Pfhh! Das wird noch ein hartes Stück Arbeit. Harald beugt sich über das zerfaserte Loch im Steg. Mit seiner Schippe bricht er immer wieder morsche Späne heraus. Allein, es will sich nichts Ordentliches einstellen. Es bleibt ein ungeschlachteter Schlendrian. So in Gedanken bemerkt er nicht einmal die weiße Bärin, die sich von hinten nähert.
In der Bärenhöhle hat jemand Maylin beim Herausgehen noch schnell viel verschiedenes Werkzeug in die Pfoten gedrückt. Sie solle das nur in den Garten tragen, da würde jemand vor Freude quieken. Hier im Haus hat sie noch eine hellblaue Strickjacke für den bisweilen klammen Garten übergeworfen bekommen. Und jetzt will sie die schweren Arbeitsgeräte schnell auch wieder loswerden.
Harald erkennt die Arbeitsgeräte sofort. Sie kommen aus der Bärenhöhle Hannover. Dort war die Hausfront wochenlang hinter Planen und Gerüsten versteckt. Dazu kamen noch tiefe Gräben vorm Haus. Doch endlich ist der Spuk vorbei und das Werkzeug wird auf der Baustelle nicht mehr gebraucht.
Das ist sogar eine Wasserwaage. Harald ist beeindruckt. Nun kann er die morschen Stellen im Steg endlich richtig abwracken und die Reste rechtwinklig und waagerecht zurichten. Er hatte schon länger den Eindruck, dass hier die Holzkonstruktionen etwas hingeschludert sind. Weil Holz sich sowieso wirft und arbeitet, wurde es bislang offensichtlich einfach so zusammen gewumst, wie es gerade passt. Aber das ist doch nicht exakt.
Exakt sind dagegen ein rechter Winkel, eine ebene Fläche oder eine scharfe Kante. Dazu hat die weiße Bärin sogar noch ein Lot und einen präzisen Stahlwinkel mitgebracht. Nun wird jetzt ordentlich geschafft. Wenn Harald von Schweinkram spricht, dann meint er ein gutes Tagewerk und eine blitzsaubere Arbeit.
Da will Maylin nicht weiter stören. So ein in die Jahre gekommenes, fransiges Loch im Steg begeistert vielleicht den Heim- und Gartenwerker. Der sieht da ungeahnte Möglichkeiten. Die Petzeline findet dafür diesen ungestalteten, wilden Garten viel spannender. Da weiß man doch gar nicht, was einen an der nächsten Ecke erwartet. Das große Abenteuer oder wenigstens eine kleine Aufregung.
Forsch hastet die kleine Bärin über den feuchten Steg. Sie achtet kaum darauf, dass sie bei jedem Schritt leicht glitscht und immer wieder für ihr Gleichgewicht mit leichten Armbewegungen den sicheren Lauf ausgleichen muss. Maylin hört schon länger Stimmen, die sich leise, aber dafür ganz bestimmt widersprechen. Sie kann noch nicht sehen, wer sich da streitet. Aber das ist doch so aufregend. Und das würde eine neugierige Gartenentdeckerin verpasen, wenn sie vor lauter Arbeit nur überm Loch hängen würde.
Anerkennend pfeift das Schwein. Das ist richtig schweres Werkzeug aus Metall. Da wird Harald gut arbeiten können. Welch ein Glück, jetzt alles ganz exakt zerlegen zu können. Und mit Präzisionswerkzeugen wieder genau im Lot aufbauen zu können. So ein Schluderkram macht doch keinen zufrieden. Eine ehrliche Sau will ackern fürs Glück.
Maylin hat inzwischen um die Ecke des Schilfgürtels geschaut. Sie entdeckt zwei Bären, die nicht einer Meinung sind. So haben sie eigentlich auch keine Zeit, um zurück zu grüßen.
Die Petze in Gummistiefeln haben den Regenschirm zugeklappt. Heute ist kein Wetter für Wasserhähne und Wezehenten, die aus den Wolken fallen. Für Regen braucht es immer zwei Tiere. Bei schönem Wetter reicht eines. Also strahlt die Sonne heute ganz sicher wie ein Honigkuchenpferd.
Fotos: W.Hein
Harald, das arbeitswütge Glücksschwein, kommt aus der Bärenhöhle Hannover und ist ein Tonni-Bear. Alisa, Conroy und jetzt Maylin sind Rica-Bären und die weiße Bärin sogar ein Taufrische. Sie sind leider immer viel zu beschäftigt, um Zeit für ein glückseliges Schuften zu haben. Sie müssen einfach nur sein, um glücklich zu sein. Wieso glücklich? Sie sind dafür eigentlich auch zu beschäftigt: Kann die Sonne auch aus allen Knopflöchern leuchten? Das sind doch keine Tiere! Dann Knopflochkrebse, die kleineren Vettern der Taschenkrebse.
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