Dienstag, 27. Dezember 2016

Eine Runde in der Weihnachtsbäckerei



"Jack, nicht so schnell!" Doch der kleine Mäuserich ist nicht zu halten. Seit Stunden werkeln die kleinen Mäuse geschäftig in der Küche und haben keine Zeit für kleine, gelangweilte Jungen.

 Selbst ist die Maus! Er kann sich auch selbst beschäftigen und seinen eigenen Schwanz jagen. Wenn er ganz flink um den Tisch läuft, dann wird er sicher am Ende seine Schwanzspitze einholen. Und er kann wirklich schnell wetzen. So wirbelwindschnell, da steht gleich eine Mehlstaubwolke in der Luft.


Das beweist er gleich und dreht noch eine Runde um die extralange Backtafel. Am Ende der langen Geraden wird es immer ganz schön fummelig und eng, denn dort muss er scharf abbiegen, um nicht in die Schokolierstation zu rauschen.


Valentine und Buttercup blicken noch nicht einmal auf, als die kleine Maus an ihnen vorbeipest. Sie müssen sich beeilen, die pfotenwarme Schokoglasur mit langen Messern satt auf die Kekse zu streichen, bevor die Masse wieder hart wird. Die Maus im gelben Kleid murmelt nur aus Gewohnheit: "Pass auf, dass du nicht wieder auf dem Mehlfleck wegrutschst." Dort ist die nächste scharfe Kurve und allzu flinke Mausepfoten finden dann kaum noch Halt.


Evie gibt das begeisterte Publikum, das den kleinen Raser überschwänglich bei jeder Runde anfeuert – auch wenn Alice sie dafür wütend anfunkelt. Nur leider dämpfen die Topflappen gerade den donnernden Applaus.


Nun schlängelt sich Jack zwischen der Putzsau-Schikane, den Gute-Butter-Teigrollern und der Apfelstrudel-Fertigung durch. Dottie fragt sich gerade, wofür sie die schönen Ausstechformen mitgebracht hat, wenn Mosi den ganzen apfelbestückten Teig so-wie-immer in eine einzige große Auflaufform packt. Das ist doch überhaupt nicht weihnachtlich. Da kann die schusslige Maus nur ihre rote Schleife schütteln: Das ist ihr einfach passiert. Etwas gedankenverloren hat sie einfach das übliche Ganzjahres-Programm abgespult. Vielleicht können sie den Kuchen ja noch mit roten Stiefeln oder Stechpalmenblättern dekorieren? Oder sie setzen ihm einfach drei Kronen auf? Doch bis zum 6. Januar wird der Kuchen niemals durchkommen …

Jetzt noch die scharfe Kühlschrank-Kehre, dann hat Jack die Runde geschafft. In neuer Rekordzeit! Holly hat vorsichtshalber die Trittleiter zusammengeklappt, bevor sich der kleine Mauserenner nähert. Sie hat im Regal zwar immer noch nicht das Gesuchte gefunden, aber sie möchte nicht vom obersten Tritt gefegt werden, weil der flinke Junge sich jedes Mal an der Leiter mit der Pfote abstößt, um noch schneller die Kurve zu nehmen.


Schon setzt Jack zur nächsten Runde an …


"Komm mal her," bremst Alice die schnellste Maus vom Küchen-Grand-Prix. "Ich muss dir mal was zeigen."


"Das war ich nicht!" Jack betrachtet die größer werdende Milchpfütze eingehend, als würde sie ihm verraten können, wer diesen Bodensee verschüttet hat. Ein Donnerwetter gibt es dennoch. "Bei der wilden Lauferei ist die Milchtüte runtergefallen," Alice ist jetzt sauer! "Aber ich bin ganz weit weg vom Tisch gesaust," verteidigt sich Jack. Es macht einfach ein Riesenchaos! Auch ohne Jacks Mithilfe kullert den Mädchen immer wieder ein Ei von der Kante, rieselt Mehl daneben, geht eine Nusslawine ab oder knallt der Schneebesen auf den Boden. Dafür brauchen sie keinen Jack, der alles verschlimmert. Und wenn Alice jetzt tief durchatmet, war es vielleicht auch ihr eigener Schwanz, der die Milch runterfegte – als sie sich nach Jack umgedreht hat. "Trotzdem! Mit dem Getobe ist jetzt Schluss!" Sonst ist schon Neujahr, bevor die Mäuse ihre Weihnachtskekse gebacken haben.


