Mittwoch, 24. Dezember 2014

Das kommt von draußen rein ...



Es nieselt am Heiligen Nachmittag. Das ist die bessere Nachricht. Denn es fisselt am Heiligen Morgen und soll am Heiligen Abend regnen. Santa's Elf hat die Hoffnung auf eine weiße Weihnacht längst aufgegeben, aber könnte es nicht eine trockene Weihnacht sein?

Plötzlich rauscht es im Nadelwald und zwei kräftige Krallenfüße stoßen durch die Zweige.

Dann sitzt da eine riesige Schnoile hinter dem kleinen Elf, der heftig zusammenfährt. Eulenvögel verputzen ständig – wie doch jeder weiß – Mäuse und anderes Kleingetier. Was ist nun, wenn diese Krummschnäbel auch winzige Elfen nicht verschmähen ...

Und – hups – ist der kleine Elf verschwunden. Verwundert blickt sich die Schnoile um. Sie hatte doch gehofft, dieses Sauwetter "Huhutschieh!" nicht allein aussitzen zu müssen.

"Aussitzen, nicht auffressen?" Einige Zweige tiefer rappelt sich der kleine Bär wieder hoch. "Huhupp, natürlich nicht, ich fresse doch keine Helfer des Weihnachtsmann." Schnoile klappt beide Augen zu, bevor sie das Haupt schnell von recht nach links und wieder zurück bewegt: "Ich will doch auch Geschenke!"

"Aber sag selbst, das ist doch kein Weihnachtswetter für draußen, so nass-muschelig." Der Vogel fixiert den kleinen Zipfelbären, der wieder nach oben klettert. "Huhuu, ich bin gerade ja vollkommen falsch gefiedert, so schneeweiß." Schnoile schüttelt sich innerlich, wenn sie an die nächste Mauser denkt, nur um im Schmuddelgrau im Regen zu hocken.

Da hilft auch kein Schütteln des Gefieders, hier weichen sie beide langsam durch. Der kleine Elf hat eine Idee: "Drüben im Haus ist es trocken und warm. Da sollten wir hin." Unsicher wechselt der nasse Vogel von einem Fuß auf den anderen. Eine Schnoile ist doch eigentlich kein Heimvogel ... der seine Krallen in Pantoffeln steckt. Aber "Huhutschie!" sie sollten gehen. Nur: "Ich kenne da doch niemanden." Das stört doch keinen kleinen Elf: "Ich auch nicht. Wir mogeln uns rein."

Am EIngang steht zwar eine ganzer Pulk von kleinen Petzen mit Giraffe. Aber sie stieren die ganze Zeit nur auf den beleuchteten Holzsteg. Da fällt es scheinbar keinem auf, dass sich ein großer weißer Vogel und ein kleiner Zipfelmützenbär sich seitlich vorbeischleichen. Auch wenn hin und wieder ein Glöckchen am Schnabelschuh silberhell erklingt. "Leise, huhuhh," blickt sich die Schnoile ängstlich um.

Die kleinen Bären haben keine Zeit. Sie warten sehnsüchtig auf die Heimkehr der 'Ruprecht Won' mit all den Geschenken. Hoffentlich werden die bei dem Nieselregen nicht komplett durchgeweicht. Oder der alte Seebär wird bei den Sturmwarnungen im Norden verweht. Und dann ist die Landebahn in diesem Jahr viel löcheriger und teilweise spiegelglatt. Die eifrigen Wunschzettelschreiber werden erst glücklich sein, wenn die Geschenke wohlbehalten unterm Baum liegen.

"Du meinst, huuh, das fällt keinem auf?" Aufgeregt humpelhüpft die Schnoile neben dem Elf. Humpelhüpfen ist übrigens die übliche Bodenfortbewegung für große Eulenvögel. "Klar doch," wischt der kleine Weihnachtsbär alle Bedenken großzügig beiseite. "Wir stellen uns einfach irgendwo in die Dekoration, zwischen Grün und Glitzerkugeln und überwintern so die Weihnachtstage." "Für einen richtigen Winter ist es viel zu nass," grummelt die Eule, aber dann hellt sich wieder ihre Miene auf: "Vielleicht haben sie hier sogar ein paar knusprige Mausehappen zum Fest ... huhuh-schlürpp oder wenigstens etwas Katzenfutter."


Fotos: W.Hein

Santa's Elf ist tatsächlich ein Steiff-Bär, was man am blinkenden Ohrsticker erahnen konnte. Schnoile ist ein Hansa Toy aus den warmen Philipinen. Gerome kommt aus dem fernen Australien von den Hampton Bears. Und die Kleine, Maylin, Alisa und Conroy sind Rica-Bären aus dem nahen Detmold.


3 Kommentare:

Nicola Hinz hat gesagt…

Die schöne Geschichte hat mir den verregneten Weihnachtsabend am Schreibtisch entschieden versüßt.

Vielen Dank und frohe Weihnachten!

Liebe Grüße
Nicola

Doro hat gesagt…

Für diese schöne Weihnachtsschnoilengeschichte sage ich nochmals extra Danke und hoffe,dass Tiere ,die Plüsch-und die Katzentiere und auch Ihr Menschen wunschzettelmässig beschenkt worden seid....Heilige Nacht wünscht Doro

heinwerken hat gesagt…

@ Nicola,
auch wenn es zu Sylvester kein besseres Wetter und dafür eine neue Geschichte gibt, ist es hoffentlich kein weiterer Abend am Schreibtisch. Obwohl hier ein ausgewiesener Experte für langweilige Jahresübergänge spricht.

@ Doro,
die Wunschzettel von kleinen Bären sind unendlich und zu Silkes Leidwesen ist meiner auch nicht wirklich kurz. So beschenken wir uns nur ein wenig und dabei vielleicht immer noch zu viel. Denn eigentlich gibt es noch viel auch physisch vorhandenes Material für wilde Geschichten. Doch manchmal dauert es viel länger, die Wünsche auch in die Tat umzusetzen, anstatt sich nur planmäßig zu beschenken. Doch wenn es nicht nur uns Freude macht, sind wir glücklich und danken auch den lieben Menschen, die uns immer mal wieder rechtzeitig wissen lassen, dass wir mit unserem Bärenspaß nicht allein sind. Herzliche Grüße dafür und allen noch entspannte Restfeiertage.

Wolfgang