Sonntag, 20. Oktober 2013

Hungrige Mäuler



Alisa und Maylin haben sich in die ganz feinen Kleider geworfen. Eine so aufgerüschte Petzeline schreitet nun nur noch mit hoch erhobenem Haupt über den Steg und lässt die Seidenröcke mit weiten Schwüngen rauschen. Sie muss dabei leider immer wieder aufpassen, dass sie jetzt nicht an hakeligen Zweigen und drängeligen Blüten hängen bleibt. Wo ist denn nur der feine Herr, der der Dame in Not beherzt zur Seite springt?

Doch Conroy trägt wieder nur die landeirigen Gummibotten, als er endlich in den Garten kommt. Die sind vielleicht so praktisch wie die Hosenträger an seiner Karobüx. Aber zu den feinen Damen passt das so wenig wie ein satter Marmeladenklecks auf duftigem Hauchzartpraliné. Als eine wandelnde Geschmacksverirrung kann der Bär gleich wieder zurück zum Kleiderschrank gehen. Und er braucht auch gar nicht wiederkommen, wenn er nicht wenigstens einen samtenen Gehrock mit Liebestöter oder eine pastellige Seidenjacke mit Pudertuch findet.

Pah, so etwas trägt doch kein Junge freiwillig. Wenn die Mädels so hochnäsig sein wollen, weil sie sonst auf den eigenen Saum treten, dann sucht sich Conroy eben auch eine Verkleidung. Aber eine, die auch zum Spaß ist und nicht nur etepetete für Spreizpfoten sorgt.

Bald ist Conroy wieder zurück, und so ein Teufelchen ist ja wohl piekfein. Auch wenn er auf die Schnelle keine dreizackige Mistgabel gefunden hat. Und Halloween kommt auch schon mit Riesenschritten, da kann der Bär die rote Hörnerkappe gleich aufbehalten. Das Fest des Schreckens naht? Schon hat Maylin Ihre Freundin beim bocksbeinigen Petz stehen gelassen, sie muss sich schnell umziehen.
  
Nun fein angezogen ist ein spitzzahniger Fürst der Finsternis immer. Und Alisa wäre doch eine perfekte bleiche Braut für nächtliche Walzer in leeren Spiegelsäälen. Also wenn der Teufel an Halloween mit dem Sammeln von Süßwaren und Zuckerwerk zu beschäftigt ist, dann kann der Vampir von Welt gern die Dame in Rot in der Zeit zum Tanz ausführen.

Nichts da! Da hat der Teufel auch noch ein Wort mitzureden. Mäusezähnchen soll sich da mal eine eigene Flamme zulegen. Auf diese rote Spitzentorte hat schon ein Beelzebub sein Brandzeichen gesetzt.
  
Na, da hat sich ein Hornträger schwer verrechnet. Alisa ist doch kein Wanderpokal! Von ihr aus können die beiden auch zusammen losziehen, um Lakritzfledermäuse und Gummiteufel in der Nachbarschaft zu sammeln. Sie geht als Geist im Tütü lieber mit den Mädels und schreckt die Schlickerhortwächter mit schrillen Kieksern und hellem Juchzen.

Im Grünen steht eine Vogelscheuche still und stumm. Ein Hoppy hat die perfekte Verkleidung für das schleckerkramseligen Schrecken der Nachbarschaft gefunden. Doch eine Scheuch-den-Flattermann wandert doch nicht. Kommen die Nachbarn zum Gruseln vorbei und bringen Zuckerwerk und Schokolinsen mit? Oder schiebt eine Strohschrecke die ganze Zeit nur Kohldampf und Magenflaute?

Da sind Hexen und Klappergestelle deutlich mobiler. Maylin hat als Zauberfrau doch auf einen Besen verzichtet. Sie will doch nicht mit einer Reinemachefrau verwechselt werden. Denn das Ausfegen von irgendwelchen Windfängen dauert doch viel zu lange. Dafür hat sie lieber die Bettmann-Handtasche gegriffen. Darin hat sie zwei Faltbeutel eingesteckt, bevor das wertvolle Naschwerk noch auf der Straße landet. Der kleine Knochenhase mit dem Schiebepinguin hat nur seine Papiertüte vom letzten Jahr.

