Das ist ja so 2019. Der Spinner schraubt sich in die Höhe und lässt die tiefen Schluchten zwischen den Hochhaustürmen unter sich.
Die weiße Maus mit der blauen Weste steuert das Polizeifahrzeug mit wenigen Handgriffen an den Steuerkonsolen über den dunklen Moloch.
Jack sieht unter sich eine endlose City – die beleuchteten Fenster und Neonschilder an den Fassaden nehmen überhaupt kein Ende. Ist das noch eine dunstige Morgenröte und kämpft die trübe Sonne schon machtlos gegen den ewigen Smog?
Wenn das hier auch 2019 ist, ist auch hier ab dem 05. Februar das chinesische Jahr des Schweines. Wenn Jack wieder zuhause ist, wird er gleich Hella suchen: Schließlich wird das auch ein Jahr für hällesche Landsauen.
Fotos: W.Hein
Der Film 'Blade Runner' kam 1982 in die Kinos. Seine düstere Zukunft in einer überbevölkerten, dunklen, ständig verregneten Megacity Los Angeles mit vielen asiatischen Einflüssen war terminiert auf 2019. Wenn wir uns heute umschauen, haben wir wohl Glück gehabt. Es gibt zwar keine fliegenden Autos wie den blauen Polizeispinner. Aber bis jetzt haben wir unsere Umwelt doch noch nicht so schnell ruiniert, müssen deshalb nicht auf fremde Welten fliehen und werden dafür nicht von heimkehrenden Replikanten bedroht. So fliegt Jack in diesem 2019 über den verhangenen Himmel von Shanghai und sieht dabei sogar noch die fahle Sonne.
Vielleicht ist unsere Erwartung der Zukunft etwas kurzatmig. Denn hat 'Blade Runner' wirklich so daneben gelegen mit seinen Vorstellungen? Die Schere zwischen arm und reich ist nicht kleiner geworden. Die neuen Metropolen unbegrenzten Wachstums entstehen in Asien. Das chinesische Jahrhundert wird kommen. Die Einwohnerzahlen in den Städten steigen. Die ungebremste Industrie sorgt in China für so schlechte Umweltbedingungen, dass die Führung allein deswegen auf Elektromobilität setzt. Die meisten hart arbeitenden Menschen leben in diesen oft grell geschminkten Megacities in extrem beengten ärmlichen Verhältnissen auf kleinstem Raum – häufig schon in endlos aufeinander gestapelten Karnickelställen. Das Klonen von Mensch und Tier ist noch kein Standard. Aber das erste Genbaby ist im letzten Jahr im Labor optimiert worden und vielleicht wird die künstliche Befruchtung auf Dauer der neue Regelfall für die Geburt in reichen Ländern, damit die Eltern mehr Sicherheit und Kontrolle für die Zukunft ihrer Nachkommen bekommen. Und seit einiger Zeit wandeln sich Lufttaxis vom Hirngespinst zur Realität – werden aber eher in Dubai, Shanghai, Chongqing, Tokyo, Peking, Taipei, Chengdou, Tianjin, Seoul, Jakarta, Shenzhen, Guangzhou oder einer anderen aufstrebenden Megacity fliegen als über nüddeligen Fachwerkhäuflein.
Es gibt wohl in jeder Generation, die sich für Science Fiction interessiert, den einen Film, der alles ändert und für immer prägt. Für '2001- Odyssee im Weltraum' bin ich zu jung, 'Krieg der Sterne' hat mich als verkapptes Märchen noch nicht wirklich gepackt. Mein Wendepunkt der Sichtweise ist die perfekte Ausgestaltung der düsteren Weltsicht von 'Blade Runner'. Deshalb ist dieser blaue 'Spinner' in Mausegröße ein etwas verspätetes Geburtsgeschenk, das ich mir selbst gemacht habe. Da wahrscheinlich niemand sonst ahnt, wie wichtig mir dieses Flugvehikel ist. Wichtiger noch als die totale Relativität von 'Matrix' und später die komplett andere Biologie von 'Avatar'. Was die heutige Generation für immer verändern wird, sehe ich noch nicht. Entweder weil es noch nicht zu sehen war, oder weil es mich eben nicht berührt.
Wie kommt Jack eigentlich in einen Polizeispinner? Nun, sagen wir einfach, die kleine weiße Maus hat eine Raum-Zeit-Maschine, die gerade einfliegt, um den kleinen Matrosen abzuholen …
PS: 5x Shanghai, des chinesische Neujahr, Werbetafeln und jede Menge Wetter kommen mal wieder von Shutterstock.
3 Kommentare:
Und fleissig geht es weiter im Weltraum, in den Zeitmaschine und mit Ritten durch die Spären :O)
Ich schau mir solche Filme gern einmal an, das war es aber dann auch, mich packen die auch nciht sooooo unbedingt ;O)
Aber Eure geschichte, die packen mich immer wieder, mit Leib und Seele!
herzliche Dank dafür , ihr Lieben!
Habt einen guten Start in eine schöne neue Woche!
♥ Allerliebste Grüße, Claudia ♥
@Claudia,
ich denke, dass es nun eine Pause von den Zeitreisen und den Flugobjekten geben wird und damit andere Themen vielleicht wieder mehr packen. Diese Blade Runner Erinnerung ist für mich ganz persönlich so wichtig, dass Jack gleich in das blaue Spinnermodell verfrachtet wurde, als ich diesen japanischen Fanartikel aus dem Zoll holen konnte. Ich hatte das Modell schon länger bewundert und immer die Befürchtung, dass es viel zu klein ausfallen würde, um es in die Mausewelten ziehen zu können. Tatsächlich ist es auch für den schmalen Jack schon sehr eng geschnitten und ich bin gespannt, ob das Fahrzeug noch eine detaillierte Innenausstattung mit Monitoren, Schaltern und Joysticks bekommt.
So gebe ich auch gern zu, dass es diesmal teilweise nur schöne Bilder sind, die hier Anlass sind. (Wobei ich selbst die ersten stärker finde als die letzen, was eigentlich keine gute Voraussetzung für eine Steigerung ist.) Es ist keine wirkliche Geschichte, nur eine gedehnte Impression und dazwischen die lange Reflexion über ausgefallene Zukünfte. Denn als ich die Hintergründe suchte und sie später noch mal mit den Original-Filmsequenzen verglichen habe, sehen diese Flugszenen jetzt immer noch sehr,sehr freundlich und entspannt aus. Da sind die Zeitreisen im DeLorean in den beiden Geschichten davor doch schon viel dramatischer. Und eigentlich schon deshalb wäre eine Pause mit anderen Themen auch hier schon besser gewesen. Diese ewige Ungeduld ;-)
Liebe Claudia, vielen Dank für deine Anteilnahme auch bei fremderen Themen. Auch Dir eine schöne Woche und ich schaue zum WE in den Archiven, ob dort nicht wieder eine andere Welt wartet ;-)
LG Wolfgang
Nachtrag:
Die beiden letzten Bilder sind noch mal auf dem digitalen OP-Tisch gelandet. Und damit war es um das trockene Wetter geschehen. Jetzt regnet es, das Jahr des Schweines wird angekündigt und das Auftauchen des DeLorean ist auch viel dramatischer geworden...
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