Dienstag, 28. Juli 2020

Geht ab wie Schmitz' Katze



Das kann doch nur den Jungs einfallen. Die Mädels sind skeptisch. Schnittig sieht er aus – aber es gibt nur zwei Sitze, die Gurte zerdrücken das Kleid und in den Kofferraum passt ja noch nicht einmal die kleine Einkaufstasche. Wie soll das erst beim nächsten Wochenendeinkauf werden?

Die Mausemiez saust auf dem Skateboard vorbei. Wenn sie groß ist, wird sie auch mit so einem Schlitten auf breiten Schlappen den Asphalt fressen … hoffentlich, sie ist doch nur eine Maus, die gern eine richtige Katze wäre … und wahrscheinlich fahren nur die richtigen 'Cool Cats' solche Geschosse 

So ein purpurnes 'Cool Cat' lässt gerade die Tür aufschwingen.

Sie hat ihren pinken Cadillac gegen etwas Moderneres eingetauscht. Diese Heckflossen und der ganze Chrom am Caddie waren doch etwas protzig und altbacken. Da ist so ein Ford GT schon ein anderes Kaliber: Er ist das schnellste 'amerikanische Blech' der Sechziger … das schon eine Haut aus Kunststoff hat.

Die schwarze Katze grummelt. Sie vermisst die Weite des alten rosa Straßenkreuzers mit seinen weichen Flätzsofas und das Gleiten durch die Landschaft. Hier ist alles eng und laut. So als wäre katz' nur ein lästiges Übel, das noch mitgenommen wird, weil die Maschine doch nicht alles selber machen kann.
 
Die Jungs sind begeistert. Sie haben zwar keinen Platz mehr – ihre Rückbank wurde hier eingespart. Aber dafür ist das doch ein echter Sportwagen, der schon im Stand davon fliegt.

Sie umkreisen ehrfürchtig das Biest …

und bewundern den Motor unter Glas. Doch irgendwann reicht es der purpurnen Katze. Bevor die Jungs zu viele Schmierflecken der Bewunderung auf den Lack machen, weil sie an jedem Detail kleben bleiben. Etwas Aufmerksamkeit ist klasse, aber es soll doch nicht überhand nehmen. 

Aber sie kann ja auch schnell davon brausen, wenn sie Abstand zu den Fans haben will.

'Davon brausen?' Das hören die beiden Polizisten gar nicht gern. Da müssen sie wohl schnell eine Geschwindigkeitskontrolle machen. Oder sie hören es doch gern, denn sie lieben ihre Arbeit. Und das Schreiben der Strafzettel ist immer wieder ein Höhepunkt des Tages.

Sie müssen die schnellen Katzen nur auf frischer Tat ertappen. Das wird bei so einer Höllenmaschine nur immer schwieriger. Ob die ihre Motorräder nicht mit links abhängt? Und die Radarfalle ist vielleicht auch schon so langsam, dass sie nur noch die leere Straße ablichtet …


Fotos: W.Hein

Der Ford GT ist der heimliche Star in dem Film "Le Mans 66 – Gegen jede Chance". Da greifen auch gern die Katzen ins Lenkrad, wenn dieser Wagen bei ihnen auftaucht. Es ist vielleicht auch einer der wenigen Spielfilme über Autorennen, die auch für Nichtfans ansehbar sind. Weil nicht alles hunderprozentig korrekt, aber sehr unterhaltsam und mit viel Humor präsentiert wird. Da ist es den Katzen auch egal, dass sie hier nicht in das Original von 1966 (mit Gulf-Lackierung sogar erst 1968) einsteigen, sondern in das Replika von 2004.


Sehnsüchtig blicken die Jungs hinterher, als der blaue Bolide ihnen donnernd die roten Rücklichter zeigt.


Sonntag, 12. Juli 2020

7 Tage Regenwetter (fast)



Nichts ist hier so bequem wie sein Ohrensessel. Und dieses Ding sieht aus wie ein Liegefahrrad, bei dem jemand vergessen hat, die Räder zu montieren. Albert schüttelt nur den Kopf, was hier auf dem Podest landet.

