Sonntag, 27. Januar 2019

Das Tee-Weh



Eigentlich hat der Hase keine Zeit. Dennoch zieht ihn dieses Gestell in seinen Bann. Vollgestellt mit merkwürdigen Dingen und einem riesigen gusseisernen Wasserkessel ist die Stellage hier doch sehr befremdlich. Es muss ein Fremdkörper sein, sonst hätte Sir Hopsalot es ja erwartet und wahrscheinlich in seiner Eile übersehen.

Neugierig schleicht das Langohr um die Auslagen. In der Dose ist so ein staubig grüner Krümelkram. Die Schale ist noch leer, aber mit dem Bambuslöffel könnte der Hase dort etwas Pulver reinstauben.

Autsch! Der Kessel ist ja pottheiß. Er lüpft vorsichtig den schweren Deckel. Klares Wasser simmert hier sanft vor sich hin.

Sir Hopsalot ahnt nun, was er gefunden hat. Das ist eine Servicestation für langwieriges Teegepansche. Das geht ganz fix mit einem Teebeutel … oder so umständlich mit Wasser schöpfen, Pulver anmengen und alles gut durchquirlen, bis es schaumig und viel zu heiß zum Trinken ist. Und hase noch stundenlang in die Schale reinpusten kann.

Aber wenn es hier nichts anderes gibt … könnte der Hase vielleicht doch einen Tee trinken …

Doch halt! Tee soll doch beruhigen … und das ist das letzte, was so ein rastloses Energiebündel gebrauchen kann. Konnte er nicht einen Kühlschrank mit Energietrunken finden? Randvoll mit aufpeitschendem Koffein, hochdrehendem Taurin und kraftstrotzenden Unmengen von klebrigen Zucker? Für mehr Hyperaktivität, Ungeduld und Gezappel?

Nix wie weg hier, bevor die Schlafplörre noch ansteckend ist.


Fotos: W.Hein

Sir Hopsalot hat einen japanischen Schrein für die traditionelle Teezeremonie gefunden. Er gehört zur Hina Matsuri-Ausstattung wohlerzogener japanischer Töchter auf der sechsten Stufe des Hi-Mosen, der mit rotem Tuch ausgeschlagenen Stufenpyramide. Oben auf der ersten Stufe stehen der Tenno und seine Gemahlin, danach kommen die Höflinge und unten weiter der Hausrat. Dieser wird jedes Jahr am 3. März zum Mädchenfest aufgestellt. Die großen schwarzen Lack-Truhen in den Japanstuben gehören eigentlich auch zu dieser Ausstattung eines idealen Hofstaats. Jungen haben mit dem Kodomo no Hi auch ihr Fest und lassen dann eine Karpfenfahne steigen. Das wäre auch mehr nach dem Geschmack von dem rastlosen Hasen.


10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo ihr Lieben, nachträglich noch Kompliment zum letzten Post, den Fotos und dem Nachwort! Und zum Tee Weh ;-) Schmunzeln über Sir Hopsalot und Danke, weil ich jetzt echt was dazugelernt hab über japanische Festtage ... und wohlerzogene Mädels ;-) Für die kommenden Tage wünsch ich euch ausreichend Energietrunke im Kühlschrank und zugleich grünen Krümelkram und einen Kessel sanft simmerndes Wasser zum Beruhigen! Lasst es euch gutgehen, herzliche Grüße, Manu

Calendula hat gesagt…

Super! :-D

Ts ts ts.... "Teebeutel" und "Schlafplörre", Tee-Ketzerei im Doppelpack. ;-)

Claudia hat gesagt…

Köstlich, diese Tee-Weh Geschichte mit Sir Hoppsalot :O)))
herzlichen Dank dafür, ihr Beiden!
Ich wünsche Euch einen schönen und freundlichen Tag!
♥ Allerliebste Grüße, Claudia ♥

