Die kleine Rotkappe hat im Grün einen schweren, schwarzen, gusseisernen Herd entdeckt. Nun schaut sie sich verwundert um, wer denn hier eine Hexenküche eingerichtet hat.
Unvermittelt raschelt es im Dickicht und die Blätter schieben sich beiseite. Das graue Haupt eines Wolfes kann sich ein Lächeln kaum verkneifen, als er die Maus auf der Kochplatte entdeckt.
"Wie schön, dass du gekommen bist," brummelt glücklich das große Tier. Der Maus wird schon ein wenig mulmig zumute, als der Wolf gleich die schwere Ofentür aufzieht. Nun gut, es ist keine Hexe und sie heißt auch nicht Gretel. Auch sieht das Ganze hier mehr nach Wald- und Wiesenkochen aus, denn nach einem Knusperhäuschen. Aber es ist immer noch ein mächtiger Wolf, der so gar nicht wie ihre Großmutter aussieht. Was ist, wenn sie jetzt im falschen Märchen gelandet ist?
"Wenn ich dich erwartet hätte, hätte ich Kuchen da," summt der zottelige Küchenchef. Na hoffentlich wird sie jetzt nicht in den Ofen gestopft … als Sättigungsbeilage zum Hauptgericht, bevor es Nachtisch gibt.
Doch schon steht eine dampfende Platte mit Braten und Gemüse neben der roten Kappe. "Ich hoffe, du magst herzhaft." lädt sie der Wolf ein. Er isst ungern allein und umgarnt den unverhofften Küchengast. "Ich suche noch schnell einen Teller und das große Tranchiermesser." Dabei läuft ihm schon das Wasser im Maul zusammen, dass er genüsslich leffzend hochzieht.
"Ich …ich hab leider überhaupt keine Zeit," stammelt die Maus. Sie verschwindet lieber, bevor es doch noch eine dieser altbekannten Geschichten wird.
Traurig winkt ihr der Wolf hinterher. "Na dann hoffentlich bis zum nächsten Mal." Das wird wieder eines dieser einsamen Nachtmahle. Wenn es so weitergeht, kann er sich doch eine Gartenglotze zulegen und sein Essen künftig beim flackernden, blauen Fernsehlicht einnehmen. Das fröhliche Lärmen aus der Bilderkiste übertönt dabei das fehlende Lachen der Gäste.
"Bestimmt hatte die Maus ihren Veggie-Day." Das nächste Mal schiebt er keinen Braten in die Röhre sondern doch lieber einen Kuchen. Vielleicht klappt's dann auch mit der flinken Nachbarin…
Fotos: W.Hein
Das kleine Rotkäppchen ist eine Deb Canham Maus. In den gusseiserenen Herd hat sich Silke spontan verliebt. Der lecker angerichtete Braten sollte eigentlich beim nächsten Truthahnessen auf der Mausetafel aufgetischt werden. Und ich habe mir ein Alter Ego im Garten zugelegt. Einem französich-russischen Wolf von Teddyana der seit der Geburt schon 'Wolfgang' heißt, dem konnte ich nicht widerstehen. Wir haben ja auch genügend Gemeinsamkeiten mit einer untersetzten Statur, der grauen Struwelmähne am Haupt und einem riesigen Zinken im Gesicht.
2 Kommentare:
Jetzt muss ich aber schmunzeln -
erst mal die kleine Rotkappe, die ja so gar kein Vertrauen hat - diesmal wär es
gerechtfertigt gewesen - so tut mir der Wolf schon ein wenig leid -
ich hätte mich auch sofort in den tollen Ofen verliebt - wow ist der schön -
also über die Ähnlichkeit mit dem Wolf sag ich jetzt mal nichts.... grins -
auf mich hat er auf jeden Fall einen sympathischen Eindruck gemacht -
liebe Grüße - Ruth
Der gusseiserne Herd ist echt beeindruckend ! Dazu Rotkappe auf Kochplatte und ein Wolf ... da denkt man echt, man ist grad in nem falschen Märchen ... Zum Glück gabs nach dem spannenden Handlungsablauf mit gefährlichem Tranchiermesser was Deftiges für die NichtVegetarier und die DochLieberVeganer ... und für den grauen einsamen Wolf finden sich sicher bald passende Gäste!
Kuchen für die flinke Nachbarin, Torten und Schampanjer für die DinoTussis, fettes Fastfood und ein Kasten Bier für die lonesome riders und die rollergirls aus dem Diners ... so rumzufantasieren, da ist nix falsch :-) Danke für das neue Lesevergnügen und wie immer liebe Grüße, alles Gute für euch und fürs Trio ; -), Manu
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