Taschen tragen, ohne Rücksicht auf seine Schwerlastbeschränkung. "Man darf doch so etwas nicht so chaotisch planen wie es kleine Hexen tun!"

Die Schlafmaus trottet davon, sie möchte nur noch schlafen und findet vielleicht eine kuschlige leerstehende Bonboniere. Die muss es jetzt doch zuhauf geben, wenn die ganzen Schokoriegel, Bonbons, Konfekt und der andere Schlickerkram schon hinter den Türen auf gierige Schlünder warten. "Widdi-widdu-pihu! Sie haben noch nicht einmal ein Navigationsgerät eingepackt und wollen einfach loslaufen. Weil sich dabei immer etwas ergäbe – das ist doch – widde-widde – keine Planung! Pfiiummpf!"

"Widde-widde-wiedu man sollte zum Beispiel etwas Saures gleich einpacken. Weil es an den Türen meist nur Süßwaren gibt. Und wenn alle 'Süßes oder Saures' rufen, wäre es doch blöd, wenn es - pidde-pidde-piddeldiddeldu – nichts zum Ausgleich gäbe." Schneeweisschen bleibt erschreckt stehen. Die Ricke wollte sich an dem brabbelnden Blechmann eigentlich vorbei schleichen, um rechtzeitig mit den anderen auf Süßwarenjagd zu gehen. "Widde-wisch-wusch man sollte in diesen Taschen vorher noch einmal aufräumen. Und sie sollten Faltbeutel einpacken, damit Extrarationen nicht zurückgelassen werden müssen." Es gibt für positronische Gehirne noch so viel bedenken und diese dummen Gören wollen ihren klügsten elektronischen Helfer nicht mitnehmen. "Pfiuhh!" Das Kitz weicht langsam zu Seite. Es hat sich eine Sonnenbrille zur Tarnung ausgeliehen. Hoffentlich reicht diese Maske jetzt, um unerkannt zum Ausgang zu kommen.

"Ich –hüstel – muss jetzt mal." Schneeweisschen hat nun wirklich keine Zeit mehr, dem mechanischen Klagen weiter zu folgen. Sonst ist das ganze leckere Salzgebäck der Nachbarhäuser schon in den Taschen der gruseligen Gierschlunde verschwunden. Denn die warten sicher nicht auf weitere Mäuler, die auch zu stopfen sind.


Fotos: W.Hein

Da hat sich Hella, die Buntsau von Hanne Mahnke, ganz umsonst vorbereitet. Weder der Hexenhut von der Teddybär Total noch der Staubsauger aus der Bärenhöhle in Hannover wird heute gebraucht, wenn es keinen Brockenflug gibt. Die Schlafmaus gehört zur Alice im Wunderland-Serie von Deb Canham und wandert von einem Teeservice zum nächsten, um einen besseren Schlafplatz zu finden. Die Unvernunft der anderen Hausbewohner hindert den Haushaltsroboter von Anne Freimane daran, hier alles einmal logisch durch zu organisieren. Und Schneeweisschen von Eileen Seifert muss sich nun wirklich sputen, die schlickerseligen Schrecker und hungrigen Hexen sind schon in die Nachbarschaft  ausgeschwärmt.


Sonntag, 1. März 2015

Das flatterhafte Band



Frühling lässt sein blaues Band flattern ...

Nun, eigentlich ist es Mushroom, der kleine Igel. Das Stacheltier hat das Band gefunden und fragt sich, was es mit solchen Wollgirlanden sonst machen soll?

Den frühen Frühling fängt auch das Reh. Heute ist Frühlingsanfang und damit könnte Schneeweisschen die Picknick-Säsong eröffnen. Doch so frisch muss der Frühling eigentlich nicht sein. Draußen bekommt ein Reh selbst in der Sonne nur kalte Stelzen und hätte doch lieber den Wintermuff behalten. Aber auf eine modische Kopfbedeckung mag das Kitz auf keinen Fall verzichten.

Auch die graue Maus hat sich eine Mütze über die Ohren gestülpt. Rudi hat dabei nicht etwa seine weibliche Seite entdeckt ... ihm ist einfach noch kopfkalt. Und da nimmt er lieber eine dicke Wollmütze, bevor ihn der Rotz holt.

Schnell ein Schluck heißer Grasblütentee mit einem Schuss Heumilch, dem Reh fröstelt es von der Schnute bis zur Blume. Dabei haben Schneeweisschen und Rudi ihr erstes Picknick kurzen Hufes längst in den Innenraum verlegt. Aber auch hier könnte jemand bitte die Heizung etwas höher drehen.

Auch Rudi wärmt sich von innen mit heißer italienischer Schokolade mit einem Schnitz Gorgonzola, bevor er sich den klebrigsüßen Schaumzucker vornimmt. Da hört er zwischen seinem Schlürfen ein zartes Hüsteln. Das Reh hat sich umgeschaut und festgestellt, die graue Maus hat beim Aufdecken etwas vergessen ...

