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Samstag, 6. Januar 2018

Auf Sterntaler und Zimtcent



Es hat immer noch viele Sterne. Vor zwei Monaten sind sie unvermittelt heruntergeregnet, liegen seitdem überall verstreut im Wohnzimmer und ballen sich in den Ecken. Naseweis hat sich einen Stern gegriffen, der sicher wertvoller ist, weil er größer und weicher ist als die anderen. Das ist garantiert so ein Sterntaler, von denen er im Fernsehen gehört hat. Er weiß zwar nicht, wie Sterntaler in Euros umgerechnet werden und ob es sich lohnen würde, sein Taschengeld auf die Zackenwährung umzustellen. Aber auch bei seinem Wochenlohn ist es so: Die weichen Euros bringen mehr als das Hartgeld.

Eigentlich ist ja das Fernsehen zu Weihnachten schuld. Am liebsten sieht der kleine Mäuserich Äkschn-Kracher in der Glotze, in denen die Welt kurz vor Schluss in Schutt und Asche gelegt wird. Seine große Schwester Altklug sagt aber, dass es gar nicht gut für kleine Mäuse ist, wenn sie dabei so viel 'Krawumm und Aua' sehen müssen. Dabei weiß Naseweis doch selber, die Filme sind nicht echt. Es gibt zum Beispiel hier im ganzen Haus keinen roten Knopf, der alles mit einer lauten Explosion zusammenfallen lässt. Dabei hat das jeder Superschurke in seinen Firmensitz. Hier im Haus – Fehlanzeige. Hat er schon überall gesucht. Und er findet auch keinen geheimen Plutoniumvorrat oder einen Bunker mit Interkonti-Raketen, die auf die Hauptstädte der Welt gerichtet sind. Stattdessen soll er sich Märchen im Tiwii angucken. Da sagt dann keiner was, von wegen 'unecht oder brutal', obwohl da auch Kleinwüchsige betrogen, Riesen bestohlen und im Wald alte Frauen in ihren essbaren Ausflugslokalen verbrannt werden dürfen.

Aber eine Geschichte war dann doch zu spannend. Wenn dieses Kind in den Wald läuft und dabei all diese Glitzerdinge aufsammelt, die herrenlos runterregnen. Zackiges Klimperzeug, mit denen es nun ganz viel kaufen kann. Und das sind eben diese Sterntaler gewesen. Naseweis muss noch nicht einmal in den nassen Garten gehen, hier liegt das Geld sogar schon im Wohnzimmer! Er greift sich jetzt so ein Pieksding und schaut mal, was er dafür bekommt.

Altklug wundert sich, was der kleine Mausjunge mit dem Stoffstern vorhat. Erst ist er aufgeregt in alle Ecken gelaufen, hat dabei prüfend die Deko betrachtet und immer wieder einzelne Stücke hochgenommen. Nachdem er sie von allen Seiten eingehend betrachtet hat, hat er die meisten achtlos fallen gelassen, bis er sich endlich für diesen weißen Weichstern entschieden hat, um ihn jetzt davon zu tragen. Will er schon Platz für die bunte Frühjahrsdeko machen, obwohl es noch nicht einmal richtig geschneit hat? Nur, weil überall in den anderen Häusern die Sterne und Tannenbäume ab heute wieder abgeräumt werden? Aber wenn er jeden Stern so einzeln entsorgt, dauert das Aufräumen doch wieder bis kurz vor Ostern.

"Nöh," lacht der Mäuserich. "Das ist ein Sterntaler, den ich gefunden habe. Als Extrataschengeld im Winter. Den gehe ich eintauschen … mal sehen, was ich dafür bekommen kann." Altklug weiß noch nicht einmal, wo sie mit Sterntalern bezahlen könnte. Außerdem sieht sie sofort, dass so ein Stern für die Tasche als Geld viel zu unpraktisch ist. Der ist ja so stachelig, dass er das ganze Innenfutter aufschlitzen würde.

Wenig später kommt Naseweis stolz zurück. Anna hat seinen Sterntaler in Zahlung genommen und er hat dafür auch Wechselgeld bekommen. Das ist als Zimtstern sogar essbar. Die anderen Leckereien wie Lebkuchenherzen, Dominosteine und Schokoprinten hat er als Wegzehrung gleich verputzt. Aber die Zimtcent hat er seiner Schwester mitgebracht, damit sie sehen kann, dass sie auf einem Schatz sitzen. Sie müssen nur die umliegenden Sterne einsammeln.