Gehört nun grob gemahlener Pfeffer in den Pfefferkuchen wie feuriger Chilli in die Schokolade? Oder warum steht eine Pfeffermühle hier auf dem Tisch? Genny schwört auf viel Butter im Teig. Am besten so reichlich, dass jeder Keks beim Ausbacken auf seinem eigenen Buttersee schwimmt. Für Dottie gehören dagegen Tanne, Mond und Sterne als Kekse zum Fest. Wenn das Gebäck nicht die richtige Form hat, kann doch keine weihnachtliche Stimmung aufkommen. So sieht sie zur Sicherheit noch mal auf den Backschieber, bevor die rote Mosi die süße Fracht im Ofen verschwinden lässt. Nicht, dass sich da plötzlich Osterhasen, Prielblumen und dunkelmächtige Sternenkrieger in die besinnliche Zeit einschummeln.


Pah, das ist voll langweilig, wenn die ganze Küche nach leckeren Keksen duftet, und der hungrige Jack nirgendwo naschen darf. Jetzt soll er auch noch still sein. Zwischen dem Beinwald der vielen Hocker und Stühle darf er auch nicht umherwuseln. Er soll auch nicht in alle Schüsseln und Schachteln gucken. Und wenn er ständig jede einzelne fragt, was Alice, Dottie, Olivia, Genny, Holly und Evie als Nächstes tun wollen … und warum? … geht die Küchenarbeit auch nicht schneller von der Mausepfote. "Diese Bleche stehen doch schon ganz lange hier rum." Jack tastet sich vorsichtig vor und beginnt mit der Pfotenspitze zart einzelne Kekse auf dem Blech zu berühren. "Die kann man sicher schon mal probieren." Alice hat gerade so einen matten Moment, bevor sie die nächste Aufgabe angeht … und vorher noch einen quirligen Matrosenjungen beschäftigten muss.

Einen Riesen-Lebkuchen darf sich Jack jedoch sofort nehmen. Das hat Alice ihm erlaubt – bevor er alle Kekse antascht. Der Sternenkeks ist noch ziemlich heiß, da lässt er die Zacken zwischen seinen Pfoten tanzen, bevor er gleich die Spitze anpusten wird. Er will sich ja nicht das Mäulchen verbrennen. 


"Wenn er schon jetzt so viel Süßigkeiten maust, hat er beim Abendbrot wieder keinen Hunger." stellt Mosi fest. "Zu warme Kekse sollen auch sehr ungesund sein," pflichtet ihr Hella bei.


Jack pustet und bläst sich einen Wolf, um die verdammte Lebkuchenspitze auf Esskälte zu bekommen. Den Magen verderben will er sich auf keinen Fall. Dann würde das ganze Leckerschmeckergebäck ohne ihn verteilt. Und er muss nicht hoffen, dass er vor Ostern noch Selbstgebackenes bekommt. Doch da hat er eine Idee …

Er leiht sich von Evie einen Topflappen für den heißen Keks und hat für die Wartezeit noch einen etwas weniger heißen Schokokringel gefunden. Dazu noch eine Flasche roten Beerensaft, der die Hitze aus der Kehle spült. Wenn er jetzt noch ein oder zwei Pfoten frei hätte, könnte er gleich einen größeren Vorrat abkühlen lassen. "Sei nicht so unverschämt und nimm einen Keks nach dem anderen," belehrt ihn da die Benimm-Tante Valentine. "Wenn du plötzlich so auf die Etikette schwörst," lacht Buttercup, "solltest du bei deinen Belehrungen nicht so dicht vor seiner Nase mit dem blanken Riesenmesser rumfuchteln."


Idee und Szenerie: SchneiderHein

Das ist nicht der letzte Ausflug ins Mausebackstudio. Dehalb hier als Erstes der Dank für die leckeren Kekse, Lebkuchen, Cupcakes, Schokokringel und Backbretter von Dreamhobby1, Mellisminis, Minisforall. Unsere Mäuse lieben die feinen Leckereien. Wir bewundern sie und hätten kaum eine Chance so etwas Filigranes selbst zu fertigen. Kämpfen wir doch schon beim Verteilen in der Szene damit, dass diese Minis gern in Ecken rutschen, wo sie nur kleine Mausepfoten oder eine Pinzette erreichen können.