Nach einer Woche Regenwetter … ziemlich häufig jedenfalls … hat Victoria alle ins Museum geschleppt. Hier ist es trocken und im Moment ziemlich leer. Albert hatte sich auf die Möbel auch gefreut, wundert sich aber, warum keine praktischen Sitzgelegenheiten gezeigt werden.

Auch Jack staunt nicht schlecht, was hier alles Stuhl heißen darf. Er schlurft hinter Alice hinterher und fragt sich, wo der Bus ist. "Welcher Bus?" "Der Bus mit den Leuten, die das sehen wollen." "Das wären mit den Abstandsregeln aber ziemlich wenige." "Du weißt, was ich meine."

"Albert, kommst du?" Victoria drängelt, es warten noch einige aufregende Säle mit modernen Designikonen auf sie. Albert stellt sich lieber vor, welcher Sessel hier stehen müsste.

Doch wenn er blinzelt und genauer hinschaut, steht das nur so ein wulstiges Teil für ein Michelin-Männchen.

Jack glaubt nicht, dass diese Gestelle wirklich bequem sind. Das wird er gleich mal ausprobieren.
 
Er klettert auf das Podest. Alice kann ihn nicht halten, so flink ist der Mausejunge oben. "Das darfst du nicht," ruft sie entgeistert. "Wieso nicht, das darf maus doch in jedem Möbelhaus." "Das ist ein Museum." Und das sind Stühle. "Und die sind zum Sitzen da."

Oben angekommen ist sich Jack nicht so sicher. Das sind doch nur bunte Bretter, die auf ein Holzmikado geklebt worden sind.

Das blaue Brett ist so glatt, dass Jack gleich zum roten Brett durchrutschen würde, Er versucht sich mit der Pfote abzustützen und findet kaum Halt. So hält er sich lieber mit den Fußhacken an der Vorderkante fest.

Wahrscheinlich würde er dahinten nie wieder hochkommen. Wenn er sich umgekehrt hinsetzt, hat er einen besseren Halt, doch wer will immer auf die Lehne starren.

Vielleicht ist es auch ein Liegestuhl. Doch hart und unbequem ist er auch so. "Komm wieder hoch," bettelt Alice. "Bevor jemand kommt."

Auf den nächsten Stuhl zu klettern ist voll schwierig. Jack kann sich kaum irgendwo festhalten, wenn alles so glatt ist. Aber dieses Holzgezackel kann maus wenigstens gebrauchen, um näher an das Bonbonglas auf dem Kühlschrank zu bekommen. Wenn maus sich vorstellt, dass dieser Stuhl in einer Küche mit einem Kühlschrank stehen würde …

Victoria wundert sich, wo die Kleinen bleiben. Aber im Museum kann doch niemand verloren gehen. Ist ja alles so übersichtlich hier. Dann können sie auch schnell in den nächsten Saal schauen, wo die nächsten Stühle auf sie warten. In den Fünfzigern werden sie das erste Plastik am Möbel sehen. Albert fragt sich, wo die Abteilung für weiche Polster ist.

Jack ist bei den Stahlrohrgestellen angekommen, die kastige Kissen einsperren. Das ist nichts für breite Hüften. Wenn sich der Hintern endlich reingequetscht hat, muss man zum Aufstehen eine mehrmonatige Körnerdiät machen oder den Klempner rufen.

Dafür ist die Wippe klasse. "Das ist ein Liege und komm da bitte runter." Alice fühlt sich oben überhaupt nicht wohl. Jack zeigt ihr lieber noch mal, wie das Kopfteil nach oben kommt, wenn er jetzt auf das Fußteil steigt. "Eine Liege? Wie will sich denn ein Normalo da auf die Seite legen?" Er überlegt einen Moment: "Damit hätte man die Astronauten zum Mond schießen können."

