Die Freifrau Türanno muss sich sputen, soweit es ihr ausladender Kopfschmuck zulässt. Sie kann ja nicht wie ein zerrupftes Huhn aussehen, wenn sie gleich ihren großen Auftritt hinlegt. Hoffentlich haben die anderen noch nicht angefangen. Aber zu früh kann sie auch nicht auftauchen, wegen des Auftritts. Da braucht sie doch ihr gebanntes Publikum. Außerdem hasst sie es, wenn sie auf andere warten muss.
Die Rexi hat eingeladen zum Kaffeeklatsch mit Erdbeertorte an Schlagsahne, und alle Dinotussen haben sofort zugesagt. Jetzt verteilt die grüne Saurierdame des Hauses mit zuckersüßem Lächeln schon die ersten Tortendreiecke, als Frau Türanno endlich mit lautem Hallo an der Tafel auftaucht. Sie beginnt sofort ein Bussi hier und ein Bussi da in die Runde zu werfen: "Ach meine Guteste, das Sie schon hier sind. Ich hätte es ja fast nicht geschafft, es ist ja immer in dieser Urzeit so viel Verkehr."
"Typisch," tuschelt die Alloschnepfe mit der Bari-Onyx. "Erst kommt die holde Dame auf die letzte Minute, und nun will sie wieder den Ehrenplatz haben." Das würde die Alloschnepfe der herrschsüchtigen Freifrau von der Teerkuhle natürlich nie Ins rasiermesserscharfe Gebiss sagen. Die alte Dame würde es auch gar nicht verstehen: Was dieser Zwergenaufstand von Echsen soll, die noch nicht einmal die höhere Kreide geschafft haben.
2a-Hörnchen und 2b-Hörnchen, die eineiigen Zwillinge haben sich zwar vor dem Schlüpfen einen Eidotter geteilt und wahrscheinlich auch den Verstand, aber dennoch will jede Echse einen eigenen Teller. Nur beim Erdbeertörtchen wollen beide dasselbe und … öh, äh … Kaffee haben sie noch nicht probiert. Vielleicht gibt es für beide auch ein Schälchen Säugermilch.
Die Prädatorin hat sich von hinten an das Kuchenbuffet herangeschlichen. Bis Frau Türanno huldvoll alle gegrüßt hat, und die Rexi jedem das passende Kuchenstück zugeteilt hat, ist der hungrigen Bestie am Buffet doch längst der Sabber aus allen Mundwinkeln getropft. Da macht sie ihrem Namen als Raubsaurier lieber alle Ehre und greift zur Selbstbedienung. Das ist doch höchstens etwas Mundraub.
Auch direkt an der Tafel haben die Erdbeeren ein kurzes Leben. Da bekommt Rexi schon beim Zusehen Schnappatmung, wenn ihr dabei rhythmisch die Luft wegbleibt. Diese Planschkuh von Reptilin hat vielleicht Klunker satt am Faltenhals, aber immer noch keine Kinderstube, so wie sie den Kuchen mit einem Happs runter schlingt. Frau Türanno hat sicher recht, dass die Reptilin sicher aus einem Eierbrutschrank von einer dieser Zirkusinseln für nachgemachte Dinos stammt.
"Meine Liebste," versucht Rexi den letzten Rest an Benimm zu retten, bevor der gleich mit der Torte im Schlund der gierigen Reptilin verschwindet: "Meine Liebste, sie wissen doch: Hastig heruntergeschlungen wird die auch zarteste Versuchung zum Hüftgold, dass schwer auf die Knochen drückt. Es besteht kein Grund zur Eile, wir haben doch Kuchen satt."
"Grumpf, neöiiin sött bön öch noch lange nüchd," schmatzt die Reptilin mit vollem Maul, bevor sie gleich das nächste Stück hinterherschiebt. Sie kennt 'Büffetts' nur aus dem Urlaub als 'All-ju-kän-ieet'-Angebote. Und das heißt, alle laden sich gleich beim ersten Durchgang die wildesten Kombinationen von Vorspeisen, Fisch, Bratensoße und Süßspeisen turmhoch auf den Riesenteller, als wenn es keine zweite Runde gäbe. Die sieht dann auch ziemlich kümmerlich aus. Und dieses feine Porzellan ist auch ziemlich mickrig, da passen kaum zwei Stücke drauf. Schnell noch eine Tasse Kaffee hinterhergespült. Sie muss noch mal zu den dahinschwindenden Kuchenplatten.
