Donnerstag, 9. Mai 2024

Fahr-dertag


"Es ist heute doch auch Himmelfahrt." Damit hat Herr Fuchs den eitlen Gecken endlich aus dem Sessel hinters Steuer gelockt. Die Ausfahrt mit dem schwarz-rotem Gefährt hatte Herr Kröt beim letzten Mal dabei noch so viel Spaß gemacht.
 
"Brumm-brumm-brumm…" der Landlurch schwelgt in wohlig im wiederkehrenden Rausch der Geschwindigkeit. Noch umklammert er das Lenkrad, wenn er kräftig auf das Gaspedal tritt und der Wagen nach vorne schießt.

Eine Knutschkugel wird dabei aufgeschnupft und standesgemäß versägt.

"Brummmm-BRUMMM-BRRRRUMMM!" Herr Kröt steigert seine Anteilnahme. Er hat zum Überholen sogar den Winker gesetzt, während Herr Fuchs beim Vorbeifahren höflich seinen Hut lüpft.

Plötzlich zischt etwas Flaches, etwas Silbernes, etwas Schnelles vorbei.

"Brpp. Brpp. Brpp." Herr Kröt scheint fast zu stehen, so schnell ist diese silberne Flunder. Er könnte ja bald schon die Blumen am Wegesrand pflücken, wenn er so langsam durch die Lande rollt.

Kühle Katzen grinsen dagegen lässig in den Rückspiegel, wenn sie diese Krabbeltiere wieder schnell zurücklassen.

Schon donnert der nächste Renner am fassungslosen grünen Herrenfahrer vorbei.

Herrn Fuchs reißt es sogar aus dem Sitz, als er den roten Teufel am Volant des schwarzen Porsches sieht. Da ist ihm plötzlich egal, dass er so mit seinem schwierigen Kunden sicher kein Geschäft machen kann. Der ist inzwischen zusammengesunken, hat sich immer tiefer hinter dem Lenkrad versteckt.

In was hat ihn dieser windige Fuchs da nur wieder hinein gelockt? Sollte er nicht an allen und allem mit leichter Hand davonfahren? Ist es nicht seine Bestimmung, an der Spitze von Irgendwas zu sein? Dieser fahrbare Untersatz wird seinen Fähigkeiten doch in keinster Weise gerecht. Wo ein geschwindigkeitsgestählter Landlurch sogar freihändig fahren kann!

Herr Kröt presst immer noch den Fuß auf das Gaspedal, das er – wenn er könnte – sogar durch das Bodenblech drücken würde. Allein es will nicht helfen, es bollert schon der nächste Sportwagen vorbei.
 
Auch dieser Fahrer trägt Helm, was jedem zeigt, dass er den schnellen Gangart durchaus zugetan ist.

"Mich hat eine Kuh überholt!" Der grüne Herrenlurch kann es nicht fassen, dass das Landvolk so unverschämt schnell geworden ist. Das ist doch gegen jede natürliche Ordnung. Bei der es dem Adel vorbehalten sein sollte, sich um Kopf und Kragen zu fahren. Wenn die gehobene Lebensart in diesem Fall tiefer gelegt sein sollte. Wozu wird denn dieses Privileg des enthemmten Schnellfahrens gegen jeden Vernunft verteidigt, wenn Frosch dann in einer lahmen Schüssel sitzt?

"Putt, putt, putt." Da muss sich Herr Fuchs zum nächsten Ausfahrtag dringend etwas einfallen lassen. So wird der grüne Lurch nur weiter Trübsal blasen. "Putt, putt, putt…"


Text: W. Hein

Nach langer Zeit steigen wir mal wieder in die Garage und frönen dem Geschwindigkeitsrausch. Auch wenn er nicht bei jedem ankommt. Aber eigentlich sind die Wagen gelüftet worden, um vielleicht doch in ein Entspannungsvideo zu kommen. Wobei manche frustrierten Lurche zur Entspannung doch freihändig ein Lob des Rasens zelebrieren würden. Was für Füchse überhaupt nicht entspannend wäre, wenn sie sich dabei krampfhaft an Sicherheitsgurten festklammern würden und hoffen müssten, dass Helm und feuerfester Rennoverall im Notfall noch Schutz genug wären.