Das wäre jetzt ein guter Fluchtplan. Denn sie sind entdeckt worden. "Ich hab's gewusst," murmelt Alice. "Das gibt Ärger …"

"Kommt bitte runter …" Für Ärger ist das doch sehr freundlich. Der Brillenbär ist Professor und Leiter des Designmuseums. Er freut sich über jedes Interesse für seine Stühle. Er hat darüber promoviert und wissenschaftlich publiziert. "Häh?" Jack fragt sich, was das für ein Beruf sein soll. "Er ist ein Dr. Dr. Stuhl," flüstert ihm Alice zu.

Der Professor führt die beiden zu den Sofas mitten im Raum. "Nehmt Platz, ich erzähle euch dann etwas zum modernen Sitzen."
 
Hier soll Jack platzen? Auf dem Podest ist es verboten und hier nicht? "Die sehen doch genauso nackig aus, wie die Dinger da oben."

"Das sind doch keine Ausstellungsstücke," erklärt der Professor, "die darf man besitzen." Jack versteht es noch nicht: "Woran erkenne ich das?" "Das ist einfach," lacht der Brillenbär. "Die haben keine Erklärschilder."



Fotos: W.Hein

Diese Ausstellung von Designklassikern zeigt die ganze Verrücktheit des Sammelns. Ich kenne sie genau, seit ich in den Achtzigern Design studiert habe und für viele gelten gerade diese Möbel als Beweis des guten Geschmacks. Schon damals fand ich die Originale in den Showrooms der 'kreativen Inneneinrichter' selten bequem und nicht frei von Schwächen. Und dennoch sammele ich die Miniaturen heute für die Mausewelten und setze die Designklassiker bewusst in den Geschichten ein, wenn es modern, futuristisch oder zeitgeistig werden soll. Das gilt für das moderne Wohnen von Think Pink genauso wie die Drachenzentrale am Nordpol.


Stuhl, Licht und Bär



"Sitzt ihr auch bequem?" Der Professor kann es gar nicht erwarten, den beiden etwas über sein liebstes Thema erzählen zu können. Und das hat natürlich mit Sitzen zu tun. Sonst wäre er doch nicht der Leiter in einem Stuhlmuseum.

Alice ist schon gespannt wie ein Flitzebogen, um etwas über das moderne Sitzen zu erfahren. Jack ruckelt sich noch auf den runden Lederkissen zurecht. Das Auge sitzt mit, bevor er zwischen die Ritzen rutscht. Bequem ist doch was anderes. Aber nun sind die beiden Mäuse heute Besucher im Designmuseum. Victoria und Albert sind längst weitergegangen und sie bekommen dafür einen kostenlosen Vortrag:
 
Der Professor fängt schon mal, auch wenn der kleine Matrose noch lange nicht still sitzen kann. "Um 1860 erfindet Michael Thonet den Wiener Kaffeehausstuhl aus Bugholz. Der ließ sich einfach und seriell herstellen und hatte keinen überflüssigen Schnickschnack. Der Stuhl war sogar so reduziert, dass manche Zeitgenossen sicher zu Anfang Bedenken haben, ob das gebogene Holz danach halten würde …"

"In den 1870ern kamen die Deutschen zu einem eigenen Kaiserreich und entdeckten ihre eigene Geschichte wieder neu. Die Gotik war so eine frühere Glanzzeit mit einem gemeinsamen Kaiser. Also baute man den Kölner Dom endlich fertig. Auch sonst gab es dafür eine Neugotik, die im Wohnzimmer etwas dunkler und schwerer werden konnte …"

"Im nächsten Jahrzehnt war man Gründer – vielleicht sogar Fabrikant. Alles wurde plüschiger und pleureusiger. Man mischte die Stile der vergangenen Jahrhunderte – wenn es nur repräsentativ und bequem war. Es durfte gern ein bisschen mehr sein … und noch etwas mehr …"

"Dann kam die Jugend. In der 1890ern hieß der neuste Trend auch so: Jugendstil. Alles war in Bewegung, floss in floralen Formen nur so dahin. Dafür waren die meisten Stücke aufwändige Einzelstücke, die sich nur der gehobene Geldbeutel für den dann gehobenen Geschmack leisten konnten. Es war aber auch endlich modern, weil dafür nicht die vergangenen Jahrhunderte geplündert werden mussten …"