Und so geht es weiter: Heckmeck mit Jack

11 Kommentare:

kleine-creative-Welt hat gesagt…

Das ist ja ein buntes Treiben in der Küche. Über die Ausrüstung kann ich nur staunen.
Da fehlt es ja an nichts - sogar ein Lebkuchenhäuschen haben sie geschaffen - hat die Putzsau wirklich einen Feuerlöscher in der Hand? So für alle Fälle?
Aber es stimmt schon, dass warme Kekse Bauchweh machen können -
schade, dass die schönen Ausstechförmchen nicht benutzt wurden - aber ich bin sicher, dass ein toll verzierter Kuchen auch ein schöner Anblick ist -
also dass so eine Rabauke dauernd rumwuselt, wär mir dann zu viel in der Küche - na ja, auch bei mir landet immer mal was auf dem Boden - ein Glück, dass Luna beim Backen nie dabei ist - würde alles in ihrem Bäuchlein landen -

eine schöne Geschichte - total süß wieder

herzliche Grüße - Ruth

Anonym hat gesagt…


ihr solltet euch mal an Kinderbücher schreiben und bebildern heran wagen. Könnten doch gesammelte Minigeschichten sein. Da geht der Welt ja einiges verloren. Einfach zu goldig und immer wieder dieser Aufwand. Das sind ja richtige Wimmelbilder.

Bei mir geht´s zum Glück beim Backen etwas gesitteter zu.

Ansonsten bekomme ich ein ganz schlechtes Gewissen, hab nämlich gestern Abend eine Mausefalle auf dem Dachboden deponiert. Ihr habt nicht zufällig noch Bedarf?

LG Martina

Claudia hat gesagt…

Ach, wie hab ich mich gefreut! Die Wiehnachtsbäckerei ist ja herzallerliebst , da wäre ich gern dabei gewesen, bei diesem Treiben und Backen und Tuscheln:O)))
Ich wünsche Euch einen gemütlichen Abend!
♥ Allerliebste Grüße,Claudia ♥
Und .... danke für die so liebe und zauberhafte Post, ihc meld mich da noch persönlich bei Euch beiden *lächel* ....

Anonym hat gesagt…

Hallo, ihr Lieben,
man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus !
Erst der Blick hinter die Kulissen : -) dann das gelungene Fest, echt putzig und Hella ist einfach ne coole Sau : -) und heute die Abenteuer in der Backstube übertreffen mal wieder alles ... bin grad noch am Bewundern der Fotos und der vielen köstlichen Requisiten ...
So schön, dass es euch und euren Blog gibt ! Und zu einem der vorigen Kommentare: Ja, von euch sollte es auch Bilder- und Kinderbücher geben ... ich weiß, da seid ihr bisher zurückhaltend ... aber schön wärs schon !
Wie immer herzliche Grüße und alles Liebe für euch, Manu

Johanna Gehrlein hat gesagt…

Hallo,
das ist wieder zauberhaft, und ich kann nur wiederholen, was meine Vorredner geschrieben haben: das schreit nach Kinderbüchern :-))
lg Johanna

heinwerken hat gesagt…

@ alle
Vielen Dank für die lieben Kommentare und die guten Wünsche. Wolfgang

heinwerken hat gesagt…

@Ruth,
ich staune selbst wie detailverliebt, die Mäusewelten inzwischen geworden sind. Das war schon mal übersichtlicher. Aber wenn Silke und ich gemeinsam loslegen, wird es immer ein wenig perfekter. Wo der eine es etwas einfacher verkürzen könnte, legt der andere nach und sucht an der besseren Ausstattung. Aber es kommt den Geschichten ja auch zugute. Viele Ideen und Wendungen entstehen erst beim Hantieren mit den Requisiten. Und manchmal bringt erst ein neues Teil den Einfall für eine neue Geschichte.
Du hast wirklich scharfe Augen: Ja, Hella hat einen Feuerlöscher für alle Fälle!
Es ist besser, dass Luna nicht auch noch in der Küche mit wuseln kann. Schon unsere Katzen fegen mit ihren Schwänzen die Regale. Und die Kekse, die dabei runterfallen sind sehr scharfkantig und aus Fimo wirklich schwer verdaulich ;-} LG Wolfgang

heinwerken hat gesagt…

@Martina,
ganz verloren gehen die Geschichten ja nicht, sie bleiben im www. Und wer sich hier Zeit nimmt, kann in den Tiefen des Blogs so manche Verrücktheiten entdecken. So wurden die Bären 2012 bei 'Ruprechts Heimkehr' mit Edelsalamipizza und Kartoffelpüree beschenkt, dafür dass 2013 'die Wichtelpackstation am Nordpol' eröffnet wurde. 2015 feierten die Mäuse mit 'Weihnachten ahoi' ein maritimes Fest mit dekorativem Seemannsgarn. Und diese Weihnachten merke ich, dass es schon schwierig genug bleibt, die Zeit zu finden, die Geschichten überhaupt auf den Blog zu bekommen. Das klappt immer höchstens zeitnah.
Unsere Mäuse halten nichts von Fallen, finden aber auch keinen Draht zu den Fremdmäusen, die manchmal unsere Katze aus dem Garten reinschleppt. Das schlechte Gewissen bleibt dir ;-)) LG Wolfgang