So langsam macht sich die Kleine Sorgen. Es werden jedes Jahr mehr Schlickersammler, die in die Nachbarschaft ausschwärmen wollen. Und es werden doch nicht mehr Häuser, erst vor einem Monat haben sie in der Straße ein ganzes Haus mit Stumpf und Stiel abgerissen. Irgendwann werden die Vorräte an Gummibären, Schokoriegeln und Knuspertafeln nicht mehr für alle reichen. Oder jemand müsste vorab in den Straßen klingeln gehen, damit die Leute rechtzeitig zum Supermarkt fahren können.

Vorwitzig wippt die Fledermaus am Hexenhut voraus. Wer zuerst kommt, sammelt zuerst! Also sammelt das Gerippe rasch seine Knochen zusammen, um nicht abgehängt zu werden. Sie haben eigentlich noch elf Tage Zeit, bis die vollen Vorratsschalen hinter den hell erleuchteten Haustüren warten. Aber die Kleine behält die vielen hungrigen Münder lieber im Blick. Und es sind ja nicht nur petzige Süßmäuler.

Geheimnisvoll blinzelt die schwarze Katze durch die Larve. So ein samtpfötiges Raubtier ist doch viel unheimlicher als ein niedliches Langohr. Plümm lacht silberhell und schlackert sanft mit den Ohren. So kann Halloween kommen. Obwohl, diese Katze nimmt nur klebrigsüßen Mäusespeck und Nager aus Schaumzucker.

Von wegen niedlich! Natürlich hat sich Gerome auch ein Horrorkostüm übergestreift. Man kann in Australien jeden fragen, Kaninchen sind eine wahre Plage. Der Langhals hat schon die Schubkarre bereitgestellt, denn die Leute werden sackweise den Süßkram spenden, bevor ein Langohr mit seinen Verwandten den ganzen Garten untertunnelt.

Die Spirale des Schreckens zwingt Lulu zu drastischen Maßnahmen. Wenn demnächst ein schwarze Katze mit Schlenkerohren ihren Schlickerkram wegmausen will, dann wird eine naturschwarze Miez eben fleckig. Im Leopardenanzug wirkt Katz doch Miauurrr! doppelt gefährlich und will mit Milchschokolade und Katzenpfötchen besänftigt werden. Nur Harald hat keine Zeit für die Vorbereitung von ausgedehnten Schlickertouren. Er hat inzwischen den Hobel in beide Klauen genommen und raspelt über die Stegkanten.


Fotos: W.Hein

Alisa, Conroy, Maylin, die Kleine und Lauritz sind Rica-Bären. Die Häsein Plümm und das Arbeitstier Harald kommen von den Tonni Bears. Lulu ist eine Katze von den Stepi-Bären. Gerome ist eine Giraffe und ein Hampton Bear aus Australien. Die Vogelscheuche Hoppy stammt aus Amerika von der North American Bear Company, der Schiebepinguin von Deb Canham ist auch unterm Sternenbanner geboren. Der Igel ist – um auch keinen zu vergessen – von D'Lyell Bears aus Neuseeland. Fast alle Kostüme sind aus der Muffy Vanderbear Kollektion für bestgekleidete Bären, Katzen, Hasen und Giraffen.


3 Kommentare:

kleine-creative-Welt hat gesagt…

Was ein Anblick... wow -

die herrlichen Kleider der beiden Damen sind genau meins - hab schon als Kind davon geträumt....

Conroy (schon der tolle Name) ist sicher ein wenig traurig aber als Teufelchen ist er der Hit -

faszinierende Gestalten: Vampir, Klappergestell, Hexe, Zauberin und und -
die können von Glück sagen, dass ich nicht in der Nähe bin, denn dann würden die Vorräte an Süßem überhaupt nicht reichen - grins -

die schwarze Katze ist so bezaubernd aber auch der gefleckte Kater steht dem in nichts nach -

wieder eine tolle Geschichte -

ganz liebe Grüße -

Ruth

Mia hat gesagt…

Das hast du so süß gemacht :)
Super Besetzung für die Rollen ;)
Viele liebe Grüße, Mia

SchneiderHein hat gesagt…

@ Ruth
Stimmt, als Kind habe ich auch von solchen Roben geträumt. Und Verkleiden fand ich ganz toll. Heutzutage erfreue ich mich allerdings lieber daran wenn kleinen Bärenkinder und andere Plüschgesellen so ausstaffiert sind ;-)

Ich vermute für Dich würde es hier auch noch genug Süßes geben, denn Kinder liefen hier heute kaum durch die Straßen - da konnten die Mäuse und Bären reichlich einsacken ;-)