Mittwoch, 21. März 2018

Schneetreiben



Wenigstens einer genießt den plötzlichen Wintereinbruch.

 Für die anderen kämpft sich der schwere Pflug durch den schweren, weißen Schneepapp.

Seiner Spur folgt vorsichtig der Laster mit einer Auswahl an frischem Nadelgrün.

Für den nächsten Baumausverkauf zum Weihnachstfest sammeln die Bären schon geeignete Nordmänner.

Der alte Schneepflüger dirigiert den schweren Schieber mit Bedacht durch das unübersehbare Geläuf. Unter dem ganzen Weiß könnten Felsbrocken, Baumstümpfe oder anderes Unwegsames versteckt sein.

 Die kleine Renmaus mit der roten Nasen kennt von da oben den Weg. Sie passt auf, dass die Pudelmütze am Steuer nicht in der nächste Schneewehe stecken bleibt. Die heißt sicher so wegen all' dem Weh und Ach, das sie verursacht.

Zwei eisige Bären kreuzen den Weg des Schwertransports. Sie haben die richtige Fellfarbe für das eisige Wetter, aber dennoch hätten sie nichts dagegen wieder schnell ins Warme zu kommen.

 Leider fahren die Bäume in die falsche Richtung.

 Aber wenigstens gibt es eine breite Spur, der sie bequem folgen können.

 Die beiden Fellbären sind auf einem anderen Weg ins Warme. Der Geweihträger ist froh, dass der Winter nur ein kurzer Einbruch bleiben wird. Vielleicht bleibt es kalt, aber im Schnee bekommen sie noch schneller Eisemauken.

 EIne Knutschkugel aus Blech weckt ihre Aufmerksamkeit.

Die beiden Mäuse im Inneren haben sich offensichtlich im Schnee festgefahren und danach wahrscheinlich den Motor abgewürgt.

 Der eine Bär reißt flugs die Motorklappe auf. Vielleicht kann er ja sehen, woran der Motor abgestorben ist.

Schnell springt die Beifahrerin hinaus. Er kann den Motor sofort wieder einpacken, bevor da auch noch der Schnee reinfällt. Sie haben den Motor angestellt, als die Räder nur noch durchdrehten. Aber mit der Hilfe der beiden Bären könnten sie sich vielleicht doch noch befreien.

 Eifrig ruckeln die beiden an den Enden, während der Motor aufheult. Dennoch geht es weder vor und zurück.

Der große Schieber arbeitet sich unermüdlich durch den Massenauflauf von steifgefrorenen Schneekristallen.

Da können die Schneebeweger auch keine Rücksicht nehmen auf harmlose Schlittenbären,

die zufällig den Weg kreuzen.

 Und nicht rechtzeitig beiseite springen, …

bevor sie vom aufgewirbelten Schnee eingestäubt werden.

Wenig später wird auch die blaue Blechkugel gut eingedeckt. Die beiden Endenruckler können gerade noch wegspringen.

 Das ist keine große Hilfe! So kommen sie ja nie in Fahrt.

Der alte Schneepflüger hat seinen Orden für unermüdliches Schippen bekommen. Also greift er zur Schaufel und legt das kleine Auto wieder frei.

 Endlich rührt sich wieder das Auto, wenn der Rückwärtsgang eingelegt wird. Zuckend, schlitternd und etwas unsicher zieht es sich aus dem Schnee.

Der Held der Schaufel hat keine Zeit für überschwenglichen Dank. Er muss wieder auf den orangenen Schneepflug der längst wieder Fahrt aufgenommen hat.

Sie müssen noch warten, bis der Baumtransport sie passiert hat.

Die beiden Fellbären können sich endlich um ihre Eisflunken kümmern. Hier wird ihre Hilfe nicht länger gebraucht.

Die beiden Laster haben eine breite Spur hinterlassen. Hier kommen die Mäuse auch mit kleinen Rädern gut voran.

Wenig später kommen sie an zwei Eisbären vorbei. Die haben längst festgestellt, dass es zu Fuß auch auf ausgetretenen Pfaden lange Wege gibt.

 So halten sie den Daumen hoch, um als Hochhalter mitgenommen zu werden.

 Doch das Auto hält nicht an und braust durch. Einmal in Fahrt gekommen schlittern die Mäuse lieber weiter, bevor sie beim nächsten Stopp wieder mit schwirrenden Räder hängen bleiben.

Die Eisbären müssen weiter wandern. Aber so eine kleine Blechkugel ist auch eine Mäusekiste, die keinen Platz für normalgebaute Reisende hat.


Fotos: W.Hein

Es ist noch nicht Ostern, bis diese Geschichte erscheint. Dennoch ist der Fotoschnee inzwischen längst wieder geschmolzen. Dabei sind die Texte extra knapp abgefasst, um nicht unterwegs mit einer Schreibblockade hängen zu bleiben.



2 Kommentare:

Claudia hat gesagt…

Liebe Silke, lieber Wolfgang,
herrlich, was so alles in Eurem Fundus ist! Der Schneeschiebe r und die Knutschkugel ... ich bin wieder hin und weg und saß gerade hier mit einem breiten Grinsen vorm PC! Danek für diese wieder herrliche Geschichte!
Wir hatten gestern auch nochmal Schnee am Morgen, aber der Nachmittag war mit 9° und Sonnenschein doch schon eher frühlingshaft, es kann nicht mehr lange dauern, oder?
Habt einen zauberhaften Tag!
♥ Allerliebste Grüße , Claudia ♥

heinwerken hat gesagt…

@ Claudia,
die Temperaturen sind bedingt noch frühlingshaft, aber hier war der Schnee auch nur ein kurzes Zwischenspiel, das unbedingt ausgenutzt werden musste, bevor der Schneepflug wieder fast ein Jahr auf seinen Einsatz warten muss. Schön wenn es auch für Schnee noch ein breites Grinsen gibt und vielen dank für die immer wieder aufmunternden Kommentare.
Liebe Grüße Wolfgang