Vorher teilen sie sich brüderlich das Wechselgeld. Seine Schwester bekommt also nur einen Zimtcent.

Altklug muss doch noch mal überlegen. Wenn der kleine Bruder so viel Süßkram für einen schlappen Stoffstern bekommt, dass er ihr sogar etwas abgeben kann … dann hat sie hier vielleicht ein kleines Vermögen am Bande? Der Frühling sollte ganz schnell kommen, damit sie hier alles absammeln können. Sie sollten sofort alle Sterne sichern, bevor jemand anders auf die selbe Idee kommt. Oder Annas Süßwarenlager leergefuttert sind.


Fotos: W.Hein

Naseweis und Altklug sind zwei Mäuse von Bell Bears Design aus den Niederlanden. Und dies ist eine parallele Wirklichkeit, da der Wohnraum inzwischen fest in der Hand von drei wilden grauen Katzen ist.


Montag, 2. November 2015

Süße Heimsuchungen


Was ist schon dieser Schlickerkram gegen die Freuden der eigenen Nase? Snoot dreht noch eine Runde in der eigenen Nase. Er ist doch noch ins Haus gekommen, um zu sehen, was die kleinen Schrecker nach ihrer Sammeltour mit der ganzen süßen Beute anfangen wollen. Es ist so viel zusammen gekommen, nachdem Anna ihre geheimen Vorratskammern geöffnet hat. Der Popelunhold könnte sogar einen Anteil bekommen, doch das reizt ihn nicht sonderlich. Lieber steckt er den langen Finger ins nächste Nasenloch und fängt an nach neuen selbst-gemachten Leckereien zu bohren.

Für so'n Popelkram können sich die kleinen Schrecker nicht begeistern. Lieber mausen sie ein paar schwarze Lakritzkatzen und bunte Gummibären, die jemand in Eile offensichtlich verloren hat. Diesen verlorenen Gummis geben sie gern ein warmes Plätzchen mitten im eigenen Mausebauch.


Mimosa wundert sich, dass einige Kürbisse bewohnt sind. Andere sind beim Stengelsäubern im Stich gelassen worden. Bevor sie angestochen, ausgehöhlt und von innen beleuchtet werden können. Bei all den Schlickermäusen hat wohl niemand Lust auf eine herzhafte Kürbissuppe. Wohin also mit dem ganzen Aushub? Da muss der Innenausbau wohl warten müssen, bis zum nächsten Hallo-Wien. Wenn sich so lange der Kürbis hält. 

Ein Kürbis der besonderen Art hat sich in die Dekoration gemischt. Eine Schnoile hat sich in ein knalliges Orange getarnt. Vielleicht fällt ein unvorsichtiger, leckerer Mausebraten ab.

Nein, Snoot legt keinen Wert auf das Weingummi zu seinen Füßen. Das dürfen die kleinen Mäuse gern einsammeln. So ein Gummibär ist doch ganz schön zäh im Vergleich zu seinen Popeln. Die zergehen auf der Zunge. Das sollten die Nager mal probieren. Leider müssen sie dafür selber eigene Popel machen. Seine reichen gerade für ihn selber.

Maylin und Plümm haben lieber süße Schaummäuse eingesammelt. Die kleinen Mause-Schrecker hatten erst Angst, mit dem Schaumzucker verwechselt zu werden. Schließlich sind sie auch süß. Und manchmal scheinen einige Kürbisse gefährlich zu schmatzen. Aber die beiden haben ihre Tüte doppelt gefilzt. Da sind keine falschen Mäuse drin.



Gerome muss mit der Schubkarre ganz schön viele Schlangenlinien fahren um an den anderen Sammelfahrzeugen und den schlickernden Wegelagerern vorbei zu kommen. Er hat als australische Wildkaninchen-Plage des Grauens viele Gartenbesitzer ordentlich erschrecken können. Reiche Beute ist der Lohn, die er mit niemanden teilen muss. Wenn er denn endlich ein abgeschiedenes Plätzchen findet.