In den Jahren ab 1900 waren moderne Möbel immer noch eine Sache für die Oberschicht. Charles Rennie Macintosh hat seine Möbel mit den entsprechenden Häusern gleich mit entworfen. Sie waren Einzelstücke der einmaligen Innenausstattung. Erst 50 Jahre später haben italienische Möbelfirmen daraus so etwas wie ein Massenartikel gemacht. "Moderne Klassiker" heißt es seitdem, was für eine irre Wortschöpfung …"

"Gerrit Thomas Rietveld baute ab den Zehnern Möbel wie ein Bild. Sein Stuhl aus geraden Brettern hatte die gleiche Strenge und Farben wie ein abstraktes Gemälde von Piet Mondrian. Und stand am besten in einem weißen Würfelhaus mit Flachdach und rechtem Winkel. Das sollten die neuen Arbeitersiedlungen werden. Die Arbeiter haben es aber gern etwas bequemer …" Nicht nur die, auch Jack! "…, deshalb leben in diesen Siedlungen inzwischen die Studienräte. Und die meisten dieser bunten Bretter-Stühle sind Visitenkarten des 'guten' Geschmacks und Staubfänger im Eingangsbereich …"

"Das Bauhaus wollte die Industriematerialien in die Wohnmaschinen bringen. Stühle wie mit dem Bleistift gezeichnet, aus glänzend verchromten Stahl schwingen sanft unter dem Sitzfleisch. Das rutscht vorsichtig auf dem Leder nach vorn und hofft, dass beim Aufstehen, der Stuhl nicht gleich mitkommt …"

"Die Nationalsozialisten nutzen als 'Bewegung' die Errungenschaften der Moderne, wenn sie zur Repräsentation nützlich waren. Ein Lichtdom aus Scheinwerfern beeindruckte alle. Sonst hatten sie in der Bevölkerung am Liebsten Ruhe. Und 'völkisch' für alle war dann oft gern auch gemütlich …"

"Die Vierziger wurden dann eher ungemütlich. Die Möblierung der Wohnungen war eher unbedeutend, wenn es überhaupt eine Wohnung gab …"

"Mit Volldampf voran ging es mit dem Wirtschaftswunder in den Fünfzigern. Wer auf der Höhe der Zeit sein wollte, liebte es dynamisch. Mit ein wenig Stromlinie sausten die kleinen Freuden in Cocktailsessel, Tütenlampe und Isetta in die Verheißungen der Zukunft. Höher, weiter … bis in den Weltraum im kommenden Jahrzehnt …"

"Es gab auch die nüchternen Sechziger. Die praktisch den Wohlstand verwalteten. Modern war das Abschneiden der überbordenden Extravaganzen der Fünfziger: Ohne Heckflossen, bunte Partylichter und mit geradem Linien in der Mode und bei den Sitzmöbeln. Nüchtern und cool wie die silbernen Zigarren, die zum Mond fliegen sollten …"

"Das Erbe der 68er ist der Verzicht auf die strengen Konventionen. Ein orange Sitzsack ist kaum der Bodenkultur entwachsen und eignet sich niemals zum gravitätischen Thronen auf ererbten Besitzständen  …" Jack rutscht immer unruhiger auf dem Sofa umher. Was meint der Brotfresser damit bloß? Und müssen sie wirklich in jedem Jahrzehnt Station machen? "… Bunt, frei, anders so wollten die aufgeklärten modernen Deutschen sein, oder sich wengstens so fühlen …"

"In den Achtzigern hatten wir fast alles schon gesehen. Es konnte doch kaum besser werden, nur bunter, spielerischer und nicht alles ernst gemeint. So kamen die bunten Möbel nun aus Memphis … Ägypten oder Memphis Tennessee … ist doch egal! Oder sind das doch Kinderspielzeug für Erwachsene gegen Waldsterben, Tschernobyl und den kalten Krieg? …" Jack zuckt die Schultern. Das sollte das Brillengestell doch selber wissen, wenn er dabei gewesen ist.