 Oh! was ist er doch für ein schlechter Gastgeber ... da ist dem Mäuserich vor lauter Vorfreude auf den Süßkram etwas durchgerutscht.

So schnell es mit Sperrgut geht, holt Rudi den Heu-Futterbeutel von 'Paarhufer-Gurmett', den er bei der Picknick-Vorbereitung extra für das Reh hat packen lassen. Er ist zwar nicht schwer, aber etwas unpfotig für kleine Nager, da Trockengras ziemlich luftig dargereicht werden soll, wenn es sein Aroma behalten soll.

"Und schmeckt es nach 'Almenrausch in der Bergwiese'?" Der Mäuserich hat lange nach der richtigen Erntegrasmischung im Versandhandel suchen müssen, um nicht nur einfaches Wald- und Wiesenheu aufzutischen. Na, eher nebenzutischen, da der Beutel viel zu riesig ist, und er das Reh nicht mehr sehen könnte, wenn das Bergwiesengezupfe zwischen ihnen auf dem Picknickkorb liegen würde.

"Hmpf, Hmpf, es ist vor allen Dingen ziemlich zäh und hmpf widerspenstig." Das kleine Rotwild zupft die ersten Trockenflusen aus dem Korb und versucht sie ins Mäulchen zu ziehen. Da wünscht sich ein Paarhufer richtige Pfoten, die auch ein Messer halten könnten. Oder einen batteriegetriebenen Tischhäcksler für mundgerechte Grashäppchen.

Tapfer mümmelt sich das Kitz durch den Futterbeutel. Schließlich hat sich Rudi wirklich Mühe gegeben. Und sogar die Einladungen zum Picknick mit seinem Pfotendruck verziert. Gern hat Schneeweisschen sich dafür auch die Wollmütze aufsetzen lassen, obwohl es im ersten Moment dachte, 'so einen Eierkof habe ich nicht'. Ohne Krempe hätte reh die Häkelwaren auch für Eierwärmer halten können.

Doch alles Käuen wieder und wieder ändert nichts, das Heu bleibt einfach noch trocken und ziemlich kratzig im Hals. Da bittet das Kitz noch um etwas warme Heumilch zur Linderung.

Schnell nagt Rudi noch etwas süße Schaumbeere, bevor er frisch gestärkt noch einmal für eine zweite Runde Heißgetränke in die Küche verschwindet.

So schmausen Reh und Mäuserich beim frühen Frühlings-Innen-Picknick noch eine Weile schweigend nebeneinander. Beim nächsten Mal ist hoffentlich schon etwas wärmer und Schneeweisschen wünscht sich dann leckeres Salzgebäck statt fusseliger Trockenmasse.

Und ein Igel fragt sich, warum der Frühling überhaupt ein blaues Band hat?


Fotos: W.Hein

Das zarte Reh von der Eileen Seiferts Teddy-Manufaktur und der grauwollige Mäuserich von der ForestBlueFactory haben ein Geschenk einer lieben Blogfreundin entdeckt. Als Dank für den Bärenkalender ist ein Umschlag mit Häkelwaren angekommen. Dort haben sich beide schnell mit modischen Kopfbedeckungen eingedeckt, auch wenn die eigentlich für Frühstückseier gedacht waren ... nur Mushroom von Anna Aleksieva sucht noch nach der richtigen Verwendung für Häkelbordüren.


Montag, 19. Januar 2015

Rehreiten



Das springlebendige Langohr unternimmt noch einen Versuch. Das Reiten auf Kufen hat sich nur als eine ewige Schaukelei auf der Stelle erwiesen. Doch ein kleines Rehkitz hat Sir Hopsalot davon berichtet, dass es auch so ein Reiten auf richtigen Hufen geben soll.

Schneeweisschen hat sich auch gleich bereit erklärt, es dem ungeduldigen Hasen vorzuführen. Es ist ganz einfach, wenn der Hase erst einmal aufgestiegen ist.

So, das ist geschafft und war auch gar nicht so schwer im Vergleich zu diesen Wackelpferden. Sir Hopsalot sitzt auf dem Rehrücken und beginnt sich eifrig umzusehen. Er kann es kaum erwarten, schnell wie der Wind davonzufliegen. Darunter würde er es nicht machen, denn sonst könnte er auch Selbsthüpfer bleiben. 

"Und jetzt?" beugt sich der Hase zum Rehkitz. "Jetzt laufe ich los." Schneeweisschen bereut es schon längst, den Hibbelhasen überhaupt eingeladen zu haben. Dabei ist es doch so einfach: Draufsetzen, warten und ankommen. Wenn das Reittier das dann mal in Ruhe machen könnte. "Und was mache ich?" Der Hase guckt immer noch etwas ratlos. "Nichts," seufzt das Reh. "Die ganze Zeit?"