Die Katze lässt das Mausen nicht. Da kann der Knochenmümmler noch so betteln. Lulu möchte nicht tauschen, wenn sie nicht vorher in die Tüte schauen darf. Vielleicht ist alles nur kalte Luft. Sie hat ja nicht zusehen können, ob das kleine Hasengerippe überhaupt etwas gesammelt hat. Die Katze hat in der Schaumzuckermäusen aufgelauert.

Diese Mäuse sind froh, nicht aus Zucker zu sein. Altklug und Naseweis haben dafür gruseliggrün im Dunkeln geleuchtet. Davon sieht man – bei Licht besehen – nicht mehr viel. Und vor lauter Geisterleuchten haben beide Mäuse das Einsammeln vergessen. Sie müssen mal den kleinen Popler fragen, alle andere scheinen auf ihren Schätzen zu sitzen.

Nein, Gerome möchte nicht tauschen. Da kann Alisa noch so verführerisch mit dem Fruchtburger vor seiner Nase wedeln. Wenn er so etwas haben wollte, hätte er es draußen selber eingesammelt. Von diesen Gartenbesitzern hätte er als Plage doch alles bekommen können.

Aber Alisa mag diese Fruchtburger doch selber nicht. Sie hat sie doch nur mitgenommen, um sie später gegen leckere Beute eintauschen zu können. Aber nun will keiner tauschen. Höchstens gegen eine Packung staubtrockener Bio-Müsli-Kekse – ohne Schokoglasur. Da kann sie sich gleich den Rachen mit Reißnägeln ausputzen. Sie wollte die anderen schrecken und nicht umgekehrt. Gleich geht sie Anna suchen, die sicher noch geheimere Geheimverstecke hat.

Die lila-laune Hexe Marie ist richtig stolz auf Raff Raff, die eine Hängetasche mit gesammelten Süßigkeiten schon seit Stunden trägt. Doch es wäre auch schön, wenn das Langhalstier die Hexe auch mal an die Vorräte lassen würde. Doch jedes Mal, wenn Marie sich der Tasche nähern will, springt Raff Raff schnell ein paar Schritte beiseite.

Nelleke und die kleine weiße Maus staunen nicht schlecht. Sie haben eine verlassene Tasche randvoll mit Süßigkeiten gefunden. Und auch wenn sie die leckere Versuchung auch lange im Augenwinkel beobachten – niemand scheint sich dafür zu interessieren. Darf bär oder maus gefundenen Süßkram einfach behalten, wenn er so einsam ist?

Jetzt wird es verflucht schwierig, ein ehrlicher Beutegreifer zu bleiben. Die kleine weiße Maus ist doch auch nur neugierig: "Wir sollten nachsehen, was alles im Beutel ist. Nur damit wir als gute Finder später dem Besitzer oder der Besitzerin bestätigen können, das alles da ist." Und nach einer kurzen Pause: "Gibt es Finderlohn nicht schon im Voraus?"


Fotos: W.Hein

Die große Schar der Beutegreifer kommt von Deb Canham, den Rica-Bären, Hampton Bears, Stepi Bears, Tonni Bears und Bell Bears Design. Dazu kommt noch eine Frotteeraffe von Chic und Anmut und der große Huhuvogel von Hansa Toys.


Sonntag, 1. November 2015

Die Beutegreifer



Die kleinen Schrecker sollten längst wieder nach Hause kommen. Sind sie inzwischen zu schwer bepackt? Finden sie kein Ende, weil immer noch eine hell erleuchtete Haustür lockt? Oder liegen sie jammernd im Rinnstein, weil sie den ganzen Schlickerkram unterwegs schon verputzt haben? Anna packt das gelbe Warnlicht auf die Straße und hofft bald die ersten Heimkehrer dieser Halloween-Sammelei wieder zu sehen.

Endlich tauchen die ersten Süßkramsammler wieder auf. Sie haben offensichtlich reiche Beute gemacht. Gerome ächzt unter der Last seiner Schubkarre voller Leckereien, die er sich an den Haustüren ergruselt hat. Sein Plan ist voll aufgegangen. Das sind hier alles Gartenbesitzer, die man mit so einem australischen Blumenkiller-Kaninchen wirklich schrecken kann. Wenn so ein gefrässiges Langohr durch den Garten pflügen würde … da gibt man lieber reichlich Süßes für die Hasenzähne.