"Die Neunziger feierten eine neue Klarheit und Ernsthaftigkeit. Die konnte man sich prächtig hinstellen, damit jeder das neue Sein bewundern konnte. Man selbst kuschelte mit Sekt in den postmodernen Polstersesseln der alten Zeiten. Natürlich nur eine Maske des schönen Scheins, die hinten mit dürren Beinchen aufrecht gehalten wurde …"

"Zur Jahrtausendwende zeigten viele Möbel, was inzwischen technisch möglich geworden ist. Filigrane Konstruktionen aus dem Computer mit den Materialien der Weltraumforschung. Filigrane Tragwerke, die man stapeln kann und wo scheinbar zufällig eine Strebe noch die Pobacke hält …"

"Inzwischen braucht es kein Design mehr, das nach 'mehr Fortschritt' und 'Noch-nie-dagewsenen-Geschmack' riechen muss.Wer im 'Gamer-Chair', dem modernen Nachfahren von Autositz und 'Stressless'-Sessel des Rentnerheims vergangener Zeiten, gleich in virtuelle Welten abtaucht, der braucht keine Dinge im Diesseits des Anfassbaren. Auch die neusten Möbel sehen aus, als wären sie vorher schon mal da gewesen …" Jack ist aufgesprungen, denn sie haben es ja wohl bald geschafft.


Alice zupft Jack am Arm. Sie sollten doch noch warten, bis der Professor noch etwas von "Klimawandel … Nachhaltigkeit … und äh 'Fridays for Future' …" murmeln kann. Das ist doch unhöflich, auch wenn sie die Gegenwart selbst kennen. "Muss der Eisbär denn keine Maske tragen?" "Nicht wenn er sich an die Abstandsregeln hält." Doch nun müssen sie wirklich weiter. "Tschüss … und Danke!" rufen Alice und Jack: "Wir müssen die anderen suchen."

Albert und Victoria haben sie schnell gefunden. Die beiden haben inzwischen die anderen Säle besucht, aber dort stehen nur weitere unbequeme Sitzmöbel. Albert hat nichts gefunden, das es mit seinem bequemen Lehnsessel aufnehmen kann. Wahrscheinlich hat man die ganzen Möbel hier eingelagert, weil sie zuhause rausgeflogen sind. "Und Jack, wie findest du diesen Nachmittag im Museum?"

Wenn Jack nur die Augen schließt, weiß er sofort, wie sein Museum aussehen würde. Da würden ihn auch keine zehn Pferdestärken rausbringen. So können sie aber auch gern wieder gehen, bevor noch jemand kommt und dieses Gequatsche von vorn losgeht.

Der Professor sieht sich zufrieden in der Sammlung um. Heute haben zwei Nager viel mehr über das Sitzen gelernt, als sie noch Morgen ahnen konnten. Das ist doch genau das, warum er diesen Job hier macht …


Fotos und Zeichnungen: W.Hein

Die Zeichnungen von Stuhl, Licht und Bär entstanden bis auf die letzten drei schon 1986 im Designstudium – die ersten Skizzen wahrscheinlich in einem Kurs für Kunstgeschichte. Silke hatte aus der Zeit noch jahrelang eine frühe Zeichnung vom Bär auf dem Macintosh-Leiterstuhl statt Foto im Portemonnaie. Das Bild der Neunziger war zur Zeit der Entstehung noch eine Vorahnung, die sich aber durchaus bestätigt hat. Um die Zeichnungen hier zu veröffentlichen, fehlten noch einige Jahrzehnte. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich aktuelles Design schon längst nicht mehr so wichtig nehme – das es aber der restlichen Welt genauso zu gehen scheint. Denn irgendwie sind die letzten 150 Jahre als modernes Design immer ständig verfügbar und was vorher als Avantgarde ständig in der Weiterentwicklung sein wollte, ist eine Möglichkeit unter vielen geworden, die mit den eigenen Gesetzen und Stilmitteln immer weiter um sich selbst kreist. "Moderne Klassiker" sind es wirklich geworden und genauso eine Mode wie die anderen historischen Stile, die seine Erfinder doch eigentlich überwinden wollten.