Die Geweihmaus wundert sich. Wer hätte je gesehen, dass ein Hase hoch auf einem Reh thront? Zumal wenn beide vollkommen unmusikalisch sind? In Bremen hocken die Tiere bunt gewürfelt übereinander, aber die sind ja auch eine richtige Band, die fabelhaften Vier. Doch hier sind sie nur ein Duo, das noch nicht einmal zusammen rappen kann: Das Langohr zetert vollkommen taktlos, die Paarhuferin brummelt nur leis' vor sich hin. Das klingt nicht besonders gut. Die Maus stupst das eingerollte Stacheltier immer wieder an, damit es auch mal bestätigt, dass das nicht mal Musik für Katzen ist. Doch die Kugel muckt nur und hat keine Lust, ein spitzes Näschen herauszustrecken.

Gemächlich trottet das kleine Kitz durch den Kunstwald. So winterlich es auch aussehen mag, dieser Test findet in der behaglichen Stube statt, und hier kommt ein Reh mit Muff, Pelzschabracke und Wollmütze bei vorschnellen Bewegungen schnell ins Schwitzen. Da kann Sir Hopsalot noch so aufgeregt auf und ab hüpfen. Mindestens dreimal schneller als die Schrittfolge des Reittiers, aber es wird ... und wird ... und wird ... nicht schneller.

Der ungeduldige Reiter hat eine Idee. Wenn er jetzt eine drängende Hetzhaltung einnimmt, dann weiß doch jedes Reittier, dass es jetzt eiliger werden muss. Also beugt er sich nach vorn und zieht das Knie hoch. Dazu ruft er atemlos "Hüh!" und "Hott!" und manchmal auch "Hottehüh!"

Schneeweisschen beißt die ganze Zeit auf die Zähne und bemüht sich, sich nichts anmerken zu lassen. Aber so hat sie sich das überhaupt vorgestellt. Da reicht man dem Hasen den kleinen Trab und der nimmt gleich den ganzen gestreckten Galopp. Aber nicht mit ihr, ruhig setzt das entnervte Kitz Huf vor Huf. Da saust plötzlich blitzeschnelle eine Maus vorbei.

"Oho, hast du das gesehen? Das nenne ich Sausgeschwindigkeit!" Sir Hopsalot zeigt begeistert auf die Maus. "So geschwind müsste Reiten auch mal sein." Doch seine genervte Hasenträgerin bleibt jetzt sogar auch noch stehen. Das Kitz ist doch kein fremdgesteuertes Hascherl, das sich auf Kommando herum scheuchen lässt. 

"Los, los, ihr nach," hibbelt der Hase. "Sie ist schon auf und davon." Er knufft das Reh in die Seite, das erschreckt einen Satz vorwärts macht. Dann beginnt es wieder missmutig vorwärts zu trotten.

Sir Hopsalot sieht genau hin, wie die Jungricke die Beine schneller schwingen lässt. Die heftige Schnuckenschnute sieht er dagegen nicht. Es wird ja schon geschwinder, ist aber immer noch nicht mit dem Raumgewinn vergleichbar, den ein kräftiger Hase mit ein oder zwei kräftigen Hüpfern erreichen könnte. "Ist das alles? Das ist ja eine Fortbewegung für Langweiler und Saumselige." Wenn es überhaupt schon eine 'Bewegung' ist?

Da kommt die Maus sogar schon wieder zurück und beginnt sogar Spiralen um die Reiter und Reh zu drehen.

"Ist das nun Rehreiten?" Der Hase möchte sicher gehen, dass er das volle Programm kennt, bevor es sich entscheidet, ob es gegenüber dem wilden Springen überhaupt Vorteile hat. "Ich denke schon," brummelt das geschundene Kitz. "Dann ist es kein Wunder, dass sich Rehe nie durchgesetzt haben." Da haben sie wahrscheinlich auch Glück gehabt, wenn es inzwischen nach Schneeweisschen geht.

Die Rollermaus schüttelt nur kurz den Kopf, bevor sie die nächste Runde dreht. Da springt ein Hase wieder wie ein wilder Flummi durch den Raum, und ein Reh stöckelt grummelnd in die andere Richtung. Dabei hätten sie ihre komische Rackelei doch nur auf Rollen stellen sollen. Die Zukunft gehört sicher rasant rasenden Rehen auf Rädern!


Idee: S.Schneider    Fotos & Text: W.Hein

Da so ein Rehreiten doch eher nur ein gemütliches Dahinstöckeln ist, haben wir ein wenig Zeit für das Personal: Sir Hopsalot und Rudi kommen von der Forest-Blue-Factory. Die Babymaus saust als Furry Critter durch das Bild. Schneeweisschen ist ein Kitz aus der Teddy-Manufaktur. Der kleine Hase mit den Knickohren stammt von den Nugget-Bears. Und das Stacheltier von D'Lyell-Bears hat sich wieder zur Kugel eingerollt.