Die beiden Katzen an seiner Seite schnurren zufrieden. Sie haben nicht wahllos in die Schüsseln gegriffen, wenn die anderen 'Süßes oder Saures' gerufen haben. 'Miezen mausen' ist ihr Motto und so haben sie sich die ganze Nacht an Mausespeck und Schaummäuse gehalten.

Der Klappermümmelmann hat die ganze Zeit einen kleinen Vampir am knöchernden Hacken. Überall, wo der kleine Skeletthase seine Tüte aufgehalten hat, hat das Spitzzähnchen gegrinst und wollte seinen Anteil an Weingummifledermäusen und Schoko-Liebesknochen. Das hat genervt! Die Tüte ist gut gefüllt und dem Schiebepinguin tun inzwischen die Flossen weh vom Asphaltpatschen. Aber nächstes Jahr nimmt das kleine Klappergestell einen größeren Beutel und dann will sie ohne hungrige Begleitung einsacken. Vielleicht sollte sie schon im Hellen beginnen, denn das soll lästigen Vampiren überhaupt nicht schmecken. 

Marie hat als Hexe noch schnell mit dem Besen die letzten Schokolinsen zusammengekehrt. RaffRaffs Beutel ist gut gefüllt und die kleine weiße Maus wacht darüber, dass keine Perlhimbeere aus Nellekes Tasche raus purzelt. So können die drei schnell nach Hause gehen, um ihre Beute zu sichten. Und die ersten Süßigkeiten wegzuschlickern. Und dann die zweiten. Und die dritten …

Naseweis überlegt, ob sich Mäuse zu diesem Hällowien überhaupt verkleiden müssen. Wenn die Hausfrauen die Tür öffnen, sehen manche aus, als ob sie gerade schlucken müssen … dann ruft die Maus nur 'Käsewürfel oder Würfelzucker' und schon ist die Sache geritzt. Seine Schwester denkt, dass die Kostüme ganz praktisch sind. Es sieht doch so viel freundlicher aus. Sonst würde die Tür sofort wieder ins Schloss fallen, bevor sie den süßen Ablass verhandeln könnten.

"Nur noch zwei Häuser. Da hinten ist noch Licht!" Naseweis deutet schnell auf den nächsten Eingang, als die große Rättin kommt, um die beiden Mäuse abzuholen.

"Nun komm schon!" Die Mauseschwester Altklug friert schon ein wenig im duftigen Flatterkleid als oranger Spitzenkürbis. Und das Halstusch aus Spinnenwebstrumpfhosen mit Gruselglitzer wärmt auch nicht mehr, seit die Sonne verschwunden ist und nachts schnell die Kälte die Straßen hochkriecht. Im nächsten Jahr will sie sehen, ob nicht auch Polarforscherinnen mit pelzbesetzten bunten Daunenjacken echte Schreckgestalten sein können. Wenn hier schon ein Schiebepinguin mitsammelt.

Der schwer bepackte Korb der lila Hexe ist mit den beiden Umhängetaschen inzwischen wohlbehalten bei Anna angekommen. Sie hätten ihr Haus auch ohne die orange Warnleuchte wiedergefunden. Und wenn es etwas länger gedauert hätte, hätten sie unterwegs eben noch etwas mehr Beute gemacht.

Es ist dieses Jahr eine gute Ernte gewesen. Am liebsten würden sie vor der großen Bärin schon hier ihre Schätze ausbreiten. Doch bevor die Perlfrüchte und Streuselkugeln durch den Dreck kullern, gehen die drei lieber rein. Anna soll bloß nicht so lange trödeln, denn sonst sind die ersten Beutestücke schon wieder verschwunden.

Der Fürst der Dunkelheit und ein Teufelchen kommen mit fast leeren Pfoten. Seine bissige Durchlaucht wollte nur Blutkonserven und schlanke Jungfrauenhälse haben und darauf sind die Nachbarn nicht wirklich vorbereitet. Und der Teufel hatte immer dazwischen gekräht: "Ich will aber etwas Scharfes!" Bis er ein Stück Schokolade mit rotem Chilli bekam. Dann wollte er schnell etwas 'Feuchtes' und danach höchstens noch Teufel, Monster und Vampire aus Lakritz oder Weingummi. Da war dann das Angebot auch sehr übersichtlich.