heinwerken hat gesagt…

@Claudia,
es ist nicht ganz einfach als Großwesen in diesem Gewimmel einen Finger dazwischen zu bekommen. In der Regel hinterlasse ich eine Spur der Verwüstung, wenn ich durch die Räume gehe, um etwas nachzurichten. Bei manchen Aktionen räume ich leise fluchend wieder eine ganze Ecke frei, um dann Stück für Stück wieder aufzubauen. Und manche Unfälle wie die am Boden verstreuten Eier bleiben einfach liegen. Da ist der Platz von außen schon besser, und es gibt ja auch so viel zu erleben. Zumal, wie du schon festgestellt hast, es noch weitergeht. LG Wolfgang

heinwerken hat gesagt…

@Manu,
das ist nicht nur Zurückhaltung, es ist ein pures Zeitproblem. Wenn ich in die Postliste des Blogs sehe, sind da 36 unveröffentliche Posts, wo immer noch irgendwas fehlt. Die Erstürmung des Baumhauses der Kuhbären durch den Stamm der Langohren findet man nur in einem Making-of von Silke. Und jetzt ist sogar schon der Apfelbaum zusammengebrochen, in dem es gehangen hat. Das muss also in der Vergangenheit nachveröffentlicht werden, da es aktuell den Schauplatz im Garten nicht mehr gibt.
Da ist es mir lieber, dass hier im Blog wenigstens ab und an etwas passiert, statt kurzfristig noch mehr Zeit in ein Buchprojekt zu stecken.
Für die Freiheit hier ist der Blog nicht durchkalkuliert, marketingoptimiert und optimal kommuniziert. Wer hier eine Erwartung hat, findet sie bisweilen torpediert, es bleibt Platz für Experimente, wilde Ideen und es ist in den Details gnadenlos verschwenderisch, was kommerziell ein Fiasko wäre.
Dazu kommt auch das übliche Pendel der Gefühle, das vom Wundern über die geglückten Momente bis zur Verzweiflung reicht, dass die Qualität doch besser sein müsste. Hier in der Weihnachtsbäckerei verzweifle ich am Kunstlicht und das mir immer wieder die Farben bei der Bildbearbeitung abhauen. Die Bilder sind auch körnig/verrauscht und die Tiefenschärfe bisweilen sehr knapp, weil die Aufnahmen mit hoher ASA-Zahl gnadenlos unterbelichtet aus der Hand geschossen wurden und ich Bedenken hatte, wenn ich zuviel zusätzliches Licht verwende, die Eigenbeleuchtung in den Räumen untergeht. Da könnte man in jedes Bild noch viel mehr Zeit stecken. Dazu kommen die ganzen Details in den Wimmelbildern, die bisweilen auch präziser sein könnten. Sitzt die Pfote richtig? Gucken sich die Helden auch an oder nur vorbei? Warum habe ich das Kabel nicht besser wegdekoriert? An solchen Momenten möchte ich alles noch einmal fotografieren. Und ich bewundere die Toleranz der Leser, die bisweilen Monate warten müssen, bis die letzten Tippfehler und ungewollten Auslassungen korrigiert sind. Wenn es dann noch jemand liest:-o LG Wolfgang

heinwerken hat gesagt…

@Johanna
ich höre den Schrei und habe auch schon diverse Ideen von eBooks und Books on demand mit Silke durchgespielt. Aber im Moment fehlt uns die Zeit, da es auch immer noch einen Broterwerb gibt, der bisweilen viel Einsatz fordert. Zudem habe ich Bedenken, dass ein Kinderbuchprojekt Kompromisse fordert, die ich im Moment nicht eingehen will. Einiges in den Texten ist eher für das ewige Kind in uns allen. denn es wirklich eine echte Kinderperspektive hat. Obwohl meine liebsten Kinderbuchklassiker immer beides sind: Für Kinder und für kindliche Freuden im höheren Alter*. Vielleicht machen wir es uns aber auch zu verschwurbelt kompliziert und es muss uns da – wie bei den Kalendern aus dem Kawohlverlag – jemand wachküssen. LG Wolfgnag

*Das ist im Detail nicht immer so einfach. Als ich einem Freund mit viel Hingabe 'Pu der Bär' ans Herz gelegt habe und er begonnen hatte, es seiner siebenjährigen Tochter vorzulesen, fragte die nur: "Papa, und das findest du gut?"


@ alle (Teil 2, weil es Blogger sonst zu viele Zeichen werden)
Liebe herzliche Grüße, noch besinnliche Resttage und einen guten Start ins neue Jahr. Silke und Wolfgang