Purzel, die Blumenelfe schwebt etwas ratlos über die Walderdbeeren. Von ihren Mit-Elfinnen ist nichts so sehen. Die Flügelmäuse wollten doch gemeinsam in den Mai fliegen.
Die Blumenfliegerin steigt hoch bis zu diesem weißen Was-weiß-ich-denn-was-das-ist-blüh-strauch. Von oben müsste sie die anderen doch erspähen können. Gut, die Blüten stören, denn davor haben die Blumenelfen natürlich eine Tarnfarbe.
Pummel zum Beispiel hat fast die Farbe der lila Veilchen. So dauert es noch einige Zeit, bis Purzel erleichtert die anderen Mauseelfen im Blühdickicht entdeckt.
Prummel hat lange genug gewartet. Sie wollte schon längst hinten im Garten angekommen sein. Immer noch fährt Tief Eugen mit Sturmböen durch die Blätter und schüttelt die Zweige. Wenn sie in so einen Windstoß kommen, landen sie sicher drei Gärten weiter…
Die Lenzrosen lässt sie beim Fliegen links liegen. Die lassen ihre hübschen Blüten so sehr nach unten hängen, dass man schon einen Spannerspiegel auf dem Gartenstiefel braucht, um ihnen in die Staubgefäße blicken zu können.
Purzel wundert sich, warum so winzige Blüten Elfenblumen heißen. Dazwischen könnte sie sich doch nie verstecken. Die Farbe passt, aber in den Büscheln findet sie keinen Halt. "Es sind auch Sockenblumen," ruft ihr eine vorbeischwirrende Prummel zu. Und was haben jetzt Socken mit Elfen zu tun?
Zur Sockenblume passt doch der Beinwell, durch den gerade Pummel im Tiefflug pflügt. "Das ist Lungenkraut," rufen ihr die anderen zu. Egal, dann kommt der Beinwell eben als nächstes dran. Hier jedenfalls könnte sie untertauchen, wenn die nächste Bö kommt.
Aber auch diese Staude hat so filigrane Blütenstände, die keine Elfe tragen können, als Pummel versucht zu landen.
Schnell rutscht die Blumenelfe zwischen den Blütenständen des Beinwells durch und landet auf dem Rücken. Zum Glück hält das borstig beharrte, dichte Laub.
Prummel schüttelt nur den Kopf. Wozu kann eine Elfe fliegen, wenn sie so wie Pummel abstürzt. Sie selbst saust gerade am Schneeball vorbei, als Eugen wieder ein neues Sturmsignal sendet.
Schnell hakt sie sich mit dem Mauseschwanz ein, als der Windstoß sich ankündigt und wartet, bis die Wolken aufreißen und die Sonne wieder durchkommt. Nun bleibt von Eugen nur ein laues Maienlüftchen, das die Blumenelfe sanft zur nächsten Blüte trägt.
Die Schachbrettblume zittert, als die schwere Elfe viel zu dicht vorbeidonnert. Pummel macht es Spaß, wenn sie die Blüten ins Schwanken bringt. Als wenn die nicht schon genug vom Wind gezaust werden. Wahrscheinlich hat die Blume deswegen auch ihr Brett in einen eng umschlossenen Kelch verwandelt. "Nun fallen die Figuren doch immer runter," überlegt die Mauseelfe. "Wer kann damit noch Schach spielen und einen Rösselsprung wagen?"
Purzel hat inzwischen eine Weinbergschnecke entdeckt. Die trägt ihren Windschutz gleich auf dem Rücken. Wenn der Eugen zu frech wird, klebt sich die Schnecke am Boden fest und geht in den eigenen Schutzraum.
"Oh, Veilchen." Pummel ist stolz, wenn sie eine Blüte erkennt. Die meisten sind merkwürdigerweise immer lila. "… oder violett," fügt sie hinzu. Ihre Mitelfen sind genervt. Bei den Veilchen sind sie zu ihrem Gartenflug gestartet. Das ist doch keine Kunst, die hier zu erkennen.
Die Bärenelfen blicken neidisch auf die Flugkünste der Mauseelfen, die federleicht von Blüte zu Blüte hüpfen. Ihre Flügel sind mehr Dekoration wie auch das Kostüm als Biene, Marienkäfer und Schmetterling. Vielleicht sollten sie mal eine der vorfliegenden Hummeln fragen, wie die das mit dem Fliegen macht. Die ist doch eigentlich auch viel zu dick für die kleinen Flügel…
Prummel schwebt über Purzel. Sie haben den Blühkram jetzt genügend im Garten geprüft. Nun können sie sich wieder zu Home-Office ins Haus verkriechen, bevor sie das Sturmtief doch noch verweht.