So gehen die beiden mit leichtem Gepäck und etwas knurrigen Magen nach Hause. Na hoffentlich hatte die Modergräfin hinter ihnen etwas mehr Glück und will es mit ihnen teilen. Sie hat ja auch einen Seebären dabei, der die großen Vorräte, die eine rote Dame mit Charme einsammeln kann, sicher im Seesack in den Heimathafen bugsiert. Der alte Zausel ist nur froh, dass er die Kinners wieder beisammen hat. Da hört er Alisa kaum zu, die die ganze Zeit überlegt, dass es viel mehr Süßkram geben könnte, wenn alle verkleidet wären. Der alte Seebär könne doch als Klabautermann gehen. Und in die Totenmannskiste müssen dann für ihn Schokotaler und Rumtrüffel gefüllt werden …

Die kleinsten Schrecker sammeln sich am Gespensterlicht. Sie haben eifrig gegruselt, geschreckt und kleine Furchten verbreitet. Aber es gibt nur Liebesperlen und andere Schlickerminis für die winzigen Unheimlichen, wenn sie nicht gleich übersehen werden. Und wenn sie überhaupt an die Klingel kommen.

Da müssen die kleinsten Schrecker von Anna nicht lange überredet werden, ihr in die warme Stube zu folgen. Die große Bärin hat zudem noch eigene Vorräte an Schlickerkram in Mause- und Koboldgröße, die nur auf hungrige Geister warten.

Zurück bleiben Snoot und die schwarze Kürbiskatze. Snoot findet die Funde in der eigenen Nase immer spannender als fremde Süßigkeiten. Die Kürbiskatze ist zwar kein Popelesser – aber im Moment sind zu viele hungrige Mäuse im Haus. Besser wenn die sich träge alle die Bäuche vollgeschlagen haben.


Fotos: W.Hein

Die kleinen Schrecker sind schnell im Haus verschwunden und haben überhaupt keine Zeit mehr für lange Vorstellereien. Die Beute wartet schon und die meisten Gruselsammler kann man auch hier kennenlernen. 


Sonntag, 24. Mai 2015

Schnelle Beute



Hoffentlich sind die niedlichen Nager nicht alle weggeflogen. Mimi und Finni haben vor ein paar Tagen noch so viele Mäuse im Garten entdeckt, die doch alle zum Anbeißen aussahen. So klein! So lecker! "Mjam!" 

Mimi streicht sich noch genüsslich über die Schnurrhaare und sieht schon die Mausbraten am Besen ins Maul fliegen … da erstarrt die Finni, als es plötzlich in der Sonne ganz schattig wird.

Die CatSisters rücken zusammen und schauen langsam nach oben …

Da … da … das s-s-s-sind jaha auch Na-Nager … aber die sind jetzt zweikatzengoß. Zu groß um wirklich lecker zu sein.

Da muss katz ja aufpassen, dass sie nicht selbst zum Schmackhappen wird. Wer weiß denn schon, was Nager mögen? Wirklich immer nur Körnerfutter? Mimi hat sich darüber noch nie Gedanken gemacht, denn bis jetzt stand sie immer am Ende der Nahrungskette. 

Das sehen sich die CatSisters lieber aus der Ferne an und so sausen die beiden so schnell es geht aus dem Schatten der Riesenratten.

Die bleiben zum Glück einfach stehen und winken nur noch, bevor sie die spitzen Nasen schütteln. Sie verstehen gar nicht, was sie denn so Schlimmes getan haben, um ohne ein Wort die grauen Katzen sofort zu vertreiben.

"Und Finni, gucken sie noch?" … "Besser gar nicht erst hinsehen Mimi, es läuft sich gerade so gut." … "Und das Mjam?" … "Nun, als höchstens noch mittelgroße Miezen werden wir die kleinen, leckeren Mäuse weiter ganz genau im Katzenauge behalten. Aber wir machen dabei auf leisen Pfoten einen riesigen Bogen um die Großnager."


