Dienstag, 24. Dezember 2013

Blitzeblanke Blinkeblicke



Viele Lichter spiegeln sich in den glänzenden Augen. Die jungen Bären haben sich vor Aufregung die Schnauzen an der Scheibe der Wohnzimmertür immer wieder platt gedrückt. Jetzt dürfen sie endlich zum hell strahlenden Baum. Der kleine Neffe pfeift leise, als er sich etwas abseits stellt. Das hat sein Onkel alles direkt von den Logistikhallen der Weihnachtsmannwichtel am Nordpol geholt?

Die Pelznasen und Schlappohren können es gar glauben: So viele Geschenke liegen unter dem Weihnachtsbaum. Große, kleine, bunte, glitzernde Pakete mit Schleifen, Bändern und alle gut gesichert mit Tesastreifen. Nun müssen sie nur noch die Sachen finden, die auch zu ihrem Wunschzettel passen. Wenn sich jetzt bloß nicht alle dasselbe gewünscht haben! Und keiner weiß dann, wer den Päckcheninhalt bekommen soll. Wenn jedoch überall dasselbe drin wäre, wäre das auch ziemlich blöd. Aber eigentlich hatten sie damals beim Schreiben und Malen der Wunschzettel immer darauf geachtet, dass da niemand abschreibt.

Wann hat ein junger Bär den ganzen Baum genug bewundert? Die Lichter, Kugeln, Sterne, Glitzeranhänger, Ufos und Roboter? Noch will keiner der Baumgucker zu unverschämt sein. So warten alle auf ein Startzeichen, damit sie endlich das Papier von den Geschenken reißen dürfen. Nur eine kleine Maus kann nicht warten und steigt schon fast unbemerkt auf das Kastengebirge.

Ein eifriger Hüpfer nähert sich langsam von der anderen Seite dem ersten weißen Päckchen. Wenn keiner guckt, könnte das Langohr schon mal an der Schleife zuppeln. Und wenn jemand guckt, muss die flinke Pfote mal ganz genau den Spiegelstein im blauen Holzstern bewundern.

Marit-Sofie entdeckt zwei Handpuppen im Baum. Katz und Maus haben es sich in den Zweigen gemütlich gemacht und grinsen der kleinen Bärin frech zurück. Noch sind sie im Grün sicher und haben keine Pfote im Po. Am Liebsten würde die Bärin sofort den Baum plündern. Aber das geht wohl gar nicht.

Anna ist glücklich und zufrieden. Ein Jahr Arbeit und jetzt steht alles und liegt vor allen Dingen auch darunter: Der geschmückte Baum im Lichterglanz und die vielen bunten Pakete. Sie genießt die gespannte Ruhe, bevor gleich das große Fetzen beginnt: Es wird dabei sicher einige lautstarke Rangeleien geben, bis alle Geschenke in den richtigen Tatzen landen. Dabei haben sich zwischen den Päckchen sogar ein paar Saurier für die große Dinoforschung gemogelt. Doch das ist nur noch ein Kinderspiel, verglichen mit den letzten Tagen voller neugierigen Naseweise, die schon während der heimlichen Vorbereitungen überall ihre eifrigen Schnauzen reinstecken wollten.

"Kann jemand mal den Sack schütteln, ob da was klimpert?" Die kleine, weiße Maus ist schon eifrig im Päckchengebirge umher geklettert. Während die Bären mit offenen Mündern immer nur rumstehen, hat sie schon mal geprüft, was maus über die noch verborgenen Schätze erfahren kann. Wenn sie versucht, die Pakete anzuheben oder mit der Pfote zufällig dagegen stößt. Aber der rote Stoffsack ist dem kleinen Nager einfach viel zu schwer. "Und, hört ihr schon was?"

 "Los, fang an!" Marit-Sofie knufft Larissa in den Arm. "Wieso ich?" "Jemand muss anfangen!" versucht Marit-Sofie noch zu flüstern. Doch Larissa schüttelt den Kopf: "Ich bin nicht der Gierschlund!" "Menno, dann liegen die Päckchen noch im neuen Jahr untern Baum." Larissa ist immer noch nicht überzeugt und zeigt auf die rote Frotteegiraffe: "Dann soll doch Raff Raff den Anfang machen. Einem Kuscheltier nimmt man nie was übel." Marit-Sofie kann es nicht fassen: "Das macht auch nie was! Deswegen ist es doch ein Kuscheltier." Sie knufft die Freundin noch mal: "Los mach!" "Neh!"

Vollmatrose Ruprecht kann endlich durchschnaufen und hätte gern einen lütten Weihnachtspunch. Gerade hat er noch die Pakete vom Raketenschlitten abgeladen. Einige kleine Petze hatten seine Ankunft schon am Flugfeld erwartet. Aber keiner durfte an die Pakete ran, bevor sie nicht unterm Baum lagen. Die Kurzen konnten zwar sehen, wie er die bunten Dinge ins Haus geschleppt hat, aber beim Weihnachtszimmer mussten sie noch draußen bleiben. Da ist auch niemandem aufgefallen, dass Anna noch einige Pakete dazu gestellt hat. Denn der Laderaum vom Raketenschlitten ist immer noch bannig klein. Und zweimal hätte er die Tour sicher nicht geschafft.

"Gut gemacht, alter Zausel," Anna legt dem Seebären die Pfote auf den Arm. "Das ist endlich eine gelungene Bescherung." So und jetzt sucht sie einen heißen Punch oder warmen Grog für den Vielflieger. Denn heute muss er sicher nicht mehr in die Luft. In diesem Moment hört man ein Papier reißen, erst ein 'Ups! dann ein 'Ohh!' und ein 'Ahh!' Das große Fetzen beginnt ...


Fotos: W.Hein.

Es gibt für kleine Bären noch so viel zu sehen. Und Anna hat versprochen, dass der alte Seebär berichten muss, wie es am Nordpol gewesen ist.


1 Kommentar:

Doro hat gesagt…

Ja, so ist Heilig Abend mit allen Facetten! Ein schönes Fest wünscht Doro