Die Verweh-Gefahr gilt auch für Pummel, die bräsig über dem Spierstrauch hängt. Beim nächsten größeren Windhauch müsste sie aufpassen, dass sie noch schnell im umgestürzten Zinktopf unterkommt. Prummel winkt ihr zu: "Wir fliegen heim zu Pollenkuchen und Nektartee."
Idee: SchneiderHein Fotos: W.Hein
Der heutige Wildwuchsgarten ist schon ein großer Unterschied zu dem weiß-blauen Staudengarten, den wir vor ca. 25 Jahren angelegt haben. Einige Frühlingsblüher haben sich zwar bis jetzt durchgeschlagen. Aber die kleinen Blütenelfen müssen schon weite Strecken fliegen, um von Blüte zu Blüte zu hüpfen. Und nicht nur Pummel und Purzel haben nach all den Jahren so ihre Schwierigkeiten, jede einzelne Pflanze beim Namen zu nennen. Was machen Blumenelfen eigentlich im Home-Office? Die Zimmerpflanzen abstauben?
8 Kommentare:
DIE BILDER sind ja sooooooooo schön!
Wir sind ENTZÜCKT!
Ganz liebe Grüsse von den Kuschelbären und heute besonders von unseren Elfdreiachtelmäusen, die heute Nacht bestimmt träumen werden,dass ihnen auch Flügel wachsen und sie über Blumenwiesen schweben können.
Ein FLUG in den Mai :-) So wunderschön, was da im Heldengarten schon alles blüht und wächst und sicher auch duftet! Da bin ich fast ein bisschen neidisch auf Pummel und Purzel, weil es hier wettermäßig noch nicht so nach Mai und nur langsam nach frischem Grün und Blühen aussieht ... bin noch auf dem Level "HomeGarden" und Zimmerpflanzen abstauben ;-)
Ich werd den neuen Post gleich nochmal lesen und die Fotos bewundern ... ihr verzaubert immer wieder!!! Viele liebe Grüße an euch und viel Gutgehen, Manu
ohhh die Blumenelfen sind entzückend - was für niedliche kleine Wesen in veilchenblau, zartrosa, sonnengelb.... die Bärenelfen müssen nicht traurig sein, dass sie nicht fliegen können.... sie sind auch so schön anzusehen in ihren wunderschönen Kostümen - ihr habt einige schöne Blumen im Garten - ich mag Veilchen total gerne und auch Schachbrettblumen - ja der Eugen, der hat uns auch geärgert - einiges im Garten ist weggeflogen.... da hat es die Schnecke gut mit ihrem schützenden Haus -
ja was machen Blumenelfen im Home-Office? Vielleicht Pläne für schönere Zeiten.... - sie haben sich sicher schon schlau gemacht, ob im Nachbargarten noch mehr Blüten zu finden sind -
was für eine süße Geschichte -
ganz liebe Grüße - passt auf euch auf -
Ruth
@ Kuschelbären und Elfdreiachtelmäuse,
die Blumenelfen können zwar schweben, mockieren sich aber darüber, dass sie das viel zu selten tun dürfen - jedenfalls so, dass es jemand sieht. Es könnte auch mehr Blumen im Garten haben. In all den Jahren ist der Garten mehr eine grüne Hölle geworden und die Blumen nur noch eine Ausnahme. Es gibt jetzt zwar immer noch mehr Rosen. Die sind aber im Tiefflug ganz schön pieksig – da muss insbesondere Pummel aufpassen.
Ein Tipp an die Elfdreiachtelmäuse: Macht es doch wie in den Hollywoodfilmen. Die Helden dort können auch nicht wirklich mit bunten Strumpfhosen fliegen oder stundenlang in der Luft miteinander kämpfen. Sie hangen die ganze Zeit an dünnen Drähten, die nachher aus den Bildern rausradiert werden. Und schon sieht es für die anderen nach schweben aus. Man muss dann nur eine Erklärung haben, warum das Schweben doch ganz selbstverständlich sei. Sei es die bunte Strumpfhose, eine geheime Formel oder ein Zauberspruch, was eigentlich das Gleiche ist. Oder man ist in eine Zaubertrank gefallen, in ein wissenschaftliches Experiment mit Strahlen oder sonstwas geraten, wenn es nicht der Biss einer Atom-Biene, der Weltenraum oder die geheime Wissenschaft der Inkas ist. Hauptsache es klingt so verrückt, dass es schon wieder wahr sein kann. Und schon trotzt man wenigstens für die anderen der Schwerkraft.
LG Wolfgang
@ Manu
Es wächst und gedeiht im Moment vor allen Dingen der Hopfen, das Efeu, die Brennnessel und die Brombeerranke. Da gibt es für Blumenelfen nicht viel zu holen. Aber so viel besser ist es in den meisten Nachbargärten mit ordentlichen Rabattenstreifen rund um die zentrale Einsatzstätte für Mäher, Vertikutierer und Kantenschneider mit dem vielfältigen Blumenschmuck auch nicht. Denn der perfekte englische Rasen ist kaum lebendiger als die gepflasterten oder gekiesten Vorgärten.