Rexi hat sich eine Kuchentafel mit Stil gewünscht und entsprechend der Jahreszeit alles mit Erdbeeren dekorieren lassen. Auch die Torten, Kuchen und Flans sind mit den roten Früchten gefüllt, belegt und dekoriert. Passend hat sie dazu das feine Erdbeerporzellan auflegen lassen. Ja ihre Tafel hat sicher Stil. Bei der Gesellschaft hat die Gastgeberin so ihre Zweifel. Es ist aber auch schwierig, genug Damen der Urzeit zu finden, die eine Kuchengabel mit derselben Anmut in der kleinen Krallenhand halten, wie sie noch vor ein paar Stunden voller Wildheit einen trägen Pflanzenfresser gerissen haben. Da können sie sich neuerdings noch so sehr mit Federn aufrüschen, darunter lauert immer noch das eiskalte Reptil.
Da kann ihr die Freifrau Türanno nur zustimmen: Wenn ihre Dinotage eines Tages gezählt sind, dann liegt das sicher daran, dass die feine Lebensart nur eine dünne Tünche ist. Wie wollen die Damen jemals den Aufstieg schaffen und sich eine gute Partie sichern, wenn sie nicht wissen, welches Besteck sie zuerst nehmen sollen? Die wissen, dass eine Dame von Urwelt nicht mit vollem Rachen spricht und Knochen bei Tische nur leise knackt. Gut, Erdbeeren haben jetzt keine Knochen, aber es geht doch ums Prinzip! Da müssen sie ja schon willfährige Gespielinnen sein, wenn sie sich rechtzeitig einen reichen Säuger für die Neuzeit angeln wollen. "Doch meine Damen, Schönheit vergeht, Manieren bleiben!" Spricht's und nimmt nur ein kleines Stück mit spitzen Krallen, um zu zeigen, wie es sich für eine Dame geziemt. Dabei spreitzt sie noch nicht einmal die kleine Kralle ab. Aber darauf braucht sie sich nicht zu viel einzubilden: Sie hat nur zwei Krallenfinger am Arm und die müssen schon den Kuchen halten.
Schnell scharrt Bary-Onyx Sand über das Missgeschick. Wenn Frau Türanno gerade mal wieder Lektionen in Benimm erteilt, muss doch niemand sehen, dass ihr das feine Porzellan vom Tisch geknallt ist.
Alli beruhigt 2a-Hörnchen und 2b-Hörnchen. Sie können sich ruhig noch ein Cremeröllchen auftun. Jede von beiden! Die Freifrau ist eben noch nicht in der neuen Zeit angekommen, wo alles etwas zwangloser ist. Jeder kann sich hier sattessen und muss kein Anstücksstück auf Teller zurücklassen. "ich hab doch nur ein Röllchen. Wo bekomme ich denn dieses Anstandsstück?"
Zwei kleine Säuger sind es müde geworden, auf ein eigenes Erdbeerfest zu warten. Wenn sich hier die Tische unter der Last von Süßspeisen biegen, fällt es doch sicher nicht auf, wenn ein Mausebissen fehlt. Die kleine weiße Maus hat sich gerade ein Törtchen gesichert, als Klein-Alice schon zum Aufbruch drängt. Ihr ist die Nähe zu so vielen geifernden Räubern nicht geheuer.
Da ist es schon zu spät. Eine Bary-Onyx hat die beiden entdeckt und überhaupt keine Lust, die zuckersüßen Köstlichkeiten mit zwei haarigen Leckermäulern zu teilen. "Habt ihr überhaupt eine Einladung?" blafft sie die Mäuse an. Hofftlich haben sie nichts Schriftliches, sie kann doch nicht lesen. Denn Schrift und Schule wird doch erst lange nach den Dinos erfunden.
Der weltbeste Saurierforscher wundert sich mal wieder, wo seine Raubsaurier geblieben sind. Seid Stunden hat er keinen Raffzahn und keine Schwanzspitze mehr gesehen. Normalerweise wissen die Mädels doch immer, wohin die plötzlich wieder aufgerüschten Fressmaschinen verschwunden sind.
