Mittwoch, 14. Juni 2017

Ein Traum voller Silberglanz



Der Chef steht in der Küche und brutzelt sich einen. Den engen Imbisswagen hat er schon hinter sich gelassen und ist in ein Diner umgezogen. Doch in der Küche ist alles immer noch so kleinlich, altbacken und speckig.

In seinen Träumen sieht er sich ganz woanders. In seinen Träumen steht er in einer Profi-Küche. In einem Traum voller Edelstahl und chromblizenden Armaturen.

Da würde er natürlich auch ganz anders kochen. Mit frischem Gemüse, das er hauchfein 'jülienne' schnippeln lassen würde. Der Gehilfe soll schnell das Wagu-Fleisch auf die Grillplatte legen. Und der Rest kommt bitte gleich wieder in die Kühlung.

Los schnell, der Küchenhelfer muss den Drahtkorb ins frische Fett tauchen, damit die Tempura-Chips schön knusprig werden. Und dann gibt es hier noch Schinken, der durchscheinenddünn geschnitten werden muss. Das Gemüse ist immer noch groß und klobig. Und so eine Tart backt sich auch nicht von allein.

Wie herrlich knusprig glänzt die Ente. Der nächste Vogel liegt schon im Fritierkorb. Das Gemüse dünstet derweil schon in der Eisenpfanne. Hier kann er sternengleich kochen. In so einem Traum ist jeder Koch zu Höheren berufen.

Hopp Hopp, der Gehilfe muss sich sputen. Gemüse putzen, die Posten aufräumen, Pfannen und Töpfe spülen. So eine Profi-Küche ist doch kein Kindergeburtstag.

Die Schinkenscheiben sind ja daumendick! Und das Grünzeug welkt ja schon, wenn das Schnitzeln nicht bald beginnt. Der Gehilfe soll doch bitte mal das Messer schwirren lassen, anstatt ihn so entgeistert anzugucken. Doch vorher müssen sie noch etwas klären …

Jetzt müssen sie noch überlegen, wohin mit dem Gehilfen, wenn die Gewerbeaufsicht kommt. Die Gewerbeaufsicht? Natürlich, in Profi-Küchen kommt die Gewerbaufsicht und prüft alles ganz genau. Da gibt es keine Fettränder und Kruschecken wie im Diner, der in Amerika immer unterm Radar fliegt. Und auch der Assi kann dort immer etwas pekig und verschwitzt sein. Doch hier muss sich der Assi schnell unsichtbar machen, wenn die Kontrolettis kommen.

Das ist in so einem ordentlichen Glitzerding natürlich fast unmöglich. Der kleine Gehilfe kauert geschockt auf dem Hocker. Er ist nur 'der Schmutzfaktor' in dieser Küche. Das muss er jetzt erst einmal sacken lassen.

Genug Trübsal geblasen, der Chef hat schon viel Verständnis gezeigt, doch jetzt ist doch schon viel liegen geblieben. Presto, presto, es wird jetzt wieder geschnippelt, gedünstet, sautiert, konvektiert und natürlich gespült. Und zwar im schnellen Vorlauf. Doch der Gehilfe bleibt lieber in der Ecke sitzen. Ein Schmutzfaktor sollte hier besser nichts mehr kontaminieren.

Puh, zum Glück ist es nur ein Traum. Profi-Küchen haben doch ihre ungeahnten Tücken. Hier im Diner kann er den Gehilfen überall hinscheuchen, wohin er will. Jetzt zum Beispiel gerade zum Müll rausbringen. Er dreht noch schnell eine Wurstschnecke auf dem Gasgrill.

Und draußen warten die Katzentische, dass endlich die nächste Runde 'heiß und fettig' anrollt.


Fotos: W.Hein
Ein kleines Zwischenspiel im Diner. Für eine fiebrige Fantasie von einer professionellen Küche. Doch demnächst erfahren wir hoffentlich endlich, worauf die Katzen wirklich warten…


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Warum bekommt man beim Lesen mancher Posts immer so tierisch Appetit ? Und welcher Koch träumt nicht manchmal von so viel Highteck in Edelstahl ? Aber in diesem Diner schmecken die Wurstschnecken sicher auch vom alten Gasgrill ! Schon wieder zwei herrliche Geschichten !
Nochmal liebe Grüße und viel Gutgehen für euch ! Manu ; -)

heinwerken hat gesagt…

@ manu,
wahrscheinlich wird man immer so hungrig, weil diese ganzen Dinergeschichten der Ausgleich dafür sind, dass ich inzwischen in der großen Welt einen großen Bogen um die Fastfood-Tempel machen sollte. Dafür wied jetzt eben im Kleinen gebrutzelt.
LG Wolfgang