Die Tage des gnadenlosen Testens haben begonnen. Sie werden ihren roten Renner immer wieder unerbittlich die Rampe herunter in den Garten jagen, um in endlosen Fahrten unverzichtbare Vieh-Tschakas-Zusätze und wertvolle Sekunden suchen. "Wieso sind die Sekunden wertvoll?" will der naseweise Renngehilfe wissen, bevor es noch schneller wird.
"Weil man sie verliert, wenn man sie liegen lässt," presst Joris gegen den Fahrtwind hervor. Das leuchtet ein, doch: "Und wer nimmt sie dann mit?" Der Mäuserich klammert sich inzwischen am Fahrer fest: "Wer sammelt denn achtlos weggelegte und dann vergessene Zeit?"
"Kein echter Rennfahrer jedenfalls," knurrt die Ratte unter der Pilotenkappe. "Der hat nichts zu verschenken und erst recht keine Fahrzeiten!" Das macht also die Zeit teurer, weil man sie nicht umsonst bekommt ... oder wie soll das die kleine Maus jetzt verstehen ...
"Argl! So geht das nicht!" Jetzt hat Joris den nächsten Glockenblumentuff gerammt. Und der Gehilfe hat viel zu spät den Bremsschirm geöffnet. Sie müssen sich mehr konzentrieren und nicht die ganze Zeit so schwere Extra-Gedanken mitwälzen.
Beim nächsten Versuch rollt der rote Renner die Rampe still herunter. Man hört nur das Rumpeln der Räder auf dem Karton, das Rauschen des Fahrwindes und den angespannten Atem der Besatzung.
Am Knick nimmt die Beschleunigung noch einmal rasant zu und der Renngehilfe muss bei der Pilotenjacke schon fest zupacken, um an Bord zu bleiben.
Dann kommt schon der Übergang zur flachen Betonfläche. Das ist jetzt die maximale Geschwindigkeit. Und davon müssen sie jetzt so viel möglich mit ins Ziel nehmen.
Sie fliegen auf die erste Schikane zu. Diesmal nimmt Joris die Glockenblumen gleich mit einer scharfen LInkskurve. Und schon saust die Fuhre wohlbehalten vorbei.
Die Ratte beginnt sofort wieder gegenzusteuern, damit sie knackig die Spur halten und ja keine Rollkraft verlieren.
Knapp schießt der rote Renner an der nächsten Fugenpflanze vorbei. Die hat der Pilot extra eng angesteuert, um in direkter LInie zum letzten Hindernis zu kommen.
Mit einem kräftigen Schirmschlag schiebt Naseweis noch das letzte Pflanzendickicht beiseite, bevor Joris auf die freie Pläne fährt. Jetzt können sie den ganzen Restschwung ausnutzen und versuchen, diesmal bis zum Aluteich zu kommen.
Da stoppt sie die erhobene Pfote eines kleinen Bären im Straßenkartenhemd und blinkendem blauen Licht unter dem Kopftuch. Verwundert lässt die Ratte den Wagen ausrollen. Es könnte ... das ist doch ... nein nicht ... oder ... ist es wirklich ... es ist in der Tat das 'Weihnachts-Navi', dieses Wunder der Technik ...
Dem Navi ist das schwere Rentier-Kostüm endgültig zu warm geworden. Deshalb hat es eine Umstellung zur 'Sommer-Ausgabe" vorgenommen. Also hat es den Winterpelz mit Geweih in den Schrank gehängt und dafür ein leichtes Sommerhemd und Piratentuch angelegt. Dann hat es sich noch die Termine für Sommerferien gemerkt und zur Sicherheit noch einmal einige Reiseprospekte für beliebte Urlaubsziele durchgeblättert. Am Ende hat das Navi noch alle Ziele aussortiert, die auf einer Insel liegen oder wo man sowieso einen Flieger braucht.
Jetzt ist das Sommernavi bereit, dem fixen Nagerteam im roten Blechrenner den Weg zur zeigen. Das ist im Garten vielleicht noch nicht so spannend, hier kennen sich ja alle fast noch aus. Aber wenn Joris und Naseweis wieder auf die offene Straßen wollen, sind sie so zwei oder drei Querstraßen weiter ohne ein Navi verloren! ("Wie die Sekunden?" murmelt Naseweis "Pst! Nicht jetzt!")