Doch Nelleke zuckt nur mit den Schultern. Sie hat die Dinotussen heute auch noch nicht gesehen. Auch von der kleinen weißen Maus fehlt jede Spur …
Hier geht es noch weiter.
Idee Erdbeerfest: SchneiderHein Fotos: W.Hein
Diese Fotos schlummern jetzt fast schon ein Jahr auf der Festplatte. Am Anfang durften sie nicht gezeigt werden (Das Warum folgt im nächsten Post) und danach war die Erdbeerzeit vorbei. Doch jetzt wird es endlich Zeit, diese Geschichte zu erzählen.
Hier geht es noch weiter.
Idee Erdbeerfest: SchneiderHein Fotos: W.Hein
Diese Fotos schlummern jetzt fast schon ein Jahr auf der Festplatte. Am Anfang durften sie nicht gezeigt werden (Das Warum folgt im nächsten Post) und danach war die Erdbeerzeit vorbei. Doch jetzt wird es endlich Zeit, diese Geschichte zu erzählen.
Nachbars Kater Cäsar hat vor einem Jahr die Katzentradition des Hauses aufgenommen, dass die Bärenshootings genau inspeziert werden müssen, bevor sie auch von den Samtpfoten abgenommen werden. Erst wenn alle Bären beschnuppert und einige von den Tatzen geholt worden sind, kann weiter fotografiert werden.
4 Kommentare:
Guten Morgen, ihr Lieben!
Danke für diese wieder tolle Geschichte, auch wenn Dinos nicht zu meinen Lieblingstieren gehören ;O)
Ich freue mich auf die Fortsetzung!
Ich wünsche Dir/ Euch eine wunderschöne neue Woche!
♥ Allerliebste Grüße,Claudia ♥
Ich kann mich jetzt gar nicht entscheiden, wo ich lieber dabei wäre: Beim großen Fressen am leckeren Erdbeerbuffet oder lieber doch was Deftiges aus dem schicken Diner ? Auf jeden Fall würd ich mit dem Silbernen vorfahren, man kann beim Lesen echt das Röhren des Motors hören ! Fragt sich nur noch, wann auch die drei Erdmänner mal im Garten oder im Diner oder sogar im Il Pinguino auftauchen ;-)
Da gibt es ja wieder jede Menge Neues und Vergnügliches auf dem Blog. Danke, dass man mit euch immer wieder lachen und sich über so viele herrliche Details freuen kann. Hoffentlich gehts euch auch so gut wie den Helden im Blog ! Viele liebe Grüße, Manu
Allerherzliche Grüße von Frauke aus dem Norden, welche schönen Bilder zeigst ihr uns. und dazu die kleinen Ergänzungen aus der Katzen und Bärenwelt. Freu mich immer sehr mit wieviel schönen Details wie Hutfeser lecker Erdbeeren zur Erdbeerzeit ihr alles ausschmückt.
liebe Grüße von Frauke
@ Claudia,
inzwischen gibt es die Fortsetzung und auch wenn Dinos nicht zu deinen Lieblingstieren gehören, werden die Dinotussen noch ein paar Auftritte haben. Vielleicht in einem Dschungellager oder doch bei einem Grillfest mit Brontoburgern satt.
@ Manu,
wenn ich kleine weiße Mäuse frage, finden die Nager die Dinotussen von zu einnehmendem Wesen und zu hungrig. Und sich von den Silberpfeilen sich die feinen Ohren wegblasen lassen ist auch noch nicht das Richtige. Bei den Erdmännern muss maus aufpassen, das nicht alles im Bau verschwunden ist, weil Erdmannen doch alles gebrauchen können. Und beim Diner wird es in den nächsten Wochen in Mausearbeit enden. Da muss eine kleine weiße Maus im Sommer noch einige Abenteuer erleben, bis das Richtige dabei ist.
@ Frauke,
da haben die Dinodamen auch Glück, dass sie von einem aufgeschobenen Mause-Erdbeerfest profitieren können, damit die Tafel so reichhaltig gedeckt ist. Es macht aber auch immer Spaß an der Ausstattung zu feilen und auch im kleinen Maßstab eine große Welt entstehen zu lassen.
LG Wolfgang
Kommentar veröffentlichen