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich kann mich gar nicht entscheiden, wo ich am liebsten mitfahren würde: Im chicen Cabrio von Herrn Kröt, der diesmal zum Glück keine Blumenelfen in Gefahr bringt :-) oder in der kleinen Knutschkugel, im Silberflunder mit der coolen Katze oder doch in einem der ganz rasanten Renner in schwarz oder rot.
Auf jeden Fall hätte ich als Ausflugsziel das Diner gewählt und Miss Patti und Lil Screamer besucht :-)) die inzwischen hoffentlich eine Festanstellung haben und Anspruch auf Mindestlohn. Und der kleine trampende Waldschrat wär sicher mitgekommen :-)
Hallo, ihr Lieben, danke fürs neue Lesevergnügen … und schmunzeliges Schmökern auch in älteren Geschichten! Hoffentlich hattet ihr einen vergnügten Fahr-dertag und könnt auch das Wochenende genießen. Viele liebe Grüße, Manu

heinwerken hat gesagt…

@ Manu,
ich trenne da gern zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Wer im wahren Leben mit fast Zwei-Meter-Länge und einer Seehundsfigur versucht, sich in die diversen Sportwagen rein zu falten, bleibt gern beim Smart. Klassische Rennfahrer sin wohl eher schmalhüftig, muskulös aber zart gebaut und so um die 1,60 m.
Ich erinnere mich auch noch an die Fahrt im Karmann Ghia, als ich mir das Steißbein lädiert hatte, und die Sitze waren damals ziemlich knapp gepolstert. Also wäre ich noch nicht einmal sicher, ob ich zu Herrn Kröt in den Volkswagen steigen würde.
Ich habe mir heute eine Isetta der Neuzeit angesehen, einen Microlino als Stadt E-mobil. Schon beim Anblick war ich mir nicht sicher, ob ich darin Platz finden würde.
Also schwelge ich bei den Klassikern lieber in den Träumen und lasse Bären, Mäusen, Lurchen und Füchsen hier gern den Vortritt bzw. die Vorfahrt. Auch wenn Herr Kröt jetzt sicher ein Upgrade braucht, um sich um Kopf und Kragen fahren zu können;-)
Aber ich gebe Dir gern recht, ein Besuch im diner wäre nach der Ausfahrt klasse;-) Eine schöne Idee.

LG Wolfgang

Anonym hat gesagt…

Lieber Wolfgang, so ähnlich ist das auch beim „kleinen“ Bruder. Wenn der ab und zu in meinem Fiat 500 mitfährt, muss der Beifahrersitz ganz nach hinten und er fühlt sich trotzdem wie in einer Ölsardinendose. Und ich hätte rückenbedingt wahrscheinlich ein Problem damit, aus einem tiefergelegten Rennschlitten wieder möglichst elegant auszusteigen ;-)
Aber träumen darf man und dabei unbeschwert und ohne schlechtes Gewissen über den grauen Asphalt brettern ( … das sind wieder so geniale Fotos) und anschließend Burgers mit Extrakäse und Pommes verdrücken ( … da sind wieder sooo viele witzige Details ;-)
Also ein traumhaftes und schönes Wochenende für euch und eure Helden, LG Manu

heinwerken hat gesagt…

Liebe Manu,

da ist Dein "kleiner" Bruder in Wahrheit ein größerer. Denn beim Fiat 500 kenne ich das Problem. Als Silke einen Moment überlegt hatte, ob ein Fiat 500 auch für sie ein passendes Auto wäre, passte Ich noch nicht einmal auf den Beifahrersitz. Da zeigte der Fiat sein italienische Herkunft ;-) Obwohl das nur bedingt stimmt. Das Original aus den 50erm hatte eigentlich deutsche Eltern, der allerserste Prototyp wurde in Weinsberg in Baden Würtemberg entwickelt. Ein Raumwunder für Riesen wie der Mini, der Lupo oder der Smart war er deswegen noch nie ;-)
Allerdings hatte ich gestern mit Knuddelauto eine liebenswerte Begegnung: Da habe ich einen alten Fiat 500 - liebevoll restauriert - beim Einkauf auf dem Supermarkt-Parkplatz gesehen. Direkt dahinter parkte so ein normaler Kompakt-SUV, den heute viele für eine absolute Basismotorisierung halten. Gefühlt hat der Fiat 2,5 mal in den Neuwagen gepasst. Und der Kleine war bis noch in die 70er wirklich noch Basismotorisierung für ganze Familien, die sie dabei sogar stolz gemacht hat. Da sind uns inzwischen wirklich die Proportionen zum notwendigen Minimum verrutscht. Wenn wir in Zukunft noch individuell mobil bleiben wollen, müssten wir wieder sparsamer werden. (Doch das wird in Deutschland offiziell wohl nichts werden - Dem Ami seine Wumme ist uns unser Wroar!)
Bleiben wir hier also wirklich beim Träumen.

Liebe Grüße Wolfgang