Sonntag, 23. September 2007

Unter dem Totenkopfbanner

Mit weiten Schwüngen lässt Frederik den Säbel über dem Kopf
kreisen. Endlich geht es los! Die große Schatz-Eksspiediediom
im Garten kann beginnen. Seit Frederik zufällig aufgeschnappt hat,
dass frühere Bewohner des Hauses hier im Garten schon vor Jahren
ihren "Notgroschen" verstecken wollten, glaubt er an diesen Schatz.
Deshalb ist er in diesem Sommer auch ein Freibeuter geworden.
Weil er so sicher besser die fette Beute finden kann, wenn sie nur
alle richtig suchen.

Mariele stürmt vorne weg. Sie hat sich ein Tuch um die
Ohren geschlungen und auch zum Säbel gegriffen, damit
sie unterwegs nicht etwa mit einer Prinzessin oder gar
einer Gubanörstochter verwechselt wird. So gerüstet zieht
die kleine Piratentruppe durch den Wald ins grüne Dickicht.

Marieles kleinem Hase ist der Schatz eigentlich ziemlich egal.
Er freut sich nur, dass er mit seiner neuen Räderfreundin
zusammen sein kann. Das Langohr hat sich schnell auf die
Piratenente gesetzt und beide lassen sich von Frederik ziehen.

Da Mariele die erste an der Weggabelung ist, kann sie
ja wohl auch bestimmen, wo es langgeht. "Lass uns nach
rechts zur Grenze gehen," ruft sie nach hinten und macht
sich schon mal auf den Weg.

Frederik folgt mit den beiden Kleinen im Schlepptau.
Er kennt den Garten zwar von seinen früheren Streifzügen,
aber damals hat er ja noch nicht nach Schätzen gesucht. Er hat
im Augenblick noch keine Ahnung, wo sich so ein wertvoller Fund
verstecken könnte. Also können sie auch da gucken, wo schon eine
eifrige Bärin schon wartet. Eigentlich, das würde er nur nicht
richtig laut sagen, weiß er noch nicht mal, wie so ein Schatz aussieht.
Aber der kleine Pirat ist sicher, wenn sie ihn finden, dann erkennt er
das Ziel ihrer Eksspiediediom sofort.

Dann stehen alle vier am Zaun und gucken die Grenze entlang.
Da ist zwar ein schnurgerader Mulchweg, aber sonst nichts.
Das ist wohl eine Sackgasse.

"Vielleicht ist das hier doch nicht so eine gute Idee."
Mariele kann die Entäuschung kaum verbergen. "Aber keiner
ist wohl so blöd, einen Schatz genau an der Grenze zum Nachbarn
zu verstecken. Da kann ja auch so viel geschehen. Der Schatz
kann bei Sturm rüberfallen oder die Grenze wird neu gezogen und
das Ganze gehört dann plötzlich dem Nachbarn. Oder der gräbt
einen Tunnel von seiner Seite." Die Bärin stemmt die Pfote in die
Seite, während sie überlegt, was so einem unvorsichtigen Versteck
alles widerfahren kann. "Auf jeden Fall sollten wir zurückgehen."

Als die beiden Bären diesmal vom Waldweg nach links gehen,
kommen sie zu den drei großen Betonplatten, die auf die
große, graue Steinfläche in der Mitte des Gartens führen.
Zwischen den Platten wachsen am Ende des Sommers ziemlich
hohe Pflanzen, mit denen kleine Piraten schon richtig kämpfen
müssen. Mit gezücktem Säbel stürmt Mariele voran.

Der kleine Hase ist muffig. Er muss jetzt wieder bei Mariele
auf den Arm, damit sie von einer Platte zur nächsten hüpfen
können. Aber die Piratenente kommt hier nicht weiter.

Am Ende des Weges fängt ein vorwitziger Rosenzweig Marieles
Rocksaum ein. In der ganzen Aufregung, was da plötzlich ziept
und zerrt, verheddert sich die kleine Bärin erst richtig in den
Rosendornen. Zum Glück ist der kleine Hase zur Stelle, um sie
frei zu puhlen.

Da eine Piratenente hier nicht rollen kann, muss Frederik sie
tragen. Dazu natürlich den Säbel. Und die große Piratenflagge.
Der kleine Freibeuter muss höllisch aufpassen, das dabei nichts
und niemand verrutscht. Oder gar runterfällt.

Das ist alles ziemlich unhandlich für kleine Bären.
Er hatte ja überhaupt
keine Ahnung, dass eine
Schatzsuche so anstrengend sein kann. Auf jeden
Fall hat sich Frederik die Eroberung des Gartens viel
einfacher vorgestellt.