Da hat sich Finja mit Villa Gurke ein spannenderes Revier gesucht. Inwischen muss ich unsere Katze wohl doch hin und wieder dort abholen. Das Grundstück mit dem aufgegebenen Elternhaus, das wegen Asbest gesperrt ist, ist auch so ein Wildwuchsgarten, in den nur wenig eingegriffen wird. Der Rasen dort ist aktuell durchsetzt mit den Frühlingsstauden, da die strenge Ordnung von Beet und Rasen inzwischen total durcheinander gekommen ist und von Zeit zu Zeit die zu alten Obstbäume ihre morschen Äste zusätzlich in die Laufwege geworfen haben.
Es ist schon auffällig, wenn am die Satellitenaufnahme von Google Maps zu unseren Viertel aufruft, wie wenig baumverschattete Gärten es dort noch gibt und wie oft man in eine geregelte Planwirtschaft blickt. Aber das ist vielleicht die logische Folge, wenn der Garten ein weiteres Zimmer am Haus ist, das eingerichtet werden muss. Und die Pflanzen bitte eine Natur sein sollen, die sich an Planung und Regeln halten sollte, damit sie nicht gegen willigeres Material ausgetauscht wird ;-)
Das ist für kleine Blumenelfen viel zu abstrakt – sie sehen das viel einfacher: Ich will Blumen satt und üppig. Und wer ganz tief in die Vergangenheit blickt, kann sehen, dass es für diese drei Elfen sogar unechte sein dürfen:
https://baeren-im-garten.blogspot.com/2010/03/schneeblumen.html
LG Wolfgang
@ Ruth,
wie schön du die drei Elfen beschreibst. Da ist noch die ursprüngliche Leichtigkeit und Duftigkeit zu spüren, die schwebenden Blumenelfen zu eigen sein sollte. Vielleicht sind sie sogar die kleinen Begleiter von Oberon und Titania in einem schöneren "Mittsommernachtsraum", der noch nicht durch den gedanklichen Mixer eines Heldengartens gedreht worden ist ;-)
Silke hat sich gestern auch beschwert, dass die drei Elfen hier so robuste Namen haben: Purzel, Prummel und Pummel. Dabei sprechen sie inzwischen sogar etwas verständlicher. Wer in die frühen Geschichten geht, erlebt prustende, posaunende, pickelige Pimpernellen und Pissnelken, die sich mit ständigen P-alliterationen anpupen. Das war schon damals ganz schön anstrengend…
Wir haben noch schöne Blumen im Garten, es sind nur so wenige geworden. Zum Glück gibt es für verlorene Stauden keine Kreuze im Beet. Wenn ich an all die weiß-blauen Stauden und Gehölze denke, die inzwischen verloren gegangen sind, freuen wir uns inzwischen mehr über das Trotzdem der Einzelblüte als über einen dichten Tuff. Das dies oft auch eher feine und kleine Blüten und Blütenbüschel sind und keine gefüllten Riesenbälle, hängt sicher auch mit unserer Garten-Vergangenheit zusammen und mit dem Wunsch nach einem naturnahen Garten. Das hat aber auch schon früher dazu geführt, dass die schönste Zeit im Garten eigentlich Frühling bis Frühsommer ist und auch der frühere Garten im Sommer mehr zu einer wildwuchernden grünen Hööle mutierte.
LG Wolfgang
Danke für den Rückkommentar! "Natur nach Regeln und Planung ... englischer Rasen wie die gekiesten Vorgärten" ;-)
Mir ist auch ein wilder Garten lieber, in dem die Natur Platz hat zum Blühen und Wuchern! Da kann ich Finja schon verstehen :-)
Wünsch dir und Silke und den Katzenmädels schöne Frühlingstage und "Blumen satt und üppig"! Herzliche Grüße an euch, Manu
@ Manu
Uns ist der wilde Garten auch der Liebste, bietet den Mädchen eigentlich auch viel Raum für Abenteuer. Wobei uns die Mausejagd lieber ist als die Vogelbeute. So müssten sie von uns aus auch gar nicht so viele fremde Gärten ständig aufsuchen. Wobei Finja Villa Gurke wohl nur als Zwischenstation auf dem Weg zu weiteren Gärten nimmt. Wenn sie beim Rufen reagiert, kommt sie immer aus dem gegenüberliegenden Garten und muss über zwei Zäune. Villa Gurke ist gerade etwas ordentlicher geworden und alle Blümchen im Rasen weggemäht, als ich dort eine weiß-schwarze Fremdkatze entdeckt habe. Unsere Langwanderin meldete isich dagegen bei drei Rundgängen nicht...
Herzliche Grüße Wolfgang
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