heinwerken hat gesagt…

@ Manu
Das Nachwortwissen ist auch für mich ziemlich frisch. Es begann ja mit einem alten Samurai. der brauchte eine Wohnung und die etwas Einrichtung. So war ich bald auf der Suche nach Ausstattung in diversen Portalen. Inzwischen habe ich auch hier die Liebe der Japaner zu perfekten Miniaturen und Sammelserien gefunden. Allein der Maßstab ist vorab immer schwer einschätzbar, da es mindestens drei Größen gibt. Unter alten Second Hand Angeboten tauchten auch immer wieder Paravents, Leuchten, Truhen und Regal sowie Sänften und Wagen auf als kleine Szenerien und Stellagen auf, vorzugsweise in Schwarz mit goldenen Beschlägen und prächtigen Kordeln und Knoten. Inzwischen weiß ich, dass dies Ausstattungen zum Hina-Matsuri sind, zu dem prächtige Puppen und Zubehör aufgestellt werden wie bei uns die Krippen zu Weihnachten. Richtiges Spielen ist damit fast unmöglich, da alles für die prächtige Repräsentation präpariert wird. So konnte Sir Hopsalot mit den Teeutensilien auch nicht so frei agieren, wie es zuerst geplant war. Vielleicht steht die ganze Pracht in Japan auch nur einen Tag. Denn Mädchen, die am Folgetag noch nicht alles wieder verpackt haben, bleiben in diesem Jahr unverheiratet ;-) Das kann dann natürlich auch Methode haben...

LG Wolfgang

heinwerken hat gesagt…

@ Calendula,

Sir Hopsalot als Hibbelhase hat nun mal sehr wenig Sinn für den wahren Teegeist. Obwohl ich zugeben muss, auch bei mir Ketzer kommt Alltags der Beuteltee ins Glas. Wohlklingende Namen auf der Verpackung trösten mich in der Vorstellung, dass der Frevel noch entschuldbar sei.

LG Wolfgang

heinwerken hat gesagt…

@ Claudia,

Köstlich, obwohl Sir Hopsalot noch nicht einmal Zeit für einen Tee hatte ;-)
Auch Dir die schöne und freundliche Woche, bis es hoffentlich wieder einen Anlass gibt...

LG Wolfgang

Anonym hat gesagt…

;-)) Bei dem Link Hina-Matsuri und dem Foto Hi-Mosen hab ich schon vermutet, dass ihr neue Bezugsquellen zum Thema Japan habt. Und es ist echt schade, dass diese siebenreihigen Treppen mit so schönem Zubehör gleich wieder abgebaut und weggepackt werden ... eventuelle Hochzeit hin oder her ;-)
P.S. Letzte Woche hab ich von meiner Haarschneiderin aus Wladiwostok erfahren, dass der Weltfrauentag am 08.03. in Russland ein riesengroßer Feiertag für die Mädels ist ... nach euren Infos aus Japan werd ich jetzt auch den 03.03. als Festtag im Kalender eintragen :-)
Danke für Antwort, viele liebe Grüße bis bald mal wieder und viel Gutgehen, Manu

heinwerken hat gesagt…

@ Manu,

wenn jetzt noch das chinesische Neujahrsfest für Hella in Deinen Kalender wandert, nehmen die Feiertage kein Ende mehr.

Nun, die japanischen Ausstattungswochen machen Pause ;-) So groß sind die Tatami-Räume auch nicht und wegen der drei Maßstäbe ist es auch immer ein kleines Glücksspiel, ob der alte Samurai damit überhaupt arbeiten kann. Hier die Teezeremonie sieht zwar schön aus – weil aber alles fixiert ist, ist der Spielwert eher geringer. Und in den Wasserkessel könnte Jack wahrscheinlich bequem fast zweimal reinklettern. Für Sir Hopsalot lohnt der ganze Japan-Aufwand nicht. Was nicht ratzfatz ist, huijuijui kommt oder ruckzuck saust, überfordert den Langmut des Hasen.

LG Wolfgang

kleine-creative-Welt hat gesagt…

Irgendwie schade, dass der quirlige Hase sich nicht die Zeit für die
tolle Tee-Zeremonie genommen hat - weiß er nicht, dass es gesünder ist als....
na ja der Jungspund will was erleben... da hat man keine Zeit für Schlafplörre -
ein schöner Hase übrigens - und so schön die Japan-Tee-Station -

liebe Grüße - Ruth.

heinwerken hat gesagt…

@ Ruth
Quirlige Hasen wollen auf jeden Fall etwas erleben und hängen deshalb ganz schön in den Seilen, wenn hier zwei Monate tote Hose ist. Da scheint Ruhe bewahren und Teetrinken der blanke Hohn zu sein. So ist die Tee-Station auch wieder in Japanseidenpapier eingeschlagen und ein Hase hofft, dass nicht immer nur alle weiße Mäuse sehen ;-)
Bevor Sir Hopsalot davon gesprungen ist, hat sich über die langen Löffel gestrichen, "schöner Hase ojah" gemurmelt und sagt "Danke"
Liebe Grüße Wolfgang