Doch es kommt für die beiden Fernreisenden sogar noch besser. Erst pfeift das Navi ganz laut mit einer Pfote zwischen den Zähnen und dann winkt es eifrig zwei etwas verschlafenen, noch saumseligen Gestalten zu.
Auch beim Näherkommen bleiben es zwei kleine Bären, die träge heran trotten. Das Navi kann es gar nicht erwarten, bis sie endlich ankommen. Der sommerliche Wegweiser will sie unbedingt Joris und seinem Renngehilfen vorstellen.
"Das sind 'Kurzer-Umweg zweipunktnull und 'Stau-Ohne-Mich achteinhalb'," erklärt das Sommernavi. "Es sind die aktuellen Navi-Hilfsprogramme und quasi alternativlos für die schnelle Fahrt. Denn wenn unvorhergesehene Hindernisse auftauchen, wissen die beiden immer noch, wo es auch lang geht. Die müssen mit mir im Renner sitzen." Die beiden Rennfahrer staunen: "Ihr wollt alle mitfahren?" Jetzt kann es das Navi nicht fassen: "Das ist doch wohl klar."
Joris ist noch unsicher: "Und ein Navi muss immer mit an Bord sein?" Das Navigationsgerät hinter ihm nickt: "Absolut." Sonst kennt ja keiner den Weg. Und die beiden kleinen Hilfsprogramme wollen auch noch mit reingequetscht werden. Aber dann ist doch kein Platz mehr für den Renngehilfen, der die Schirmbremse bedienen muss.
Fotos: W.Hein
Aus den Niederlanden kommen die Nager. Joris ist ein rattiger Tonni Bear und Naseweis ein mausiges Bell Bears Design. Das Navi stammt von den Bären aus dem Fleckerwald. Und die beiden Navi-Hilfsprogramme hat Deb Canham in Amerika 'programmiert'.
3 Kommentare:
Der arme Renngehilfe, jetzt steht er mit seinem Schirm in der Sonne ;)
Grandios - super!
Diese Testfahrt war spannender und unterhaltsamer als Formel 1.
Lieben Gruß
Björn :)
Hahaaaa,so eine lustige Geschichte. Weihnachtsnavi, Sommernvavi und die Navigehilfen :-))))) Wir haben gerade mächtig lachen müssen und lesen die Geschichte heute bestimmt noch einmal. Und Mini, ganz beeindruckt von der schnittigen Rampe, holt nachher seinen blauen Flitzer aus der Garage und spielt mit Pavarotti "Der große Preis von Monte Carlo"
Viele Grüße
von den Kuschelbären
@ Björn Schröbel
Na wenigstens hat der Renngehilfe einen Sonnenschirm, bis abschließend geklärt ist, was alles zur perfekten Renn-Bollerwagen-Ausstattung gehört. Im Moment sieht es so aus, dass man als Nagerexpress auch herumrasen kann, ohne zu wissen, wo man gerade so genau ist. Und die Warnung vor Radarfallen ist hier im Wohngebiet nicht ganz so wichtig. "Wir haben ja auch kein Nummernschild," erklärt Naseweis. "Die wissen ja gar nicht, wohin sie das Foto schicken müssen!"
@ Kuschelbären
Hier wird schon überlegt, wenn die Rampe noch verlängert würde und man sie oben auf die abfallende Siedlungsstraße stellen würde, würde die Fahrt doch viel rasanter. Die beiden Bollerwagenpiloten müssten dann nur noch die Schikane am Kinderspielplatz meistern, um ganz weit bis zur mehrspurigen Hauptstraße zu sausen. Unten könnten die Mädels mit dem Sommernavi warten, denn dann wissen sie ja, wie sie wieder zurück kommen. Es müsste nur noch jemand den sperrigen Bollerwagen für die nächste Schussfahrt mit zurücknehmen ...
LG Wolfgang (und Silke)
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