Knirschend rutscht das Hinterrad weg, als er scharf in den Rücktritt steigt. Peter nickt zufrieden. Mit seinem Fahrrad tritt er nicht nur so schnell an, dass fast das Vorderrad abhebt, wenn er sich in den Bananensattel presst. Er kann, wenn er rechtzeitig den Lenker abkippen lässt, auch aufregend bremsen.
Leider ist der Waldradler noch allein auf der Betonpiste unterwegs. Niemand sieht, wie großartig er schon dieses Drahtross beherrscht. Dabei wollte er sich mit einem Piratentreter hier im Garten treffen.
Da wird er noch eine Runde drehen müssen. Ach was, was heißt 'müssen' … er KANN noch eine Runde drehen.
Endlich trifft Peter den Huck auf seinem roten Piratenrad. Der hat natürlich schon ewig gewartet und kann froh sein, dass er dabei nicht eingerostet ist. Sein Rad hat er zur Sicherheit vorher gut geölt.
Schon schießt er davon wie ein geölter Blitz. "Hast du meinen Torpedoscheinwerfer auf dem Vorderrad gesehen?" ruft Huck dem hinterhetzenden Peter zu. "Kannst du ja nicht. Du siehst ja immer nur meine Rücklichter."
Das lässt sich Peter nicht zweimal sagen und kämpft sich schnaufend ran. "Das werden wir sehen, ich kann ja in den dritten Gang gehen. Und dann ziehe ich auf und davon." Er zeigt auf die Schaltbox auf der doppelten Mittelstange.
"Hah, ich habe ja nur weniger den Wind geschnitten," prahlt der Pirat. "Damit ich dich wieder abhängen kann." Er hat nur den Kopf geschüttelt, als er Peters Rad das erste Mal gesehen hat. Jede Menge Bling-Bling und schwere Rohre.
Jetzt zieht er wie ein Torpedo wieder davon und lässt den Waldschleicher hinterherhecheln, bis er immer leiser wird, weil er immer weiter zurückfällt.
Fluchend tritt Peter in die Bremse, damit der rote Bock knirschend seitlich wegrutscht. "Angeber!"
Bilder: W.Hein
Dieser Post hat nur einen Zweck. Das Abfeiern des Bonanza-Rads oder Stingray, Krate oder High-Raiser wie es seine Erfinder in den USA seit 1963 es genannt haben. Als Chopper begann der Siegeszug in den 70ern in England. So war das Bonazarad von Kynast 1968 schon ein Plagiat, das über die Neckermann-Versandkataloge in die deutschen Haushalte kam. Mein damaliger Freund hatte zuerst eine leichte Version in Orange mit kurzer Lehne und vereinfachter Lenkstange. Mein rotes Bonaza-Rad kam als Antwort direkt vom Werksverkauf des Herstellers und hatte am Sattel und dem doppelläufigen Hirschgeweih-Lenker funktionslose Federn. Dazu doppelt soviele Rohre am Rahmen wie es eine effiziente Konstruktion benötigen würde. Schön schwer – daran konnte auch die Drei-Gang-Sachsschaltung nichts ändern. Mehr Gänge hatte bisher noch keines meiner fünf Tretgefährte (das Kettcar eingerechnet). Später wurde es durch ein Hollandrad ersetzt danach kam noch ein ultrastabiles Antikrad aus der Vorkriegszeit, das inzwischen im Keller Staub ansetzt. Ich habe wohl noch nie viel vom Leichtbau gehalten. Als ich in den letzten Wochen wieder über ein Zweirad nachdachte, wurden am Ende doch nur wieder die Bären ausgestattet. Die Bonazaräder gaben sich damals sehr robust und geländegängig. Das war aber immer nur Show - die echte Lösung für die Aufgabe wurden dann die BMX-Räder der 80er.
3 Kommentare:
Köstlich :O)) Guten Morgen ihr beiden und herzlichen Dank für diese wieder so gelungene und tolle GEschichte! Ich hab das Quietschen richtig hören können ;O)
Das waren noch Zeiten mit den BMX Rädern und Co ;O)))
Ich wünsche Euch einen zauberhaften Tag!
♥️ Allerliebste Grüße , Claudia ♥️
Hallo lieber Wolfgang und liebe Silke,
was die kleinen Helden alles erleben, ich habe beim Lesen geschmunzelt ;-))) Dankeschön dafür♥
Es gibt etwas Neues ;-) habe mich gerade bei Euch entfolgt um Euch anschließend wieder zu verfolgen... Aus offensichtlichem Grund: ich fange ganz neu an lalalala... mit meinem Drosselgarten Nr. 2 "Drosselgarten kreativ" und freue mich wieder durch die unendlichen Weiten zu düsen ;-)))
♥lich Traudi.♥ aus dem Drosselgarten
@ Claudia,
da ist dann doch ein kleiner Generationensprung ;-) Für mich war das Bonazarad ein 'Must-have'. Für Dich wohl sein Nachfahre … das BMX-Bike. Aber richtig eindrucksvoll damit zu fahren mit ordentlich viel Geräuschen, scharfem Bremsen und coolem Antritt war uns beiden wohl wichtig ;-))
Liebe Grüße Wolfgang
@ Traudi
Dir Dankeschön für Deine Begeisterung.
Dann allzeit gute Fahrt in den unendlichen Weiten ;-) Schön, dass es hier ein fliegender Wechsel vom Entfolgen und wieder Verfolgen geworden ist. Zumal es hoffentlich auch nach langer Pause etwas mehr zu sehen gibt.
Herzliche Grüße Wolfgang (und Silke im Außendienst :-))
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