Fotos: W.Hein

Die CatSisters sollten eigentlich gar nicht so überrascht sein. Denn nicht nur die beiden grauen Miezen, auch die beiden großen Ratten kommen von Tonni Bears. Aber vielleicht waren die beiden Naschkatzen schon in der Kinderstube immer auf der Suche nach etwas Leckerem und deshalb viel zu abgelenkt, um sich um die größeren, nicht so leckeren Nager zu kümmern. Da fällt auch kaum ins Gewicht, dass eine Altklugmaus von Bell Bears Design gerade mal eine Nasenspitze größer ist als die mittelgroße Graukatze.


Montag, 18. Mai 2015

Die Planken der Welt



"Kinners, Kinners, Kinners …" da kann der Geist der Seefahrt nur wieder den Kopf schütteln. Kaum ist das Teichwasser tagsüber nicht mehr brrr-kalt, stapft schon wieder das lütte blaue Langohr übern Steg und verkündet ein Wunder was für nautische Riesenschritte er gemacht habe für die große Seebären-Prüfung. 

"Das Wasser ist meine wahre Heimat, dafür bin ich gemacht!" Aufgeregt tänzelt Hasenmaus auf dem Steg entlang der Wasserkante. "Nur noch wenige Aufgaben – dann bin ich ein vollwertiger Seebär! Und das mache ich mit links … oder mit Backbord! Wie der maritime Fachbär sagt." 

 Naseweis hängt an den Schnurrhaaren des aufgeregten Seehasen. Der Nagerjunge ist stolz so einen klugen Kumpel zu haben, der mit allen Wassern gewaschen ist. Hasenmaus kennt die sieben Weltmeere mit Vornamen und hat die letzten Wochen wie ein Seehund geackert, um sich solche Flüche merken zu können wie: "Dich einäugigen Polypen soll doch die siebenschwänzige Meerkatze kielholen beim Barte des Bartenwals!" Und das ist  verdammich eine kreuzschwere Klabautermannarbeit wie für sieben Höllenhunde, die ihre fassbäuchige Mudda durchfüttern müssen, jawollja!   

Ein kleiner Bärenjunge hat die ganze Zeit zugehört, wie hier große Reden geschwungen werden. Aber wenn hier … "einer ein Seebär werden will, dann sollte der schon ein Bär sein" … und nicht jeder, der vielleicht auch nur zufällig oder gar aus Versehen in einen Matrosenanzug gesteckt wurde!

Da hört eine Hasenmaus trotz seiner langen Löffel lieber gar nicht weiter hin. Diese schwankenden Holzplanken, die die Welt bedeuten, sollten jedem offen stehen. EIn Seebär zu sein ist doch ein Beruf, ach was, Berufung und keine Fellbeschreibung. Ein Seebär sollte jeder werden dürfen, egal ob er Zebrastreifen, Ringelschwanz oder eben Schlappohren hat. Also erklärt der künftige Meerespetz dem Mausepraktikanten lieber, wie er hier mit seinem Blechboot wassern will, ohne in den Binsen hängen zu bleiben.  

"Und Lotte, du hast doch auch einen Matrosenkragen … wirst du jetzt Quoten-Seebärin?" Es würde dem rauen, ungeschliffenen Ton auf den Schiffen sicher gut tun, wenn es mehr blaue Mädchen gebe. "Oder du wirst gleich Kapitisse oder Admirabellin oder wie so eine Schiffs-Chefin heißt."

 Das geht jetzt aber zu weit, stöhnt der Geist der Seefahrt. Es ist ja schon schlimm genug, dass er einen einzelnen Grünschnabel durch die Untiefen dieses maritime Kauderwelschs bugsieren muss. Wenn das jetzt eine ganze Schule von Jungfischen wird, dann wird er überhaupt keine Freizeit mehr haben für hohles Heulen, Zähneklappern und Kanonenkugelkegeln. Dann hätte er sich damals ja gleich einsargen lassen können.

 Ein Mädchen als Schiffs-Chef-Schoföse? Hat Antonetta das richtig gehört? Die junge Rättin muss da gleich mal nachfragen, denn sie kann sich Besseres vorstellen, als ihr Leben in einem Rattenloch zu verbringen. Sollen doch andere Ratten hier an Land den Wohlstandsmüll mit flinken Pfoten sortieren. Sie möchte später zu den Glücklichen gehören, die selber so einen Luxusabfall für andere machen können.