"Weißt du eigentlich, dass es unter echten Freibeutern eine große
Ehre ist, die Piratenflagge zu tragen
." Kaum auf der Betonfläche
angekommen, hält Frederik seine Fahne feierlich Mariele hin. "Da ist
es doch gemein, wenn nur ich allein so ein glücklicher Oberpirat bin."
Er macht eine kleine Pause: "Wenn du
also willst, darfst du auch
jetzt auch mal unser Totenkopfbanner tragen."

"Das kannst du vergessen." Die kleine Nicht-Prinzessin schüttelt
energisch den Kopf: "Ich schleppe diesen schwarzen Lappen
nicht für dich durch den ganzen Garten. Du
wolltest das Ding
unbedingt mitnehmen." "Das tust du doch gar nicht für mich,"
versucht Frederik der widerspenstigen Bärin zu erklären: "Die

Fahne nehmen wir für die anderen mit, die uns hier sehen.
Damit sie wissen,
dass wir auf Schatzsuche sind. Und das alles,
was wir finden, uns gehört."

"Ich werde dieses blöde Tuch nicht durch die Gegend tragen."
Mariele lässt da nicht mit sich reden. Eine gemeinsame Fahne,
damit jeder sieht, dass das diese Eksspiediediom eine große
Sache ist, braucht sie jedenfalls nicht: "Das unpraktische Ding
bleibt ja doch nur irgendwo hängen. Und jetzt komm Frederik,
wir müssen weiter."

Schon ist Mariele schon wieder voran gestürmt.
Brummelnd trödelt Frederik mit seiner Ente hinterher.
Er muss da noch was mit dem kleinen Schnabeltier
klären: "Das hat nicht hingehauen. Meinst du, sie hat
was bemerkt?"

Frederik beugt sich mit großer Verschwörermiene runter
zur Piratenente: "Da müssen wir uns was anderes überlegen."

Mariele wartet auf die beiden vor dem großen Flieder.
Sie zeigt nach oben. "Gibt es auch Schätze in Bäumen?"
Frederik nuschelt ein hastiges "Kommt darauf an". Woher
soll das der junger Freibeuter auch wissen.

Also beginnt Frederik sofort den Stamm hoch zu klettern,
bis er sich in die ersten Äste hochziehen kann. Er ist ein guter
Kletterer, der schon einige Bäume im Garten bestiegen hat.

"Siehst du was?" Ungeduldig tänzelt Mariele unten um
den Baum herum. Auch der kleine Hase und die Piratenente
gucken ganz gespannt nach oben, wo ein mutiger Bär fast

schwindelfrei zwischen den Zweigen umherturnt.

Der Pirat im Flieder schiebt immer neue Blätter beiseite,
blinzelt durch das dichte Laub, ob da was in der Sonne glitzert.
Er steigt immer höher, bis die dünnen Zweige sein Gewicht
kaum noch tragen Aber: "Nein! Kein Schatz! Im Baum ist nichts."

Und nach einem weiteren Rundblick ruft er nach unten:
"Von hier oben ist nichts zu sehen. Nur grüne Blätter."

Wenn es hier kein Blattgold gibt und kein Edelsteinobst,
kann der kleine Freibeuter auch wieder vom Flieder
runtersteigen, wo eine aufgeregte Mariele schon wartet.
Dann werden sie eben wieder nach Bodenschätzen suchen.
Die Eksspiediediom geht weiter.

Und so geht es weiter ...

Fotos: W.Hein

Frederik: Barbara Fernholz (Zaubearhaft)
Mariele mit Hase: Christiane Kaufmann (Hünfelder Bären)
Piratenente: Fundstück

2 Kommentare:

Luna und Luzie hat gesagt…

Steffen und ich haben gerade die Geschichte gelesen und sind schon gespannt, wie es weitergeht.
Die Idee und die Ausführung sind ganz große Klasse und
die Fotos sind mal wieder super geworden... diese Details... alles mit viel Liebe gestaltet. Schön, dass man alle so vergrößern kann.
Ich muß zugeben, dass ich drauf und dran bin mir ein Foto mit der Piratenente auszudrucken, um es an die Pinnwand zu hängen ;-)
Liebe Grüße
Stefanie

Yolanda Elizabet Heuzen hat gesagt…

Ha, the story continues! What a great adventure our furry friends are having. And you both must have so much fun in creating this story and taking all those lovely pics in the garden.

You should try to find a publisher for your stories as they are great fun for young and old. They would make great bedtime stories for mummies and daddies to read out loud to their children.

Have a lovely weekend!