 Nun so ganz kann Lotte ihr nicht helfen. Die Häsin findet diese viele Gewese hier um das Schippern ziemlich anstrengend und umständlich. Die benennen alles um und machen aus jedem Knoten in einem Bändchen eine Geheimwissenschaft. Dann noch die ganze Folklore und ewig suhlen sie in der Vergangenheit. Dabei gibt es auf den großen Schiffe heute Computer und die meiste Zeit ist das Kurs halten wahrscheinlich so aufregend wie tägliches Busfahren im Vorort. Es muss noch einen anderen Weg geben, aber den kennt Lotte leider nicht. 

 Als die neugierige Nagerin den eifrigen Jungmatrosen anspricht, versteht sie sofort, was Lotte gemeint hat. Ein unendlicher Schwall prasselt auf die arme Rättin ein, was ein Seebär alles macht und kann. Von Slipstek, Hackstek und dem Anbrassen der Kombüse muss ein Seebär was verstehen. Er spricht mit Flaggen, singt in Shanty-Chören, schlägt das Leck und feudelt das Zwischendeck. Dann muss er navigieren, lavieren, fieren und havarieren … da schwirrt der armen Antonetta schon der Kopf. Verdattert wird Hasenmaus von der Spitznase stehen gelassen, bevor er noch auf die Wichtigkeit vom lauten Fluchen bei Wind und Wetter hinweisen kann. Nebenan, der blaue Bär brummelt zwar die ganze Zeit etwas ungehalten, aber vielleicht hat er für die ehrgeizige Einsteigerin eine leichter verständliche Zusammenfassung zur Seerättinen-Laufbahn und den Aufstiegsmöglichkeiten zur Kapitinöse?

 Der kleine Bär heißt Doppelblau und hat genau aufgepasst, was Hasenmaus über die Seefahrerei gerade erzählt hat. So ein Seebär will er auch werden und er bringt die besten Voraussetzungen mit. Er ist ein blauer Junge und sogar schon ein Bär. Da kommt rasch ein "See-" davor und dann wird er es diesen vorlauten Leicht-Schlappohren schon zeigen … aber wie das einer Rättin helfen soll, weiß er auch nicht. Vielleicht findet sie ja einen echten Experten, einen wahren Geist …

 Nun, der Geist der Seefahrt ist doch schon längst da und wundert sich über so viel Interesse. Doch soll er wirklich einer Rättin in die Seefahrt helfen? Seebären gehören auf jedes Schiff. Und bei Hasen auf großer Fahrt fehlen eigentlich die Erfahrungen. Aber Ratten? Während Mäuse mit dem berühmten Mann untergehen und so auch Kapitän werden könnten. Denn der geht als Letzter (wenn überhaupt). Aber bekanntlich verlassen Ratten das sinkende Schiff … und wenn nicht sogar früher … darüber wird er noch einmal bei einem Meerschaumpfeifchen sinnieren müssen. Doch jetzt wird es Zeit zu verschwinden. Ratten haben scharfe Augen und lassen sich auch nicht so leicht ins Nebelhorn jagen wie diese übereifrige Langohren.

Schon kneift Antonetta die Augen zusammen und blinzelt gegen die Sonne. Bewegen sich dort nicht einige Schilfblätter, und kein Windhauch liegt in der Luft. Doch als sie versucht, noch genauer ins Dickicht am anderen Ufer zu spähen, sieht sie nichts mehr. Nur starres Grün stakelt dort am Wasser und die Insekten schwirren.


Fotos: W.Hein

Der Wunsch von Hasenmaus, Seebär zu werden, ist schon ziemlich alt und einiges ist bislang im Verborgenen geschehen. So wird er seine letzten Prüfungen hoffentlich in diesem Sommer endlich erfolgreich abschließen und kann auf große Fahrt gehen. Wir drücken dem Langohr und uns die Daumen. Heute trifft er wieder auf die beiden Mäuse Altklug und Naseweis (alle drei von Bell Bears Design), dazu kommen Lotte und, frisch angeheuert, Doppelblau (beide Valdorf Bears) sowie die ehrgeizige Jungrättin Antonetta (Tonni Bears). Über allem wacht der Geist der Seefahrt (Bella Bim Bär), dessen flüchtige Erscheinung im Garten die fotografische Wiedergabe immer etwas schwieriger macht.